Ludwig Börne

  • Lesen bildet und Lesen deckt immer wieder neue Lektürelücken auf. Im Vigoleis bin ich nun über Ludwig Börne gestolpert. Den Namen habe ich zwar schon irgendwie mal gehört, aber das ist auch schon alles.
    Hat jemand von Euch schon Börne gelesen? Lohnt sich dessen Lektüre? Und wenn ja, welche Werke würdet Ihr empfehlen?

    "Es ist die Pflicht eines jeden, es auch auszusprechen, wenn er etwas als falsch erkennt." --- Stefan Heym (2001)


  • Lesen bildet und Lesen deckt immer wieder neue Lektürelücken auf. Im Vigoleis bin ich nun über Ludwig Börne gestolpert. Den Namen habe ich zwar schon irgendwie mal gehört, aber das ist auch schon alles.
    Hat jemand von Euch schon Börne gelesen? Lohnt sich dessen Lektüre? Und wenn ja, welche Werke würdet Ihr empfehlen?


    Börne ist fest im deutschen Literaturkanon verankert, habe aber ihn während meines Studiums aber nur sehr sporadisch gelesen...


    CK

  • Ludwig Börne, geborener Loew Baruch, war eine der beherrschenden Figuren des Vormärz. Biographische Daten schenke ich mir mal. Wer Börne lesen will, sollte wissen, dass er keine längeren dichterischen Werke hintelassen hat, dafür eine Unmenge von kürzeren Schriften, hauptsächlich zeit- und kulturkritischer Art. Diese Schriften erinnern in Umfang, Sujet und Schärfe an Kurt Tucholsky, nur eben vor einem ganz anderen historischen Hintergrund; und sie sind stilistisch ein Erlebnis, setzen aber auch eine Menge an Hintergrundkenntnissen voraus, die man sich notfalls auch ad hoc aneignen kann. Abgesehen von den unzähligen Briefen handelt es sich hauptsächlich um Literatur- und Theaterkritiken sowie Aufsätze; außerdem eine Handvoll kleiner Erzählungen. Börne war ein Meister dessen, was man heute Feuilleton nennt.


    Beim aller gegenseitigen Katzbalgerei (und einem unfairen posthumen Nachtreten!) hat Heine den Rivalen ganz treffend so charakterisiert: "Ich bin eine Guillotine, und Börne ist eine Dampfguillotine".


    Börne kann man so ähnlich lesen wie Lichtenberg. Nichts abendfüllendes, aber viele Spitzenlichter.


    Sämtliche Schriften sind 1964 in dem inzwischen dahingegangenen Joseph Melzer Verlag erschienen, immerhin fünf dicke Dünndruckbände.

  • Schön, auf einen Börne-Ethusiasten zu treffen. So hoch wie Du, Gronauer, würde ich selber Börne allerdings nicht einstufen. Für mich spielen Tucholsky, Heine und Lichtenberg (v.a. Tucholsky und Lichtenberg!) halt schon noch in einer andern Liga ... :winken:

    Wo nehme ich nur all die Zeit her, so viel nicht zu lesen? - Karl Kraus


  • Börne war vor rund 100 Jahren bekannter als heute. Aus der Zeit sollte es eigentlich diverse Werkausgaben antiquarisch zu kaufen geben, die vielleicht nicht historisch-kritisch, aber als Leseausgaben durchaus geeignet sind. Meine ist z.B. so eine. :winken:

    Wo nehme ich nur all die Zeit her, so viel nicht zu lesen? - Karl Kraus


  • Lohnt sich dessen Lektüre? Und wenn ja, welche Werke würdet Ihr empfehlen?


    Hallo!


    Börne lohnt sich auf jeden Fall!
    Mir ist er zum ersten Mal als Reclamheft begegnet. "Aus dem Leben der deutschen Postschnecke".
    Später sind seine Theaterkritiken und Briefe dazu gekommen.
    Besonders bemerkenswert finde ich, was die verschiedensten Herausgeber seiner Werke in ihm gesehen hatten. Also immer auch die Kommentare lesen, je zeitgenössischer, desto mehr Enthusiasmus schwingt mit.
    Seine Zeitschrift "Die Wage" las sogar Metternich.


    Zu Börne und Heine:
    Cotta schrieb an Heine, dass er einst vergessen sei, während Börnes Stern weiterhin strahle.
    Börne und Heine kannten sich, waren sogar Trauzeugen eines Bekannten in Paris. Ihr beiderseitiges Unglück war, dass beide zeitgleich Exilianten in Paris waren, Konvertiten und über Deutschland schrieben. Einer war der begnadete Lyriker, der andere der begnadete Feuilletonist. Während der eine ein ruhiges Privatleben vorzog, gab sich der andere den Exzessen hin. Was jeder über den anderen wusste, hat
    Hans Magnus Enzensberger in "Ludwig Börne und Heinrich Heine. Ein deutsches Zerwürfnis." zusammengestellt.


    Soweit für den Moment
    JuneJoy

  • sandhofer:
    Dann schau mal da:
    Band 2, Seiten 447 ff und 586 ff.


    Eine hübsche Reminiszenz zu dem Fouqué-Desaster in der Leserunde. :teufel:


    Gronauer

  • Hallo Maria,


    Zitat von "JMaria"


    auf Br2 online gibt es die Lesung Monographie der deutschen Postschnecke gelesen von Gert Heidenreich als Download.


    danke für diesen Hinweis, ich habe es mir heruntergeladen und gleich angehört. :-) Mir gefällt Börnes Selbstironie, er spottet nicht nur über andere, sondern auch über sich selbst.


    Schöne Grüße,
    Wolf