Was gehört in die gutsortierte Klassikerbibliothek?

  • Hallo zusammen!


    Mir scheint, wir haben unterdessen 3 verschiedene Fragen in diesem Thread. Die erste ist die, welche dem Thread den Titel gab: "Was gehört in die gutsortierte Klassikerbibliothek?" Meine Antwort darauf kennst Du, liebe nimue, und, nein, ich werde den Rest des Alphabets nicht folgen lassen. Ich habe meine Bücher wweder elektronisch noch sonst wie erfasst, es gäbe mir zu viel Arbeit! :zwinker:


    Die zweite Frage war dann die nach den 200 Büchern für Otto Normalverbraucher. Ich hätte da, falls ihm mein erster Vorschlag nicht gefällt, noch eine Idee: Er sollte sich von den bekanntesten Autoren des 18. und 19. Jh. jeweils Gesamtausgaben besorgen, in Leinen oder Leder gebunden, das präsentiert ebenfalls gut. 25 Bände Goethe, 5 Bände Schiller, 5 Bände Tolstoj, 7 Bände Dostojewski, Racine, Molière, Corneille, Voltaire, Rousseau - die 200 erreichen wir spielend... :wink:


    Die dritte Frage war nun die nach dem Klassiker-Frischling: "Welche Bücher der jeweiligen genannten Schriftsteller würdet ihr Klassiker-Anfänger raten?" Die Antwort müsste man nach den jeweiligen Vorkenntnissen und Ansprüchen des Frischllings wohl differenzieren, aber ich glaube, im Grossen und Ganzen wäre der Schul-Kanon für unseren Frischling keine schlechte Lösung. Wie der ja überhaupt ein paarmal angesprochen worden ist, nicht zu Unrecht finde ich. Immerhin versammelt sich in diesem Kanon die Erfahrung von Generationen von Lesern und Vermittlern von guter Literatur. Man mag im einen oder anderen Fall den Kanon kritisieren, aber im Allgemeinen hält er wohl dicht.


    hafis50


    Dein Posting vom 25. Juli, 4:15 pm, hat mich speziell interessiert, und ich möchte Dir eine Antwort geben:


    "es ist faglich, ob man 500 oder sogar über 2000 klassiker gelesen haben muß, um als universal gebildet zu gelten." - Nun, es ist meine Definition von universaler Bildung - im Bereich der Literatur. Bereiche wie Musik, bildende Künste etc. kämen dann noch hinzu.


    "Legte man diesen maßstab an, gäbe es wohl kaum universal gebildete menschen auf diese welt, da kaum jemand es schafft, in seinem leben soviel zu lesen" - Die Zahl ist kein Hindernis. Ich habe in meinem Leben sicherlich schon über 5000 Bücher gelesen und kenne Leute, die wahrscheinlich Zehntausende hinter sich haben. Es ist die Zugänglichkeit gewisser Werke, die das Hindernis darstellt. Im übrigen skizziere ich hier natürlich ein Ideal.


    "Auch ist es zweifelhaft, ob man klassiker nur dazu liest, sich bildung anzueignen (man könnte auch meinen, daß die lektüre allenfalls von fachliteratur bildet!)." - Fachliteratur bildet aus, um, weiter; Bildung ganz ohne Präfix ist eben gerade nicht an ein Fach gebunden - jedenfalls für mich.


    "Man könnte ja auch nur aus vergnügen lesen." - Bildung ist Vergnügen - imho. :zwinker:


    "Dann wären 100 klassiker im regal noch immer besser als nur lexika." - Sicher. Ich bin kein Anhänger vom Kreuzworträtselwissen.


    "Wenn die zeit nicht diese hohe zahl an büchern zuläßt, muß man eine entspechende liste herausfiltern. Da die "universalbildung" einem nicht erst mit dem letzten der 2000 bücher zufällt, sonden da sie proportional mit dem lesestoff wachsen sollte, wäre eine weniger als vollkommene bildung erreichbar und gar keiner bildung immer noch vorzuziehen." - Ganz Deiner Meinung.


    "Selbst wenn man auf diesen 2000 büchern beharrt, wird man mindestens eine reihenfolge festlegen wollen (das "umfassende", "generelle", "wichtige" zuerst)." - Nun, ich würde einem Frischling tatsächlich empfehlen, zuerst mal die Bibel (von A - Z!) und dann Gustav Schwab: "Sagen des klassischen Altertums" zu lesen. Dann aber sollte das Prinzip des Spinnennetzes vorherrschen. Das heisst, ich fange mal an, verbinde 2 Punkte miteinander, spinne den Faden quer und längs hin und her, verbinde auch mal 2 Fäden mit einem dritten - und siehe da: plötzlich ist das Netz fertig!


    "Ich denke also, daß wie man es auch wendet, man an irgendeiner reduzierung oder listenbildung nicht vorbeikommt." - Es sind bis heute wahrscheinlich Milliarden von Büchern geschrieben worden. Daraus würde ich gerne 3000 als die wesentlichen extrahieren. Ja, eine Reduzierung ist unumgänglich.


    "Übrigens, wie weiß ich als anfänger eigentlich, was und wieviel ich lesen muß, um als universal gebildet zu gelten?" - Ich zitiere mich jetzt nicht mehr selber. Meine Antwort steht weiter oben. Wenn Du die 3000 Titel beim Namen haben willst, so gehe in die entsprechenden Universitäts-Institute (Germanistik, Anglistik, Romanistik, Gräzistik, Theologie, Philosophie, Geschichte...) und frage nach den jeweiligen Leselisten. Die meisten haben wohl noch welche. Die sind auf ähnliche Weise zustande gekommen wie der Schul-Kanon. Und irgendwann, wenn man genug gelesen hat, wird man merken, dass auch Bücher untereinander zusammenhängen wie Spinnweben, und man wird merken, dass sich dieses Buch und jenes Buch auf ein drittes Buch beziehen, und dass einem dieses dritte fehlt, man wird es lesen und ein viertes finden, und schon ist man auf dem Weg, die Welt der klassischen Literatur zu erobern und man braucht keine Listen und Kanons mehr... Ich wünschte, ich wäre schon so weit!


    Grüsse


    Sandhofer

    Wo nehme ich nur all die Zeit her, so viel nicht zu lesen? - Karl Kraus

  • mein erster klassiker nach der jugendliteratur war ein novellenband von stefan zweig. Und mein erstes großes leseerlebnis waren erzählungen von bruno schulz.
    Da wir im deutschunterricht kaum literatur lasen, habe ich nur über "kanons" u. ä. die namen "bedeutender" autoren kennengelernt. Natürlich können solche listen nur ein wegweiser sein. Jeder wird nach seinem geschmack ganz unterschiedliche gewichte setzen. Als allgemeine einleitung finde ich hilfreich die hier schon gepostete ZEIT-liste der 100 besten romane, den MRR-schul-kanon bei gutenberg.spiegel.de (den man dort auch zum großen teil online lesen kann) und hesse's "bibliothek der weltliteratur". Letzterer schreibt dort zum thema bildung:
    "...echte bildung ist nicht bildung zu einem zwecke, sondern sie hat, wie jedes streben nach dem vollkommenen, ihren zweck in sich selbst...ebenso ist auch das streben nach "bildung"... nicht ein mühsamer weg zu irgendwelchen begrenzten zielen, sondern ein beglückendes und stärkendes erweitern unser lebens- und glückmöglichkeiten...Darum ist echte bildung...überall am ziele und bleibt doch nirgends rasten...Niemand könnte jedoch jemals die gesamte literatur auch nur eines einzigen großen kulturvolkes völlig durchstudieren...Nicht darauf soll es ankommen, möglichst viel gelesen zu haben..., sondern in einer freien, persönlichen auswahl von meisterwerken...eine ahnung zu bekommen von der weite und der fülle des von menschen gedachten...Es gibt leser, welche zeitlebens mit einem dutzend bücher auskommen und dennoch echte leser sind. Und es gibt andere, die alles gelesen haben..., und doch war all ihre mühe vergebens. Denn bildung setzt etwas zu bildendes voraus:...eine persönlichkeit. Wo die nicht vorhanden ist, wo sich bildung ohne substanz gewissermaßen im leeren vollzieht, da kann wohl wissen entstehen, nicht aber liebe und leben."
    Mir ist diese definition von bildung, die sich von der puren aneignung von wissenskatalogen abgrenzt, sympathisch. Und daß lektüre ihren zweck in sich selbst hat, nämlich vergnügen zu breiten, dem kann ich auch nur zustimmen.
    gruß hafis

  • Hallo zusammen!
    Hallo Steffi,


    langsam beginnt die Diskussion ja interessant zu werden, aus Zeitmangel habe ich mir mal ein Posting ausgewählt. Lessing, Goethe, Schiller, Kleist: alles große deutsche Klassiker, alle wichtig und ich mag sie auch alle vier, keine Frage. Aber einem Klassiker-Anfänger würde ich doch nicht gerade die empfehlen, die ihm vielleicht in der Schule die Lust auf Klassiker genommen haben. Gibt es da nichts interessanteres? Und welche Werke der vier würdest Du, Steffi, empfehlen, bzw. mit welchen hast Du angefangen?


    Liebe Grüße


    Hubert

  • Hallo Hubert,


    ach ja, das ist schon eine längere Zeit zurück und wie gesagt, ich könnte eigentlich nicht den ultimativen Klassikereinstieg empfehlen. Um sogenannte Klassiker wirklich genießen zu können, muß man sich auch für die Entstehungszeit, die geschichtlichen Hintergründe oder das Thema interessieren. Außerdem habe ich wirklich zu wenig strukturiertes Wissen zu diesem Thema, um eine Art Empfehlung abgeben zu können. Meines Erachtens müssten alle Epochen und alle Länder abgedeckt werden, dann könnte man noch nach Themen und Formen (Lyrik, Epik ...) unterscheiden. Du siehst, ich gehe das viel zu empirisch an !


    Persönlich würde ich mit dem Interessierten sprechen, um dessen Vorliebe, Durchhaltevermögen, Vorurteile usw. zu erfahren.


    Um aber auf die Schule zurückzukommen - dort wurde meine Klassikerlust geweckt - wir haben, soweit ich mich erinnere, mit folgenden Klassikern angefangen:


    Schiller - Wilhelm Tell
    Lessing - Nathan der Weise
    Kleist - Prinz Friedrich von Homburg
    Goethe - Iphigenie auf Tauris


    Gruß von Steffi

  • Hallo zusammen,
    hallo hafis


    Erstmal Herzlich Willkommen, nachträglich. :smile:


    Du schriebst:

    Zitat

    Jeder wird nach seinem geschmack ganz unterschiedliche gewichte setzen. Als allgemeine einleitung finde ich hilfreich die hier schon gepostete ZEIT-liste der 100 besten romane, den MRR-schul-kanon bei gutenberg.spiegel.de (den man dort auch zum großen teil online lesen kann) und hesse's "bibliothek der weltliteratur".


    Ganz genau. Wer beginnt, sich für klassische Literatur zu interessieren, wird ohne solche von Dir genannten Hilfen kaum auskommen. Er wird sich auch zuerst für das naheliegendste, sprich deutsch-sprachige Literatur, interessieren.


    nimue schrieb:

    Zitat

    Es geht mir um Menschen, die eigentlich keine Ahnung von Klassikern haben, sich aber in Zukunft damit befassen möchten.


    Mir auch.
    Dieser Mensch wird sich wohl zuerst für das naheliegendste, sprich deutsch-sprachige Literatur, interessieren. Und deshalb mache ich es mir jetzt auch sehr einfach und würde einem solchen Menschen als Grundstock für eine Klassiker-Bibliothek den letztes Jahr erschienenen 10-bändigen Kanon von Marcwel Reich-Ranicki empfehlen. Ich finde, man bekommt damit einen erstklassigen Abriss der deutschsprachigen Literatur in verschieden Epochen.
    Folgende Bücher sind darin enthalten:


    Goethe (Die Leiden des jungen Werther, Die Wahlverwandtschaften), Theodor Fontane (Frau Jenny Treibel, Effi Briest)
    Thomas Mann (Buddenbrooks, Der Zauberberg).
    E.T.A. Hoffmann (Die Elexiere des Teufels),
    Gottfried Keller (Der grüne Heinrich),
    Heinrich Mann (Professor Unrat),
    Hermann Hesse (Unterm Rad),
    Robert Musil (Die Verwirrungen des Zöglings Törleß),
    Franz Kafka (Der Proceß),
    Alfred Döblin (Berlin Alexanderplatz),
    Joseph Roth (Radetzkymarsch),
    Anna Seghers (Das siebte Kreuz),
    Heimito von Doderer (Die Strudlhofstiege),
    Wolfgang Koeppen (Tauben im Gras),
    Günter Grass (Die Blechtrommel),
    Max Frisch (Montauk)
    Thomas Bernhard (Holzfällen)


    Wenn unser Klassiker-Anfänger diese Bücher gelesen hat, wird er seine Vorlieben herausgefunden haben und das "Spinnennetz", von dem sandhofer schrieb, wird sich von ganz alleine bilden.


    Ich höre jetzt schon den Aufschrei: Kanon - MRR - Dogmatismus!!! :entsetzt:


    Bitte bedenken: Es gibt Menschen, die nicht das Glück hatten in der Schule auf Lehrer zu treffen, die in der Lage waren, das Interesse und die Freude an klassischer Literatur zu wecken. Es gibt Menschen, die das Pech hatten in nahezu bücherlosen Haushalten aufzuwachsen. Ich weiß wovon ich rede. Wenn man dann versucht auf eigene Faust den Literatur-Dschungel zu erkunden, steht man bald auf verlorenem Posten, weil man den Wald vor lauter Bäumen nicht sieht. Man ist dankbar für jemanden, der sich in diesem Dschungel auskennt und einem Hinweise gibt.


    Der mir liebste Führer durch die klassische Literatur ist aber Rolf Vollmann. Dessen Buch "Die wunderbaren Falschmünzer" kann ich nur wärmstens empfehlen. Im Untertitel heißt es "Ein Roman-Verführer" und das trifft es auf den Punkt. Vollmanns Liebe und Begeisterung zur Roman-Literatur überträgt sich mühelos auf den Leser.
    Meine Klassiker-Bibliothek ist nach dem Lesen dieses Buches jedenfalls enorm gewachsen. :smile:


    Viele Grüße
    ikarus

    "Der Umgang mit Büchern bringt die Leute um den Verstand" (Erasmus von Rotterdam)

  • es macht natürlich einen großen unterschied, eine "gut sortierte klassiker-bibliothek" oder eine liste für den einsteiger zusammenzustellen.
    Im letzteren falle wird es auch auch den einzelfall ankommen. Soll man "leichtere" texte an den anfang stellen -welche dann nicht unbedingt ganz vorne in der gut sortierten bibliothek ständen- oder soll man sich kosten und zeit dafür sparen und lieber gleich mit den besten, aber nicht unbedingt leichtesten werken anfangen? Ist für jeden der taugenichts von eichendorff der bessere klassikeinstieg als goethe's faust II ? Soll man erst mit reclam's anfangen oder direkt mit teureren gesamtausgaben? Ich habe gesehen, daß man die gutenberg-texte, -einen großen teil der weltliteratur-, für 25 euro auf einer diskette bekommt! -Das platzproblem wäre gelöst, dennoch wohl etwas häretisch?
    Für mich als anfänger waren auch anthologien praktisch, um mit wenig geld viele autoren kennenzulernen. Z.B. von insel-taschenbüchern habe ich auf wühltischen mE sehr brauchbare anthogien zu themen wie jahreszeiten, feste und feiern u.ä. kaufen können, die alte und neue autoren, epik, lyrik und essais vereinigten.
    Gerade für den lyrik-bereich böte sich eine gute anthologie für den einsteiger an; aber auch für deutsche erzählungen, wenn man zu hohe kosten für einzelausgaben scheut.
    gruß hafis

  • Hallo Sandhofer,


    Vorschläge, falls Du mal Deine Klassiker ergänzen willst:.


    Aue, Hartmann von

    Arnim, Achim von: Des Knaben Wunderhorn


    Altes Testament


    Aristophanes


    Apuleius: Roman „Der goldende Esel“ dem wir die Story von „Amor und Psyche“ verdanken


    Alighieri (hast Du aber wahrscheinlich unter „D“)


    Ariosto: L’Orlando furioso


    Thomas von Aquin


    Anna Achmatova: Lyriksammlung „Der Abend“


    Gruß


    Hubert

  • Hallo zusammen!
    Hallo Hubert!


    Danke für Deine Vorschläge!


    Aue, Hartmann von unter H
    Arnim, Achim von: Des Knaben Wunderhorn Als Insel-TB vorhanden
    Altes Testament Bei mir der Einfachheit halber unter "Bibel" eingereiht
    Aristophanes In einem Sammelband "Griechisches Theater" oder so ähnlich vertreten
    Apuleius: Roman „Der goldende Esel“ dem wir die Story von „Amor und Psyche“ verdanken Auch in einem Sammelband...
    Alighieri (hast Du aber wahrscheinlich unter „D“) Ja.
    Ariosto: L’Orlando furioso Ist bei mir - frag mich nicht, warum! - unter Roland, rasender...
    Thomas von Aquin unter T
    Anna Achmatova: Lyriksammlung „Der Abend“ Kenn' ich tatsächlich nicht, kommt auf den virtuellen SUB, danke!


    Grüsse


    Sandhofer

    Wo nehme ich nur all die Zeit her, so viel nicht zu lesen? - Karl Kraus

  • folgende bücher würde ich -subjektiv!- als klassiker mit größerem bekanntheitsfaktor zu den schon genannten für einen grundstock und zur orientierung nennen:
    vorantike:
    bibel
    china: entweder gespräche des konfuzius oder das tao-te-king des lao-tse (vielleicht eher das letztere für einen einsteiger?)
    arabien: märchen aus 1001 nacht (aufnehmen?)
    antike: homer / vergil/ schwab, sagen des klass. altertums
    mittelalter: augustinus, bekenntnisse / nibelungenlied / deutsche volksbücher, heldensagen des mittelalters/
    frankreich: montaigne - auswahl aus essais
    rabelais, gargantua und pantagruel
    pascal, gedanken (aufnehmen?)
    stendhal, rot und schwarz
    beaudelaire, blumen des bösen, der spleen von paris
    englischspr. raum: chaucer, canterbury tales / swift, gulliver / defoe, moll flanders, robinson crusoe/ fielding, tom jones/ lawrence sterne, tristram shandy/ carlyle, helden, evtl. den sartor resartus/ thackeray, jahrmarkt der eitelkeiten/ dickens, pickwickier, copperfield/ poe, novellen/
    deutschl.: silesius, cherubinischer wandersmann/ grimmelshausen, simplicissimus/ lyrik vor goethe in auswahl/ jean paul, mindestens titan, siebenkäs, flegeljahre/ hebel, schätzkästlein/ hölderlin/ novalis/ brentano, arnim - des knaben wunderhorn/ eine auswahl aus romanen u. erzählungen der romantiker chamisso, brentano, arnim, tieck, chamisso, eichendorff/, dann noch droste-hüshoff/ heine/ büchner


    @bildung:
    haben wir nicht den einfachsten weg zu "guter" bildung vergessen? Ich meine das buch "bildung, alles, was man wissen muß" von schwanitz (da ich es nicht kenne, gibt es jetzt hier kein :zwinker:)
    gruß hafis

  • Hallo Steffi,


    Du bist heute noch um Deine DeutschlehrerInnen zu beneiden. Ja genau mit diesen Stücken kann ich mir vorstellen, dass in der Schule Klassikerlust geweckt wird. Schillers „Tell“ hat ja auch bei mir zumindest die Theaterlust geweckt.


    Davon abgesehen halte ich jemand der nur Lessings „Nathan“, Goethes „Iphigenie“ und Schillers „Tell“ kennt und die Aussagen dieser Stücke verinnerlicht hat für gebildeter, als jemand der 200 Bände im Regal stehen hat, selbst dann noch wenn der diese 200 Bände oberflächlich gelesen hat.


    Mit Deiner empirischen Vorgehensweise rennst Du bei mir offene Türen ein. Ich halte z.B. nichts davon mit MRR’s-20-Bücher-Liste zu beginnen, da dies ja alles deutschsprachige Werke sind. Ich habe z.B. mit einer Liste von 7 Klassikern begonnen, die ich mir selbst erstellte und bei der jedes der sieben Bücher aus einem anderen Jahrhundert war, im Original in einer anderen Sprache geschrieben war und einer anderen Gattung angehörte. Und dann ging’s nach Sandhofers Spinnennetztheorie weiter – das Ende ist noch offen.


    Liebe Grüße


    Hubert

  • Jeder wird wohl sein spinnennetz woanders ansetzen. Mir wurden in der schule theaterstücke verleidet. Erst später, auf den druck (von kanons und anderen vorstellungen von mindestbildung), gewisse sachen gelesen haben zu müssen, habe ich mich an sie herangewagt. Und nun lese ich sie gerne! Genauso erging es mir mit romanen, deren länge mich meistens abschreckte.
    In diesem sinne wäre mir der MRR-20-romane-kanon gattungsmäßig zu einseitig (keine erzählungen, lyrik, essayistische stücke, keine satire?).


    Zitat von "Hubert"

    Davon abgesehen halte ich jemand der nur Lessings „Nathan“, Goethes „Iphigenie“ und Schillers „Tell“ kennt und die Aussagen dieser Stücke verinnerlicht hat für gebildeter, als jemand der 200 Bände im Regal stehen hat, selbst dann noch wenn der diese 200 Bände oberflächlich gelesen hat.[Hubert


    Ich glaube auch, daß man mit nur einem "dutzend bücher" (ich glaube, das schrieb hesse) ein echter leser sein kann. Vielleicht auch, daß man damit im herkömmlichen sinne, nicht aber in sandhofers sinne eines universalgelehrten, als -humanistisch oder wie auch immer- "gebildet" gelten kann. Aber diese 12 werke müßten dann gut gewählt sein!
    viele grüße, hafis

  • Hallo Maria


    Du hast absolut recht, in eine Sammlung von 200 klassischen Autoren, gehört nicht nur ein Italiener (Dante) sondern mindestens noch die von Dir genannten. Ich persönlich würde sogar den Anteil der ital. Autoren noch etwas erhöhen und neben Dante Alighierei und Giovanni Boccaccio den Francesco Petrarca stellen, sowie noch zwei ital. Literaturnobelpreisträger mit aufnehmen: Grazia Deledda und Luigi Pirandello (nicht wegen dem LNP sondern weil sie gut sind) und Italo Calvino würde bei mir auch nicht fehlen.


    Kennst Du eigentlich die ital. Literaturnobelpreisträgerin Grazia Deledda (sie erhielt den zweiten LNP der nach Italien ging und war auch die zweite Frau die den Preis erhielt)?. Wenn ich Deinen Lesegeschmack richtig einschätze, werden Dir Ihre Romane gefallen. Versuch’s doch mal gelegentlich mit „Marianna Sirca“ und sag mir dann ob ich Recht habe. Der Roman spielt, wie alle von Grazia Deledda, auf Sardinien. Ein schönes und reiches Mädchen verliebt sich in einen Banditen und will diesen um jeden Preis haben – mehr will ich gar nicht erzählen nur noch: ich habe das Buch in einer Nacht ausgelesen (passiert bei mir ganz selten).


    Auch Deine Auswahl an Klassikern für Literaturanfängern finde ich ganz toll. Damit Du nicht denkst, dass ich Dir nur schmeicheln will, begründe ich meine Aussage:


    Du nennst nicht nur Autoren, sondern hast auch für Anfänger passende Werke ausgesucht. Bei Thomas Mann, Schiller und Williams Tennessee die Erstlingswerke. Damit liegst Du nicht schlecht. Gut bei Schiller kann man nicht viel falsch machen aber wenn Du nur Thomas Mann sagst, könnte der Anfänger auf die Idee kommen z.B. mit „Tod in Venedig“ anzufangen und das wäre fatal. Ähnlich gefährlich ist es bei Goethe. Wenn man als Anfänger nicht Iphigenie erwischt (wie Steffi), sondern z.B. den „Tasso“ – nicht auszumalen.


    Mit neun Büchern hat der Anfänger eine überschaubar Auswahl und wird nicht gleich mit einem riesigen Kanon erschlagen. Du beginnst mit deutschen Romanen aber neben vier deutschen stehen auch zwei italienische, zwei englischsprachige und ein spanisches Werk. Deine Auswahl enthält zwar hauptsächlich Romane, aber auch Schauspiele und Du bringst, obwohl die Auswahl klein, Werke aus drei verschiedenen Jahrhunderten. Am besten hat mir aber gefallen, dass es eine persönliche Auswahl ist..


    Liebe Grüße


    Hubert

  • Hallo Hubert


    Zitat

    Ich persönlich würde sogar den Anteil der ital. Autoren noch etwas erhöhen und neben Dante Alighierei und Giovanni Boccaccio den Francesco Petrarca stellen, sowie noch zwei ital. Literaturnobelpreisträger mit aufnehmen: Grazia Deledda und Luigi Pirandello (nicht wegen dem LNP sondern weil sie gut sind) und Italo Calvino würde bei mir auch nicht fehlen.


    Bei Petrarca mußte ich gleich an "Wenn du geredet hättest Desdemona" denken. Darin gibt es auch eine Rede von von Donna Laura.
    War es eine Art "Modeerscheinung" (mir fällt keine bessere Bezeichnung ein) im damaligen Jahrhundert eine Muse zu haben und darüber zu schreiben, aus der Ferne bewundern ohne näheren Kontakt? Ich denke da auch an Dante und Beatrice?


    Auch die Minnesänger hatten ihre Inspirationen, meist unter den adligen Frauen.


    oder wie es zur Zeit Fontanes Mode war, das Reine, das Weibliche, blond erscheinen zu lassen?


    Wäre auch mal interessant, die Frau in der Literatur als Muse durch die Jahrhunderte hinweg zu betrachten.


    Jetzt bin ich aber ganz vom Thema weg - also zurück...


    ---


    Grazia Deledda und Luigi Pirandello kenne ich nicht. Dein Tipp "Marianna Sirca" habe ich mir sogleich notiert, denn mit deiner Beschreibung triffst du schon meinen Lesegeschmack.


    Kennst du von Italo Calvino: Warum Klassiker lesen?
    Dieses Buch möchte ich mir nämlich gern kaufen.


    Zitat

    Du beginnst mit deutschen Romanen aber neben vier deutschen stehen auch zwei italienische, zwei englischsprachige und ein spanisches Werk. Deine Auswahl enthält zwar hauptsächlich Romane, aber auch Schauspiele und Du bringst, obwohl die Auswahl klein, Werke aus drei verschiedenen Jahrhunderten. Am besten hat mir aber gefallen, dass es eine persönliche Auswahl ist..


    Wie du siehst fehlen die Franzosen. Da klafft eine riesige Lücke, die ich hier in diesem Forum wenigstens etwas schließen möchte. Aber du hast richtig erkannt, meine Lieblinge liegen hauptsächlich im deutschsprachigen und italienischen Raum und da ich erst spät begonnen habe Klassiker zu lesen, habe ich ein unwahrscheinliches Nachholbedürfnis. :smile:


    Viele Grüße
    Maria

    In der Jugend ist die Hoffnung ein Regenbogen und in den grauen Jahren nur ein Nebenregenbogen des ersten. (Jean Paul F. Richter)

  • Kennst du von Italo Calvino: Warum Klassiker lesen?
    Dieses Buch möchte ich mir nämlich gern kaufen


    Hallo Maria,


    da mir der Stress momentan die Ohren rausläuft (kann man das sagen?), nur ganz kurz:


    „Warum Klassiker lesen?“ von Italo Calvino habe ich zwar noch nicht von Anfang bis Ende durchgelesen, ich lese aber immer wieder mal darin und da er zumindest über zwei Bücher schreibt von denen ich weiß, dass Du diese auch gelesen hast („Odyssee“ und „Die Verlobten“) lohnt sich die Anschaffung sicher. Auch gibt es schöne Definitionen was Klassiker eigentlich sind (wollten wir ja auch noch klären) z.B. wenn ich mich jetzt recht erinnere sagt Calvino ungefähr: ein Klassiker ist ein Buch von dem man nicht sagt: „das lese ich gerade“ sondern „das lese ich gerade wieder“


    Liebe Grüße


    Hubert

  • Hier die leseliste eines us-colleges zur weltliteratur. Es enthält auch eine auswahl aus der bibel. Diese liste wird in "latticework" von hagstrom erwähnt. In diesem buch geht er von u.a. der komplexitätstheorie aus und argumentiert, daß entscheidungsergebnisse (hier: beim investieren) besser sind, wenn wissen auch auf fremden gebieten (u.a. auch der literatur) vorliegt. Das wäre dann ein beispiel, wie auch belletristik personen und welt beeinflussen können.
    gruß hafis

  • ich sehe, daß der link niur die leseliste eines jahres enthält. Hier die vollständige liste. (Diese berufeunabhängige liste, die belletristische, philosophische und musikalische werke enthält, soll also zB einem wirtschaftsmanager zu mehr kompetenz und einem investmentmanager zu höherer anlagerendite verhelfen !!??):
    *= musik **= philosophie, naturwissenschaften "diverse"=aus platzgründen weggelassen
    freshman year:
    homer: ilias, odyssee
    aeschylos: agamemnon, libation beares, eumenides, prometheus bound
    sophokles: oedipus re, oedipus at colonus, antigone, philctetes
    thykidides: geschichte des peleponnesichen krieges
    euripides: hippolytus, bachien
    herodot: histories
    aristophanes: clouds
    plato**: diverse
    aristoteles**: diverse
    euklid**: elemente
    lukretius**: über die natur der dinge
    plutarch: lykurg, solon
    nikomachus**: arithmetik
    lavoisier**: elemente der chemie
    harvey**: motion of heart and blood
    diverse essays


    sophomore years:
    bibel
    aristoteles**: diverse
    apollonius: conics
    vergil: aenäis
    plutarch: caesar, cato der jüngere
    epictet**: diskurse, manual
    tacitus: annalen
    ptolemäus**: almagest
    plotinus**: the enneads
    augustinus: konfessionen
    st. anselm: proslogium
    thomas v. aquin**: suimma theologice, summe wider die heiden
    dante: göttliche komödie
    chaucer: canterbury tales
    des prez*: mass
    machiavelli: der prinz, diskurse
    kopernikus**: on the revolutions of spheres
    luther: die freiheit des christenmenschen
    rabelais: gargantua und pantagruel
    palestrina*: missa papae marcelli
    montaigne: essays
    viete (**?): introduction to the analytical art
    bacon**: novum organum
    shakespeare: richard II, henry IV, henry V, der sturm, wies es euch gefällt, hamlet, othello, macbeth, könig lear, coriolanus, sonnette
    gedichte von marvell, donne und anderen poeten des 16. + 17. jhrhts.
    descartes**: geometrie, discourse on method
    pascal**: generation of conic sections
    bach*: matthäus-passion, inventions
    haydn*: quartette
    beethoven*: sonaten
    schubert*: lieder
    stravinsky*: symphony of psalms


    junior year:
    cervantes: don quixote
    galileo**: two new sciences
    hobbes**: leviathan
    descartes: meditationen, rules for the direction of the mind
    milton: paradise lost
    la rochfoucauld: maximen
    la fontaine: fabeln
    pascal: gedanken
    huygens**: treatise on light, on the movement of bodies by impact
    eliot: middelmarch
    spinoza**: theoplogical-political treatise
    locke**: second treatise of government
    racine: phädra
    newton**: principia mathematica
    kepler**: epitome IV
    leibniz**: diverse
    swift: gullivers reisen
    hume**: treatise on human nature
    rousseau**: social contract, the origon of inequality
    moliere: der misanthrop
    adam smith**: wealth of nations
    kant**: diverse
    mozart*: don giovanni
    jane austen: pride and prejudice
    dedekind**: essay on the theory of numbers
    essays: diverse


    senior year:
    articles of confederation **
    declaration of indepedence**
    constitution of the united states**
    supreme court opinions**
    hamilton, jay und madison: the federalist
    darwin**: der ursprung der arten
    hegel**: phänomenologie des geistes, logik
    lobachevsky**: theory of parallels
    toqueville**: democracy in america
    lincoln**: selected speeches
    kiekegaard**: philosophische fragmente, fear and trembling
    wagner*: tristan und isolde
    marx**: kapital, politische und ökonomische skripte von 1844, die deutsche ideologie
    dostojewski: die brüder karmasow
    tolstoi: krieg und frieden
    melville: benito cereno
    twain: hucklebrry finn
    o'connor: ausgewählte geschichten
    william james**: psychologie, briefer discourse
    nietzsche(**?): geburt der tragödie, also sprach zarathrusta, jenseits von gut und böse
    freud**: einführung in die psychoanalyse
    valery: gedichte
    booker t. washington: ausgewählte schriften
    du bois: the souls of black folk
    heidegger**: was ist philosophie?
    heisenberg**: die pysikalischen grundlagen der quantenmechanik
    einstein**: ausgewählte schriften
    millikan**: das elektron
    conrad: heart of darkness
    gedichte von yeats, eliot, wallace stevens, beaudelaire, rimbaud
    essays: diverse


    ich weiß nicht, welchen sinn es machen soll, alte und womöglich überholte naturwissenschaftliche texte zu lesen. Ansonsten ist diese liste ein guter anfang, sich die art von umfassender bildung anzueignen, die das bildungssystem heute nicht länger vermitteln will.
    gruß hafis

  • Zu den Beiträgen von Sandhofer, sind mir doch prompt zwei passende Zitate unter meine nocht nicht allzu belesenen Augen untergekommen!
    (Sicherlich werden ihm diese bekannt sein :zwinker: )


    "Die Bibliotheken füllen sich mit Büchern, die Geister aber werden immer ärmer an Bildung." (Geronimo Cardano, Lebensbeschreibung)


    "Man soll in ein Buch nur so viel Geist legen wie nötig, man kann aber in einem Gespräch mehr haben als nötig ist." (Joseph Joubert, Gedanken, Versuche und Maximen)


    Als ich auf diesen Thread gestossen bin, wollte ich unbedingt wissen, ob die "Klassiker", die ich bis jetzt gelesen habe hier auftauchen und welche ich mir noch antun könnte. Habe auch viele Bücher entdeckt, die ich mir bestimmt mal "zu Herzen" nehmen werde.
    Etwas verwirrend und einschläfernd empfand ich jedoch Beiträge, die etwas über diese Fragestellung hinausgingen. :schnarch: .
    Ich denke, man muss nicht der Bildung wegen einfache Sachverhalte verkomplizieren.


    Liebe Grüße
    Jenny

  • Der Gast Jenny hat folgendes geschrieben:
    Die Klassiker, die man gelesen haben sollte: Als ich auf diesen Thread gestoßen bin, ... Etwas verwirrend und einschläfernd empfand ich jedoch Beiträge, die etwas über diese Fragestellung hinausgingen.


    Hallo Jenny,


    bevor man sich als Gast in einem Diskussionsforum kritisch über die Mitgliederbeiträge in einem Thread äußert, sollte man zumindest das Thema dieses Thread kennen. Die Fragestellung lautete nämlich nicht „Die Klassiker, die man gelesen haben sollte“, sondern „Was gehört in die gutsortierte Klassikerbibliothek?“ und nimue, die diese Frage gestellt hat, hat auch definiert, was sie darunter versteht:


    Mir ging es auch nicht darum, sämtliche Klassiker aufzuzählen, sondern darum, dass wir vielleicht eine Liste der Autoren zusammenstellen, die Otto Normalverbraucher zum Angeben zu Hause gesammelt haben sollte. Er wird diese Bücher nie lesen, aber er will damit angeben.


    Da wir Deine Fragestellung nicht kannten, wirst Du sicher verstehen, dass wir auch nicht so exakt darauf eingegangen sind.


    Liebe Grüße


    Hubert

  • Hallo Jenny


    der Thread hat sich ganz schön ausführlich entwickelt, da können Ermüdungserscheinungen schon auftreten.


    Trotzallem ein herzliches Willkommen im Klassikerforum, vielleicht können wir dich wieder beleben? Ich kenne mich in 1. Hilfe recht gut aus :breitgrins:


    Welche Klassiker hast du dir aus der Ansammlung rausgepickt?
    Wenn ich Listen sehe, fang ich immer an, meine zu vervollständigen. Nur wann soll ich das alles lesen? :entsetzt:


    Liebe Grüße
    Maria :schmetterling:

    In der Jugend ist die Hoffnung ein Regenbogen und in den grauen Jahren nur ein Nebenregenbogen des ersten. (Jean Paul F. Richter)