Kanon des Klassikerforums deutschsprachiger Romane (20. Jahrhundert)

Zitat von montaigne

Diese Liste ist der zweite Teil eines vierteiligen Romankanon. Die Idee dazu ist wie folgt entstanden:
http://www.klassikerforum.de/i…70.msg51621.html#msg51621

Eine exzellente Auswahl, inklusive Überraschung ("Geschwister Tanner")! Ich bin gespannt auf die Fortsetzung.

LG

Tom

Gute Auswahl.

Die sind schon alle tot, wenn ich das richtig sehe. Sonst hätte ich noch "Ehen in Philippsburg" vorgeschlagen. Ich habe gute Erinnerungen an "Malina", aber meine Lektüre ist zu lange her, um sagen zu können, ob ich den guten Eindruck auch heute noch hätte. Arno Schmidt? Wollschlägers "Herzgewächse"? Ganz sicher "Die Insel des zweiten Gesichts".

Zitat von sandhofer

Gute Auswahl.

Die sind schon alle tot, wenn ich das richtig sehe. Sonst hätte ich noch "Ehen in Philippsburg" vorgeschlagen. Ich habe gute Erinnerungen an "Malina", aber meine Lektüre ist zu lange her, um sagen zu können, ob ich den guten Eindruck auch heute noch hätte. Arno Schmidt? Wollschlägers "Herzgewächse"? Ganz sicher "Die Insel des zweiten Gesichts".

Wir sollten die Fortsetzung abwarten. Aber wenn Vorschläge erlaubt sind:
Hermann Burger - Schilten,
Arno Schmidt - Aus dem Leben eines Fauns,
Thomas Bernhard - Frost.

Noch eine Bermerkung zum ersten Teil: Ich könnte mir dort Heinrich Manns "Professor Unrat" vorstellen.

Zitat von Sir Thomas

Arno Schmidt - Aus dem Leben eines Fauns,

Ne, nicht den Faun: "Kaff auch Mare Crisium" oder "Abend mit Goldrand".

Die "Herzgewächse" eher nicht.

Meiner Meinung nach unverzichtbar:Wellen von Keyserling (1911) !

Moin, Moin!

Für mich eines der bedeindruckendsten Lektüren überhaupt: Albert Vigoleis Thelens "Die Insel des zweiten Gesichts".

Zitat von Gontscharow

Meiner Meinung nach unverzichtbar:Wellen von Keyserling (1911) !

Tatsächlich! Dass ich den vergessen konnte ...

Zitat von Gontscharow

Meiner Meinung nach unverzichtbar:Wellen von Keyserling (1911) !

Hm, das ist sicher ein nettes kleines Büchelchen, aber unverzichtbar soll es sein? Warum?

Zitat von Sir Thomas

Hm, das ist sicher ein nettes kleines Büchelchen, aber unverzichtbar soll es sein? Warum?

Weil der Roman ein Meisterwerk ist, das es mit Fontanes und Th.Manns Romanen aufnehmen kann und daher einfach unter die top ten des 2o. Jahrhunderts gehört! Mit dem Prädikat “nettes kleines Büchelchen“ signalisierst du, dass du es gelesen und dir ein Urteil gebildet hast. Ich erspare mir daher jedwede Überzeugungsarbeit und resigniere mit Goethe: Wer’s nicht fühlt, der wird es nicht erjagen. :zwinker:

Aber vielleicht überzeugt dich ja die Rezension aus der Zeit anlässlich der Neuauflage des Romans, die ich gerade ergoogelt habe. Die letzten Sätze passen einfach wunderbar zu deinem „netten kleinen Büchelchen“ und deiner Frage, warum es für den Kanon un-ver-zicht-bar ist:

Zitat von Zeit- Rezension: Der ist ja besser als Fontane

Von wegen Impressionismus, von wegen Fin de Siècle. Wir müssen den Kanon neu justieren. Wer solche Wellen schlug, war ein Riese.

Zitat von Gontscharow

Weil der Roman ein Meisterwerk ist, das es mit Fontanes und Th.Manns Romanen aufnehmen kann und daher einfach unter die top ten des 2o. Jahrhunderts gehört!

Wollen wir die Kirche nicht lieber im Dorf lassen? Mit Fontane kann Keyserling sicher locker mithalten, aber mit Thomas Mann meiner unmaßgeblichen Meinung nach nicht.

Zitat von Gontscharow

... un-ver-zicht-bar ...

Was für ein Un-Wort aus der Marketingsprache (seufz) ...

Zitat von Sir Thomas

Was für ein Un-Wort aus der Marketingsprache (seufz) ...

Ja :zwinker:, das schien mir s-tilistisch angemessen beim Feilschen um die besten Plätze.

Zitat von author=Sir Thomas link=topic=4672.msg51705#msg51705 date=1351148018

Wollen wir die Kirche nicht lieber im Dorf lassen?

Und was ist das für ein Es-war-schon-immer-so- und- soll- auch- so- bleiben- Spruch aus der gutsherrlichen Mottenkiste (aufstöhn)?

Zitat von Gontscharow

Und was ist das für ein Es-war-schon-immer-so- und- soll- auch- so- bleiben- Spruch aus der gutsherrlichen Mottenkiste (aufstöhn)?

Ein Memento Mori auf Westfälisch.

Zitat von Gontscharow

Ja :zwinker:, das schien mir s-tilistisch angemessen beim Feilschen um die besten Plätze.

Gaaanz fein! Als westfälischer Gutsherr (mit Mottenkiste!) bin ich auf diesem Gebiet außerordentlich bewandert. :winken:

Immerhin, ich hab mir „Wellen“ mal auf den Kindle kopiert, da bin ich jetzt doch neugierig geworden

Ja, Keyserling ist schon fein, seine späteren Werke sind sehr impressionistisch, was ihn stilistisch doch sehr von Fontane abhebt. Thematisch, würde ich sagen, sind sie enger beisammen.

Bei den zeitgenössichen deutschen Autoren finde ich es sehr schwer, einen Kanon mit 10 Büchern/Autoren aufzustellen. So hätte ich Siegfried Lenz (Deutschstunde) einen Platz eingeräumt, wobei natürlich Koeppen und Johnson in ähnlicher Richtung schreiben und ebenfalls berechtigterweise in der Liste stehen.

Zitat von Steffi

... seine späteren Werke sind sehr impressionistisch ...

Nix für ungut, Steffi, aber ich denke, dieser Begriff hat in der Literatur so wenig zu suchen wie in der Musik. Mit ist bekannt, dass Keyserling gern als "Impressionist" bezeichnet wird, genau wie sein Zeitgenosse Debussy in der Musik. Für mich ist dieses Etikett eine verfehlte Übertragung aus dem Bereich der Malerei. Debussy hat sich deshalb vehement dagegen gewehrt, seine Musik als "impressionistisch" zu bezeichnen - ohne Erfolg. Ähnliches ist mir von Keyserling nicht bekannt, wobei mir nicht einmal klar ist, ob er schon zu Lebzeiten als "Impressionist" galt.

LG

Tom

Zitat von Sir Thomas

Nix für ungut, Steffi, aber ich denke, dieser Begriff hat in der Literatur so wenig zu suchen wie in der Musik. Mit ist bekannt, dass Keyserling gern als "Impressionist" bezeichnet wird, genau wie sein Zeitgenosse Debussy in der Musik. Für mich ist dieses Etikett eine verfehlte Übertragung aus dem Bereich der Malerei. Debussy hat sich deshalb vehement dagegen gewehrt, seine Musik als "impressionistisch" zu bezeichnen - ohne Erfolg. Ähnliches ist mir von Keyserling nicht bekannt, wobei mir nicht einmal klar ist, ob er schon zu Lebzeiten als "Impressionist" galt.

LG

Tom

Und doch sagt uns dieser Begriff sogleich etwas aus, man hat ein Bild vor Augen, über Lichtverhältnisse, malerische Beschreibungen und Atmosphäre. Wenn ich mir nochmals den Beginn der "Wellen" durchlese, fällt mir dieses sofort ins Auge. Ich finde den Begriff auch in der Literatur berechtigt.

LG

Maria

Zitat von JMaria

Und doch sagt uns dieser Begriff sogleich etwas aus, man hat ein Bild vor Augen, über Lichtverhältnisse, malerische Beschreibungen und Atmosphäre.

Naja, das sind keine exklusiven Stilmittel Keyserlings.

LG

Tom