Sind/werden auch diese Autoren "Klassiker"? -->Tolkien, King, Rowling

  • Moin,


    mich würde mal interessieren, ob Bücher wie "Herr der Ringe", "Es" und "Harry Potter" früher oder später auch zu den Klassikern zählen?


    Daran schließt sich natürlich auch die zwangsläufige Frage an, wodurch ein Buch überhaupt zum Klassiker wird. Tragen Anspruch, Origionalität oder gar Verkaufszahlen dazu bei?


    Ich würde mich über möglichst differenzierte und unvoreingenommene Antworten freuen.


    Klops

    Alle glücklichen Familien gleichen einander.
    <br />Alle unglücklichen Familien sind auf ihre Weise unglücklich.

  • Hallo Klops,


    damit ein Roman zum Klassiker wird, darf er nicht in Vergessenheit geraten. Das ist die wichtigste Voraussetzung. Viele Romane, die vor 100 Jahren Bestseller waren, kennt heute niemand mehr. Für die von Dir aufgelisteten Romane/Romanreihen vermute ich, dass "Herr der Ringe" und "Harry Potter" Klassiker werden. Bei Stephen Kings Romanen glaube ich eher, dass sie in Vergessenheit geraten werden.


    Viele Grüße,
    Zola

  • Hallo klopskerl!


    Ich finde zumindest sind die erwähnten Namen bezeichnend für Unterhaltungsliteratur unserer Zeit. Vielleicht der Karl May von morgen?


    Auf jeden Fall denke ich, dass Originalität eine Rolle spielt, etwas noch nie dagewesenes. Das trotzdem ein ungewöhnlich breites Puplikum anspricht. Und über einen langen Zeitraum immer wieder neu gelesen wird.


    Bei "HdR" und "Harry Potter" frage ich mich jedoch, ob nicht vorallem gerade die Filme zum Hype beitgetragen haben. Sodass mehr Leute die Filme gesehen, jedoch nicht die Bücher gelesen haben. Was in der Form vielleicht auch noch nie dagewesen ist.



    Verkaufszahlen spielen hoffe ich keine Rolle. Sonst müsste man befürchten, dass "Feuchtgebiete" irgendwann zum Klassiker ernannt wird. :breitgrins:


  • mich würde mal interessieren, ob Bücher wie "Herr der Ringe", "Es" und "Harry Potter" früher oder später auch zu den Klassikern zählen?


    Das hängt im Grunde von den Leuten in 100 Jahren ab. Wenn es die Bücher dann noch zu kaufen gibt und die Autoren bereits 70 Jahre tot sind (was bei Tolkien sicher der Fall sein wird), dann werden sie zu den Klassikern zählen.


    Bei King denke ich aber eher auch, dass die Bücher eher in Vergessenheit geraten werden, bei Rowling und Tolkien sehe ich eine Chance, dass man sie auch in 100 Jahren noch liest.


    Katrin

  • ...aus rein formalen Gründen sicherlich, aber inhaltlich wird das eine künftige Generation entscheiden müssen (und ich hoffe, alle genannten geraten bald in Vergessenheit)...

  • ...naja, ich weiß nicht, ich fände meine Zeit zu schade dafür, solchen Kram zu lesen - und "Fantasy" hatte noch nie etwas mit Fantasie zu tun...


  • ...naja, ich weiß nicht, ich fände meine Zeit zu schade dafür, solchen Kram zu lesen - und "Fantasy" hatte noch nie etwas mit Fantasie zu tun...


    Ach, dann gehe ich mal davon aus, dass du diesen "Kram", über den du hier schreibst, gar nicht gelesen hast ? Oder hast du deine Zeit geopfert, dass du dir darüber dann ein Urteil bilden kannst ? Wäre natürlich löblich !


    Bei Tolkien glaube ich schon, dass er sich mal bei den Klassikern wiederfinden wird, bei Rowling und King bin ich mir nicht sicher. Obwohl Stil und Qualität allein sicherlich nicht ausschlaggebend ist, auch für spätere Generationen interessant zu sein.


    Gruß von Steffi

  • Bei Tolkien glaube ich schon, dass er sich mal bei den Klassikern wiederfinden wird, bei Rowling und King bin ich mir nicht sicher. Obwohl Stil und Qualität allein sicherlich nicht ausschlaggebend ist, auch für spätere Generationen interessant zu sein.


    Bei einem Werk, das weltweit einen derartig nachhaltigen kulturellen Einfluss hat wie HdR kann man getrost davon ausgehen, dass es noch ein paar Jahrzehnte präsent sein wird. Vielleicht keine 200 Jahre mehr, aber 100 bestimmt. Bei Harry Potter tippe ich mal darauf, dass das im Laufe der Jahrzehnte zur "klassischen Jugendlektüre" gezählt werden wird, so wie Mary Poppins, Peter Pan etc. Bei King bin ich unschlüssig, tendiere aber schon zu einem "in 50 Jahren vergessen"


    (Fürs Protokoll: Ich liebe Harry Potter, langweile mich bei Tolkien und bin mitunter von King beeindruckt.)

  • Vielleicht keine 200 Jahre mehr, aber 100 bestimmt.


    Das ist, wie ich finde, ein wichtiger Punkt: Auch "Klassiker" halten nicht unbedingt und nicht unbedingt alle eine Ewigkeit. Die meisten Autoren haben so etwas wie ein Verfalldatum, ein Datum, nach dem sie nicht mehr gelesen werden. Mein Lieblingsbeispiel ist da Klopstock. Noch jeder meiner Lehrer wusste Gedichte von ihm auswendig. Dann verschwand er plötzlich vom universitären wie gymnasialen Curriculum. (Das ich hier mal als Massstabe für "Klassik" verwende.) Heute ist er was für Spezialisten ...

    Wo nehme ich nur all die Zeit her, so viel nicht zu lesen? - Karl Kraus


  • ...
    Ach, dann gehe ich mal davon aus, dass du diesen "Kram", über den du hier schreibst, gar nicht gelesen hast ? Oder hast du deine Zeit geopfert, dass du dir darüber dann ein Urteil bilden kannst ? Wäre natürlich löblich !
    ...


    ...mir reichen schon ein paar Sätze und eine Inhaltsangabe, um zu wissen, dass ich meine Zeit nicht mit solchem gequirltem Mist verbringen möchte (es gibt bedeutend Wichtigeres zu lesen als "Fantasy")...

  • Mein Lieblingsbeispiel ist da Klopstock. Noch jeder meiner Lehrer wusste Gedichte von ihm auswendig. Dann verschwand er plötzlich vom universitären wie gymnasialen Curriculum. (Das ich hier mal als Massstabe für "Klassik" verwende.) Heute ist er was für Spezialisten ...


    Das ist ähnlich bei Böll. Sicherlich gute Literatur, sogar Nobelpreis. Höchst anerkannt in der BRD: das "Gewissen der Nation". Und heute? Selbst in Köln wird er an der Uni nicht mehr durchgenommen, geschweige denn in den Schulen. Viele Ansichten von Böll gelten als überholt. usw usf.
    Das muss aber nicht heißen, dass dieser Mann "literarisch tot" ist. Es kann sein, dass es eine Zeit gibt, die das wieder total geil findet, was er schreibt.


  • Das ist ähnlich bei Böll. Sicherlich gute Literatur, sogar Nobelpreis. Höchst anerkannt in der BRD: das "Gewissen der Nation". Und heute?


    Bei Böll war ich schon immer davon überzeugt, dass er von der literarischen Bildfläche verschwinden würde. Seine frühen Novellen mal ausgenommen, hat er nichts geschrieben, das formal überzeugen würde. Und inhaltlich war er von jeher seiner Zeit verhaftet.


    (im übrigen sind weder der Literaturnobelpreis noch das Epithet "Gewissen der Nation" Hinweise auf literarische Qualität.)


    Aber wir kommen vom Thema ab. Das wäre, ob auch "populäre Literatur" den Weg auf den literarischen Parnass schafft. Im Grunde genommen müssen wir sagen: Wir wissen es nicht. Konsalik, der erst vor kurzem gestorben ist, könnte durchaus den Weg vom als Trivialautor Wahrgenommenen zum Hochliteraten schaffen, jedenfalls mit einigen seiner Werke. Wir wissen ja nicht wirklich - aller Zukunftsforscher zum Trotz -, was künftige Generationen bewegen und berühren wird.

    Wo nehme ich nur all die Zeit her, so viel nicht zu lesen? - Karl Kraus

  • ...mir reichen schon ein paar Sätze und eine Inhaltsangabe, um zu wissen, dass ich meine Zeit nicht mit solchem gequirltem Mist verbringen möchte (es gibt bedeutend Wichtigeres zu lesen als "Fantasy")...


    Tja, es gibt eben unterschiedliche Meinungen, die man akzeptieren muss. Solange man die Menschen dahinter nicht runtermacht nur weil sie diesen "gequirltem Mist" lesen (so wie ich) habe ich damit kein Problem.


    Katrin

  • hihi...so für ne hochgebildete klassikfreakgemeinde kommt hier aber schon recht farbiges vokabular auf den tisch. ( :finger: ) weiter so. sex, drugs and klassische literatur. :bang:


    zum thema:
    wäre natürlich erstmal zu definieren was so ein klassiker überhaupt ist? was zeichnet sowas aus, ok, unsterblichkeit, ein gewisses maß an allgemeingültigkeit vielleicht, etc. dann ists wohl mehr eine frage der methode: wie ist sowas zu erreichen? eine möglichst große fangemeinde? über stil? inhalt?
    was sagen die geneigten literaturkenner dazu? ich kratz mich da nur fragend am hinterschädel. :confused:


    denke mal jenseits des hypes oder grade wegen des hypes wird harry potter sicherlich von der nächsten generation, vielleicht auch der darauf gelesen werden. das thema ist eben etwas das kinder anspricht, magie, kampf gegen das böse, freunde, alles aus der perspektive eines kindes.
    tolkien....mag sein....ehrlich gesagt: ich fands sehr langweilig, aber er hat eine große fangemeinde. muss also was dran sein. fantasiewelten sprechen eben an. ob heute oder 2050.
    auch einigen romanen von king kann ich was abgewinnen. immerhin geht es um das spiel mit der menschlichen angst, um ängste im allgemeinen und zeitgleich um die konfrontation mit ihr. siehe zum beispiel den gar nicht so üblen roman "es".
    finde also fantasy an sich kein so unbeachtenswertes genre, wird eventuell sogar unterschätzt, schließlich gibt es auch gründe warum es gerade in den letzten jahrzehnten so gehypet ist.

    &quot;Von den meisten Büchern bleiben nur Zitate übrig. Warum nicht gleich nur Zitate schreiben?&quot; Stanislaw Jerzy Lec


  • ... wäre natürlich erstmal zu definieren was so ein klassiker überhaupt ist?


    Das ist einfach zu beantworten: Der Autor muss mindestens 70 Jahre tot sein, das Werk hingegen weiter verlegt werden. So wird es zumindest hier im Forum definiert. Tolkien ist 1973 gestorben, hat also noch ein wenig Zeit, bis er den Olymp erreicht. King und Rowling leben noch, was den Klassikerstatus in weite Ferne rücken lässt.


    LG


    Tom

  • :pling: das ist wirklich eine genial einfache definition, danke thomas. :)

    &quot;Von den meisten Büchern bleiben nur Zitate übrig. Warum nicht gleich nur Zitate schreiben?&quot; Stanislaw Jerzy Lec

  • Sicher ist die Urheberrechtsgrenze ein äußerliches Merkmal für die Definition eines "Klassikers", inhaltliche finde ich dennoch überzeugender, z.B. die von George Steiner (in seinem Werk "Errata - Bilanz eines Lebens" zu finden):
    Ich definiere einen >>Klassiker<< in der Literatur, in der Musik, in den Künsten, in der philosophischen Argumentation als eine bedeutende Form, die uns >>liest<<. Sie liest uns mehr, als dass wir sie lesen (anhören, wahrnehmen). An dieser Definition ist nichts Paradoxes oder gar Mystisches. Jedesmal wenn wir uns auf ihn einlassen, stellt uns der Klassiker in Frage. Er fordert unsere Ressourcen von Bewusstsein und Intellekt, von Seele und Leib heraus. Der Klassiker fragt uns: >>hast du verstanden?<<; >>hast du verantwortlich neu imaginiert?<<;>>bist du bereit, die Fragen, die Möglichkeiten verwandelten, bereicherten Seins, die ich gestellt habe, in Angriff zu nehmen?<<

  • Damit kann so ziemlich alles zum Klassiker werde, selbst eine Anzeige, die einen im richtigen Moment an der richtigen Stelle trifft. Ein Klassiker könnte dann auch ausgesprochen widerlich sein, etwa die von KK benutzten Propagandamaterialien des 1. WKs. Etc. etc. Die zeigen einem nämlich durchaus "die Möglichkeiten verwandelten, bereicherten Seins".


    (abgesehen davon finde ich Steiners Definitio ziemlich weihevoll schwülstig, da blieb ich doch lieber ganz pragmatisch bei "70 Jahre tot und noch immer lebendig ;-))