Ich hatte den Eindruck, dass er nicht will, dass Karl diesen Herrn Pollunder begleitet. Stellt sich nur die Frage, warum nicht?
Hallo Katrin,
hallo zusammen,
das zweite Kapitel liest sich ja ganz flüssig: Karl genießt den Luxus im Hause des Onkels, er lernt Englisch, Klavier und Reiten und macht sich mit der ihm fremden Welt in New York vertraut. Das alles ist so anti-kafkaesk erzählt, dass man fast vergisst Kafka zu lesen. – Aber dann hat es mich doch noch umgehauen. Hier mal vier Zitate aus dem 2. Kapitel und ich hab’s eigentlich erst richtig beim vierten Zitat gemerkt (so selbstverständlich streut Kafka dies alles, sich steigernd in den Text ein):
„Dieser Herr Pollunder schien überhaupt an Karl ein besonderes Gefallen zu finden, und während der Onkel und Herr Green wieder zu den geschäftlichen Besprechungen zurückkehrten, ließ Herr Pollunder Karl seinen Sessel nahe zu sich hinschieben,“
„Herr Pollunder schüttelte Karl ganz glücklich beide Hände, als wolle er sich so stark als möglich dessen vergewissern, dass Karl nun doch mitfahre.“
„Sie saßen eng beieinander, und Herr Pollunder hielt Karls Hand in der seinen, während er erzählte.“
„Karl aber lehnte froh in dem Arm, den Herr Pollunder um ihn gelegt hatte;“
Sicher kannte der Onkel diese homoerotische Seite von Pollunder und wollte nicht, dass Karl einen Nebenbuhler begleitete, denn Anfang des dritten Kapitels erfahren wir durch Green:
„… wie die Liebe des Onkels zu Karl zu groß sei, als dass man sie noch Liebe eines Onkels nennen könne.“