Februar 2003: Homer - Odyssee

  • in Kindlers Literaturlexikon (es folgen Zitate) habe ich gelesen, dass sich in der Odyssee verschiedene Stoffkreise, die auch unterschiedlich alt sind, herausschälen lassen:


    1. sehr alter nostos (Heimkehrgeschichte in Form eines alten Schiffermärchens vom herumirrenden Seefahrer; die Geschichte vom totgeglaubten, heimkehrenden König.
    2. das Märchen vom Sohn, der auszog, den verschollenen Vater zu suchen Telemachie
    3. Legende vom Kriegshelden, der die toten Kameraden in der Unterwelt besucht Nekyia


    => irgendein Autor hat das Epos aus diesen Elementen, also aus mündlich überliefertem, längst vorhandenem Traditionsgut, zusammengestellt.



    Zur "Ethik" der Odyssee:


    Das Strafgericht der Götter trifft den, der Unrecht tut, er selbst trägt dafür die Verantwortung. Dies wird schon von Zeus zu Beginn des Werkes hervorgehoben: "Welche Klagen erheben die Sterblichen wider die Götter! Nur von uns, so schrei`n sie, käm alles Unglück; und dennoch schaffen die Toren sich selbst, dem Schicksal entgegen, ihr Elend."
    Dem jedoch, der den Willen der Götter achtet, d.h. für den Autor vor allem: dem, der weder das Gastrecht noch fremdes Eigentum verletzt, der seinen Herrn ehrt und die Unglücklichen nicht von sich stößt, gehört ihre Huld. Wie ein roter Faden zieht sich dieses Motiv durch das Epos: Das Verhalten gegenüber dem unglücklichen, unerkannten Odysseus wird zum Prüfstein für den, dem er begegnet (vgl. Freier, Eumaios..) Wenn Odysseus die Freier tötet, ist er nur ausführendes Werkzeug der Götter, die die letzten Garanten des Rechts sind. Dies ist die Leitidee des Werkes.


    Hm. Auch ein möglicher Zugang zur Odyssee.

  • Hallo


    Gerade diese verschiedenen Deutungsmöglichkeiten machen mir das Buch momentan noch etwas un-faßbar und ich finde noch keinen rechten Ansatz.


    Steffi schreibt:

    Zitat

    Zum anderen glaube ich, wird auch die Geschichte des griechische Volkes erzählt, z.B. Besiedelung und Erkundung des Mittelmeeres. Ich denke schon, daß es zu den vorkommenden Orten auch Parallelen zu tatsächlich existierenden Orten gibt, natürlich etwas ausgeschmückt und verändert. Aber die Zuhörer sollten bestimmt etwas wiedererkennen.


    Zur Geographie in der Odyssee habe ich folgendes gefunden:


    http://www.kimmerier.de/kap07211.htm


    Zitat

    Außerdem werden die wichtigen gesellschaftlichen Strukturen und Normen vermittelt, Ethik und Politik, Religion und Recht. Ein kleiner Exkurs in die griechische Geschichte !


    Nicht nur in die griechische Geschichte, sondern vor allem in das Weltbild der alten Griechen. Der Mittelmeerraum war ja damals die ganze Welt; eine Scheibe umgeben von einem Strom, dem Okeanos. Die Götter leiten die Geschicke der Menschen. Verhält man sich den Göttern wohlgefällig, so lassen sie einen die Gefahren des Lebens erkennen und erfolgreich umschiffen. Somit steckt in jedem Menschen ein potentieller Held, der es schaffen kann. So gesehen, könnte die Odyssee auch als Erbauungsliteratur gesehen werden.
    Ich glaube, so langsam lichtet sich der Nebel :smile:


    Etwas Kurioses habe ich im Harenberg-Literaturlexikon entdeckt. Unter den vielen Übersetzungen der Odyssee gibt es auch eine ins Bayerische von Otto Kuen aus dem jahr 1987. Leider sind nur die ersten paar Verse abgedruckt.


    Zunächst die Übersetzung von J. H. Voß von 1781:


    "Sage mir, Muße, die Taten des vielgewanderten Mannes,
    Welcher so weit geirrt, nach der heiligen Troja Zerstörung,
    Vieler Menschen Städte gesehen und Sitte gelernt hat,
    Und auf dem Meere so viel´unnennbare Leiden erduldet,
    Seine Seele zu retten und seiner Freunde Zurückkunft."


    und hier für die Bayern:


    "Muserl, varrod-ma den Mo, den wo-s aso bäs umanandaghaut
    hod, wia de heilige Stod vo Troja is zgrundganga damois,
    wo sovui Städt vo de Menschn hod gsehgn und as gneißt, was-an Sinn ham,
    wo aufn Meer sovui Schmerzn hod durchgmacht ganz tief in sein Herz drin,
    daß-a si söim und seine Kameradn as wieda guat zruckbringt."


    Auch nicht schlecht. :smile:


    Viele Grüße
    ikarus

    "Der Umgang mit Büchern bringt die Leute um den Verstand" (Erasmus von Rotterdam)

  • Hallo ikarus !


    Ich glaube, die ganze Odysee in bayrisch - des wär mordsaschtrengat (ich kann halt nur schwäbisch) :breitgrins:


    Der link über die Geographie ist ja sehr ausführlich - ich denke, so verbissen sollte man das Ganze doch nicht angehen. Da interessiert mich doch mehr der Inhalt als der Wahrheitsgehalt !


    Das mit dem Weltbild war mir noch nicht so ganz klar, danke ! Kein Wunder, daß die Odysee so viele Jahrhunderte überdauert hat, wenn so viel drinsteckt :smile:


    Gruß von
    Steffi

  • Hallo, zusammen,


    bin leider nicht viel weiter gekommen am Wochenende, Odysseus ist bei dem Schweinehirten auf der Insel Ithaka angekommen in der Gestalt eines alten zerlumpten Bettlers. Er versucht diesen, von der Heimkehr Odysseus durch eine sagen wir mal "Lügengeschichte" zu überzeugen, das klappt aber nicht.


    So am Rande bemerkt, hatte der gute Odysseus eine sehr blühende Phantasie, oder was meint ihr?


    Er "erschwatzt" sich einen Mantel, weil es draußen stürmt, und schläft den Schlaf des Gerechten, während draußen der Schweinehirte die Herde bewacht.


    Übrigens: :zwinker: :zwinker: Weil Ikarus eine so schöne Übersetzung ins Bayrische gefunden hat, da ist noch etwas:



    Albert Meyer: Homer Bärndütsch - Odyssee
    Dr Albert Meyer isch 1893 z Langnau uf d Wält cho. Im Buttenried bi Mühleberg isch er Lehrer gsi - ob em Wohlensee und em Atomi. Gstorben isch er 1962. - Loset guet, syner Värse sy schöni Hexameter!



    --------------------------------------------------------------------------------


    Di erste Värse
    Göttlechi Tochter, o sing mer das Lied doch vom gwaglete Ma itz!
    Isch es gwüss ihn ja, wo Troja, di herrlechi Veschti het proche.
    Het er drufabe dert mängerlei Lüten Örter glehrt bchenne.
    Allerlei Bittersch u Leids ufem Meer uss erläbt und erlitte.
    Toll um sys Läben ou grunge, für d'Heifahrt vo all syne Gspane.
    Aber doch alles für nüt und ekeine het er errettet.
    Zgrund si si ggange dür eigeti Schuld u verwägene Frävel.
    Töde di Tröpf nid am Sunnegott syner heilige Stiere!
    Gwaltig ertöibt wäge däm laht dä Gott sälb Fahrt la vergrate.
    Öppis vo däm doch sing is u pricht is, du herrlechi Göttin!
    Si doch di angere längscht scho deheim gsi, etwütscht am Verderbe,
    Drus u dännen u sicher vor Waffen u wüetige Wälle.



    Vo Troja wäg
    Gäge d'Kikonestadt Ismaros zue u gradwägs vo Troja
    trybt is der Luft. Ig erobere d'Stadt. Mir töden all Manne.
    Frouen u Wärtsache teile mer unger is glychlig u fridlech,
    dass ekeine bim Roub mit lääre Händen ewägg chunnt.
    D'Fründe mahnen ig itze, z'hören u gleitig umzchehre.
    Aber di Lätzchöpf folge mer nid u si no für z'blybe,
    trinke Wy druflos u metzge Schaf itz am Ufer,
    Hornvieh ou, wo gmüetlech derhär chunnt cho z'trample u z'watschle.
    Ungerdessi rüefen all di etwütschte Kikone
    ihri glychstämmige Manne z'Hülf zäntum us der Gäged,
    gröösser a Zahl und a Muet als di vorige, güebt, vo de Rossen
    aben oder ou z'Fuess mit dem Find aazbingen u z'kämpfe.
    Si nid zum Zelle, si z'Hüüffe, wi d'Bletter u d'Blüeten im Früehlig,
    chöme bim Früehrot derhär mit Wüsse u Wille vom Zeus zu
    üsem Verderbe. Är laht's für üs a Jammer nid fähle.


    Dr Odysseus vor dr Nausikaa
    «Fürschtin! Gott oder Möntsch! Sigischt ds eint oder ds andre, so hilf mir!
    Bischt de ne Göttin, dobe deheimen im ewige Himel,
    niemer andrischt channscht si, als am Zeus sy eigeti Tochter
    Artemis. Seje bischt den a Wuchs und a herrlicher Schöni.
    Chunnscht den aber vo Ärden u stammscht vo stärbliche Möntsche,
    drümal sälig der glücklech Vatter, di ehrberi Mueter,
    drümal sälig ou d'Brüeder, u ds Härz i der Bruscht schlaht ne hööher
    gseh si di, prächtegi Blueme, bim Reige mit anderne Meitschi.
    Sälig schetzen i äine, wo ds Glück het, di ändtlige z'gwinne,
    wärtvolli Gschänk dir darf bringe, als Brut di heizue cha füehre.
    Gwüss, ekeinisch han i so öppis blooss gseh unger Möntsche,
    weder Ma no Frou. I cha mit Stuune nid höre.
    Öppis ähnlichs isch mer vor Jahre blooss z'Delos begägnet
    vorem Altar vom Apoll: E herrliche Stamm vore Palme!
    Keinisch han i voranen e settige Prachtsstamm gseh wachse.
    Win i denn vorzueche bi gstande, vom Wunderwärch bannet,
    o so stahn ig itz, Meitschi, vor dir, ergriffen u stuune,
    finde der Muet nid, dir z'Füesse z'falle, u doch zwingt mi d'Not hie!»


    Odysseus bländet der Zyklop
    «'Niemer' namse mi sälber, u 'Niemer' rüefe mer Gspane!»
    Aber da seit er drufabe us ganz bösartigem Härze:
    «Weisch du, Niemer, di frissen i zletscht vo all dyne Gspane.
    Also, di andre vora! Das Gastgschänk söll di gwüss freue!»
    Wott itz sitze. Da überrieschteret's ihn ufe Rügge.
    Hingerüber hanget der Chopf am mutschligen Äcke.
    Schlaf übernimmt ne, muess gorbse. Da schüttet er Wy usem Rache.
    I der Völli erbricht er itz Broche vom gässnige Mannsfleisch.
    Itze bohren ig aber gleitig der Spare i d'Äsche,
    bis er tüechtig erglüejt, u hitzge di Gspane zum Hälfe,
    dass nid einen öppe der Schlotter ebzieht u sech furtpfäiht.
    U der Chloben erglüejt z'Trutz aller Grüeni u Früschi.
    Grüüslige, füürigen Ate verspreitet itz ds gluetroten Ändi.
    Gäjlocht schryssen en use. Bim Trage hälfe mer Gspane.
    Heldemuet giesst e Gott i ds Härz üs u Todesverachtig.
    Z'vierem stelle si itze der Sparen u stoosse druf ds Ändi
    töjf i ds Kyklopenoug. I stemme vo obe dergäge,
    dräje ne ständig, wi eine, wo Balke dürbohrt, mit dem Näpper,
    währet ungerfür d'Ghülfe di Rieme packen u schrysse,
    dass er zringsetum suuset ohni z'ebstächen u z'höre.
    Ähnlech dräije mer itz i ds Oug di glüejigi Stange,
    dass sys Bluet um dä füürig Chlobe nume so brodlet!
    D'Wimpere brönnen u d'Braue vom bitzige, füürigen Ate,
    sprätzlet der Ougöpfel, chrooset bis zu den innerschte Würze.
    Wi der Schmied di glüejegi Achs u ds füürige Biel
    blitzschnäll i ds chalte Wasser versänkt, u's de brodlet u chrooset,
    wott er für ds Yse di früeheri Chraft u Herti erziele.
    Däwäg brodlet im Oug inn das ölboumhölzigen Ändi.
    Hu, winer bäägget! Es fürchterlichs Brüel, u d'Höli erbäbnet.
    Aber uheimelig chunnt's. Mir flüchten i hingerschten Egge.
    Gäjlocht schrysst er di bluetüberströmti Stange sech use,
    bängglet se wüetig ewägg u schlaht mit den Arme desume,
    rüeft mit gruusiger Stimm di andre Kyklope itz häre,
    wo zäntum uf all dene luftigen Egge tüe huse.



    Ist das nicht herrlich? :breitgrins: :breitgrins: :breitgrins: :breitgrins:


    "

  • Hallo,


    ich wolte mich nur kurz melden. Ich hinke mit der Lektüre leider sehr hinter Euch her, da ich zurzeit viel zu tun habe. Ich bin jetzt erst beim fünften Gesang, hoffe jedoch, in dieser Woche aufzuholen.
    Alles in allem liest sich die Odyssee sehr viel kurzweiliger als die Ilias, finde ich. Durch letztere habe ich mich wirklich hindurch gequält.


    @ Steffi: "Schicksal eines Volkes" - ein interessanter Gedanke, den ich noch nicht gehabt habe. Ich habe Odysseus stets als individuellen Abenteurer gesehen, wahrscheinlich beeinflusst durch Jugendbuchbearbeitungen und diese schaurig-schönen italienischen Verfilumungen antiker Klassiker, die es manchmal sonntags im Fernsehen gibt. Die Entstehungszeit der Odyssee fällt etwa mit dem Beginn der griechischen Kolonisation (ursprgl. verursacht durch Überbevölkerung) im Mittelmeerraum zusammen. Das hat sicherlich bei den Zuhörern einen Nerv getroffen. wenn sie daran dachten, was wohl an fremden Küsten aus den Verwandten werden wird bzw. in der Fremde geworden ist.


    Bis bald,
    Fevvers

  • Hallo,
    nun bin auch ich endlich bei den Irrfahrten des Odysseus angekommen und habe gerade Eure bisherigen Beiträge in Ruhe gelesen.


    @ Ingrid: Das war ja wieder klar, dass Dich die Vorgänge in des Kyklopen Höhle arg mitnehmen. :zwinker: Bedenke jedoch: Du sollst durch den gruseligen Schauder zur persönlichen Läuterung gelangen. Und erinnere Dich an den Schluss des 8. Gesangs, wo es heißt: "Doch dieses haben die Götter bewirkt und das Verderben den Menschen zugesponnen, damit es noch den Künftigen zum Gesange werde."
    Zur Schweizer Fassung der Odyssee hier mein einziger Kommentar, da noch schlimmer als Züridütsch: :entsetzt:


    @ Elfenkönigin: Ich fand die Proteusszene auch sehr witzig, vor allem aber weiß ich jetzt, dass man sich Ambrosia unter die Nase schmieren kann, um unangenehme Düfte abzuwehren. Hast Du eigentlich etwas zum Thema "Blut" nachschlagen können? (Kannst Du ein bestimmtes Symbollexikon empfehlen? Ich möchte mir schon langes eines anschaffen.)


    @ JMaria: Die Kalypsoszene! Erst jammert Odysseus, dass er Kalypso kaum noch ertrage, dann gibt es aber doch ein letztes Schäferstündchen, als seine Abreise ansteht. (Da kann der Widerwillen ja nicht wirklich sooo groß gewesen sein.) Völlig zu Recht beklagt Kalypso, dass in amourösen Dingen auch in der Götterwelt unterschiedliche Regeln für Götter und Göttinnen gelten.


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    Abgesehen davon, dass meine Athene "helläugig" ist, beschäftigt mich noch ein anderer Begriff meiner Schadewaldt-Übersetung: Frauen wie Nausikaa z.B. werden oft als "flechtenschön" bezeichnet. Was habe ich mir darunter vorzustellen? Haben sie kunstvolle Zopffrisuren? Oder wird ihre Kleidung mit geflochtenen Bändern gehalten und geschmückt? Was steht in Euren Ausgaben?
    Ferner finde ich es merkwürdig, dass das Meer, wenn es beschrieben wird, häufig mit der Farbe rot o.ä. in Verbindung gebracht wird, es wird als dunkelrot bezeichnet oder wein- bzw. purpurfarben. Habt Ihr eine Erklärung dafür? Es wird doch nicht ausschließlich beim Abendrot gesegelt.


    Zwei Kleinigkeiten, aber Grund genug zum Grübeln.


    Es ist schon lange her, dass ich die Ilias gelesen habe, Einzelheiten habe ich nicht mehr in Erinnerung, aber mir kam es damals so vor, als ob die Kriegshelden mehr oder weniger Schachbrettfiguren der Götter gewesen seien. Von der Odyssee habe ich bislang einen ganz anderen Eindruck. Hier wird sehr deutlich, vor allem in der Telemachie, dass Athene eine Art Impulsgeberin und Ermunterin ist, sodass Telamchos die in ihm schlummernden Fähigkeiten zur Entfaltung bringen kann.


    Ein schönes Internetnachschlagewerk ist graeca, dort gibt es auch eine vergrößerbare Griechenlandkarte mit antiken Stätten.


    Gruß, Fevvers

  • Hallo, alle zusammen,


    ich machte mir in der Mittagspause gerade ein paar Gedanken über das Leben der Menschen in der Odyssee. Sehr viel Fleisch, (Schwein und Rind), sehr viel Wein! Von dem gegenseitigen "nach dem Leben trachten" gar nicht erst zu reden! Nun ja, erwiesenermaßen sind die Menschen auch zur damaligen Zeit nicht sehr alt geworden!


    Bin jetzt beim XVII. Gesang. Odysseus hat sich ja Telemachos zu erkennen gegeben und sie haben einen Plan geschmiedet, sich der Freier zu entledigen.
    Telemachos und Odysseus sind beide im Palast des Odysseus, letzterer noch als Bettler, der von den Freiern verhöhnt wird und dem Antinoos einen Scheml auf die Schulter wirft. Niemand erkennt ihn, nur sein Hund. Eigenartig. Ob jeder Mensch für einen Hund einen besonderen Geruch hat? Der arme Hund ist völlig verwahrlost. Auf die Frage. warum das denn so sei, antwortet ihm der Schweinehirt: "Die Weiber, die faulen, versäumen ihn gänzlich. Das ist die Art der Bedienten, sobald ihr Herr sie nicht antreibt, werden sie träge und gehn nicht gern an die Arbeit". (anm. Heute heißt der Satz: Wenn die Katze weg ist, tanzen die Mäuse... :breitgrins: :breitgrins: )



    Mir geht nur immer Ikarus Indiana-Jones nicht mehr aus dem Kopf! Mir fehlt glaube ich - im Moment der richtige Ernst für dieses Buch! :smile:
    Ehrlich gesagt: Wisst ihr, wieviele Leichen es mittlerweile in diesen Gesängen gegeben hat (ich rede jetzt nicht vom Krieg gegen Troja)!


    Der Schweinehirt vereinbart mit Penelope ein Treffen mit Odysseus; sie selbst hat ihn ja nicht erkannt, für sie ist er der Bettler, der ihr von Odysseus erzählen wird.


    Ich denke, so langsam steuert die Geschichte auf den Count-down hin.


    LG Ingrid

  • Hallo zusammen


    Steffi


    Der link über die Geographie ist ja sehr ausführlich - ich denke, so verbissen sollte man das Ganze doch nicht angehen. Da interessiert mich doch mehr der Inhalt als der Wahrheitsgehalt !


    Da hast du recht. Ich habe jetzt noch eine sehr informative Seite gefunden, die mir wesentlich besser gefällt:


    http://virtuelleschuledeutsch.…k_epos_vtfg1.htm#Bradford


    Besonders interessant finde ich den Abschnitt über den Kyklopen. Ich habe mir daraufhin dieses Kapitel nochmals vorgenommen und in der Tat steht nirgends, daß diese Kreatur einäugig sei. Es steht nur, daß Odysseus ihm ein Auge ausbrennt, nicht, daß es das Einzige gewesen wäre.


    Fevvers


    Zitat

    Frauen wie Nausikaa z.B. werden oft als "flechtenschön" bezeichnet. Was habe ich mir darunter vorzustellen? Haben sie kunstvolle Zopffrisuren?


    Wahrscheinlich. In meiner Übersetzung (von Gerhard Scheibner) werden die Frauen immer als "schöngezöpft bezeichnet.


    Ingrid


    Zitat

    Mir geht nur immer Ikarus Indiana-Jones nicht mehr aus dem Kopf! Mir fehlt glaube ich - im Moment der richtige Ernst für dieses Buch!


    Ist dieser "Ernst" denn überhaupt vonnöten? Das glaube ich gar nicht. Mir geht er nämlich auch ziemlich ab :smile: . Ich denke schon, daß diese Gesänge in erster Linie zur Unterhaltung des Publikums dienen sollten. Jede Zeit hat ihre Geschichtenerzähler. Homer - Shakespeare - Spielberg stehen da bei mir in einer Linie.


    Hier habe ich noch eine Seite gefunden. Wenn ihr auf die Ziffern in der landkarte klickt, erscheint eine teils recht witzige Zusammenfassung der Ereignisse am jeweiligen Ort. :smile:



    http://www.casimirianum.de/htm…r/griech/odysseusneu.html


    Viele Grüße
    ikarus

    "Der Umgang mit Büchern bringt die Leute um den Verstand" (Erasmus von Rotterdam)

  • Hallo,


    ich habe gestern Abend bis zum Ende des 14. Gesangs gelesen und bin etwas traurig darüber, dass die Abenteuerzählungen des Odysseus vorüber sind. Darauf war mein Hauptaugenmerk gerichtet. Aristoteles hat das anders gesehen:


    Denn der Inhalt der Odyssee ist kurz: ein Mann ist viele Jahre entfernt, von Poseidon belauert und ohne Gefährten, während es mit seinen häuslichen Umständen so steht, dass sein Gut von den Freiern verzehrt wird, und sein Sohn Nachstellungen ausgesetzt ist; endlich kommt er nach überstandenem Sturm zurück, erkennt einige, macht sich an sie und geht selbst siegreich aus dem Kampf hervor, vernichtet aber seine Feinde. Dies ist der eigentliche Inhalt, das andere sind Episoden. (Poet. 17, 10)


    Die Opferblut-Szene am Rand des Hades habe ich so verstanden: Durch das Trinken des Blutes (Zeichen des Lebens) erlangten die Toten vorübergehend ihr altes Bewußtsein zurück, das sie zu Lebzeiten hatten. Teiresias muss also erst trinken, um 'sehen' zu können. Da seine Prophezeiung der eigentliche Grund für die Hadesfahrt war, sollte er als erster trinken und sprechen können. Odysseus sollte sich nicht verplaudern, denn - natürlich - konnte er es nicht lassen, ihm bekannte Seelen wie die seiner Mutter anzusprechen. Und so hat er einzelne ihm zu ihren Lebzeiten bekannte Verstorbene ebenfalls trinken lassen, um mit ihnen reden zu können. Bis auf den sogar noch im Tode nachtragenden Aias hat das ja auch gut funktioniert.


    Die Elpenor-Episode war pädagogisch höchst wertvoll :smile: , warnt sie doch die übermütige Jugend vor den Gefahren des unkontrollierten Alkoholgenusses.


    Die Skylla-Szene fand ich enttäuschend kurz. Darauf war ich sehr gespannt gewesen, da ich vor einiger Zeit verwundert eine Odysseus-Skylla-Wandmalerei im romanischen Westwerk der Klosterkirche Corvey betrachtet hatte (eine schmückende Illustration des Elements Wasser), die man erst vor einigen Jahren frei gelegt hat. In der karolingischen Ikonographie repäsentiert Odysseus den Tugendhaften, der den Anfeindungen der Welt - symbolisiert durch Skylla oder die Sirenen - zu trotzen versteht.


    @ Ikarus: Danke für die Aufklärung hinsichtlich antiker Damenfrisuren. :zwinker: Bei Voss sind diese "schöngelockt". Ansonsten reizt mich meine Übersetzung oft zum Lachen. Freche Worte entweichen gewöhnlich dem "Gehege der Zähne". Odysseus wird von Athene als "Gedankenbunter" bezeichnet. Sehr anschaulich, wenn man bedenkt, was er manchen Leuten für Lügengeschichten auftischt.


    Gruß, Fevvers

  • Zitat von "Fevvers"


    @ Elfenkönigin: Hast Du eigentlich etwas zum Thema "Blut" nachschlagen können? (Kannst Du ein bestimmtes Symbollexikon empfehlen? Ich möchte mir schon langes eines anschaffen.)


    Blut "Das Lebensprinzip, die Seele, Stärke, die verjüngende Kraft, daher Blutopfer. Die solare Energie. Blut und Wein sind austauschbare Symbole" etc... das ist so die Quintessenz des Symbols...
    aus:Illustriertes Lexikon der Symbole, J.C. Cooper, Drei Lilien Verlag 1986


    auch recht gut ist: Lexikon der Symbole, Gerd Heinz-Mohr, Diederichs Gelbe Reihe 1998.


    was mir beim Lesen der Odyssee aufgefallen ist: der Autor behandelt alle Figuren in der 3. Person (z.B. Telemachos sprach...) bis auf Eumaios, den Schweinehirten. Wenn dieser redet, heißt es von Homer: "du aber, Eumaios, sagtest..." den Sauhirten spricht der Autor als einzige Figur ständig direkt an!? Könnt ihr euch vorstellen, wieso?

  • Hallo zusammen,


    habe da was nettes gefunden: Die Odysseus-News,, unter anderem mit einem Interview mit dem Schweinehirten Eumaios :breitgrins: :breitgrins:


    http://www.fh-lueneburg.de/u1/…sseus/odysonderthema1.htm


    Die von Ikarus angemerkte "Landkarte" hat heute morgen sehr zur Erheiterung unseres gesamten Büros beigetragen (immerhin 4 Leute) :klatschen: :klatschen: , und wir haben uns köstlich amüsiert.


    Ich hätte nie gedacht, dass es so lustig ist, einen alten Klassiker nochmals zu lesen!

  • Wisst ihr, welche Frage mich beschäftigt?


    Ich bin jetzt beim XIX. Gesang.
    Odysseus und Penelope treffen sich.
    Sie befragt ihn (noch als Bettler) und er erzählt ihr sein "Märchen".


    Wäre so etwas wirklich möglich? Man wartet auf einen Menschen so viele Jahre, und er möchte doch auch zu ihr zurück und doch gibt er sich ihr nicht zu erkennen und sie erkennt ihn auch nicht. :rollen:


    Frage: Müßte Penelope nicht bemerken, daß das Odysseus ist? Oder sehe ich das jetzt zu blauäugig? :roll:


    Und so ganz verstanden habe ich auch nicht, warum Odysseus (er fühlt im innersten Herzen den Gram der weinenden Gattin, dennoch standen die Augen wie Horn ihm oder wie Eisen, unbewegt in den Wimpern) ihr nicht die Wahrheit sagt :rollen: :rollen: .

  • penelope wird ihn nicht erkannt haben, weil athene ihn verwandelt hat. er sieht aus wie ein bettler, auch gesicht und gestalt sind anders. nur eurykleia erkennt ihren herrn schließlich beim waschen an der narbe an seinem fuß: die hat athene wohl nicht beseitigt :zwinker:


    dass odysseus sich nicht vorzeitig zu erkennen geben will, außer den leuten gegenüber, die ihm dann nützlich sind, die freier umzubringen, ist klar (obwohl menschlich natürlich schwer durchzuhalten, die von dir genannte stelle zeigt odyssseus ja auch den tränen nahe): er muss die freier solange wie möglich in sicherheit wiegen, dass der anschlag auf sie völlig unvermutet kommt. sobald die männer beseitigt sind, kann er sich um seine frau kümmern. fazit: erst die arbeit, dann das vergnügen :breitgrins:

  • Hallo !


    Elfenkönigin: das mit der direkten Anrede des Schweinehirten ist mir auch aufgefallen - vielleicht ein dramaturgischer Effekt ?


    Ingrid: vielleicht sind Frauen nicht vertrauenswürdig genug und die Rache ist nur eine Sache unter Männern - oder nochmal ein dramaturgischer Effekt ?


    Neben der blühenden Phantasie Odysseus frage ich mich, warum er schlafend nach Ithaka kam und die Insel erstmal nicht erkennen sollte ???


    Ich finde auch, dass die Abenteuer viel zu kurz waren, aber das kommt wohl daher, dass sie viel bekannter sind als die Handlung auf Ithaka. In meiner Erinnerung ist das in ein paar Sätzen erzählt, da bin ich gespannt, was Homer sich alles dazu ausgedacht hat !


    Gruß von
    Steffi

  • Die "Du"-Anrede ist mir zwar aufgefallen, aber merkwürdigerweise nicht sofort. Ich habe das zunächst nur unbewusst zur Kenntnis genommen. So redet jemand, der im Kreise seiner Lieben erzählt, was ihm widerfahren ist, und dabei die Beteiligten zwischendurch direkt anspricht. Aber davon war vorher ja nicht die Rede.
    Da wir bei der Odyssee von mehreren Verfasserm ausgehen müssen: Könnte es sein, dass an dieser Stelle ein Einschub eines anderen Autors/Bearbeiters vorliegt, dessen ursprüngliche Rahmenhandlung verloren ging? (Nachdem Odysseus bei den Phäaken ausführlich Bericht erstattet hat, erzählt er in seinem eigenem Haushalt rückblickend, so was in der Art?)
    Das ist meine Vermutung, leider kann ich das derzeit nicht überprüfen, und es findet sich in den Anmerkungen meiner Ausgabe kein Kommentar dazu.
    Gruß, Fevvers

  • Zitat von "Fevvers"


    Da wir bei der Odyssee von mehreren Verfasserm ausgehen müssen: Könnte es sein, dass an dieser Stelle ein Einschub eines anderen Autors/Bearbeiters vorliegt, dessen ursprüngliche Rahmenhandlung verloren ging?


    jaa... könnte vielleicht sein... ich hab auch schon gehört, dass schweinehirten in der homerishen welt besondere menschen waren, das war ein besonderer beruf; weiß leider nicht mehr, wieso :rollen: vielleicht hängt die persönliche anrede damit zusammen?