Katherine Mansfield

  • Hallo zusammen,


    wer hat bereits etwas von Katherine Mansfield gelesen und wie empfindet ihr beim Lesen ihrer Kurzgeschichten?


    Was mich immer wieder erstaunt ist, dass mich ihre Geschichten einlullen, zum Lächeln bringen wegen ihres Humors (z.B. "In der Bucht"), und plötzlich wird es bitterernst und am Ende lässt sie mich verwirrt zurück mit einem ganz seltsamen verlorenen Gefühl.


    Gruß
    Maria

    In der Jugend ist die Hoffnung ein Regenbogen und in den grauen Jahren nur ein Nebenregenbogen des ersten. (Jean Paul F. Richter)

  • Hrm, ja, "The Garden Party" habe ich auf Englisch gelesen. Sie ist eine meiner Lieblingskurzgeschichten. Dieses verwirrende und seltsame Gefuehl hatte ich beim Lesen auch, vor allem gegen Ende. Es macht mich recht melancholisch, und das gefaellt mir.

  • HAllo,


    vor ein paar Jahren habe ich auch ein Bändchen mit berühmten Erzählungen dieser Autorin gelesen. Es stimmt, was ihr sagt: Sie machen einen etwas melancholisch, sind aber sehr gut zu lesen. Ich lese ungern kurze Erzählungen, deshalb ist das ein großes subjektives Lob. Übrigens finde ich, dass Judith Hermann mit ihren Erzählbänden "Sommerhaus später" und "Nichts als Gespenster" ein wenig in der Tradition von Mansfield steht, auch eine der wenigen AutorInnen von Kurzgeschichten, die ich gerne lese.


    HG
    finsbury

    Ein Buch muss die Axt sein für das gefrorene Meer in uns. (Kafka)

  • Hallo,


    es ist schon so lange her, dass ich die Kurzgeschichten von Mansfield gelesen habe. Ich erinnere mich nur noch daran, dass ich zum einen tief bewegt war und dann wieder vollkommen verwirrt. Ich muss die Kurzgeschichten unbedingt noch einmal lesen.


    Liebe Grüße
    wolves

  • Ich habe die Kurzgeschichten (weiss aber nicht, ob der Band alle enthält) und die Tagebücher (hier weiss ich auch nicht, ob sie vollständig sind, ich hab da als Jugenliche beim Buchkauf offenbar nicht so drauf geachtet) gelesen.


    War für mich damals eher "Sekundärliteratur" zu Virginia Woolf, hat mir dann aber sehr gut gefallen. Warum genau, weiss ich aber nicht mehr, das ist schon so lange her. :redface:

  • Hallo zusammen,


    Steffi:
    du hast mal erwähnt, dass du eine Biographie über K.M. hast. Welche war das nochmals und wie fandest du sie?


    Ich habe heute "Katherine Mansfield, Ein kurzes Leben" von Pietro Citati
    beendet. Die Biographie hat 130 Seiten, die einen guten Einblick in das Leben K.M. gibt, ihr Werk hätte ich gerne mehr eingebunden gesehen. Trotzdem sehr zu empfehlen.


    Gruß
    Maria

    In der Jugend ist die Hoffnung ein Regenbogen und in den grauen Jahren nur ein Nebenregenbogen des ersten. (Jean Paul F. Richter)

  • Hallo Maria,


    ich habe tatsächlich deine Frage erst heute gelesen, danke für den Hinweis :winken:


    Ich kenne ebenfalls die Biografie von Citati, fand sie aber nicht so gut, denn sie ist eben sehr kurz und es kam mir zumindest so vor, etwas einseitig. Eine andere Biografie las ich von Claire Tomalin (aus der Bücherei ausgeliehen), ich fand sie ausgewogen und interessant, es wird auch über ihre Krankheitsgeschichte gut recherchiert und über ihre Beziehung zu Murry und ihrer Freundin. Aber auch hier ist mir die Person Katherine nicht so richtig zu fassen gewesen, vielleicht war sie so geheimnisvoll-unbegreiflich ?


    Ein bißchen kommt das ja auch in den Erzählungen vor, in denen sie ja auch immer wieder von den Konventionen abrückt und eigentlich immer das Vollkommene (Glück ?, Liebe ?, Leben ?) für sich fordert. Ich finde, sie hat darin oft einen sehr kindichen Eifer und natürlich endet es tragisch oder sarkastisch.


    Gruß von Steffi

  • Ich hab mir vor ein paar Tagen dieses unten angehangene Buch besorgt, aber noch nicht gelesen. Interessant fand ich es, weil es von ihrer Freundin Ida Baker geschrieben wurde.


    Ida Baker - Ein Leben für Katherine Mansfield. Erinnerungen.

    Viele Grüsse,
    <br />Weratundrina

    Einmal editiert, zuletzt von ()

  • Hi Weratundrina!


    Tust Du mir einen Gefallen und schreibst jeweils mindestens schnell Autor und Titel eines Buches auch in den Text? Die amazon-Bildchen sind nicht immer so, dass ich das problemlos erkennen kann, und ich habe keine Lust, jedesmal den Link anzuklicken, wenn ich eigentlich hier im Forum lesen will. Danke!


    Grüsse


    Sandhofer

    Wo nehme ich nur all die Zeit her, so viel nicht zu lesen? - Karl Kraus

  • Klar, kein Problem! :winken:


    Bei mir ist es genau umgekehrt. Ich ärger mich immer, wenn ich den Titel oder den Autor erst bei Amazon eintippen muss. :redface:

  • Hi!


    Danke! - Gegen den amazon-Bilder-Link als solchen habe ich nichts - nur weiss ich halt gern, ob sich das Anklicken für mich überhaupt lohnt ... :zwinker:


    Grüsse


    Sandhofer

    Wo nehme ich nur all die Zeit her, so viel nicht zu lesen? - Karl Kraus

  • Hallo Weratundrina !


    Mich würde dann sehr interessieren, wie du das Buch findest - ich habe es selbst nicht, aber schon mal damit geliebäugelt.


    Gruß von Steffi

  • Hallo Steffi


    Danke für den Tipp (Claire Tomalin).


    Zitat

    Aber auch hier ist mir die Person Katherine nicht so richtig zu fassen gewesen, vielleicht war sie so geheimnisvoll-unbegreiflich ?


    Ein bißchen kommt das ja auch in den Erzählungen vor, in denen sie ja auch immer wieder von den Konventionen abrückt und eigentlich immer das Vollkommene (Glück ?, Liebe ?, Leben ?) für sich fordert. Ich finde, sie hat darin oft einen sehr kindichen Eifer und natürlich endet es tragisch oder sarkastisch.


    ja, so kam es mir auch immer vor.
    In der Biographie von Pieti stand, dass sie Virginia Woolf beneidete, weil sie Leonard hatte, der sich um sie kümmerte.


    Doch ob sich Katherine Mansfield so 'behüten' ließ wie V.W. das wäre die andere Frage.



    "Ida Baker - Ein Leben für Katherine Mansfield. Erinnerungen."


    Weratundrina
    Würde mich auch interessieren, wie diese Biographie ist. Berichte bitte.


    Viele Grüße
    Maria

    In der Jugend ist die Hoffnung ein Regenbogen und in den grauen Jahren nur ein Nebenregenbogen des ersten. (Jean Paul F. Richter)

  • Hallo zusammen,


    ich hol mal diesen alten und noch nicht sehr ausgebauten Thread über "Katherine Mansfield" hervor. Vielleicht liest ja der eine oder andere von uns in nächster Zeit etwas von der Schriftstellerin, nachdem sie in dem Beitrag "Die Erzähler" erwähnt wurde.


    http://klassikerforum.de/forum…ad/2703.msg31617#msg31617
    (Hallo JMaria! Ich habe die Linkadresse geändert; Deine ging auf einen andern Beitrag, der nichts mit K. Mansfield zu tun hatte. Nix für Ungut! - Grüsse, sandhofer)


    Gruß
    Maria

    In der Jugend ist die Hoffnung ein Regenbogen und in den grauen Jahren nur ein Nebenregenbogen des ersten. (Jean Paul F. Richter)

    Einmal editiert, zuletzt von sandhofer ()

  • Vielleicht liest ja der eine oder andere von uns in nächster Zeit etwas von der Schriftstellerin,


    Katherine Mansfield ist seit rund 2 Jahren auf meiner To-Buy-List. Vielleicht schaffe ich es noch mal ... :redface:

    Wo nehme ich nur all die Zeit her, so viel nicht zu lesen? - Karl Kraus

  • Katherine Mansfield ist seit rund 2 Jahren auf meiner To-Buy-List. Vielleicht schaffe ich es noch mal ... :redface:


    Ich hab's sogar noch dieses Jahr geschafft. Und sofort nach Erhalt mit der Lektüre begonnen. Ich mag die unspektakuläre Art, wie sie schreibt. Eigentlich passiert gar nichts auf den paar Seiten einer Erzählung - und dennoch beschreibt sie darin eine ganze Welt. Danke für den Hinweis, JMaria!

    Wo nehme ich nur all die Zeit her, so viel nicht zu lesen? - Karl Kraus


  • Ich hab's sogar noch dieses Jahr geschafft. Und sofort nach Erhalt mit der Lektüre begonnen. Ich mag die unspektakuläre Art, wie sie schreibt. Eigentlich passiert gar nichts auf den paar Seiten einer Erzählung - und dennoch beschreibt sie darin eine ganze Welt. Danke für den Hinweis, JMaria!


    Hallo Sandhofer,


    schön, dass dir Katherine Mansfield zugesagt hat. :winken:


    von den zeitgenössischen Autorinnen schreibt Alice Munro in der Tradition einer Katherine Mansfield. Mein Lieblingsband ist "Himmel und Hölle". Das noch als kleiner Tipp. :-)


    Schöne Grüße
    Maria

    In der Jugend ist die Hoffnung ein Regenbogen und in den grauen Jahren nur ein Nebenregenbogen des ersten. (Jean Paul F. Richter)

  • von den zeitgenössischen Autorinnen schreibt Alice Munro in der Tradition einer Katherine Mansfield. Mein Lieblingsband ist "Himmel und Hölle". Das noch als kleiner Tipp. :-)


    Danke!


    Aber bei zeitgenössischen AutorInnen verweise ich in der Regel auf meine Signatur ... ;)

    Wo nehme ich nur all die Zeit her, so viel nicht zu lesen? - Karl Kraus

  • Bei mir hat es nun auch die zweibändige Werkausgabe von K. Mansfield ins Regal geschafft. Vergleicht man diese Übersetzung mit der Auswahl, die gerade bei Manesse erschienen ist, dann überzeugt die Manesse-Übersetzung bei allen gezogenen Stichproben mehr. Im Manesse-Band findet man das flüssigere Deutsch. Interessant, wie wenig man ändern muss, um einen Satz noch eleganter klingen zu lassen. Was nun näher am Original ist, habe ich jedoch nicht geprüftm, das ist ja auch bei nicht muttersprachlichen Englisch-Kenntnissen nicht so einfach, denn es geht ja v.a. um den richtigen "Ton".


    Gruß, Thomas

  • Hallo Thomas,


    Zitat von "klassikfreund"


    Bei mir hat es nun auch die zweibändige Werkausgabe von K. Mansfield ins Regal geschafft. Vergleicht man diese Übersetzung mit der Auswahl, die gerade bei Manesse erschienen ist, dann überzeugt die Manesse-Übersetzung bei allen gezogenen Stichproben mehr. Im Manesse-Band findet man das flüssigere Deutsch.


    na, das erstaunt mich jetzt aber ein wenig, denn die Manesse-Übersetzung von Ruth Schirmer fand ich stilistisch mißlungen, es ist die schlechteste Mansfield-Übersetzung, die ich besitze (ich habe Übersetzungen von Ruth Schirmer, Elisabeth Schnack, Heide Steiner und Ursula Grawe).


    Allerdings sprachst Du ja von einer Neuausgabe, und tatsächlich: die Leseprobe zeigt mir, daß die Übersetzung von Ruth Schirmer überarbeitet worden ist, ich habe die ältere Manesse-Übersetzung von Ruth Schirmer ("Katherine Mansfield: Erzählungen und Tagebücher"). Ein Beispiel für die Unterschiede:


    Alt: Ringsum der beelendende Geruch warmer Menschheit
    Neu: Ringsum der Übelkeit verursachende Geruch warmer Menschheit


    Das Wort "beelenden" ist stilistisch fragwürdig, weil es außerhalb der Schweiz unüblich ist. Gut, daß so etwas geändert wurde. Aber auch abgesehen von solchen schweizerischen Spracheigentümlichkeiten wurde der Stil der Übersetzung überarbeitet:


    Alt:
    "Zucker? Milch? Sahne?" Die kleinen, anheimelnden Fragen schienen eine freudige Vertrautheit zu enthalten. Dann wieder nach Hause in der Dämmerung, und der Duft der Parmaveilchen schien die Luft mit Süsse zu sättigen.


    Neu:
    "Zucker? Milch? Sahne?" Den kleinen, simplen Fragen schien eine freudige Vertrautheit innezuwohnen. Dann wieder in der Dämmerung nach Hause, und der Duft der Parmaveilchen erfüllte die Luft mit seiner Süße.


    In der überarbeiteten Form könnte die Übersetzung von Ruth Schirmer also tatsächlich etwas taugen (ich habe aber bislang nur kurz die Leseprobe überflogen). Die Übersetzung von Elisabeth Schnack (in der zweibändigen Werkausgabe) wirkt heutzutage schon etwas altbacken, wenn man sie mit den Übersetzungen von Heide Steiner und Ursula Grawe vergleicht.


    Die alte Übersetzung von Ruth Schirmer war aber wirklich schlecht. Manche Stellen klingen so merkwürdig, daß man gleich ahnt, daß da irgendwas nicht stimmen kann. Beispielsweise werden in der Erzählung "Die Frau von der Theke" (allein schon dieser deutsche Titel klingt dämlich) drei Reiter mit folgenden Worten begrüßt:


    Zitat


    "Hallo", schrie die Frau. "Ich dachte, ihr wärt drei Raben! Kommt meine Kleine reingerannt, 'Mama', sagt sie, 'da kommen drei braune Dinger über den Hügel', sagt sie. Und ich komme schnell raus, kann ich euch sagen. 'Das sind sicher Raben', sage ich zu ihr. Ach die Raben hier herum, ihr würdet's nicht glauben."


    Seit wann sind denn Raben braun? Und wieso kommen Raben einen Hügel herabgelaufen? Zugegeben, das Original ist hier wegen des Slangs nicht leicht verständlich und auch nicht leicht übersetzbar, aber ein guter Übersetzer muß damit eben zurechtkommen:


    Zitat


    "Hallo," screamed the woman. "I thought you was three 'awks. My kid comes runnin' in ter me. 'Mumma,' says she, 'there's three brown things comin' over the 'ill,' says she. An' I comes out smart, I can tell yer. 'They'll be 'awks,' I says to her. Oh, the 'awks about 'ere, yer wouldn't believe."


    Elisabeth Schnack übersetzt das mit "Bussarde", die sind immerhin braun. ;-) Bei Heide Steiner sind das "Rumtreiber", wobei ich jetzt nicht nachgeschlagen habe, ob "[h]awk" diese Bedeutung haben kann, aber bei Heide Steiner kommt wenigstens ein vernünftiger deutscher Text heraus, bei dem man nicht gleich schmerzhaft zusammenzuckt. Auch den Slang übersetzt Heide Steiner erstaunlich gut, das gefällt mir.


    Noch zwei Beispiele zur alten Übersetzung von Ruth Schirmer (Manesse):


    Zitat


    "Oh, go on, Jim! She isn't the same woman!"


    "Geh los, Jim, das ist doch nicht dieselbe Frau!"


    "Oh, go on" hätte man meinethalben mit "ach geh" übersetzen können, wenn man das "gehen" unbedingt beibehalten will, aber "geh los" klingt hier in meinen Ohren ziemlich schräg.


    Außerdem hat die Übersetzerin offenbar nicht mitbekommen, daß der Ich-Erzähler weiblich ist, deshalb wurde folgende Stelle völlig verhunzt:


    Zitat


    "I'll draw all of you when you're gone, and your horses and the tent, and that one"--she pointed to me--"with no clothes on in the creek. I looked at her where she couldn't see me from."


    "Ich male euch alle, wenn ihr fort seid, und eure Pferde und das Zelt und den" - sie zeigte auf mich - "ohne Kleider im Bach. Ich habe nach Mama geblinzelt, von wo aus sie mich nicht sehen konnte."


    Das Mädchen hat nicht nach der "Mama geblinzelt", die war überhaupt nicht da, sondern sie hat der badenden Ich-Erzählerin zugeguckt. Ich hoffe sehr, daß das in der Neuausgabe berichtigt worden ist.


    Schöne Grüße,
    Wolf