Aug. 07 - Aug. 09: Amerikanische Frauen (Chopin, Jewett, Cather und Wharton)

  • Hallo,


    bei Wharton wäre ich auch gerne bei einer eventuellen Leserunde dabei, bersonders, wenn es sich um


    - house of mirth / Haus der Freude
    - Summer /Sommer


    oder


    - Glimpses of the moon / Der flüchtige Schimmer des Mondes


    handelt.


    HG
    finsbury

    Ein Buch muss die Axt sein für das gefrorene Meer in uns. (Kafka)

  • Moin, Moin!


    bei Wharton wäre ich auch gerne bei einer eventuellen Leserunde dabei, bersonders, wenn es sich um - house of mirth / Haus der Freude - Summer /Sommer
    oder - Glimpses of the moon / Der flüchtige Schimmer des Mondes handelt.


    Schade, ich stehe kurz davor "Zeit der Unschuld" zu lesen, welches sich viel zu lange schon auf <a href="http://www.bibliomaniac.de/misc/leli/sub.htm">meinem SUB</a> tummelt.

  • Hallo !


    Vorgeschlagen und angedacht war tatsächlich "Zeit der Unschuld". Ich stehe jedoch für alles offen, House of Mirth (Haus der Freude) würde auch zu unserem Kontext passen, in deutscher Übersetzung allerdings nur als Reclam. Mal sehen, was die anderen dazu sagen.


    Gruß von Steffi

  • Hallo,


    "Zeit der Unschuld" ist sicher auch interessant. Aber im Sinne meines SUB-Abbaues ist es nicht, mir noch einen Roman anzuschaffen, bevor ich nicht wenigstens einen der drei unten genannten und bereits bei mir vorhandenen gelesen habe. Aus diesem egoistischen Grunde würde ich - trotz Interesses, das eben genannte Werk nicht mitlesen. Aber ihr beiden, Maria und Steffi, seid ja die Hauptbetreiber dieses Threads und dieser Lesereihe, also ist es an euch zu entscheiden.


    HG
    finsbury

    Ein Buch muss die Axt sein für das gefrorene Meer in uns. (Kafka)

  • Hallo zusammen,


    "Haus der Freude" habe ich vor ein paar Jahren gelesen (war ein Buch aus der Bücherei, somit müsste ich es mir erst noch besorgen).
    "Zeit der Unschuld" allerdings habe ich mir bereits gekauft.


    Außerdem wäre noch in meinem SUB:


    - Der flüchtige Schimmer des Mondes


    ich habe nichts dagegen, wenn wir ein anderes Buch wählen. Doch müsste man dazu erst noch den Termin klären. Mir persönlich wäre eine zeitnahe Leserunde recht.


    Vielleicht Ende Juni 09?


    Wolf, Steffi wie sieht es bei euch aus?


    Schöne Grüße
    Maria

    In der Jugend ist die Hoffnung ein Regenbogen und in den grauen Jahren nur ein Nebenregenbogen des ersten. (Jean Paul F. Richter)

  • "Zeit der Unschuld" ist sicher auch interessant. Aber im Sinne meines SUB-Abbaues ist es nicht, mir noch einen Roman anzuschaffen,


    Bibliotheken gibt es bei Dir in der Nähe keine??? :zwinker:


    Habe das Buch gestern gelesen und kann es sehr empfehlen!
    Gruss, Maja


  • Bibliotheken gibt es bei Dir in der Nähe keine??? :zwinker:


    Habe das Buch gestern gelesen und kann es sehr empfehlen!
    Gruss, Maja


    Doch, aber seit ich die finanziellen Möglichkeiten dazu habe, kaufe ich mir lieber, was ich lese. Dann muss ich beim Umgang mit dem Buch keine Rücksichten nehmen und mich nicht über die Spuren meiner Vorgänger ärgern.
    Das mag verwöhnt klingen, aber dafür spare ich lieber an anderen Ecken.


    HG
    finsbury

    Ein Buch muss die Axt sein für das gefrorene Meer in uns. (Kafka)

  • Hallo zusammen !


    Ende Juni wäre mir auch Recht !


    Der flüchtige Schimmer des Mondes scheint ja nicht in Amerika zu spielen ? Nachdem unsere drei Vorgängergeschichten alle in Amerika angesiedelt waren, würde ich als Abschluss nicht so gerne eine Geschichte lesen, die in Europa spielt. Ich tendiere also dann, nachdem JMaria "Haus der Freude" schon kennt, zu "Zeit der Unschuld". Nun müsste Wolf sich noch melden .


    Gruß von Steffi

  • Hallo,


    Zitat von "Steffi"


    Ich tendiere also dann, nachdem JMaria "Haus der Freude" schon kennt, zu "Zeit der Unschuld".


    da ich mir "Zeit der Unschuld" bereits gekauft habe, wäre ich auch für diesen Roman, und Ende Juni paßt mir ebenfalls. :winken:


    Schöne Grüße,
    Wolf

  • Hallo zusammen,


    nun ist ja Ende Juni schon vorbei ... wann wollen wir anfangen ? Momentan stecken JMaria und ich noch in den letzten Zügen des "Turms", ich würde daher mal den 10. August als Start vorschlagen. Wie sieht es bei euch aus ?


    Gruß von Steffi

  • Hallo JMaria,
    hallo Wolf !


    Ich werde heute mit Zeit der Unschuld beginnen. Ich lese die Originalausgabe (Penguin Classics) und hoffe, dass ich damit zurecht komme. Es scheint, dass die Übersetzung nur noch gebraucht erhältlich ist. Meine Bücherei hatte sie z.B. gar nicht.


    Gruß von Steffi

  • Hallo Steffi,


    ich habe mir ein gebrauchtes Piper-Taschenbuch gekauft, die darin enthaltene Übersetzung mit dem deutschen Titel "Zeit der Unschuld" ist von Richard Kraushaar und Benjamin Schwarz. Zwei ältere Übersetzungen tragen die etwas merkwürdigen Titel "Amerikanische Romanze" und "Im Himmel weint man nicht". Eine aktuell lieferbare deutsche Übersetzung dieses Romans gibt es anscheinend tatsächlich nicht. Für das Piper-Taschenbuch werden im ZVAB teilweise horrende Preise verlangt: 20 bis 38 Euro! War gar nicht so einfach, dieses Buch für einen vernünftigen Preis zu bekommen. :-)


    Ich habe die ersten drei Kapitel gelesen, das sind knapp 30 Seiten, wir befinden uns in New York zu Beginn der 1870er Jahre und erhalten gleich auf den ersten Seiten einen lebendigen Einblick in die vornehme New Yorker Gesellschaft, die mit feiner Ironie geschildert wird: man geht in die Oper, dabei ist das Geschehen auf der Bühne sekundär, die Oper ist ein gesellschaftliches Ereignis, wo sich die einflußreichen Familien präsentieren können; Konventionen sind in diesen Kreisen sehr wichtig, auch für die männliche Hauptfigur. Der junge Newland Archer ist frisch verlobt, er bewundert die "abgrundtiefe Reinheit" seiner Braut und träumt von seiner Hochzeitsreise:


    Zitat


    "Wir werden den 'Faust' miteinander lesen ... an den italienischen Seen ...", dachte er, und in einem leichten Nebel verschmolz ihm der Schauplatz seiner Flitterwochen mit den Meisterwerken der Literatur, die seiner Braut zu vermitteln er als sein männliches Vorrecht ansah.


    Dank seiner Führung soll seine zukünftige Frau kein "einfältiges Gänschen" bleiben, sondern die ihrer Stellung zukommende gesellschaftliche Rolle einnehmen. Es wäre alles in bester Ordnung, wenn nicht die Gräfin Olenska aufgetaucht wäre, aber das geschieht ihm recht. :breitgrins:


    Sehr hübsch finde ich, wie Wharton mit scheinbaren Nebensächlichkeiten ihre Figuren charakterisieren kann: die silbernen Haarbürsten des Newland Archer, oder wie er eine Zigarre in der Bibliothek raucht, weil das der einzige Raum in seinem Elternhaus ist, in dem das Rauchen erlaubt ist. Die anderen Räume sind offenbar zu schade dafür. ;-)


    Schöne Grüße,
    Wolf

  • Hallo Steffi und Wolf,


    ich habe die gleiche Piper Taschenbuchausgabe wie Wolf erwähnt hat; ein gut erhaltenes Exemplar für 2,50 Euro, allerdings bereits vor 2 Jahren gekauft.


    den Opernbesuch hat Edith Wharton geschickt benutzt um die Gesellschaft, insbesondere Newland vorzustellen.
    Newland - was für ein sonderbarer Name; "Neuland, neues Land" - doch ob er "Neues" wagen würde, wird noch aufkommen, denn sein New York hat seine eigene Gesetze. Ein sehr schöner Satz, der zurückgeht in die Anfänge der Geschichte New Yorks, ist dieser (S. 8)


    was "man" tat oder nicht tat, spielte in Newland Archers New York eine ebenso wichtige Rolle wie die unergründlichen Totemgesetze, die vor Jahrtausenden die Geschichte seiner Vorväter beherrscht hatte.



    Dieser Satz lässt mich nicht los. Die Stadt bestimmt das gesellschaftliche Leben. Ihre Entwicklung hat Jahrtausende hinter sich, somit kann man kaum erwarten, dass die Gesellschaft in der sich Newland Archer bewegt, in dem begrenzten Zeitraum, in der die Geschichte spielt, sich ändert. Schon jetzt scheint mir Newland in seiner Beschreibung nicht geeignet, sich gegen die Konventionen zu stellen.


    außerdem scheint seine Ästhetik Proust ähnlich zu sein: (S. 9)
    ...ein Ästhet war und der Gedanke an ein bevorstehendes Vergnügen ihm oft innigeren Genuß gewährte als dessen Verwirklichung...


    Whartons feine Ironie kommt auch schon auf den ersten Seiten zum Ausdruck: (S.9)


    Natürlich sang sie "M'ama!" und nicht "er liebt mich", denn in der Musikwelt verlangte eine unbedingte und unabänderliche Regel, daß der deutsche Text französischer Opern, von schwedischen Künstlern gesungen, ins italienische übersetzt wurde, damit das englischsprechende Publikum ihn besser verstünde...


    wenn die gesellschaftlichen Konventionen ebenfalls so "unbedingt und unabänderlich" ist, dann kann man bereits erahnen, was uns erwarten wird.


    Newland und seine Verlobte tragen beide eine Gardenie. Eine Blume die in der "Romantik" auch Knopflochblume genannt wurde.

    Ich komme zum 2. Kapitel.


    Liebe Grüße
    Maria

    In der Jugend ist die Hoffnung ein Regenbogen und in den grauen Jahren nur ein Nebenregenbogen des ersten. (Jean Paul F. Richter)

    Einmal editiert, zuletzt von JMaria ()

  • Hallo zusammen,


    das "Totem" ist laut Wikipedia ....


    Das aus der Algonkin-Sprache des südlichen Kanada stammende Wort Totem bedeutet Verwandtschaft, Familienabzeichen oder auch persönlicher Schutzgeist. Im Totemismus werden Personen als miteinander verwandt angesehen, wenn sie denselben Totem ('Nachnamen') haben. Es ist keinem Gruppenmitglied gestattet, geschlechtliche Beziehungen zu einem Angehörigen desselben Totems aufzunehmen - unabhängig davon, ob die beiden genetisch miteinander verwandt sind http://de.wikipedia.org/wiki/Totemismus


    New York und Newland - eine symbolische Verwandtschaftliche Verbindung, könnte man daraus schließen.


    von Sigmund Freud gibt es ein Buch das heißt "Totem und Tabu" (1913); darin untersucht er die Riten der Naturvölker, ihre Verbote, ihre religiösen Verhaltensweisen sowie ihre angewandten Taktiken und Heiratsmechanismen, die zur Vermeidung von Inzest eingesetzt werden. Wikipedia.


    ich weiß nicht ob Inzucht in "Zeit der Unschuld" thematisiert wird, vermutlich nicht offen, doch zumindest wird Edith Wharton dies der Gesellschaft angeklagt haben, denn in der Biographie über sie von Shari Benstock heißt es, dass die New Yorker Gesellschaft von Inzucht geprägt gewesen sein soll. Eine soziale Inzucht durch den sozialen Stand?


    Viele Grüße
    Maria

    In der Jugend ist die Hoffnung ein Regenbogen und in den grauen Jahren nur ein Nebenregenbogen des ersten. (Jean Paul F. Richter)

    Einmal editiert, zuletzt von JMaria ()

  • Hallo Maria,


    das mit den jahrtausendealten "Totemgesetzen" fand ich auch auffallend, hier werden die europäischen Einwanderer in eine Reihe mit den amerikanischen Ureinwohnern gestellt. Im 6. Kapitel wird die moderne New Yorker Gesellschaft mit den "Primitiven" verglichen, bei "denen die Braut unter lautem Geschrei aus dem elterlichen Zelt geschleppt wird." Bei den New Yorkern ist davon noch ein ritualisiertes Sich-Sträuben vor der Heirat übriggeblieben.


    Es gibt öfter Hinweise auf Vorfahren und "längstverstorbene Ahnen", deren Traditionen man schon seit langen Zeiten befolge. Das erweckt einen Eindruck von Trägheit, so wie in diesem Zitat aus dem 5. Kapitel:


    Zitat


    Nach dem Essen schleppten Mrs. Archer und Janey einem uralten Brauche folgend ihre langen Seidengewänder ins Wohnzimmer hinauf ...


    Im 6. Kapitel heißt es:


    Zitat


    Eigentlich lebten sie alle in einer Art Hieroglyphenwelt, in der man das Wirkliche nie sagte, tat oder auch nur dachte, sondern nur durch eine Reihe willkürlicher Zeichen darstellte ...


    In den Dialogen zeigt sich dieses Phänomen sehr gut, das Gesagte wird meist sorgfältig abgewogen, gesellschaftlich heikle Themen werden nur angedeutet, scheinbar harmlose und oberflächliche Gespräche enthalten oft mehr, als man als Außenstehender glauben würde. Aber die Beteiligten verstehen diesen speziellen Code sehr gut, sie sind damit aufgewachsen.


    Ich bin jetzt beim 7. Kapitel. Newland Archer fängt nun an, über das Wesen der New Yorker Gesellschaft und insbesondere über die Rolle der Frauen nachzudenken, nachdem er in einem Gespräch die Partei für Ellen Olenska ergriffen hat; diese Verteidigerrolle hatte er aber eigentlich auch nur aus Gründen der Konvention angenommen.


    Schöne Grüße,
    Wolf