Der Mann, der Shakespeare erfand: Edward de Vere, Earl of Oxford

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    Im obigen Buch wird offenbar eine neue These für die Herkunft der shakespeareschen Werke geliefert. Einige Rezensionen bei Amazon meinen, das diese These in der Shakespeare-Forschung aber längst wieder vom Tisch ist.
    Weiß jemand der Anwesenden mehr dazu?

    "Es ist die Pflicht eines jeden, es auch auszusprechen, wenn er etwas als falsch erkennt." --- Stefan Heym (2001)

  • Hallo BigBen,


    mein Studium ist zu lange her, als daß ich mich da noch genau erinnern könnte. Wikipedia (deutsch / englisch) erwähnt, daß Edward de Vere schon anfang des 20. Jhds. als möglicher Autor der Shakespeare-Stücke im Gespräch war und wohl noch der populärste Kandidat ist.


    Die ganze Angelegenheit der Urheberschaft der Shakespeare-Stücke ist sowieso ein weites Feld...


    Viele Grüße
    thopas

  • Edward deVere ist ein alter Kandidat für »Shakespeare«, und man muss zugeben, unter allen vorgeschlagenen wahrscheinlich der Beste.


    Ich habe das neue Buch zur These noch nicht gelesen, weiß also nicht, was Keiler meint, für neue Argumente gefunden zu haben. Die Hauptkrux an der These, Edward de Vere sei »Shakespeare« gewesen, sind seine Lebensdaten: Er ist bereits 1604 gestorben; leider wird nun aber kanonisch die Entstehung des »Tempest« nach 1610 datiert, da die Forschung den Einfluss dreier Schriften nachgewiesen hat, die sich alle mit einer Schiffskatastrophe auf den Bermudas im Jahr 1609 beschäftigen.


    Keiler muss diesen Einfluss also entkräften oder nachweisen, dass »The Tempest« nicht von »Shakespeare« stammt (das wäre nun allerdings eine eher unakzeptable Konsequenz); beides kann ich mir vorerst nicht so recht vorstellen. Ich werde bei Gelegenheit hier auf meine Rezension des Buches hinweisen, wenn ich es denn dann gelesen haben werde.

  • Ich habe "Der Mann,der ..." zwar nicht gelesen, dafür aber "Shakespeare by another name" von Mark Anderson und "Das Shakespeare-Komplott" von Walter Klier. Die Argumente für deVere sind völlig überzeugend. Die Datierung der Shakespeare-Stücke steht auf ganz schwacher Grundlage und kann als Gegenargument zu deVeres Autorenschaft nicht akzeptiert werden. Ausserdem weist Anderson glänzend nach, dass der vermeintliche Verweis auf die Bermudas ein Missverständnis ist (nachlesen !). - Überhaupt ist Andersons Buch so glänzend geschrieben (auf der Basisi umfassenden Studiums), dass dem Leser kein Zweifel mehr bleibt : Edward deVere hat die Stücke verfasst (wenn auch vermutlich einige Mitarbeiter - die genannt werden - beteiligt waren.

  • Das Buch selbst habe ich nicht gelesen, weiß aber auch, dass Edward de Vere schon lange als "Shakespeare" gehandelt wird. Ich persönlich halte die Thesen für Humbug und glaube an den Stratford-Shakespeare, wie im Übrigen auch die Mehrheit der Shakespeare Forscher, allen voran Stanley Wells.


    Wie schon erwähnt, ist der Earl of Oxford schon 1604 gestorben und es gibt noch weitere Gegenargumente, wie beispielsweise die vielen Anachronismen in den Stücken Shakespeares, die der gebildete Earl of Oxford wohl nicht eingebaut hätte.


    Ich verfolge mehrere Shakespeare Blogs regelmäßig und die Debatte über die Urheberschaft gleicht zur Zeit schon fast einem Kreuzzug, da für 2011 ein neuer Roland-Emmerich-Film namens "Anonymous" angekündigt ist, in dem auch der Earl of Oxford als wahrer Urheber dargestellt wird. Das kritische daran ist, dass der Film von einer eigenständigen Dokumentation begleitet wird.


    Hier ein paar Meinungen dazu (auf Englisch):
    Stanley Wells über "Anonymous"


    Shakespeare Geek: OK, Everyone Line Up Behind Stanley


    Und die Gegenfraktion: Shakespeare Oxford


  • Hallo JMaria,


    Ja, Edward deVere hat durchaus auch unter seinem eigenen Namen geschrieben und veröffentlicht und wurde sogar als recht gut eingestuft.


    Hallo Mrs. Dalloway


    das ist gut zu wissen. Danke dir :winken:


    Grüße von
    Maria

    In der Jugend ist die Hoffnung ein Regenbogen und in den grauen Jahren nur ein Nebenregenbogen des ersten. (Jean Paul F. Richter)


  • Danke für die Hinweise auf den Film und die Shakespeare-Blogs, Mrs.Dalloway. Da bin ich auch gleich auf das neue Buch von James Shapiro zur Urheberschaftsfrage gestoßen: Contested Will - Who wrote Shakespeare?


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    Hier eine Rezension dazu von der New York Times (auch in dem einen Blog verlinkt). Wenn es das Buch als Taschenbuch gibt, werde ich es mir bestimmt auch zulegen...


    Viele Grüße
    thopas

  • thopas:


    Ich denke, das ist eine gute Entscheidung. James Shapiro ist anerkannter Shakespeareforscher und das Buch wird auch von Stanley Wells (ja, ich verweise gern auf ihn, aber er ist nunmal als General Editor des Oxford Shakespeare der Experte) empfohlen, soweit ich weiß.


  • thopas:


    Ich denke, das ist eine gute Entscheidung. James Shapiro ist anerkannter Shakespeareforscher und das Buch wird auch von Stanley Wells (ja, ich verweise gern auf ihn, aber er ist nunmal als General Editor des Oxford Shakespeare der Experte) empfohlen, soweit ich weiß.


    Hallo Mrs.Dalloway,


    ich habe einst auch mal Anglistik studiert (ist jetzt gut 10 Jahre her) und Stanley Wells mal in einer Gastvorlesung in München gesehen/gehört. Auch wenn er nicht gerade der sympathischste Typ ist, er scheint zumindest die Koryphäe auf diesem Gebiet zu sein. In diesem "bloggingshakespeare"-Blog, den du verlinkt hast, lobt Wells das neue Buch von Shapiro. Ich habe hier noch immer 1599 - A Year in the Life of William Shakespeare von Shapiro stehen. Das wollte ich schon lange mal lesen...


    Viele Grüße :winken:
    thopas

  • thopas:


    Stanley Wells live? Da beneide ich dich gerade sehr drum, aber vielleicht bietet sich mir demnächst auch mal die Möglichkeit. (Ich ziehe nämlich in drei Wochen nach London :breitgrins:)


    Von James Shapiro habe ich bisher noch kein Buch gelesen. Irgendwie überschneidet sich das nicht so sehr mit meinen Interessensgebieten bezüglich Shakespeare. Meine "Göttinnen" sind in dem Bereich eher so Leute wie Marjorie Garber (ihr Shakespeare After All ist ein tolles Nachschlagewerk) oder Valerie Traub.


  • Stanley Wells live? Da beneide ich dich gerade sehr drum, aber vielleicht bietet sich mir demnächst auch mal die Möglichkeit. (Ich ziehe nämlich in drei Wochen nach London :breitgrins:)


    Da beneide ich dich jetzt aber ziemlich... :winken:



    Von James Shapiro habe ich bisher noch kein Buch gelesen. Irgendwie überschneidet sich das nicht so sehr mit meinen Interessensgebieten bezüglich Shakespeare. Meine "Göttinnen" sind in dem Bereich eher so Leute wie Marjorie Garber (ihr Shakespeare After All ist ein tolles Nachschlagewerk) oder Valerie Traub.


    Die Namen mußte ich jetzt erstmal googeln, aber da ich mich mit Gender-Themen wenig beschäftigt habe, ist es vielleicht nicht verwunderlich, daß ich sie nicht kenne. Shakespeare after all klingt ziemlich interessant. Danach werde ich mich mal umschauen.


    Viele Grüße
    thopas

  • Da gibt es jetzt einen Film dazu im Kino! Anonymus, kommt Ende des Monats raus. Ich glaub schon immer, dass der Earl of Oxford diese Stücke geschrieben hat - find ich spannend, dass das jetzt mal in den Mainstream wandert. Hier ein link zum reingucken:

  • Hi SuZie,


    es ist hier gern gesehen, dass man sich vorstellt bevor man Werbung verteilt. :winken:

    "Es ist die Pflicht eines jeden, es auch auszusprechen, wenn er etwas als falsch erkennt." --- Stefan Heym (2001)

  • Ob's Werbung ist, weiss ich nicht, aber 2x ein identisches Posting ist ja auch nicht nötig. Ich werde dann gleich das andere löschen gehen. Den Beitrag hier habe ich verschoben, um die Sache ein wenig zu entzerren. Hier geht es eigentlich um ein bestimmtes Buch, nicht um die de-Vere-Verschwörungstheorie im Allgemeinen. :winken:

    Wo nehme ich nur all die Zeit her, so viel nicht zu lesen? - Karl Kraus

  • Bin eben ziemlich begeistert von dem Trailer, und davon, dass diese Sache jetzt mal in den Mainstream gelangt :) Und ich denke, dass der Film sowohl für Befürworter (wie mich) als auch Zweifler an der de Vere Theorie interessant ist.

  • Der Trailer ist so richtig hollywoodmäßig. Keine Ahnung ob Roland Emmerich der richtige Mann ist um sich so einem Thema zu nähern. Wenn ich mir den letzten Satz da ansehe "Wir sind alle getäuscht worden", wohl eher nicht.


    Aber andererseits: Ist es nicht vollkommen egal, wer die Stücke geschrieben hat? Sie sind da, erfreuen wir uns an ihnen.


    Katrin


  • Da bin ich auch gleich auf das neue Buch von James Shapiro zur Urheberschaftsfrage gestoßen: Contested Will - Who wrote Shakespeare?


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    Wenn es das Buch als Taschenbuch gibt, werde ich es mir bestimmt auch zulegen...


    Inzwischen habe ich dieses Buch gelesen und es hat mir sehr gut gefallen. Shapiro legt in diesem Buch dar, warum er meint, daß es überhaupt dazu kommen konnte, daß man an der Autorschaft von William Shakespeare aus Stratford zweifelte. Er geht dann ausführlich auf die beiden interessantesten Kandidaten (Francis Bacon und Edward de Vere) ein und faßt zusammen, was - seiner Meinung nach - dazu geführt hat, daß diese beiden so viele "Fans" bekommen haben, und warum auch gerade heutzutage der Earl of Oxford wieder so hoch im Kurs ist (hat mit den neuen Medien zu tun und damit, daß Verschwörungstheorien heute besonders populär sind). Zuletzt stellt Shapiro noch dar, warum er der Meinung ist, daß Shakespeare aus Stratford auch der Autor der Shakespeare-Stücke ist.


    Ich finde das Buch gut geschrieben und sehr spannend zu lesen. Kann es also nur empfehlen; allerdings konnte ich leider keine deutsche Übersetzung finden.


    Viele Grüße
    thopas