Bhagavad-Gita

  • Alpha hat in einem anderen Thread (Kafka) geschrieben:
    p. s. Bin ein Ignorant: wer ist "Bhagavad Gita" ? - Kann dementsprechend nichts dazu zu sagen


    Hallo Alpha,


    Ein Ignorant ist meiner Meinung nach einer, der am Erwerb von Wissen nicht interessiert ist. Da Du aber fragst, bist Du ganz sicher keiner.
    (die grauen Männer? Meinst Du die Zeitdiebe aus Momo?)


    Die Bhagavad-Gita ist ein Teil des indischen Epos Mahabharata. Dieses Versepos (im Umfang größer als die Ilias und die Odyssee zusammen) erzählt die Geschichte des Volksstammes der Bharatas und ist lange vor unserer Zeitrechnung entstanden. Geschildert wird die Gedankenwelt der Hindus am Beispiel des Bruderkrieges zwischen den Kauravas (ein Königsgeschlecht) und den Pandavas. In dem „Bhagavad-Gita“ genannten Teil, der vermutlich erst später eingefügt wurde, unterhält sich Arjuna, der Führer der Pandava, kurz vor der Entscheidungsschlacht, auf seinem Kampfwagen, mit seinem Wagenlenker, der wie sich herausstellt, Gott Krishna selbst ist, der auf der Seite der Pandavas kämpft. Durch eindeutige Beweisführung, lehrt Krishna in diesem Gespräch Arjuna den Bhakti-Weg zur Erlösung (Hingabe an Gott durch selbstlose Pflichterfüllung), nachdem auch heute noch viele Inder leben.


    Oft hört man den Vergleich des Mahabharata mit der Bibel, der Bhagavad-Gita, käme bei diesem Vergleich, der natürlich hinkt, vielleicht die Stellung der Bergpredigt zu. Von der Bedeutung her, ist das Epos für die Inder sicher wichtiger als die Bibel für heutige Europäer. Es gibt Filme, Daily-Soups, Comics die den Stoff immer präsent halten, aber auch in der Peking-Oper in China oder bei Schattenspielen auf Java kann es vorkommen, dass man mit dem Stoff konfrontiert wird, eben ein wirkliches Werk der Weltliteratur.


    Gandhi hat über die Bhagavad-Gita folgendes gesagt: „Wenn mich kein Lichtstrahl mehr erreicht, schlage ich die Gita auf, und ein Vers, den ich zufällig finde, gibt mir mein Lächeln zurück"


    Aber auch bedeutende Europäer haben sich mit der „Gita“ befasst und ihre Meinung geäussert:


    Albert Einstein schrieb: „Wenn ich die Bhagavad-Gita lese, frage ich mich, wie Gott das Universum erschaffen hat; alles andere erscheint überflüssig". Und Arthur Schopenhauer: „Es ist die belehrendste und erhabenste Lektüre, die auf der Welt möglich ist". (Über Schopenhauer sind Gedanken der Gita auch in das Werk Thomas Manns, insbesondere in den „Zauberberg“ eingeflossen). Für Wilhelm von Humboldt war die Bhagavad-Gita: „Das Tiefste und Erhabenste, was die Welt aufzuweisen hat" und für Goethe: „Das Buch, das mich in meinem ganzen Leben am meisten erleuchtet hat


    Gruß


    Hubert

  • Guten Morgen Hubert,


    vielen Dank für die Informationen und ob Du es jetzt glaubst oder nicht: Du hast mein Interesse geweckt. Ich habe natürlich auch gleich bei Amazon nachgesehen, aber es gibt vom Bhagavad-Gita sehr viele Ausgaben. Bei eBay wird meistens die Ausgabe "Bhagavad Gita - Wie sie ist" günstig verkauft, der aber Sektenwesen (bei Amazon) nachgesagt wird.


    Hast Du selbst das Buch gelesen und kannst mir eine Ausgabe empfehlen?


    Liebe Grüße
    nimue

  • Hallo Hubert


    deine Ausführungen haben mich an den Gilgamesch-Epos erinnert, sehr wichtig für die Menschheitsgeschichte des nahen Ostens. (Hoffentlich habe ich jetzt nichts durcheinander gebracht). Selbst habe ich es noch nicht gelesen, bin nur öfters bei Recherchen darauf gestoßen.


    Gilgamesch


    LG Maria

    In der Jugend ist die Hoffnung ein Regenbogen und in den grauen Jahren nur ein Nebenregenbogen des ersten. (Jean Paul F. Richter)

  • Hallo Hubert!


    Zurück nach Osten?


    Offen gesagt, habe ich noch nicht Bhagavad-Gita gelesen. Aber als ich noch Kind war, sah ich oft "Wayang Kulit" (Schattenspiel) im meinem Dorf in Mittel-Java. Dort sah ich oft die Geschichte von Mahabharata. Eine grosse Krieg zwischen Pandawa und Kurawa. Arjuna, ist ein charmante Mann, aber gleichzeitig als Play-Boy. Wenn ich Arjuna denke, gehe ich meine Phantasie an Wilhelm Tell mit sein Pfeilbogen. Die beide sind Pfeilschütze. Das Amullet von Arjuna ist Pfeilbogen, während Kresna hat Cakra. Pandawa Familie hat fünf kräftige Männer. Sie haben hübsche Gesicht. Im Gegenteil bei Kurawa sind meisten Dämonen. Der Charakter sind unterschiedlich. Bei Pandawa sind meisten sehr ruhig, nett und klug. Und bei Kurawa sind grob, arrogant, faul und grosse Maul. Aber leider, leider diese Schattenspiel dauert 12 Stunden non-stop. Von 18.00 Uhr bis 06.00 nächsten Tag. Und der Krieg begin mitte Nacht ab 24.00. Deswegen viele Kinder haben schon geschlafen und oft verpasst. Der Krieg zwischen Gut und Böse. Und Pandawa Familie haben oft gewonnen oder fast immer gewonnen.


    Was kann man von Bhagavad-Gita lernen? Diese Erzählung hat eine Ironie oder Kritik an heutige Gesellschaft, Regierung oder moderne Leben. Der Charakter von Menschen zu verbessern. Viele Leute haben von diese Orientalische Weisheit gelernt.
    kb

  • Hallo Hubert,
    Die grauen Männer sind natürlich Momo entnommen. Ich bin immer wieder entrüstet, wie skrupellos sie vorgehen: mir klauen sie die Zeit und leben davon!!! Verrauchen einfach mein Zeit! Das nenne ich eine Frechheit. :elch:
    Vielen Dank, dass du mein Wissen erweitert hast. Wenn ich Zeit habe, so werde ich bestimmt die Lektüre von Bhagavad Gita aufnehmen.
    Wie hat es dir persönlich gefallen? Hast du etwas fürs Leben gelernt? Ich nehme an, dass ja.
    Leider kennne ich die östliche Kultur noch sehr wenig. Russland ja, aber der richtige Osten ist mir unbekannt.

    Genug. Will sagen: zuviel und zu wenig. Entschuldigen Sie das Zuviel und nehmen Sie vorlieb mit dem zu wenig! <br /><br />Thomas Mann

  • Hallo zusammen!


    Eure Diskussion hat mich neugierig gemacht. Ich habe gemerkt, dass ich von den grossen Weltreligionen wohl den Hinduismus am schlechtesten kenne.


    Also, Sandhofer nix wie los in die Buchhandlung.


    Hier ein Taschenbuch, das ich gefunden habe, und was ich als Einführung in den Hinduismus empfehlen kann:


    Vanamali Gunturu: Hinduismus. Kreuzlingen, München: Hugedubel, 2000. (= Diederichs Gelbe Reihe, Bd. 164) ISBN 3-720-52155-9. € 11.50


    Diederichs Gelbe Reihe veröffentlich im übrigen sehr Gutes und sehr viel von und aus den Weltreligionen.


    Grüsse


    Sandhofer

    Wo nehme ich nur all die Zeit her, so viel nicht zu lesen? - Karl Kraus

  • Hallo kang bondet,


    Dass Du aus einem Dorf auf der Insel Java kommst wusste ich nicht. Indonesien hat ja mehr als 3000 besiedelte Inseln (und unbesiedelte noch viel mehr), aber wem sage ich das. Interessant, was Du über die Aufführungen des „Mahabharata“ schreibst. Arjuna, als eine Mischung aus Wilhelm Tell und einem Playboy, – so habe ich das noch nicht gesehen.


    Die Aufführenden bei den indonesischen Schattenspielen, sind das eigentlich Profis, die dann von Dorf zu Dorf ziehen oder hat da jedes Dorf seine eigene Theatergruppe, oder wie hat man sich das vorzustellen?


    Bei den Schattenspielen wird ja immer auch diese Gamelan-Musik gespielt. Ist das nur Begleitung oder wird durch die Musik mehr ausgedrückt?


    Kennst Du auch das zweite große indische Epos „Ramayana“, das vom Kampf des Prinzen Rama um seine Frau Sita erzählt?


    Viele Fragen, aber ich erzähle Dir an anderer Stelle dafür auch etwas zu Kafkas Testament.


    Als ich das allererste Mal mit dem „Mahabharata“ in Berührung kam, war das auch bei einer sehr langen Aufführung. Peter Brook, einer der wichtigsten europäischen Theaterleute, hatte das Epos vor Jahren in Paris mit deutschen und französischen Schauspielern inszeniert und war so erfolgreich, dass er damit zum Festival „Theater der Welt“ eingeladen wurde. Obwohl es auch viele Stunden dauerte, war es keine Minute langweilig und ich schwärme heute noch davon. Ich habe das Epos dann auch gelesen und später die Verfilmung von Peter Brook gesehen. Aber das Lesen war lange nicht so faszinierend .wie die Theateraufführung und den Film fand ich nur noch langweilig.


    Mit dem „Bhagavad Gita“ genannten Teil des „Mahabharata“ habe ich mich später ausführlich beschäftigt. Es gibt ja viele Möglichkeiten das Gespräch zwischen Arjuna und Krishna zu deuten. Selbst die Inder sind sich da nicht einig und wenn man kein Sanskrit lesen kann ist man ja immer auf Übersetzungen angewiesen, die ja meist schon Interpretationen in sich enthalten.


    Gruß von Hubert

  • Hallo Hubert!


    Vom Dorf zu anderen Dorf Mahabharata und Ramayana zu verbreiten.


    Welche Gelegenheit?


    1.Dorfs Geburtstag:
    Jeder Dorf in Java hat Geburtstag. Das Volk hat alte Tradition einem Schattenspiel (Wayang Kulit) zu sehen. In diesem Theater wird Mahabharata gespielt. Ca. 6 Monat zuvor, hat der Bürgermeister und Komitee diskutiert:
    -Welche Narrator/Erzähler (Dalang: Javanisch) wird eingeladen.
    -Welche Thema passt gut mit der aktuelle Situation.
    -Wieviel Geld muss jedes Volk bezahlen.


    Jede Erzähler/Dalang hat eigene Gruppe. Musiker mit Gamelan Orchestra, Sängerin, Schattenspiel in grossen Kiste sind alles Inklusive.


    Das Thema ist Interessant und immer aktuell als eine Kritik in der Gesellschaft . z.B, Thema: "Ein Clown wurde als ein König gewählt."(Petruk Jadi Raja: Javanisch). Das bedeutet unsere neu Präsident ist nicht beliebt. Dieses Thema wird 1 Monat vor dem Spiel an dem Volk informiert. Damit das Volk etwas Ahnung und Idee hat. Und jede Aufführung ist meisten kein Regen. Man glaubt, der Erzähler hat immer Naturkraft oder hat Meditation gemacht. Obwohl diese Aufführung oft in Regenzeit gespielt ist. Das Thema wird in einem Papier Sichtbar bei Aufführung geschrieben. Lange Leinenwand von ca. 4-5 Meter lang und 1,5 Meter breit. Lingke Seite stehen die Gruppe von Pandawa (Der Gute Charakter:Gott) gegenüber rechte Seite stehen die Gruppe von Kurawa (Die Schlechte Charakter:Dämonen). Das ist zufällig die idiomatische link-recht, nicht aus Französisch Revolution, sondern weit 4.Jh. nach Christ.
    Der zuschauer kann beide Seite wählen, entweder bei Schatten vis a vis Erzähler/Dalang oder direkt hinter der Erzähler neben Gamelan.


    2.Hochzeit oder Beschneidung Zeremonie.
    Bei Hochzeit von meiner Bruder und meine zwei Schwester hatten Schattenspiel eingeladen. Vor zwei Jahre habe ich noch Schattenspiel bei meinem Dorfs Geburtstag erlebt. Bei Beschneidung von reiche Familie gibt es oft Schattenspiel.


    Ramayana Epoche:
    Rama und Shinta waren ein ideale Paar. Eines Tages gingen sie zu jagen im Wald. Sie sahen einem golden Hirsch. Shinta wollte diese Tier unbedingt haben. Dann hat Rama seiner Frau verlassen. Der golden Hirsch war nicht echt, dieser Hirsch verwandelt als einem Dämon "Rahwana". Und Shinta wurde von Rahwana gekidnapped. Plötzlich kam Garuda/Adler (Garuda: unsere Flugzeugname), aber Garuda hat verloren, Später kam Hanoman (weisse Affe) Shinta zu helfen. Am Ende waren diese junge Paar wieder gemeinsam. Das ist vielleicht typische Osten Weisheit: Happy-End, nicht wie Romeo und Juliet.


    Ramayana ist nicht bei Schattenspiel (Das Material aus Kuh/Buffelleder) gespielt, sondern bei Menschen Tanz (Wayang Orang:Indonesisch) Wayang ist Schattenspiel und Orang ist Mensch. z.B: Orang Hutan heisst Waldmensch: Wald ist Hutan. Orang Hutan ist Indonesich Worte.


    Unsere Leute kennen meisten gut die beide Mahabharata und Ramayana.


    Ps: Hubert, zu Hause habe ich 3 Schattenspiel. Rama und Shinta und Arjuna. Alles aus Kuhleder. Wen du willst, ich möchte dir ein Arjuna geben als Geschenk.
    Bitte schreibst du mir deine Adresse.
    Mein e-mail lautet:mbeling@zugernet.ch


    Gruss
    kb

  • Hallo kang bondet,


    vielen, vielen Dank für Deine ausführliche Antwort. Das ist ja alles sehr interessant für uns, und doch eine für die meisten Europäer völlig fremde Welt. Ich finde es faszinierend, dass diese Epen (Mahabharata und Ramayana), obwohl viel älter als alles was Europa kulturell vorzuweisen hat, heute noch, sowohl bei den Indern als auch bei Deinem Volk präsent sind.(der schlaue Affe Hanoman aus dem Ramayana ist ja außerdem bis heute eine der beliebtesten Figuren der Peking-Oper). Da sollten wir Europäer/US-Amerikaner vielleicht doch etwas bescheidener mit unserer kulturellen Tradition sein bzw. werden. Ich wundere mich oft über Kanons der Weltliteratur, die diese Epen nicht enthalten. Wie klein muss die Welt für die Schöpfer dieser Kanons sein?.


    Meine Adresse habe ich Dir gemailt. Arjuna wird einen Ehrenplatz bei mir erhalten. Vielen Dank.


    Liebe Grüße von Hubert

  • Hallo Kang bondet,


    als ich heute nach Hause kam, wartete eine tolle Überraschung auf mich. Dass Arjuna so schön ist, hätte ich nicht gedacht. Kein Wunder, dass alle Frauen von ihm schwärmen. – Im Ernst: Das ist ja ein richtiges Kunstwerk, sehr fein gearbeitet und ich hätte nicht gedacht, dass die Figur farbig ist, das ist ja im Schattenspiel nicht sichtbar. Ich bin jedenfalls sehr stolz und Arjuna wird, wie Du empfohlen hast, einen Ehrenplatz an der Wand erhalten. Nochmals vielen herzlichen Dank und


    liebe Grüße


    Hubert


    PS: Auch die picture postcard mit den hübschen balinesischen Tänzerinnen gefällt mir sehr gut.

  • Hallo Hubert !


    Das ist ja schön, wenn du von Arjuna begeistert bist. Bei Schattenspiel oder Wayang Kulit. Ich habe dir schon erzählt. Es gibt zwei Platze für zuschauer/in. Entweder vis a vis erzähler oder hinter dem Erzähler. Wenn man vis a vis erzähler sitzt, sieht man nur die Schatten (Ohne Farbe). Der Vorteil ist, manchmal bewegt sich die Figuren. Warum?
    Weil früher es keine Beleuchtung von elektrischen Lampe gab. Sondern braucht man nur Erdöl/Palmöl Lampe. Richtige Feuer Lampe hängt oben, wo der erzähler sitzt. Das oft passiert, wenn der Wind kommt, bewegt sich das Feuer und Automatisch die Figuren auch, als ob das die Figuren wirklich leben. z.B: wenn wir unsere Hand fest berühren, merkt man es gibt ein Blut Zirkulation. Aber schade momentan solche Erdöl ist kaum gebraucht.
    Wenn man hinter erzähler sitzt, kann man sehr gute Farbe von die Figuren sehen. Alles ist Sichtbar: Gamelan Musik, Gong, Trommel, Sängerin ect. Viele seriös zuschauer/in sehen gern vis a vis der erzähler.
    Weil man nicht weißt, wer nächste Figuren kommen. Einfach jede Minuten ist eine überraschung. Von hinten erzähler, sieht man alles, wer kommt nächste Reihe und wo liegt andere Figuren ect. Aber die Singerin verkleidet wie Shinta Kleidung, bei uns sagt man: Sarung in Indien heisst Sari.


    Andere Geschichte, als ich noch klein war (ca. 7 Jahre alt), lag grosse Kiste voll von Schattenspiel zu Hause. Das gehört der Freund von meinem Vater. Eines Tages habe ich ein Clown Figur "Petruk" raus genommen und einfach zu spielen. Ein Paar Tage später kam der Besitzer. Er sagte, er will alle Schattenspiel wieder zurück nach Hause bringen. Fragte mein Vater: Warum?


    Unwahrscheinlich der Besitzer erzählte, dass er träumte, und diese Clown hat ihm angemeldet. Er fühlt nicht wohl bei uns bleiben. Das ist total schwierig für Europär/in diese Kultur zu verstehen. Jede Figur bei Schattenspiel hat eine Seele. Er/Sie kann jedes Zeit an der Besitzer informieren.


    Ich denke nicht sehr an Aberglaube, obwohl ich solche Sachen erlebt habe. Aber Hubert, sagt mir bitte, falls du etwas geträumt hast von Arjuna. Oder gibt es eine Neuigkeit von deine Gefühle.


    Besten Dank.
    kb

  • Hallo zusammen,


    seit vielen Jahren werden ja überall auf der Welt berühmte Bauwerke zum Weltkulturerbe der Menschheit ernannt. Neuerdings gibt es auch eine Unesco-Liste des mündlichen und immateriellen Welterbes. Nach 2001 wurden jetzt in Paris zum zweitenmal Meisterwerke in diese Liste aufgenommen. Zu den neuernannten 28 Kulturgütern der Menschheit zählt neben der 3000 Jahre alten Guquin-Musik aus China und der türkischen Meddah-Tradition (Epen- und Märchenerzähler) auch das indonesische Marionettentheater Wayang.


    Hallo Kang bondet,


    vielen Dank für Deine ausführlichen und interessanten Erklärungen. Der Gedanke, dass die Figuren des Schattenspiels eine Seele haben, mag für die meisten Europäer tatsächlich fremd sein, für mich persönlich ist das aber durchaus vorstellbar, da ich auch an eine beseelte Natur und an die Heilkraft bestimmter Steine glaube oder daran, dass die Ikonen der christlichen Ostkirchen mehr sind, als nur schöne Heiligenbilder.


    Frage: Wenn der Unesco-Generaldirektor Koichiro Matsuura vom indonesischen Marionettentheater Wayang spricht, meint er dann das Schattenspiel Wayang kulit, oder gibt es noch eine andere Form?


    Gruß von Hubert

  • Hallo Hubert!


    Es gibt drei traditionelle Attraktionen in Indonesien.
    1).Wayang Kulit (Schattenspiel)
    Das Material aus Kuhleder oder Büffelleder, wie du hast.
    2).Wayang Orang (Menschentanz)
    Wie ein Ballet mit dem Dialog. Die Leute haben traditionelle Kostüme getragen.
    3).Wayang Golek (Puppenspiel/Marionette)
    Wie bei Kasper Theater in Eropa.


    Die drei Attraktionen oft spielen ein Ramayana Epoche. Ausserdem spielen sie auch eine Legende von bestimmten Orten.




    Jede Region hat eigene Interesse oder Attraktion.
    z.B:
    In Mittel und Öst-Java sind Schattenspiel sehr bekannt. Und Puppenspiel ist fast keine. Im Gegenteil in West-Java ist Schattenspiel kaum bekannt. Aber Puppenspiel ist sehr bekannt. Man kann sagen, das Haus von Pupenspiel ist in West-Java, vor allem Stadt Bandung. Diese Stadt ist auch bekannt für Bambusmusik Instrument "Angklung".


    Was du fragtest welche Spiel zusammenhäng mit der Marionette und wurde von UNESCO Program in Paris gespielt. Ich bin sicher, gas ist kein Schattenspiel, sondern Puppenspiel (Wayang Golek).


    Hubert!
    Bei uns viele ältere Leute glauben noch sicher, dass jede Ding eine Seele hat, vor allem bei Schattenspiel. Die Bedingung, sollte diese Schattenspiel alt sein. Aber wenn man an der touristischen Orte als Souvenir kauft, es gibt natürlich kein magische Bedeutung. Heutige Zeit die Junge denken anders. Sie glauben kaum an solche Magie.
    Oder sie haben schon Kant gelesen:
    "Aufklärung ist der Ausgang des Menschen aus seiner selbst verschuldeten unmütigkeit".
    Oder sie haben schon Marx gelesen:
    "Bevor die Menschen Politik, Religion, Philosophie, Kunst usw betreiben können, müssen sie essen, trinken, wohnen, sich kleiden".


    Hubert!
    Wenn du Urlaub planen willst, ich möchte dir empfehlen. Falls du grosse Interesse an Schattenspiel nähe kennen zu lernen willst. Kannst du unsere Java-Insel Besuchen. Ich kenne Jemand als Dalang (Narator) von Wayang Kulit. Du kannst freilich direkt praktisieren und lernen von ihm mit Gamelan Orchestra dabei. Es ist in kleinem Dorf, ca 4 km von mein Geburtdorf.
    Und falls du über dein Brillante Literatur-Kenntnise verteilen möchtest. Ich habe ein Literatur-Club in Yogyakarta (Mittel-Java). Sie sind meisten junge Autoren, selbständig und viel Kreativität.
    Letzte Jahr glaube ich ein Deutsche Autorin Felicitas Hoppe war in Java. Mein Freunde hatten mir gefragt, ob ich etwas von Felicitas Hoppe hörte?
    Ich habe keine Ahnung und fragte ich in diese Forum. Und dann paar Kollege hatten geantwortet, dass Hoppe schon paar Bücher geschrieben hat, vor allem Pigafetta am bekannteste.


    Gruss
    kb

  • Hallo Kang bondet,


    vielen Dank für Deine Erklärungen zu den verschiedenen Formen des Wayang. Wie immer sehr interessant. Das mit der Reise nach Java wird zwar voraussichtlich nicht im nächsten Urlaub klappen, aber es interessiert mich sehr (sowohl Wayang Kulit. als auch Gamelan Orchestra) und vielleicht klappt es ja 2005 oder 2006. Ich plane es mal ein. Das wird sicher ein tolles Erlebnis.


    Zu Felicitas Hoppe:
    Die 1960 in Hameln geborene Autorin bekam für ihr erstes Buch „Picknick der Friseure“ (20 zum Teil sehr skurrile Kurzgeschichten) den „Aspekte“-Literaturpreis. Mit dem Preisgeld (DM 15.000) unternahm sie eine Weltreise auf einem Containerschiff mit einer ähnlichen Route wie der erste Weltumsegler Magellan. Bei dieser Reise entstand ihr erster Roman „Pigafetta“ dem inzwischen ein zweiter Roman „Paradiese, Übersee“ folgte.
    „Pigafetta“ berichtet von Realistischem (Reise auf einem Frachtschiff mit der Erzählerin, einem britischen Geograph, einem französischen Klempner usw.) und Phantastischem (z.B. wird die Ich-Erzählerin von Pigafetta, einer historischen Gestalt, die an Magellans Weltumsegelung teilnahm, mehrmals unterbrochen). Ein manchmal rätselhafter aber sicher auch sehr interessanter Roman. Felicitas Hoppe lebt heute in Berlin


    Du hast gepostet:
    Heutige Zeit die Jungen denken anders. Sie glauben kaum an solche Magie. .....
    Oder sie haben schon Marx gelesen:

    "Bevor die Menschen Politik, Religion, Philosophie, Kunst usw betreiben können, müssen sie essen, trinken, wohnen, sich kleiden"


    Nun ja, Marx hatte sicher einige gute Gedanken. Aber ein viel wichtigerer „Philosoph“ hat schon viel früher, nämlich vor 2000 Jahren zum selben Thema gesagt (ich habe das heute zufälligerweise? schon einmal gepostet):


    Sorget nicht um euer Leben, was ihr essen und trinken werdet; auch nicht um euren Leib, was ihr anziehen werdet. Ist nicht das Leben mehr als die Nahrung und der Leib mehr als die Kleidung? Sehet die Vögel unter dem Himmel, sie säen nicht, sie ernten nicht, sie sammeln nicht in die Scheunen, und euer himmlischer Vater ernährt sie doch.“


    Und sind diese Lehren Jesus, die uns Matthäus überliefert hat, nicht identisch mit den noch viel älteren Lehren Krishnas, der Arjuna auf dessen Frage wer ein richtiges Leben führt, antwortet:


    „der nicht vom gewohnten Verlauf der Tätigkeiten abhängig ist, der rein, geschickt, ohne Sorgen, frei von allem Leid ist und der nicht nach Ergebnissen trachtet“.


    Zumindest habe ich die Bhagavad gita (12 Kapitel, Vers 15) so verstanden.


    Gruß von Hubert


  • Hallo zusammen,
    hallo Kang bondet,


    soeben komme ich von einer Veranstaltung im Literaturhaus Stuttgart. Felicitas Hoppe hat dort ihren Essay „Beichtkinder ....“(Über den Bekenntniszwang der Deutschen und die Schönheit der Diskretion) vorgetragen und anschließend mit Tim Schleider, dem Kulturchef der Stuttgarter Zeitung, darüber diskutiert. Dieser Essay wurde exlusiv für die Reihe „Betrifft:“ der Stuttgarter Zeitung (dort ist er morgen, bzw. inzwischen heute, oder genau am 29.1.2004, ganzseitig abgedruckt) und des Literaturhauses Stuttgart verfasst. Alle Essays dieser Reihe werden demnächst als Buch veröffentlicht.


    Außerdem erscheint voraussichtlich im März ein neues Buch von Felicitas Hoppe: „Verbrecher und Versager – Fünf historische Porträts“ im Mare-Verlag.


    Gruß von Hubert


    PS: Hallo Kang bondet, gerade fällt mir ein, dass ich Deine letzte Mail noch nicht beantwortet habe. :redface: Wird schnellstens nachgeholt - Versprochen!

  • Hallo zusammen!


    Um auf das ursprüngliche Thema zurückzukommen. Ich habe gerade das Bhagavad Gita gelesen, in einer ca. 100 Jahre alten Übersetzung von Franz Hartmann. Er versucht dort sehr stark, dieses Lehrgedicht als theosophisches Werk zu interpretieren, zitiert auch in Anmerkungen, was er als Parallelstellen ansieht, aus christlichen Mystikern.


    Nun weiss ich, dass der Hinduismus eine sehr 'flexible' Religion ist, in dem Sinn, dass einer Monotheist, Polytheist und wahrscheinlich noch anderes sein kann - und trotzdem immer noch Hindu ist.


    Aber diese Parallelen finde ich doch etwas weit her geholt. Das Werk ist zwar geistesgeschichtlich interessant, weil zu jener Zeit auch der Spiritismus en vogue war (ich erinnere an den Zauberberg!). Dennoch die Frage: Kennt jemand andere Übersetzungen? In welche Richtung laufen diese?


    Grüsse


    Sandhofer

    Wo nehme ich nur all die Zeit her, so viel nicht zu lesen? - Karl Kraus

  • Hallo Sandhofer,


    Du hast gepostet:
    Ich habe gerade das Bhagavad Gita gelesen


    Ich bin bis jetzt immer davon ausgegangen das es DIE Bhagavad Gita heißt?


    Franz Hartmann. Er versucht dort sehr stark, dieses Lehrgedicht als theosophisches Werk zu interpretieren


    Da die Gita mehr als zweitausend Jahre älter ist, als die Theosophie kann sie ja schlecht ein theosophisches Werk sein. Meines Wissens verhält es sich so: Die Gründerin der Theosophie, Helena Petrovna Blavatsky, hat die Theosophie immer als Blumenstrauß bezeichnet, zu dem sie selbst nur das Band beigetragen hat, das die Blumen zusammen hält. Und eine dieser Blumen wird sicher von Blavatsky aus der Gita gepflückt worden sein. Ich persönlich binde mir lieber meinen eigenen Strauß.


    Franz Hartmann war ja enger Mitarbeiter von Frau Blavatsky in Indien bevor er 1896 die Deutsche Theosophische Gesellschaft gründete. Diese hatte in Deutschland einen großen Einfluß auf Künstler, Literaten und Komponisten bis 1913 dann Rudolf Steiner, bis dahin Generalsekretär der Theosophen, die Anthroposophische Gesellschaft gründete.


    zitiert auch in Anmerkungen, was er als Parallelstellen ansieht, aus christlichen Mystikern


    Da die Gita, m.M. nach auch ein Buch der Weisheit ist, wie das Dhammapada, das Tao-te-king oder die Evangelien, gibt es sicher Parallelstellen zwischen der Gitta und den christlichen Mystikern. Eine davon, habe ich weiter oben schon zitiert und m.M. nach hätten sich 2,8 Millionen Käufer allein in Deutschland den Kauf von Dale Carnegies Bestseller „Sorge dich nicht, lebe!“ sparen können, wenn sie die Evangelien oder die Gita aufmerksam gelesen hätten.


    Nun weiss ich, dass der Hinduismus eine sehr 'flexible' Religion ist, in dem Sinn, dass einer Monotheist, Polytheist und wahrscheinlich noch anderes sein kann - und trotzdem immer noch Hindu ist.


    Das stimmt, und so gesehen ist der Hinduismus keine echte Religion mit einer bestimmten Lehrmeinung. Aber es gibt im Hinduismus verschiedene spirituelle/religiöse Wege und einer davon ist der Bakhti-Yoga. Hindus, die diesen Weg gehen, lesen die Gita, Hindus die andere Wege gehen, lesen andere Sachen. Bakhti-Yoga hat übrigens nichts mit der bei uns bekannten und Yoga genannten Gymnastik zu tun. Das wäre allenfalls Hatha-Yoga. Die Bakhti-Leute sehen übrigens auch Jesus als einen ihrer Meister an. Die Theosophie ist übrigens mehr vom Buddhismus als vom Hinduismus beeinflusst, Hartmann selbst ist 1883 zum Buddhismus übergetreten.


    Dennoch die Frage: Kennt jemand andere Übersetzungen? In welche Richtung laufen diese?


    Möglicherweise kenne ich alle deutschen Übersetzungen, aber eine Empfehlung will ich nicht geben. Nimue hat ja schon am Anfang dieses Threads nach einer Empfehlung gefragt, wenn ich eine gehabt hätte, hätte ich sie damals gegeben.


    Ich bin mir noch nicht einmal sicher, ob es Sinn macht die Bhagavad Gita losgelöst vom Mahabharata zu lesen. Würdest du z.B. jemand, der weder das Alte Testament, noch die restlichen Teile des Neuen Testament kennt, ja möglicherweise noch nie den Namen Jesus vorher gehört hat, die Bergpredigt zum Lesen geben?


    Gruß von Hubert

  • Hallo Hubert, Sandhofer und Interessierte:


    Zitat von "Hubert"

    Ich bin bis jetzt immer davon ausgegangen, dass es DIE Bhagavad Gita heißt?


    Gita ("Lehre", "Gesang") ist ein Femininum, daher wäre DIE Gita in der Tat die philologisch korrekte Form.


    Zitat

    Da die Gita m.M. nach auch ein Buch der Weisheit ist


    So kann man es sehen. Die Gita ist aber selber ein Potpourri mit teilweise sehr widersprüchlichen Aussagen. Man hat die Gita zur Rechtfertigung der verschiedensten philosophischen Positionen herangezogen. Vielleicht sollte man sagen, dass die Gita nicht Weisheit enthält, sondern immer wieder zum Nachdenken anregt, und so zur Suche nach der Weisheit anhält.


    Die Gita ist innerhalb des Mahabharata relativ selbständig, mit großer Sicherheit zu einem späteren Zeitpunkt in einen bereits existierenden Text eingefügt worden. (Auf diese Weise ist ein großer Teil des Mahabharata entstanden, typisch für den indischen "Inklusivismus"). Deshalb macht es schon Sinn, sie für sich zu lesen. Eine zweitausendjährige Rezeptionsgeschichte nachzuvollziehen ist natürlich eine Lebensaufgabe...


    Ich glaube, ich habe keine einzige deutsche Übersetzung gelesen. Ich kann aber das Buch von Winthrop Sargeant empfehlen:


    http://www.amazon.de/exec/obid…1_8_3/302-5420242-8100032


    Es enthält jeden Vers im Original, in lateinischer Transkription, dazu eine wörtliche Übersetzung und eine bessere klingende sinngemäße Übersetzung. Jedes Wort wird grammatisch aufgeschlüsselt, so dass man den Text mit minimalen Sanskritkenntnissen analysiert und sich so seine eigene Übersetzung schreiben kann. (Wer sich einmal mit Latein oder Griechisch beschäftigt hat, wird sich auch im Sanskrit zurechtfinden.)


    Gruß, Harald

    Aktuell: Altägyptische Literatur. Kafka. Theater des Siglo de Oro. Gontscharow. Sterne, Fielding, Smollett.

  • Hallo Harald,


    Du hast gepostet,
    So kann man es sehen. Die Gita ist aber selber ein Potpourri mit teilweise sehr widersprüchlichen Aussagen. Man hat die Gita zur Rechtfertigung der verschiedensten philosophischen Positionen herangezogen. Vielleicht sollte man sagen, dass die Gita nicht Weisheit enthält, sondern immer wieder zum Nachdenken anregt, und so zur Suche nach der Weisheit anhält.


    Das alles könnte man auch von der Bibel sagen, das Alte Testament z.B. wird zur Rechtfertigung von Judentum, Christentum und Islam herangezogen und die Evangelien werden von Kopten, griech./russ. Christen, R.Kath., Lutheranern, den Zeugen Jehovas, den Rosenkreuzern, der Christengemeinschaft usw. jeweils zur Rechtfertigung ihrer Position herangezogen.


    Die Gita ist innerhalb des Mahabharata relativ selbständig, mit großer Sicherheit zu einem späteren Zeitpunkt in einen bereits existierenden Text eingefügt worden. (Auf diese Weise ist ein großer Teil des Mahabharata entstanden, typisch für den indischen "Inklusivismus"). Deshalb macht es schon Sinn, sie für sich zu lesen. Eine zweitausendjährige Rezeptionsgeschichte nachzuvollziehen ist natürlich eine Lebensaufgabe...


    Auch das Math.-Evangelium ist innerhalb der Bibel ziemlich selbständig, m.M. nach mehr noch als die Gita innerhalb des Mahabbaratas und Du wirst mir ja zustimmen, dass dieses Buch erst mehrere hundert Jahre nach z.B. den Büchern Moses entstanden ist. Trotzdem macht es Sinn die Bibel als ganzes zu betrachten.


    Gruß von Hubert