Das unwichtigste Buch meines Lebens


  • Nee, so hat mich noch kein Buch angeschmiert.


    Ah, die berühmte Dusch-Szene in Dallas ;-) Wenn den Autoren überhaupt nichts mehr einfällt, dann ist das halt einfach nur ein Traum / Wahnvorstellung etc.


    Jüngste Zeitverschwendung und daher auch abgebrochen: Jewgeni Samjatin, "Wir" (das hätte ich mit 16 vielleicht noch gut gefunden, heute ertrage ich das nicht mehr. Was für ein plattes und kreuzblödes Zeug!) und P. D. James, Was gut und böse ist, auf S. 88 von gut 500 aufgehört. Langweilig, hölzern und von einer generellen Beschreibungsunfähigkeit. Wen man sowas liest, dann weiß man erst, was man an den überschaubaren Büchern von Agatha Christie hat ;-)


    Durchgelesen aber Zeitverschwendung: "Die Firma" von Grisham. Ein dummer Roman. Mit einer stockreaktionären Moral. Fürchterlich.

  • .
    Allerdings - der Tipp für Zartbesaitete :zwinker: - von unglaublicher Brutalität.


    Faulkner wollte es wissen und hat es auf eine Reißer angelegt. Glücklicherweise war er einfach zu gut, als dass er einen bloßen Reißer hätte schreiben können. Witzigerweise hab ich nicht die brutale Maiskolbenszene in Erinnerung, sondern die Schilderung, wie ein älterer Mann sich morgens Eier mit Speck brutschelt.


    Hammett dürfte ein ziemlich unterschätzter Autoren sein. Ich empfehle dringend "Rote Ernte". Ein selten guter Einstieg:


    Zitat

    Der erste, von dem ich's hörte, war ein rothaariger Strolch namens Hikey Dewey im "Großen Schiff" in Butte gewesen. Bei dem hieß Peaceville stur immer nur Pissville. Da er aber statt Fusel auch Fussel sagte, habe ich nicht weiter darüber nachgedacht, was er dem Namen der Stadt angetan hatte. Später fiel mir bei anderen, die es nicht so eilig mit ihren Silben hatten, die gleiche Aussprache auf. Ich sah immer noch nichts weiter darin als jene umwerfende Art von Humor, die aus einem Professor eine Brotfresser macht. Erst ein paar Jahre später, als ich selbst nach Peaceville kam, ging mir ein Licht auf.


    Der Klappentext zitiert aus André Gides Tagebuch: "Die 'Rote Ernte' von Dashiel Hammett gelesen ... mit an Bewunderung grenzender Verblüffung."


  • Ich weiß nichts Genaues mehr, es ist wie gesagt eine Weile her. Jedenfalls wurde es immer verwickelter und geheimnisvoller und ich platzte vor Neugier, wie sich das alles auflöst. Und am Ende stellte sich heraus - Trommelwirbel - die Erzählerin sitzt in einer Nervenheilanstalt und alles, was in dem Buch berichtet wurde, sind ihre Visionen.


    Nee, so hat mich noch kein Buch angeschmiert.


    Ich lach mich schlapp. :breitgrins:
    Immerhin hast du doch bis zum Schluss nicht rausgekriegt, wie die Auflösung ist, oder?
    Und wenn Verfasser oder Verfasserin doch anders den Knoten nicht lösen konnte?
    ... alles nur geträumt ...

    Ich vergesse das meiste, was ich gelesen habe, so wie das, was ich gegessen habe; ich weiß aber soviel, beides trägt nichtsdestoweniger zu Erhaltung meines Geistes und meines Leibes bei. (G. C. Lichtenberg)

  • Faulkner wollte es wissen und hat es auf eine Reißer angelegt. Glücklicherweise war er einfach zu gut, als dass er einen bloßen Reißer hätte schreiben können. Witzigerweise hab ich nicht die brutale Maiskolbenszene in Erinnerung, sondern die Schilderung, wie ein älterer Mann sich morgens Eier mit Speck brutschelt.


    Ich hab gar nix gegen Reißer, wenn es nur GUTE Reißer sind.


    Zitat


    Hammett dürfte ein ziemlich unterschätzter Autoren sein.


    Im Klassikerforum eventuell schon. :breitgrins:


    Ich empfehle jeden Roman von ihm.
    Aber für den Einstieg ist "Rote Ernte" natürlich besonders geeignet. Es ist bis heut einer der leichenreichsten Romane, die ich je verkonsumiert hab, und die Dialoge sind von unglaublicher Qualität.


    Faulkners Roman wie auch die Romane von Hammett machen einem, abgesehen mal davon, dass sie einfach spannend sind, eine Menge über die Zeit klar, in der sie spielen.

    Ich vergesse das meiste, was ich gelesen habe, so wie das, was ich gegessen habe; ich weiß aber soviel, beides trägt nichtsdestoweniger zu Erhaltung meines Geistes und meines Leibes bei. (G. C. Lichtenberg)

    Einmal editiert, zuletzt von Leibgeber ()

  • Hallo !


    Zitat

    Zitat
    Hammett dürfte ein ziemlich unterschätzter Autoren sein.


    Im Klassikerforum eventuell schon.


    Danke nochmals fürs erinnern - ich lese eines der beiden Bücher im Januar und berichte euch dann. Versprochen :breitgrins:


    Gruß von Steffi

  • Hallo allerseits


    Das erste und bis jetzt auch einzige Buch, das mir SOFORT eingefallen ist, ist "ES" von Stephen King. Das Schlimme daran ist nicht nur die Überflüssigkeit, sondern auch, dass es so unglaublich dick ist!!! Reichen 1000 Seiten? In der Zeit hätte ich die Brüder Karamasow oder sonstwas lesen können, aber nein ....


    Glücklicherweise habe ich es mir nicht selbst gekauft und muss es somit nicht auch noch beherbergen! Es war ein guter Tipp einer Bekannten, eines von ihren "Das-musst-Du-UNBEDINGT-lesen,-Du-liest-doch-so-gern ....wenn-es-Dich-nicht-stört,-dass-es-so-ein-Wälzer-ist...." - MICH doch nicht!! Tsss - hätte ich bloß gesagt, dass ich Angst vor Wälzern habe :zwinker:


    Naja - ist schon Jahre her und ärgert mich immer noch! Wenn DAS keine Zeitverschwendung ist :smile:


    :schmetterling:


    Daniela

    "Kunst und Unterhaltung sind verschwistert und keine Feinde." - John Irving


  • Das erste und bis jetzt auch einzige Buch, das mir SOFORT eingefallen ist, ist "ES" von Stephen King.


    da muss ich mich wohl mal outen: Ich habe ES in 2 Tagen gelesen (das waren noch Zeiten - Festanstellung! bezahlter Urlaub!). Großartiger Stoff. Bis auf die letzten 150 Seiten. Da bekommt King angst vor der eigenen Konsequenz und biegt alles ab, um dann bei einem konventionellen Horrorstück zu landen. Starker Einstieg. Super Mittelteil. Schwaches Finish. (Aber das gilt leider für viele Bücher von King.)


  • da muss ich mich wohl mal outen: Ich habe ES in 2 Tagen gelesen (das waren noch Zeiten - Festanstellung! bezahlter Urlaub!). Großartiger Stoff. Bis auf die letzten 150 Seiten. Da bekommt King angst vor der eigenen Konsequenz und biegt alles ab, um dann bei einem konventionellen Horrorstück zu landen. Starker Einstieg. Super Mittelteil. Schwaches Finish. (Aber das gilt leider für viele Bücher von King.)


    Vielleicht hast du ja diagnostiziert, warum ich ES nicht ausgelesen hatte. Irgendwo so um Seite 750 bis 800 war ich hängengeblieben. Bis dahin gefiel es mir recht gut.


    Übrigens - DAS waren noch Zeiten - keine Festanstellung, irgendwie nie so richtig Knete auf der Tasche (aber in Deutschmarkzeiten auch noch billiger Bücher-Ramsch), kein oder kaum bezahlter Urlaub - *flüster-kein-PC-der-so-viel Zeit-wegnimmt* und jede Menge Zeit zum Lesen. :breitgrins:


    Also, ich versteh das nicht mit den unwichtigen Büchern. Wenn mir eines nicht gefällt, les ich es nicht aus.
    Zwingt mich ja niemand zu.
    So aus der Rückschau sag ich, mir kommen ja heut jede Menge Bücher unwichtig vor, die ich vor 10-20-30 Jahren gelesen hab - was für eine Zeitverschwendung ... aber, als ich sie las, kamen sie mir ja nicht unwichtig vor.


    Ich hab unlängst einen 1000-Seiter beendet, den ich recht gut fand.
    Frank Schätzing, Der Schwarm.
    So im Nachhinein - sind vielleicht doch 100 oder 200 Seiten zu viel.
    Im letzten Drittel hängt es manchmal etwas.
    Aber gutes Lesefutter, professionell geschrieben, der wissenschaftliche Hintergrund gut recherchiert (soweit ich es beurteilen kann) und gut in die Handlung integriert.
    Bei den Personen geht es nicht so gänzlich ohne Schablonenhaftigkeit ab, aber insgesamt sind auch die gut, ohne die bei Unterhaltungsliteratur häufig vorkommenden Plattheiten und Peinlichkeiten.
    Und political voll correct. :wink:


    War übrigens die ganze letzte Zeit über das Buch, welches ich Leute in Bus, Straßenbahn, S-Bahn am häufigsten lesen sah.
    NICHT (mehr) Harry Potter.

    Ich vergesse das meiste, was ich gelesen habe, so wie das, was ich gegessen habe; ich weiß aber soviel, beides trägt nichtsdestoweniger zu Erhaltung meines Geistes und meines Leibes bei. (G. C. Lichtenberg)

  • Hallo zusammen!


    So aus der Rückschau sag ich, mir kommen ja heut jede Menge Bücher unwichtig vor, die ich vor 10-20-30 Jahren gelesen hab - was für eine Zeitverschwendung ... aber, als ich sie las, kamen sie mir ja nicht unwichtig vor.


    Das könnte ich - bis auf den letzten Satz - mitunterschreiben. Der letzte Satz aber müsste heissen: Als ich sie las, machte ich mir noch keine Gedanken darüber, ob diese Bücher nun wichtig seien oder nicht. Lebenszeit (und damit Lesezeit) erschienen noch so unendlich ...


    Grüsse


    Sandhofer

    Wo nehme ich nur all die Zeit her, so viel nicht zu lesen? - Karl Kraus

  • Hallo Leibgeber,


    Zitat

    Aber gutes Lesefutter, professionell geschrieben, der wissenschaftliche Hintergrund gut recherchiert (soweit ich es beurteilen kann) und gut in die Handlung integriert.


    "Der Scharm" habe ich im Urlaub am Meer (!) als Hörbuch gehört. Mein Badevergnügen war teilweise etwas getrübt *ggg* Laut meinem naturwissenschaftlich immer auf dem laufenden GG sind die Theorien richtig und exakt dargestellt und auf dem neuesten Stand - dein Urteil trügt also nicht.


    Gruß von Steffi


  • War übrigens die ganze letzte Zeit über das Buch, welches ich Leute in Bus, Straßenbahn, S-Bahn am häufigsten lesen sah.
    NICHT (mehr) Harry Potter.


    Keine Sorge, das wird sich im nächsten Jahr ändern. -- Schätzing hatte ich mir gekauft, weil das in den Rezensionen ganz interessant klang. Dann hab ich die ersten Seiten gelesen und mir gedacht, och, muss vielleicht doch nicht sein und mich anderen dingen gewidmet. Vielleicht nehm ich mir das noch mal vor.

  • Das könnte ich - bis auf den letzten Satz - mitunterschreiben.


    Es ist doch nur EIN Satz. :breitgrins:


    Zitat


    Der letzte Satz aber müsste heissen: Als ich sie las, machte ich mir noch keine Gedanken darüber, ob diese Bücher nun wichtig seien oder nicht. Lebenszeit (und damit Lesezeit) erschienen noch so unendlich ...


    Das war vor 30 Jahren sicherlich so.
    Vor 20 nur noch bedingt.
    Vor 10 absolut gar nicht mehr.
    Und inzwischen heißt es
    "Eins-zwei-drei im Sauseschritt
    Läuft die Zeit - wir laufen mit."
    Aber ich schaff es nicht mehr, Schritt zu halten.


    Steffi
    Was ist GG? Grundgesetz?


    Ansonsten kann ich mir vorstellen, dass der Roman zu eklichten vergammelnden Quallen und zerdetschten Krebsen besonders gut kommt. :breitgrins:

    Ich vergesse das meiste, was ich gelesen habe, so wie das, was ich gegessen habe; ich weiß aber soviel, beides trägt nichtsdestoweniger zu Erhaltung meines Geistes und meines Leibes bei. (G. C. Lichtenberg)

  • Hallo Leibgeber,


    Zitat

    Steffi
    Was ist GG? Grundgesetz?


    Nö, damit wäre ja ich gemeint :breitgrins: 'bessere Hälfte' - triffts auch nicht, also dann doch Göttergatte :winken:


    Gruß von Steffi

  • Gibts denn überhaupt ein unwichtiges Buch? Das frag ich mich gerade. Sicher, es gibt Bücher, die hab ich nach drei Seiten wieder zugeklappt oder nervtötend und unter Umständen über Jahre mich quälend ausgelesen, aber sind sie deshalb unwichtig? Ich für meinen Teil lerne dabei, welchen Autor ich nicht lesen kann und das bringt mir eine große Lesezeitersparnis. Da Lesezeit für mich wichtig ist, kann ich jetzt nicht unbedingt sagen, dass es unwichtige Bücher gibt ... für mich ist wichtig zu wissen, was brauchbar und auch, was unbrauchbar ist :smile: