• Hallo klassikfreund,


    Ich habe zwar "Herzog" im Regal, aber noch nicht gelesen. Er war übrigens mit Philip Roth befreundet. Irgendwann lese ich ihn bestimmt, ich weiß bloß noch nicht wann. Mein Beitrag hier doch eher nichtssagend, ich persönlich gehe davon aus, dass sich die Lektüre lohnen würde. Er gilt schon als moderner Klassiker.


    Liebe Grüße
    mombour


  • Hallo klassikfreund,


    Ich habe zwar "Herzog" im Regal, aber noch nicht gelesen. Er war übrigens mit Philip Roth befreundet. Irgendwann lese ich ihn bestimmt, ich weiß bloß noch nicht wann. Mein Beitrag hier doch eher nichtssagend, ich persönlich gehe davon aus, dass sich die Lektüre lohnen würde. Er gilt schon als moderner Klassiker.


    Liebe Grüße
    mombour


    Danke, immerhin, ich dachte schon ich wäre auf dem Mond :zwinker:. Habe gestern noch mal im Kindler nachgelesen. Demnach müssten es ganz interessante Romane sein. Ich weiß natürlich, dass er moderner Klassiker ist, aber während Roth sehr viele kennen, scheint Bellow fast vollkommen unbekannt.


    Gruß, Thomas

  • Hallo,


    noch jemand, der von Bellow nur was Ungelesenes im Regal hat: Die Abenteuer des Augie March: Gilt als moderner Schelmenroman, so der Waschzettel und ist ein früher Bellow. Für die nächste Zeit steht er aber nicht auf meiner Leseliste.


    HG
    finsbury

  • Hallo Thomas,


    auch ich bin erst durch Dennis Schecks Empfehlung in "Druckfrisch" auf den Autor gestossen, gelesen habe ich noch nichts von ihm:


    [url=http://www.daserste.de/druckfrisch/thema_dyn~id,268~cm.asp]Druckfrisch[/url]


    dort führen Links u.a. zum Videobeitrag und zum Bellow Spezial des Verlages Kiepenhauer und Wisch.


    Gruß von
    Maria

    In der Jugend ist die Hoffnung ein Regenbogen und in den grauen Jahren nur ein Nebenregenbogen des ersten. (Jean Paul F. Richter)

  • Ich meine mich an eine Jahrzehnte zurückliegende Lektüre von Henderson, the Rain King zu erinnern. Da ich mich aber an keine Details mehr erinnere, war ich wohl damals nicht sehr beeindruckt ...

    Wo nehme ich nur all die Zeit her, so viel nicht zu lesen? - Karl Kraus

  • Gegenwärtig lese ich Bellows Roman: Herzog. Ein mühsames Unterfangen, vieles erscheint mir banal, interessant sind nur einige Episoden, die weniger mit Herzogs Ehe- und Beziehungsproblemen verbunden sind und einen Einblick in die amerikanische Gesellschaft und der jüdischen Mittelklasse in der Mitte des 20. Jahrhunderts geben. Vielleicht würde ich anders urteilen, hätte ich den Roman in den 60iger Jahren gelesen, aus meiner heutigen Sicht, geht Bellows ausgetretene Pfade und setzt auf die weinerliche Psychomasche die sich nicht lange Frisch halt, weil sie nicht in die Tiefe geht.


    Kennt jemand von euch Sinclair Lewis? Eigentlich hatte ich vor "Die Hauptstraße" von Sinclair Lewis zu lesen, habe das Buch aber zunächst nicht gefunden.

  • Tja, 2009 hatte ich hier schon erwähnt, dass der Roman nicht oben auf meiner Prioritätenliste steht, aber nun habe ich ihn im Rahmen meines 20. Jahrhundert-Projektes endlich gelesen:


    Saul Bellow: Die Abenteuer des Augie March (1953)

    Zum Inhalt


    Augie wächst in einem armen jüdischen und von anderen Einwanderungsfamilien geprägten Viertel von Chicago als mittlerer Sohn einer alleinerziehenden Mutter auf. Bei der Familie lebt die Oma Lausch als Untermieterin. Sie ist mit ihnen nicht verwandt, stammt aus dem jüdisch-armenischen Geldadel und sorgt durch ständiges Antreiben dafür, dass der älteste Sohn Simon und Augie eine gute Schulausbildung und hilfreiche Kontakte zu einflussreichen Familien aus dem kaufmännischen Milieu bekommen. Der jüngste Sohn Georgie ist geistig behindert, die Mutter erblindet mehr und mehr. Über den Vater / die Väter der drei Jungen erfährt der Leser nichts Konkretes. Trotz der Anstrengungen von Oma Lausch schließen die beiden Jungen die Schule zwar erfolgreich ab, erfahren dann aber einen sehr farbigen und abenteuerreichen (Aus)bildungsweg. Während Simon immer vom Ehrgeiz getrieben bleibt, gesellschaftliches Ansehen, Geld und Macht zu erhalten, ist Augie eine Art Spiegelmensch. Er weiß nicht recht, was er will, ist von freundlich-umgänglicher Art und sieht nett aus. Das führt dazu, dass er immer wieder von Menschen vereinnahmt wird, die ihn zu einem Teil ihrer Welt machen und sich in ihm spiegeln wollen. Bis zu einem gewissen Punkt lässt Augie das mit sich geschehen, um dann, oft unter persönlichen Krisen, die Beziehung zu lösen. Dabei spielen sich fast alle seine Kontakte in der jüdischen Gemeinde der USA und später Europas ab. Zunächst wird Augie Mädchen für alles bei der Familie Einhorn, die eine wichtige Stellung in der Halbwelt Chicagos spielt, mit Verbindungen zur Verwaltungsebene. Später soll er sogar von einer reichen Familie, die ihr Geld mit gehobenem Textilhandel verdient, adoptiert werden, aber da seilt er sich auch im letzten Moment ab. Seine erste große Liebe ist ein ebenfalls reiches Mädchen, mit der er nach Mexiko reist, weil sie dort mithilfe eines abzurichtenden Adlers Leguane jagen will. Als die USA in den Zweiten Weltkrieg eintreten, meldet er sich zur Handelsmarine und macht auch dort, wie überall in seinem Leben, Erfahrungen mit der Hybris von Machtmenschen und solchen, die es sein wollen. Am Ende wohnt er mit seiner Frau Stella, einer Filmschauspielerin, in Paris, und noch immer hat er kein selbstbestimmtes Leben aufbauen können.


    Meine Meinung


    Der Roman ist linear erzählt und ungemein farbig. Da das Personal gewaltig ist, hätte ich gerne ein Personenverzeichnis gehabt, was meine Kiepenheuer-Ausgabe aus der Jahrtausendwende leider nicht hergibt. Der Roman gilt als in der Tradition des Schelmenromans stehend, da Augie sich durch seine sympathische, oben geschilderte Art so durchschlägt und viele Vorteile für sich dabei herausholt. Er wird dabei aber nicht glücklich und ist auch nicht darauf aus, andere zu übervorteilen, wie es bei einem echten Schelmenroman eher der Fall ist. Es ist eine sehr maskulin-chauvinistische Welt, in der Augie sich bewegt, ohne selbst so zu sein. Derbe wird über die unterschiedlichen Einwanderungsgruppen und über Frauen geurteilt, wobei letztere gegenüber den Männern letzten Endes oft die Oberhand behalten, weil sie sich nicht von dem virilen Sprücheklopfen täuschen lassen. Alle Personen sind auf der Suche nach Selbstverwirklichung und sehen diese – typisch amerikanisch – oft in einem Gemenge von Geld anhäufen und Macht ausstrahlen. Dieses ständige Renommieren und Darstellen abstruser Ideen, sich als Macher, Weltenretter und/oder genial hinzustellen, ging mir zunehmend auf den Wecker, so dass ich am Ende froh war, den 700 Seiten-Wälzer durchzuhaben. Was mir bleibt, sind intensive Beschreibungen des Lebens besonders in Chicago, der flirrenden Hitze in Mexiko und Augie selbst, der mit offenen Augen durch diese Welt geht, aber immer letzten Endes auf Distanz bleibt.