Beiträge von MissMooney

    Hallo,


    ich hab diese Diskussion jetzt erst gelesen, möchte aber unterstützend für Sir Thomas einspringen: Meine Ausgabe der "schrecklichen deutschen Sprache" ist zweisprachig und ohne Übersetzer-Angabe. Als Verfasser gilt Mark Twain, sowohl englisch als auch deutsch. Meines Wissens nach hat er diese Rede ganz allein und ohne Hilfe in deutscher Sprache gehalten.


    Wenn ich mir Mark Twains Biografie so ansehe, dann sehe ich einen snobistischen und arroganten, aber hervorragenden Zyniker, der durchaus weiß, wovon er redet. Er hat das Leben von ziemlich vielen Seiten kennengelernt. Ich kann mir nicht vorstellen, dass er völlig unfundiert von Dingen schreibt, die er nicht versteht ... wäre ihm also die deutsche Sprache SO schwer gefallen, dass er sie gar nicht artikulieren kann, dann hätte er sich sicher nicht darüber lustig gemacht bzw. sie dermaßen aufs Schaffott geführt. Er nimmt Regeln unter die Lupe, die kennt kein Muttersprachendeutscher mehr und manche Sätze muss man mehrmals lesen, ehe man den wortwitz'schen Hintersinn versteht. Das schreibt niemand, der die Sprache nicht aus dem "FF" beherrscht.

    Gibts denn überhaupt ein unwichtiges Buch? Das frag ich mich gerade. Sicher, es gibt Bücher, die hab ich nach drei Seiten wieder zugeklappt oder nervtötend und unter Umständen über Jahre mich quälend ausgelesen, aber sind sie deshalb unwichtig? Ich für meinen Teil lerne dabei, welchen Autor ich nicht lesen kann und das bringt mir eine große Lesezeitersparnis. Da Lesezeit für mich wichtig ist, kann ich jetzt nicht unbedingt sagen, dass es unwichtige Bücher gibt ... für mich ist wichtig zu wissen, was brauchbar und auch, was unbrauchbar ist :smile:

    Mein Sohn ist 11 Jahre alt und spezialisiert auf Comics und TKKG. Um das Schlimmste zu verhindern *g*, habe ich nach ca. einem Jahr Pause das Vorlesen wieder aufgenommen. Wir lesen abends gemeinsam irgendwelche Klassiker, an die er alleine nicht rangeht und über die man auch während des Vorlesens ins Gespräch kommt. Jules Verne zum Beispiel oder griech. Sagen oder Robinson Crusoe oder Jack London ... alles das, was er von alleine nie zur Hand nehmen würde. Es stellt sich dabei immer wieder heraus, dass die Bücher gar nicht so schlecht sind, wie er vermutet und darüber bin ich sehr froh. Merke ich, dass ihn ein Buch überhaupt nicht vom Hocker reißt, stell ich es wieder weg und suche was Anderes.


    Als er kleiner war und alles noch viel einfacher, haben wir viele "Lesepartys" gemacht. Wir haben uns, gerade im Winter, bei Kerzenschein unter die Sofadecke gekuschelt, einen heißen Tee auf dem Tisch und selbstgebackene Plätzchen dazu, und dann gemütlich stundenlang geschmökert. Heute ist das nicht mehr möglich, weil ein 11jähriger Junge natürlich unmöglich mit der Mutter unter ein- und derselben Decke liegen kann *schmunzel* ... dennoch geb ich die Hoffnung nicht auf, dass es vielleicht eines Tages wieder möglich wird ...


    Den Ottokar haben wir übrigens auch versucht ... aber die Zeit von Freund Harald, Schweine-Sigi und der dicken Mia ist wohl eindeutig vorbei. Das alles kann mein Kind überhaupt nicht mehr nachvollziehen. Wie schade ...

    Hallo ihr beiden und vielen Dank für die Willkommensgrüße!


    Steffi
    Ich habe die Hörbuchprobe aus der >bücher< gehört, finde aber, sie kann nicht ansatzweise mit dem Buch mithalten. Allerdings muss ich gestehen, dass ich auch ein schlechter Hörbuchhörer bin. Hat man sich einmal an den Stil Moehringers gewöhnt, ist das Buch wirklich toll. In jedem der Charaktere steckt ein bisschen was von jedem Menschen, überall findet man sich wieder und kann seine Sichtweise auf viele Dinge des täglichen Lebens dadurch viel leichter noch einmal unter die Lupe nehmen. Menschen, die gerne über sich nachdenken und die viele Beteiligte in einem Buch lieben, kann ich Tender Bar nur ans Herz legen. Okay, Moehringer ist nicht Dickens und er webt die Figuren nicht ganz so dicht, dafür passt aber seine Sprache viel besser in die heutige Zeit und das macht ihn authentischer.


    Was Krimis betrifft, so hab ich da auch nicht viel Ahnung. >Miss Mooney< war ein Sonderangebot und ich hatte gerade nix weiter zu tun. Es ist nicht der Rede wert und daher nicht wirklich ein Verlust, wenn man es nicht gelesen hat.


    :smile:

    Warum Balzac mich immer wieder fasziniert, kann ich mir nicht begründen.


    Vielleicht liegt es bei dir wie bei mir an seiner völlig wertungsfreien Schreibe. Meiner Meinung nach urteilt Balzac nicht. Er stellt zusammen und er stellt dar und er be- und ergründet, aber genau genommen urteilt er nie. Das ist selten für die damalige Zeit. Fast alle anderen großen Autoren (z. B. Dickens) geben ein Schwarz-Weiß-Bild der Menschen ab und Balzac vereint Gut und Böse in einer Figur. Seine Helden haben auch Fehler und das macht sie menschlich.


    :smile:

    ... in einem Vorstellungsthread geschrieben, aber aus irgendeinem mir unerklärlichen Grund scheint mir das hier angebracht. Welcher auch immer es sein mag, er veranlasst mich kund zu tun, dass ich mich nach mehrwöchigem Mitlesen nun doch entschlossen habe, eurem Club beizutreten. Was mich bisher abhielt? Nun ja, irgendwie war man immer und überall etwas Besonderes, weil man Bücher liest, die eben sonst keiner liest. Hier ist das anders und plötzlich ist man Mitglied einer Gruppe ... so ungefähr. Ich bin sehr gespannt, was mich hier erwartet :smile:


    Kurz noch zu mir: Als Nicknamen habe ich mir Miss Mooney, die Titelheldin der Kriminalgeschichten von P.M. Carlson ausgesucht. Nicht etwa, weil sie zu meinen Lieblingen gehört, sondern weil ich einfach finde, dass sie zu mir passt. Miss Mooney liebt Shakespeare über alles ohne zu wissen, welche literarischen Hochleistungen er vollbrachte und sie ist eine Frau, die sich zu helfen weiß. Beides trifft, hoffentlich, auch auf mich zu und so ist Miss Mooney mir eine treue Begleiterin. Ich lese nur ein klein bisschen mehr als sie. Und ich lese nicht nur Shakespeare, sondern versuche mich gern an etwas Vielseitigkeit. Besonders gern mag ich die englische und die französische Literatur, hin und wieder auch die Amerikaner, nur mit den deutschen Literaten tu ich mich sehr schwer. Wenige nur befriedigen meinen Anspruch. Und ich gestehe gleich von vorn herein, dass ich Günther Grass nicht lesen kann :zwinker:


    Und jetzt? Gibts jeden Moment einen heißen Tee, eine Kuscheldecke und derzeit Moehringers Tender Bar.


    Wir tasten uns hoffentlich,
    :smile: