• Was haltet ihr von "neuer Musik" ? 0

    1. Endlich habe ich einen Musikstil gefunden, der mein Lebensgefühl ausdrückt! (0) 0%
    2. Häh ? (0) 0%
    3. Dinge, die die Welt nicht braucht! Die waren doch alle Geisteskrank. (0) 0%

    Hallo @ all!


    Wir haben in der 13.Klasse neue Musik im Musikunterricht durchgenommen.(Ich hatte Musik als mündliches Prüfungsfach).
    Da haben wir u.a. Werke von Stravinski, Hindemith,Stockhausen und Schönberg gehört. Mich wollte mal eure Meinung zu diesen Herren und allgemein zu ihrer Musik und Geisteshaltung interessieren.
    Ich fand diese Musik zunächst schaurig, aber wenn man ersteinmal über den Tellerrand sieht und versucht sich in diese Künstler hineinzuversetzen, erscheint einem alles gleich interessanter und wertvoller: Schließlich waren alle nach Wagner erstmal total erschlagen und wussten nicht, womit man diese Kunst noch vergleichen konnte oder wie besseres hinzubekommen sei. So haben sie also eine ganz neue Kategorie gefunden, die Kategorie des Atonalen. Ich finde die Musik nach der Auseinandersetzung im Unterricht noch immer nicht schön, aber bedenkenswert. Was mich auch beeindruckt hat: bei vielen Werken geht es gar nicht um den Klang, sondern um ein mathematisches Modell, welches sich hinter den skurilen Tongerüsten verbirgt :schmetterling:

    Two roads diverged in a wood and I -
    <br />I took the one less travelled by
    <br />and that has made all the difference.

  • Hallo Amelie!


    Schönes Thema, aber sehr schwer.
    Also zuerst einmal würde ich sagen, dass ich theoretisch SEHR für Neue Musik bin. Eskommt natürlich immer darauf an, was von von Musik verlangt. Hört man Musik zum tanzen oder umsich zu berieseln oder einfach als Hintergrundgeräusch oder hört man wirklich richtig hin?
    Ich zähle mich meistens zu den Hinhörern. So gesehen finde ich auch Neue Musik sehr spannend, da sie ein Versuch ist, die Gegenwart in Ton zu fassen. Ich mag zwar Bach - und er kann mich auch in bestimmte Stimmungen versetzen etc., aber es ist halt kein zeitgemäßer Ausdruck. Die Sichtweise auf die Welt hat sich gewandelt, die Umstände sind andere, warumsollte die Musik dann genauso klingen?
    Andererseits gebe ich zu, dass ich mir bei der Neuen Musik aus dem Anfang bis Mitte des 20. Jahrhunderts häufig schwer tue. Ich würde sie zudem langsam nicht mehr Neue Musik nennen. ;)
    Die meisten Musikgeschichten hören ja meistens angeblich in der "Gegenwart" auf, das ist 1960. ;)
    Stravinski finde ich recht gut hörbar, das Wenige, das ich von ihm gehört habe. Stockhausen finde ich sehr, sehr spannend, ich liebe Leute mit verschrobenen Weltsichten. ABer die meiste Musik von ihm kann ich nur manchmal hören.


    Ich mag vor allem wirklich moderne Musik, die zudem aus dem Gebäude der klassischen Konzertumgebung ausbricht. Zum Beispiel, wenn sie ins Elektronische übergeht. Wie Ryoji Ikeda, dessen letzte CD allerdings auch Streichquartette enthält, ausnahmsweise mal keine Elektronik. Oder um einen Deutschen zu nennen: Oval, was aber zumindest von der Arbeitsweise her und vielleicht auch von der Einstellung in den intelligenten (!) Techno-Bereich hineinreicht.
    Oder Coil und (was gerade läuft: Thighpaulsandra), die eine Mischung aus Elektronik mit allen Einflüssen die es gibt machen. Schwer zu beschreiben. Jetzt gerade (höre diese Thighpaulsandra-CD zum ersten Mal) eine Mischung aus Zwölftonmusik, Elektronika, "Geräuschdrones" und Pop-Rock. Sehr seltsam.
    Um mein derzeitiges Libelings"null"wort zu benutzen: "Postmodern".


    Aber es gibt ja auch bei den eher "U-Orientierten" recht hörbare Beispiele: Philip GLass, Michael Nyman oder etwas älter ein Stravinski-Schüler, wenn ich mich recht entsinne: Bohuslav Martinu.


    Aber an sich mag ich eher ein Stilmix. Am besten alles auf einmal und durcheinander und möglichst polyphon. ;)


    Ralph


    ps: Ich sollte vielleicht nicht so viele Namen nennen, nachher hört da jemand rein. Alles seltsames Zeug, also lieber vorsicht walten lassen. ;)

  • Kenne mich damit nur sehr am Rande aus, erlaube mir daher auch kein abgeschlossenes Urteil.


    Habe im Zuge meiner Maturaarbeit (Schweizer! ;)) untersucht wie der zweite Weltkrieg in der Musik aufgearbeitet wurde - Verarbeiten wird man das nie.
    Dabei hab ich mich näher mit Schönbergs "A Survivor from Warsaw" und Steve Reichs "Different Trains" auseinandergesetzt. Zweiteres hatte auf mich eher eine meditative Wirkung, ersteres ist aber sehr emotional obwohl mehrheitlich gesprochen wird. Die musikalische Untermalung ist schlichtweg faszinierend und ich muss gestehen dass mir die Arbeit damit nicht leicht fiel.


    Ich hatte das Gefühl dass sich neue Musik sehr zum Ausdruck von solchen Gefühlen, wie sie eben zum Beispiel als Folge der Weltkriege aufkamen, eignet. Die Harmonie geht flöten, die Tonalität wird begraben, das gefällt mir sehr gut aber es stimmt, es ist Musik zum Hinhören, Emotionen zu erfahren, bisher hab ich sie auch meist eher schwermütig erfahren (ausser Reich vielleicht, der ja vor allem mit Geräuschwiederholungen arbeitet - gefällt mir persönlich weniger, wenig Emotion) und daher spricht sie mich auch an. Melan, schwarz und düster halt.

  • Zitat von "Melan"

    Dabei hab ich mich näher mit Schönbergs "A Survivor from Warsaw" und Steve Reichs "Different Trains" auseinandergesetzt. Zweiteres hatte auf mich eher eine meditative Wirkung, ersteres ist aber sehr emotional obwohl mehrheitlich gesprochen wird. Die musikalische Untermalung ist schlichtweg faszinierend und ich muss gestehen dass mir die Arbeit damit nicht leicht fiel.


    Hallo Melan,


    zunächst herzlich willkommen hier bei uns im Klassikerforum. Arnold Schönberg und Steve Reich, sind ja zwei sehr interessante Komponisten. Steve Reichs Minimalmusik, da gebe ich Dir recht, hat eine meditative Wirkung. Kennst Du auch seine anderen Werke?. Arnold Schönberg schrieb ja eine völlig andere Musik. Das hat mich schon bei der Umfrage von amelie gewundert. Mögt ihr neue Musik? (Stravinski, Hindemith, Stockhausen und Schönberg). Muss man die den zusammen mögen? Man kann doch Stockhausen mögen, aber Schönberg nicht, die Musik der beiden hat doch nichts miteinander zu tun, oder? Ich z.B. mag Schönberg, -Stockhausen und Reich, aber mit Stravinski tue ich mir manchmal schwer. Im übrigen verstehe ich, wenn man Stockhausen und Reich zur Neuen Musik zählt, aber Schönberg? Der Mann ist schon lange tot, kein Mensch komponiert heute mehr Musik, wie Schönberg (Zwölftonmusik). Wieso also Schönberg zur „Neuen Musik“ zählen. Sicher irgendwann war die Zwölftonmusik mal neu, aber heute ist das doch eher ein alter Hut, wenn auch ein interessanter, alter Hut.


    In einem anderen Thread hast Du geschrieben, klassische Musik magst Du nicht, aber „Neue Musik“ wie Schönberg gefällt Dir?. Hm, die meisten Leute, die ich kenne würden Schönbergs Musik als klassische Musik beschreiben, wohlgemerkt keine Musik der Klassik (das wären Haydn, Mozart, Beethoven) aber im Unterschied zur Popmusik gehen viele Leute in ein klassisches Konzert und hören dann Stockhausen oder auch Steve Reich. Von Reich gibt es übrigens auch eine Oper „The Cave“ über Abraham (3 Akte, 2,5 Std), sicher keine Popmusik.


    Ich selbst tue mir ja bei Einteilung von Musik ebenso schwer wie bei Einteilung von Literatur, deshalb würde mich mal interessieren, wie da in den Schulen heute eingeteilt wird?


    Gruß von Hubert

  • Hallo,


    warum soll denn die Musik von Bach kein "zeitgemäßer Ausdruck" sein? Ich habe die Goldberg Variationen immer als sehr zeitgemäß epfunden!


    Mecki

  • Zitat von "Mecki"

    Hallo,


    warum soll denn die Musik von Bach kein "zeitgemäßer Ausdruck" sein? Ich habe die Goldberg Variationen immer als sehr zeitgemäß epfunden!


    Mecki


    Hallo Mecki,


    zuerst wußte ich überhaupt nicht, was Du meinst. Wieso soll Bachs Musik kein "zeitgemäßer Ausdruck" sein, das sagt doch niemand. Aber beim zweiten Durchlesen dieses Threads habe ich dann das Zitat bei "eRDe" entdeckt. Und ich kann Dir nur zustimmen. Bachs Musik, und ich meine jetzt nicht nur die "Goldberg Variationen", ist zeitlos und damit immer auch zeitgemäß.
    Danke für Deinen Hinweis (aber noch besser wär's mit Zitatangabe gewesen).


    Gruß von Hubert

  • Hallo,


    bin neu hier und sage erstmal "Guten Abend". Ich interessiere mich für alle Arten sog. klassischer Musik, vom Mittelalter bis zur Neuen Musik mit ihren verschiedenen Unterarten. Schwerpunkte sind Renaissance und Mozart, daneben auch die Zwölftöner, bes. A. Berg. Das nur mal zur Info. :smile:


    Hubert schrieb:

    Zitat

    Mögt ihr neue Musik? (Stravinski, Hindemith, Stockhausen und Schönberg). Muss man die den zusammen mögen? ....... Im übrigen verstehe ich, wenn man Stockhausen und Reich zur Neuen Musik zählt, aber Schönberg? ...... Sicher irgendwann war die Zwölftonmusik mal neu, aber heute ist das doch eher ein alter Hut, wenn auch ein interessanter, alter Hut.


    Dieser Aussage schließe ich mich an. Für die meisten Konzertbesucher sind diese Komponisten wie Schönberg, Berg, Webern immer noch "neu" und gewöhnungsbedürftig. Minimal Musik z. B. muß im Programm schon gut platziert sein (also z. B. nach einer konventionellen Ouvertüre o. ä. und nicht nach der Pause!). :zwinker:


    Mecki schrieb:

    Zitat

    Ich habe die Goldberg Variationen immer als sehr zeitgemäß epfunden!


    Bach ist für mich der zeitloseste Komponist, will sagen, jede Hörergeneration kann ihn neu für sich entdecken.


    Grüße,
    Gitta

  • Zitat von "Gitta"

    bin neu hier und sage erstmal "Guten Abend". Ich interessiere mich für alle Arten sog. klassischer Musik, vom Mittelalter bis zur Neuen Musik mit ihren verschiedenen Unterarten. Schwerpunkte sind Renaissance und Mozart, daneben auch die Zwölftöner, bes. A. Berg. Das nur mal zur Info. :smile:


    Hallo Gitta,


    herzlich willkommen hier bei uns im Klassikerforum. :blume: :blume: :blume: .


    Bist Du, neben klassischer Musik, auch an Literatur-Klassikern interessiert? Und darf ich mal fragen wo Du herkommst?
    In Frankfurt, Heidelberg oder Stuttgart zählt Schönberg oder A. Berg m.M.n. beim Konzertpublikum nicht mehr als "neue" Musik. Und Steve Reichs Musik habe ich schon vor über zehn Jahren in Konzerten in Frankfurt gehört, bei denen nur seine Musik gespielt wurde. Ansonsten denke ich sollte Reichs Musik eh nicht zusammen mit Mozart oder Beethoven gespielt werden, sondern mit Terry Riley und Philipp Glass, vor mir aus auch, um die Unterschiede zu hören, mit John Cage.


    Gruß von Hubert

  • Zitat

    Und Steve Reichs Musik habe ich schon vor über zehn Jahren in Konzerten in Frankfurt gehört, bei denen nur seine Musik gespielt wurde. Ansonsten denke ich sollte Reichs Musik eh nicht zusammen mit Mozart oder Beethoven gespielt werden, sondern mit Terry Riley und Philipp Glass, vor mir aus auch, um die Unterschiede zu hören, mit John Cage.


    Hallo Hubert,


    danke für die Begrüßung!


    Ja, das stimmt schon! Es kommt stark auf das Konzertpublikum an. Ich behaupte mal, daß dies bei den Ruhrfestspielen vielleicht aufgeschlossener ist als in manchen hanseatischen Städten. :rollen:


    Ja, und die Minimalisten passen nicht zu den Wiener Klassikern, also wird sich in den entspr. Konzerten auch das entspr. Publikum einfinden. Übrigens bin ich - was musikalische Vorlieben betrifft, tolerant, d. h., eine gewisse Auseinandersetzung mit einer Musikrichtung muß m. M. nach schon stattgefunden haben, bevor man sich zustimmend oder ablehnend äußert. Alles andere wäre für mich Ignoranz.


    Zitat

    Bist Du, neben klassischer Musik, auch an Literatur-Klassikern interessiert?


    Interessiert schon, aber ich werde wohl nur selten in dem betr. Forum sein können, einfach aus Zeitgründen, doch mitlesen geht. Die klass. deutsche Literatur kenne ich ausreichend (bis ca. die Mann-Brüder, Hesse, Döblin, Nachkriegsliteratur wie Böll, Grass, Hildesheimer, die Ex-DDR Autoren), international die wichtigsten Werke, doch das ist ja alles relativ. Aber, wie gesagt, man kann nicht alles tun.


    Zunächst mal (verregnete)Grüße,
    Gitta

  • Zitat von "Gitta"

    [Ja, das stimmt schon! Es kommt stark auf das Konzertpublikum an. Ich behaupte mal, daß dies bei den Ruhrfestspielen vielleicht aufgeschlossener ist als in manchen hanseatischen Städten. :rollen:


    Interessiert schon, aber ich werde wohl nur selten in dem betr. Forum sein können, einfach aus Zeitgründen, doch mitlesen geht. Die klass. deutsche Literatur kenne ich ausreichend (bis ca. die Mann-Brüder, Hesse, Döblin, Nachkriegsliteratur wie Böll, Grass, Hildesheimer, die Ex-DDR Autoren),


    Hallo Gitta,


    Du mußt hier nicht sagen, aus welcher Stadt du kommst, aber es macht schon Sinn bei Diskussionen, wenn man weiß, ob der Diskussionspartner aus Nord-, Süd- oder Ostdeutschland oder Österecih oder der Schweiz kommt. Durch deinen Hinweis mit den hanseatischen Städten schliesse ich jetzt mal Süddeutschland, Österreich und Schweiz aus, aber nett wäre wenn Du in Deinen Angaben bei der Anmeldung Nord- oder Ostdeutschland ergänzen würdest. (Pflicht ist das natürlich nicht).


    Die von Dir genannten Autoren (von Mann bis Grass) zählen für mich alle noch nicht zu den Klassikern. Zum Klassiker wird man, falls die Werke dann noch nicht vergessen sind, 70 Jahre nach Tod, also ab Fontane rückwärts.


    Gruß von Hubert

  • Zitat


    Du mußt hier nicht sagen, aus welcher Stadt du kommst, aber es macht schon Sinn bei Diskussionen, wenn man weiß, ob der Diskussionspartner aus Nord-, Süd- oder Ostdeutschland oder Österecih oder der Schweiz kommt.


    HalloHubert,


    klar macht das Sinn. Ich habe gerade das Profil dahingehend geändert. :smile:


    Bei der Angabe der Klassiker meinte ich Autoren bis zu den von mir genannten, also natürlich auch die aus der literaturgeschichtlich „klassischen“ Epoche wie Goethe und Schiller, dann die Romantiker, Realisten, Naturalisten usw. Fontane auch. Das ging wohl aus meinen Angaben nicht so klar hervor. Entschuldigung!


    Grüße,
    Gitta

  • Zitat von "Gitta"

    klar macht das Sinn. Ich habe gerade das Profil dahingehend geändert. :smile:


    Bei der Angabe der Klassiker meinte ich Autoren bis zu den von mir genannten, also natürlich auch die aus der literaturgeschichtlich „klassischen“ Epoche wie Goethe und Schiller, dann die Romantiker, Realisten, Naturalisten usw. Fontane auch. Das ging wohl aus meinen Angaben nicht so klar hervor. Entschuldigung!
    Grüße,
    Gitta


    Hallo Gitta,


    danke Dir für:

    - die Ergänzung Deines Profils :klatschen:


    (und wünsche und hoffe, dass Du da ein Vorbild bist, für alle die hier ebenfalls noch Nachholbedarf haben :zwinker: )


    - die Erläuterung Deiner gelesenen Literatur. Das ist ja beachtlich, um so mehr hoffe ich, dass Du vielleicht doch ab und zu mal ein Buch mit uns zusammen lesen wirst, oder dich auch an einer Diskussion beteiliigst, wenn wir ein Buch lesen, dass du schon kennst.


    Liebe Grüße


    Hubert

  • Zitat

    - die Erläuterung Deiner gelesenen Literatur. Das ist ja beachtlich, um so mehr hoffe ich, dass Du vielleicht doch ab und zu mal ein Buch mit uns zusammen lesen wirst, oder dich auch an einer Diskussion beteiliigst, wenn wir ein Buch lesen, dass du schon kennst.


    Meine Literaturkenntnisse sind (auch) ein bisschen beruflich bedingt. :zwinker:


    Zitat

    ....dass Du da ein Vorbild bist,...


    Vorbild? Na, ich weiß nicht! :breitgrins:



    Grüße,
    Gitta

  • Zitat von "Melan"

    Habe im Zuge meiner Maturaarbeit (Schweizer! ;)) untersucht wie der zweite Weltkrieg in der Musik aufgearbeitet wurde - Verarbeiten wird man das nie.


    Ich hatte das Gefühl dass sich neue Musik sehr zum Ausdruck von solchen Gefühlen, wie sie eben zum Beispiel als Folge der Weltkriege aufkamen, eignet. Die Harmonie geht flöten, die Tonalität wird begraben, das gefällt mir sehr gut aber es stimmt, es ist Musik zum Hinhören, Emotionen zu erfahren, bisher hab ich sie auch meist eher schwermütig erfahren


    Hallo Melan,


    bei diesem Thema hast du dich doch sicherlich auch mit Shostakovichs 7.Symphonie beschäftigt, der "Leningrader", die sich mit dem Einmarsch der deutschen Armee in Leningrad beschäftigt. Ein tolles Werk, wie auch die anderen Symphonien dieses Herrn.


    Gruß
    finsbury

    Ein Buch muss die Axt sein für das gefrorene Meer in uns. (Kafka)

  • Holla den Thread ganz vergessen :entsetzt:


    Hallo Finsbury


    Nein, habe leider noch nie was davon gehört, vom Komponisten auch nicht. Auch neue Musik nehm ich an?!


    Hallo Hubert


    Tut mir Leid das ich dir bisher nicht geantwortet habe. Ich bin leider nicht jeden Tag hier im Klassikerforum und bei der Fülle an interessanten Beiträgen vergesse ich, wo ich selber was geschrieben habe oder etwas schreiben sollte.


    Von Reich kenne ich ausser Different Trains nur Electric Counterpoint, welches ja auf der Different Trains CD ist und soweit ich mich erinnere hab ich auch mal in City Life reingehört.
    Die sogenannte "Neue Musik" etabliert sich ca. ab 1910 mit dem Durchbruch der Atonalität. Sie wird als einer der tiefsten Einschnitte in der Musikgeschichte betrachtet und soweit ich weiss auch viele Komponisten wie Richard Wagner und Gustav Mahler standen ihr eher kritisch oder sogar verständnislos gegenüber, vor allem wegen der herrschenden Dissonanz.
    Schönberg zählt man zur "neuen Musik" allerdings gibt es da laut Lehrbuch mehrere Einteilungen. Schönberg zählt in diesen Einteilungen zur Spätromantik (wie auch Wagner und Mahler - Spätromantik gehört aber nicht zur "Neuen Musik"), begründet aber mit der Zwölftonmethode die Neue Wiener Schule, zu der auch seine Schüler Webern und Berg gezählt werden. Weiter gibt es z.B. den Neoklassizismus mit Strawinsky, Hindemith (die Werke der beiden kenne ich persönlich nicht), den Impressionismus und den Expressionismus (Bartok und ebenfalls Strawinsky). Ab ca 1950 entstehen weitere Formen der "Neuen Musik" z.b. Elektronische Musik, Serielle Musik, Klangflächenmusik, Aleatorik, Postmoderne neue Einfachheit oder eben die Minimal Music mit Reich und Philipp Glass.
    Der Begriff "Neue Musik" bezeichnet also eigentlich lediglich die Entwicklungen des 20 Jahrhunderts im Bereich der Musik. (Natürlich ohne die unzähligen Jazz Formen und als Folge davon Rock oder Metal.)


    Achtung: Soweit ich mich entsinne habe ich nicht geschrieben dass mir Klassische Musik nicht gefällt, lediglich dass ich sie nicht oder nur sehr selten höre. Auch mag ich Schönberg nicht so wie ich zum Beispiel Pink Floyd mag; Schönberg kann man sich nicht zwischendurch mal anhören, man muss seiner Musik schon aktiv zuhören, was ja auch eine Folge der Neuen Musik ist, das Neue Hören, sogenanntes Strukturelles Hören.


    In den Schulen wird wohl auch nicht überall einheitlich eingeteilt. Bei uns wurde es nur sehr grob eingeteilt, wir konzentrierten uns primär auf das 20 Jahrhundert. So im groben würde ich sagen ist die Einteilung folgende:
    Mittelalter, Renaissance, Barock, Klassik, Romantik, 20 Jahrhundert, was natürlich der Vielfalt der Stilrichtungen nicht gerecht wird (wie in der Kunst).


    Alles hier natürlich sehr Musiktheoretisch, aber wie bei der Frage was den ein Literaturklassiker ist, muss auch hier ein Konsens gefunden werden damit man darüber sprechen kann. (Ohne den Anspruch erheben zu wollen dass oben geschriebenes alles stimmt, ist lediglich dass was ich so gelernt habe ;))


    Sorry nochmal für die sehr verspätete Antwort.
    Gruss
    Melan

  • Zitat von "Melan"

    Nein, habe leider noch nie was davon gehört, vom Komponisten auch nicht. Auch neue Musik nehm ich an?!


    Nein, kein Zwölftöner und nur eingeschränkt atonaler, wobei ich von den Definitionen wenig bis keine Ahnung habe,
    Aber er definiert die Form und den Inhalt der Musik anders: Er betreibt z.B. mit Musik Kritik am Einmarsch der Deutschen und am Faschismus, aber auch am Stalinismus. Ich bin erst im Rahmen eines Musikseminars darauf aufmerksam geworden, wie er mit klassischer Musik Gesellschaftskritik betrieben hat, und zwar so sehr, dass er mit den Herrschenden Schwierigkeiten bekam. Wenn er auch später verbal zurückgerudert ist, um in der UdSSR bleiben zu können, hat er doch mit seiner musikalischenKritik nie aufgehört.


    Gruß
    finsbury

    Ein Buch muss die Axt sein für das gefrorene Meer in uns. (Kafka)

  • Zitat von "finsbury"


    ...wie er mit klassischer Musik Gesellschaftskritik betrieben hat, und zwar so sehr, dass er mit den Herrschenden Schwierigkeiten bekam. Wenn er auch später verbal zurückgerudert ist, um in der UdSSR bleiben zu können, hat er doch mit seiner musikalischenKritik nie aufgehört.


    Hallo finsbury,


    leider durfte sich Schostakowitsch in der Sowjetunion auch musikalisch nicht so ausdrücken wie er wollte. Er hätte sich gern - u. seinem Können angemessen - den westlichen modernen Schulen angeschlossen (u.a. der atonalen Richtung). Seine Oper "Lady Macbeth von Minsk" z. B. erregte bei den Herrschenden Mißfallen u. Sch. mußte sich "bessern". Ich meine, irgendwo gelesen zu haben, daß er Werke in seinem Sinn zurückgehalten hat, da sie eine Gefahr für ihn gewesen wären. Eigentlich schlidderte Sch. immer gerade so am Lager vorbei, weil er halt ein Aushängeschild für die Partei war.


    @ Melan: Ja, Schönberg hat bis zu seiner Erfindung der Zwölftonmusik durchaus noch im spätromantischen Stil geschrieben.
    Eine kleine Berichtigung: Wagner starb 1883, konnte also kaum etwas von der atonalen Musik mitbekommen haben. :zwinker:

    Zitat

    Strawinsky, Hindemith (die Werke der beiden kenne ich persönlich nicht


    Empfehlung: Anhören, es lohnt sich! :smile:


    Grüße,
    Gitta

  • Zitat von "Gitta"


    Eine kleine Berichtigung: Wagner starb 1883, konnte also kaum etwas von der atonalen Musik mitbekommen haben. :zwinker:


    Hallo Gitta


    Wäre dann die logische Schlussfolgerungen, ja. :breitgrins:
    Um mich zu verteidigen und meine mangelnde musikalische Kompetenz auf dem Gebiet (welche ich zweifellos mein eigenen nennen "darf") zu vertuschen, möchte ich folgendes Zitat, welches aus meinem Musik Lehrbuch aus der Schule stammt, hier anbringen: "Selbst die Komponisten, die bis dahin die Entwicklung vorangetrieben hatten - wie Richard Wagner, Gustav Mahler und Max Reger - stehen ihr (der neuen Musik) verständnislos gegenüber."
    Aus dem hab ich gefolgert, dass Richard Wagner wohl mit Atonaler Musik konfrontiert war. Vielleicht mit ersten frühen Formen oder Versuchen. Naja, schlussendlich eigentlich unwichtig. :zwinker:


    Gruss
    Melan

  • Zitat von "Melan"

    Schönberg zählt man zur "neuen Musik" allerdings gibt es da laut Lehrbuch mehrere Einteilungen. Schönberg zählt in diesen Einteilungen zur Spätromantik (wie auch Wagner und Mahler - Spätromantik gehört aber nicht zur "Neuen Musik"), begründet aber mit der Zwölftonmethode die Neue Wiener Schule, zu der auch seine Schüler Webern und Berg gezählt werden. Weiter gibt es z.B. den Neoklassizismus mit Strawinsky, Hindemith (die Werke der beiden kenne ich persönlich nicht), den Impressionismus und den Expressionismus (Bartok und ebenfalls Strawinsky). Ab ca 1950 entstehen weitere Formen der "Neuen Musik" z.b. Elektronische Musik, Serielle Musik, Klangflächenmusik, Aleatorik, Postmoderne neue Einfachheit oder eben die Minimal Music mit Reich und Philipp Glass.
    Der Begriff "Neue Musik" bezeichnet also eigentlich lediglich die Entwicklungen des 20 Jahrhunderts im Bereich der Musik.



    Hallo Melan,


    vielen Dank für Deine ausführliche Antwort. Im Prinzip sehe ich das genauso. Mein Anliegen wäre höchstens, dass man den Begriff „Neue Musik“ (da inzwischen meist nicht mehr neu und außerdem zu vielfältig) auflöst und die Musik des 20. Jahrhunderts als Zwölftonmusik (Schönberg, Berg, Webern), Elektronische Musik (Stockhausen), Fluxus (John Cage), Minimal Music (Reich, Glass) oder was auch immer bezeichnet. Dann kann man auch sagen, ich mag Elektronische Musik oder ich mag Minimal Music, aber die Frage was man von „Neuer Musik“ hält, was dieser Thread eigentlich fragt, ist wegen der Artenvielfalt, m.M.n. nicht zu beantworten.


    Gruß von Hubert