Februar 2011: A. Stifter: Der Nachsommer

  • Hallo,


    ich habe mir fest vorgenommen, meine Augen wieder vermehrt von der Sachliteratur und Bildbänden auf die Klassiker zu wenden.


    Hier habe die ersten üblichen verdächtigen Links zum Thema:


    http://en.wikipedia.org/wiki/Adalbert_Stifter


    http://www.adalbertstifter.at/


    http://en.wikipedia.org/wiki/Der_Nachsommer


    http://www.literaturwissenscha…eratur_2/RV%20Stifter.pdf


    http://www.freidok.uni-freibur…/537/pdf/Dissertation.pdf


    Ich wünsche allen weiteren Teilnehmern an der Leserunde erhellende Erkenntnisse, interessante Fragestellungen und nicht zuletzt Vergnügen.


    [size=0.7em]edit sandhofer: Ich habe den Titel den - ungeschriebenen - Konventionen alldahier angepasst. Nix für Ungut! Grüsse - sandhofer[/size]

  • Hallo,


    wenn ich mich richtig erinnere, sollte ich derjenige sein, der die Leserunde eröffnet. So sei es denn, ganz nüchtern, so wie das erste Kapitel, in dem eine Kindheit in Sicherheit und Wohlstand rekapituliert wird, von Bildung und Ausbildung, aber nicht von Gefühlen geschrieben ist. Ein Weg der utilitaristisch verläuft und ein Plädoyer gegen den Utilitarismus enthält, eine Familie die patriarchalisch geprägt und geleitet wird, in der aber die Freiheit des Geistes hochgehalten wird, wie auch die Funktion der Geschlechter.
    Kein langatmiges aber recht hölzern geschriebenes Einführungskapitel.


  • ... Bildung und Ausbildung ...


    Hallo Lost,


    beim Thema "Bildung" möchte ich ein wenig verweilen. Mir scheint, als beruhe der Bildungsbegriff des Vaters auf dem aufklärischen, neuhumanistischen Ansatz aus der Zeit der Weimarer Klassik. Bildung galt als Möglichkeit, geistige, emotionale und körperliche Fähigkeiten durch Übung individuell zu vervollkommnen. Eine dem einzelnen Menschen entsprechende Bildung, so die herrschende Meinung, leiste unweigerlich auch einen Beitrag zur Humanität der Gesellschaft.


    Als Vorbild des gebildeten Menschen bzw. als Bildner seiner selbst galt im 19. Jahrhundert vor allem Goethe. Dessen geistige Größe wurde auf die unablässige Arbeit an der Ausbildung seiner Persönlichkeit zurückgeführt. Das ist durchaus problematisch, weil geistige Größe nicht unbedingt mit menschlicher Größe einhergeht. Thomas Mann hat das sehr anschaulich in seinem Goethe-Roman “Lotte in Weimar” herausgearbeitet.


    Und Du hast vollkommen recht: Emotional ist unser Erzähler ein "Krüppel".


    Das Bildungskonzept des Vaters wirkt in der Industriegesellschaft des 19. Jahrhunderts natürlich hoffnunglos antiquiert, weil es nicht unbedingt die kapitalistischen Tugenden wie Fleiß, Sparsamkeit etc. hervorbringt. Das ist dem Vater, einem Kaufmann(!), offensichtlich egal. Dazu gehören widerum Mut und geistige Unabhängigkeit.


    Sehr ambivalent, das Ganze. Und damit auch sehr interessant.


    LG


    Tom

  • Lieber Tom,


    eben habe ich das zweite Kapitel gelesen und auch an Goethe gedacht, diesem Nochuniversalgelehrten. Und deine Erläuterungen treffen m.E. ins Schwarze. Die Poesie fehlt bei Stifter aber vollkommen. Er lässt seinen jungen Helden von der abstrakten Mathematik schnell ins konkrete naturbeschreibende Wissen wandern, mit Füßen und mit dem Kopf. Wahrscheinlich hat Stifter den Werther gelesen und weiß wohin Schwärmerei führen kann ;-)


  • Die Poesie fehlt bei Stifter aber vollkommen.


    Das kann ich nicht bestätigen, lieber Lost. Es ist natürlich eine eigenartige, sehr leise, unaufdringliche und überwiegend spröde Poesie, die Stifter uns serviert.


    Bezeichnend für die Stiftersche "Ästhetik" ist für mich folgendes Zitat, das aus der Vorrede der "Bunten Steine" stammt: Ein ganzes Leben voll ... Einfachheit, Bezwingung seiner selbst, Verstandesgemäßheit, ... Bewunderung des Schönen, verbunden mit einem heiteren, gelassenen Sterben, halte ich für groß: mächtige Bewegungen des Gemütes, furchtbar einherrollenden Zorn, die Begier nach Rache, den entzündeten Geist, der nach Tätigkeit strebt, ... halte ich nicht für größer, sondern für kleiner, da diese Dinge so gut nur Hervorbringungen einzelner und einseitiger Kräfte sind ... Wir wollen das sanfte Gesetz zu erblicken suchen, wodurch das menschliche Geschlecht geleitet wird.


    Die Hervorhebung stammt von mir.


    LG


    Tom

  • So schnell wie Ihr kann ich nicht lesen. Allerdings ist es meine 5. oder 6 Lektüre dieses Textes. Ich werde denn auch erst heute Abend noch beginnen.


    eben habe ich das zweite Kapitel gelesen und auch an Goethe gedacht, diesem Nochuniversalgelehrten.


    Alexander von Humboldt würde es wohl eher treffen. Unser Ich-Erzähler ist mitnichten ein Poet. Eher der - mehr oder weniger müssiggängerische - Autodidakt und Hobbywissenschaftler, der Alexander von Humboldt nach heutigen Massstäben wäre. Einer auch, der nicht aufs Geldverdienen angewiesen ist. Eine allerdings schon zu Stifters Zeiten antiquierte Figur. Im übrigen ist dieser altkluge Ich-Erzähler kein Mensch, dem ich im wirklichen Leben begegnen möchte.


    Poesie würde ich Stifter aber dann auch zusprechen. :winken:

    Wo nehme ich nur all die Zeit her, so viel nicht zu lesen? - Karl Kraus

  • Poesie würde ich Stifter aber dann auch zusprechen. :winken:


    Auch für die ersten zwei Kapitel vom Nachsommer? Darauf wollte ich mich beziehen.


    Müssiggang ist gerade das, was ich nicht erkenne, eher eine tätige Wissbegier, so ein kleiner Darwin könnte sich hier entwickeln, auch vom materiellen Hintergrund aus.


    Du weißt ja aber schon mehr. :winken:

  • Hallo liebe Mitleser.


    Mir geht es bei meiner Erstlektüre irgendwie ganz anders als euch Zwei. Ich empfinde weder die Sprache oder Stil als hölzern, noch habe ich das Gefühl der emotionalen Unterkühlung und den „Krüppel“ kann ich gar nicht unterbringen. Dieser Tage habe ich im Bezug zum „Nachsommer“ die Begriffe wie Idylle und Veredelung gelesen, da ich selber das Wort traumhaft auf den Lippen hatte, kann ich dem nur zustimmen. Anderswo habe ich von „Zeitentschleunigung“ gelesen, und das trifft es absolut. Kein bisschen Langeweile, sondern tiefe „Zeitentrückung“, steter Genuss, und gerade auch sprachlich wird dies unterstrichen.


    Ferner werden hier Begriffe wie prakmatisch oder aus der Nützlichkeit heraus verwendet. Auch ein Patriarch … Ich habe mich über das erste Kapitel eher gewundert, dass vor 150 Jahren ein Vater seinem Sohn nicht einbläut, er solle genau wie er Kaufmann werden. Okay mit Geld umgehen soll Heinrich lernen, auch seine Schwester, sie darf mit ihrem Erbteil, soweit es die Zeit zulässt als Frau, auch eigenständig damit umgehen.


    Zitat von “Stifter“

    “Jedes Ding und jeder Mensch, pflegte er zu sagen, könne nur eins sein, dieses aber muß er ganz sein.


    Das soll Heinrich heraus finden! Das birgt natürlich die Gefahr der Lethargie, wenn man Geld genug hat, um fast alles zu machen, hinaus in die Welt zieht um heraus zu finden, was man wirklich selber ist. Heinrich schöpft zunächst aus dem vollem, will alles lernen und wissen, grenzt dann aber immer mehr dieses Alles ein, denn wer kann wirklich alles wissen. Zum Glück für Heinrich? lernt er dann im dritten Kapitel seinen Mentor kennen. Da beginnt die Idylle und auch die Poesie, außer man ist ein Rotschwanz, da hört es dann mit der Idylle auf. :zwinker:


    Mir fallen Parallelen zum „Zauberberg“ und zum „Glasperlenspiel“ auf, beides auch Entwicklungsromane, zeitentrückt und auch diese Werke werden von einer ganz eigenartigen Atmosphäre getragen. Also ich bin sehr gespannt wie Heinrich sein Leben meistern wird. Und ich muss gestehen, ich habe mich in den „Nachsommer“ schon ein wenig verliebt :redface:


    Liebe Grüße
    Anita

    Man muss noch Chaos in sich haben, um einen tanzenden Stern gebären zu können. Nietzsche in "Also sprach Zarathustra"

  • Zum Glück für Heinrich? lernt er dann im dritten Kapitel seinen Mentor kennen. Da beginnt die Idylle und auch die Poesie, außer man ist ein Rotschwanz, da hört es dann mit der Idylle auf. :zwinker:


    [/quote]


    Da ich gestern nur bis zum Ende des dritten Kapitels gelesen habe, erschloss sich mir das noch nicht. Ich schwankte beim lesen zwischen Arkadien und Hotel California, bei der Beschreibung seiner Einkehr. Wobei Einkehr ja auch ein mehrdeutiges Wort ist. Langeweile kam bei mir auch nicht auf, eher Spannung, weil Stifter noch nicht zum Kern gekommen ist, und die detailierte Beschreibung der Umgebung darauf hindeutet, dass hier ein wichtiger Ort ist, aber im Gegensatz zu der vorläufig zurückhalteneden Charkterisierung des Gastgebers steht. Nicht nur der Garten ist blumenreich, sondern jetzt auch, und besonders am Anfang des 3.K. Stifters Sprache. Könnte die Stiländerung auch bewusst die Ebenen der Familie und der neuen Bezüge trennen?

  • Auch für die ersten zwei Kapitel vom Nachsommer? Darauf wollte ich mich beziehen.


    Schau doch nur schon die ersten paar Sätze an:

    Zitat

    Mein Vater war ein Kaufmann.


    Kurz, fast Stakkato. Dann aber holt Stifter Luft und lässt seine Sätze vom Stapel. Der Erzähler hat eine zwei Jahre jüngere Schwester? Mitnichten:


    Zitat

    Mein Vater hatte zwei Kinder,
    mich, den erstgeborenen Sohn,
    und eine Tochter,
    welche zwei Jahre jünger war als ich.


    Das sind doch schon freie Rhythmen: 3 Hebungen - 4 Hebungen - 3 Hebungen - 4 Hebungen. Das geht 'runter wie Aal in Honig. :eis:

    Wo nehme ich nur all die Zeit her, so viel nicht zu lesen? - Karl Kraus


  • Das sind doch schon freie Rhythmen: 3 Hebungen - 4 Hebungen - 3 Hebungen - 4 Hebungen.


    Interessanter Ansatz! Bislang habe ich eine "Lyrisierung" in Prosatexten nur bei Hölderlin und Rilke erspürt und entdeckt.


    Einige Sätze zur Ästhetik des Romans, insbesondere des "Rosenhauses": Die Welt, in die Stifter uns entführt, ist eine bis in alle Details sorgsam, fast schon pedantisch geordnete und deshalb auf den ersten Blick langweilige Idylle. Jeder Raum des Hauses hat nur einem Zweck zu dienen (z.B. dem Aufbewahren und Lesen von Büchern), jedes Buch wird nach Gebrauch sofort an seinen Regalplatz zurückgestellt, die Fußböden werden geschont, in dem Filzpantoffeln über das Schuhwerk gezogen werden … Ist es ein gesteigertes Harmoniebedürfnis, das sich da äußert? Wir wissen, dass Stifters persönliche Verhältnisse über einen langen Zeitraum alles andere als harmonisch und geordnet waren.


    Wie ich schon schrieb: Oberflächlich betrachtet verströmen der Erzähler und dessen Heim, aber auch das Rosenhaus und dessen Bewohner eine sehr gepflegte Langeweile, die sich natürlich gründlich von dem modernen Ennui mancher Flaubert- und Fontane-Figuren unterscheidet. Ich habe noch nicht herausgefunden, was sich unter der Oberfläche dieser Kultiviertheiten verbirgt. Nicht zuletzt diese Neugier, aber auch der schöne und ruhige Erzählfluss Stifters halten mein Leseinteresse hoch.


    LG


    Tom

  • Ist es ein gesteigertes Harmoniebedürfnis, das sich da äußert?


    Vermutlich, und das nicht nur beim Dichter, sondern auch beim Leser. Ich merke jedenfalls schon nach dem ersten Kapitel, wie sich wohltuende Ruhe über mich breitet. Ja, es herrscht wirklich pedantische Ordnung, nicht nur im Haus, sondern auch in der Erziehung der Kinder, die nur zu bestimmten Zeiten in bestimmten Räumen bestimmte Dinge tun dürfen. Das Familienoberhaupt ist ein Mann mit festen Vorstellungen und Grundsätzen, die Mutter würde eher mal Fünfe gerade sein lassen, hält aber aus „Furcht“ vor dem Vater an den Vorschriften fest. Alles ist so wohl eingerichtet, so sinnig erdacht, das Chaos scheint hier gebändigt, das beruhigt die Nerven.



    Oberflächlich betrachtet verströmen der Erzähler und dessen Heim, aber auch das Rosenhaus und dessen Bewohner eine sehr gepflegte Langeweile



    Aber genauer betrachtet ist es keine gepflegte, sondern eine interessante Langeweile, und die mag ich sehr.


    Gruß
    Anna

  • Vermutlich, und das nicht nur beim Dichter, sondern auch beim Leser. Ich merke jedenfalls schon nach dem ersten Kapitel, wie sich wohltuende Ruhe über mich breitet. Ja, es herrscht wirklich pedantische Ordnung, nicht nur im Haus, sondern auch in der Erziehung der Kinder, die nur zu bestimmten Zeiten in bestimmten Räumen bestimmte Dinge tun dürfen.


    Ja, es ist diese Sorgfalt mit der Dinge oder Handlungen verrichtet werden, Liebe bis ins kleinste Detail, worauf diese Idylle aufbaut. Vorspiegelung von perfekter Harmonie, und zeitlich eher nach dem Motto der Gründlichkeit und Genauigkeit als "Zeit ist Geld". Ich nenne es zeitentrückt und es gefällt mir sehr gut, ja vielleicht weil man es vermisst.


    (Übrigens erinnert mich diese Haltung an die Generation meiner Großeltern, heute ist alles so schnell und hektisch, hat Stifter das damals schon kommen sehen, dass die Moderne diesen Zeitraffer mit sich bringen würde?)


    Liebe Grüße
    Anita

    Man muss noch Chaos in sich haben, um einen tanzenden Stern gebären zu können. Nietzsche in "Also sprach Zarathustra"


  • ... heute ist alles so schnell und hektisch, hat Stifter das damals schon kommen sehen, dass die Moderne diesen Zeitraffer mit sich bringen würde?


    In seinem ausführlichen Essay "1857 - Flaubert, Baudelaire, Stifter" hat Wolfgang Matz die radikale Artifizialität des "Nachsommers" als zukunftweisend für die Moderne charakterisiert. Ich habe das zunächst nicht verstanden, bekomme aber allmählich eine Ahnung, was damit gemeint sein könnte. Vielleicht sollten wir die Modernität dieses Werks einmal gesondert betrachten und diskutieren.


    Gestaunt habe ich, als ich herausfand, dass Marcel Reich-Ranicki den "Nachsommer" nicht in seinen Literaturkanon aufgenommen hat. Stifter ist mit nur einer einzigen Erzählung aus den "Bunten Steinen" in MRRs Kanon vertreten. Das kann ich nicht verstehen, genau wie die Ablehnung von Musils "Mann ohne Eigenschaften" (MRR: "Ein gescheitertes Buch").


    LG


    Tom

  • Hallo liebe Mitleser,


    momentan komme ich leider recht wenig zum Lesen, werde aber trotzdem versuchen, ab und zu an dieser Runde teilzunehmen.


    Mir gefällt Stifters gepflegte Langeweile auch recht gut, allerdings beschäftigt er sich mit manchen Themenbereichen schon extrem ausführlich, sodaß dann mein Interesse nach ein paar Seiten wieder abebbt. Ich kann das Buch also nur in kleinen Häppchen lesen.


    Da ich so etwas schon befürchtet hatte, habe ich etwas früher mit dem Buch begonnen, und befinde mich nun schon im Haus des Gastfreundes. Die Beschreibung der Zimmer fand ich recht interessant. Etwas mühselig für mich ist der Abschnitt über die Schreinerwerkstatt und die ganzen Zeichnungen... Wenn es um die Natur geht (z.B. das Gewitter), kann es mich mehr fesseln.


    Poetisch finde ich Stifter übrigens auch; seine Art zu erzählen hat etwas extrem Entspannendes, es ist fast schon wie eine Meditation :zwinker:.


    Viele Grüße
    thopas


  • Etwas mühselig für mich ist der Abschnitt über die Schreinerwerkstatt und die ganzen Zeichnungen... Wenn es um die Natur geht (z.B. das Gewitter), kann es mich mehr fesseln.


    Ja, die Natur ist eindeutig Stifters Ding! Aber auch die Passage in der Schreinerwerkstatt fand ich interessant, geht es doch hier (soweit ich das beurteilen kann) um Stifters Ästhetik des Kleinen, des Details, dessen Fehlen oder fehlerhafte Ausführung dem Ganzen zum Nacheil gereicht. Schlimmer noch: Wird ein Detail nicht im Geiste des Gesamten konzipiert, entsteht etwas ganz und gar Falsches und ästhetisch Fragwürdiges. So zumindest habe ich diesen Abschnitt aufgefasst.


    LG


    Tom


  • Ja, die Natur ist eindeutig Stifters Ding! Aber auch die Passage in der Schreinerwerkstatt fand ich interessant, geht es doch hier (soweit ich das beurteilen kann) um Stifters Ästhetik des Kleinen, des Details, dessen Fehlen oder fehlerhafte Ausführung dem Ganzen zum Nacheil gereicht. Schlimmer noch: Wird ein Detail nicht im Geiste des Gesamten konzipiert, entsteht etwas ganz und gar Falsches und ästhetisch Fragwürdiges. So zumindest habe ich diesen Abschnitt aufgefasst.


    Danke für die Erklärung, Tom. Mir war klar bei der Lektüre, daß diese lange Passage mit der Schreinerwerkstatt eine bestimmte Bedeutung hat, nur leider habe ich momentan nicht die notwendige geistige "Ruhe" oder "Konzentriertheit", um das dann genau analysieren und schätzen zu können. Aber hier in der Leserunde werde ich dann ja so einiges mitkriegen, was mir bei der Lektüre entgangen ist.


    Nochmal zum Gewitter zurück bzw. zur Ankunft beim Haus des Gastfreundes. Hier stören mich die ausführlichen Beschreibungen gar nicht, die Atmosphäre kurz vor dem Gewitter bzw. während des Gewitters wird so genau beschrieben, daß man sich da direkt hinversetzen kann. Und diese ruhige Atmosphäre im Haus und drumherum hat etwas sehr beruhigendes; eine Auszeit vom hektischen Alltag... fast wie ein verwunschenes Schlößchen (und Rosenranken gibt es auch; allerdings genau angeordnet und nicht wild).


    Viele Grüße
    thopas

  • Ich frage mich nach 4 Kapiteln, wie Stifter so eine zeitentrückte Sicht auf die Welt entwickeln konnte. Kommt mir vor wie Hilflosigkeit und eine Flucht vor dem, was in den letzten Jahrzehnten vor der Publikation alles passiert ist.

  • Da es in der Leserunde gerade um Stifters Naturschilderungen und speziell um die Beschreibung eines Gewitters geht, hier ein Hinweis auf sein Gemälde Partie aus den westungarischen Donauauen mit aufziehendem Gewitter:
    [Blockierte Grafik: http://www.kunstbilder-galerie…ngarischen-dao-794030.jpg]
    Wie wahrscheinlich allerseits bekannt ist, war Stifter auch ein begnadeter Natur-und Landschaftsmaler. Seine Wolkenbilder gefallen mir besonders, er erinnert da an Turner und nimmt die Impressionisten vorweg. Sämtliche Bilder Stifters findet ihr hier:
    http://www.kunstbilder-galerie…ert-stifter/bilder_2.html