Der (alte) Mann und die Minderjährige

  • Hallo zusammen!


    Der (oft: alte) Mann und die (vielfach: minderjährige, jedenfalls aber: einiges jüngere) Frau scheint ein in der Literatur (auch der "anspruchsvollen") sehr beliebt zu sein. Neben Lolita sind mir in den letzten Lektüre-Tagen auch Erinnerung an meine traurigen Huren von Gárcia Márquez über den Weg gelaufen und - aus weiblicher Sicht - Der Liebhaber der Duras. Beim Kolumbianer ist der Mann 90, die Frau 13 oder 15, bei der Französin ist er irgendwo um die 30, sie 17.


    Die umgekehrte Situation (die Frau beträchtlich älter als der Mann) scheint in der Literatur weniger beliebt zu sein. Im Moment würde mir jedenfalls kein Name einfallen ...


    Grüsse


    Sandhofer

    Wo nehme ich nur all die Zeit her, so viel nicht zu lesen? - Karl Kraus

  • Hallo Sandhofer,


    ja, das ist wirklich beliebt. Und zugegeben: Als ich für meine Jahresarbeit (Abi) eine Erzählung schreiben musste, habe ich das Thema auch verbraten. :redface:


    Aber die Kombination kommt ja auch im wirklichen Leben häufiger vor als andersherum (ältere Frau, junger Mann)


    LG
    Nightfever

  • Moin, Moin!


    Zitat von "sandhofer"

    Die umgekehrte Situation (die Frau beträchtlich älter als der Mann) scheint in der Literatur weniger beliebt zu sein. Im Moment würde mir jedenfalls kein Name einfallen ...


    Mir fällt einer ein, sogar ein ganz großer: Mario Vargas Llosa und sein Roman <a href="http://www.suhrkamp.de/autoren/vargas/biblio/39820.htm">Tante Julia und der Kunstschreiber</a>.


    Und ein Buch der ersten Sorte noch, von meinem allgeliebten Emmanuel Bove: <a href="http://www.amazon.de/exec/obidos/ASIN/3596104009/">Die Liebe des Pierre Neuhardt</a>.

  • Zitat von "sandhofer"

    Hallo zusammen!
    Die umgekehrte Situation (die Frau beträchtlich älter als der Mann) scheint in der Literatur weniger beliebt zu sein. Im Moment würde mir jedenfalls kein Name einfallen ...


    Es ist mir unangenehm, einen Titel zu nennen, den ich nicht sehr mag: "Der Vorleser". Gut, sandhofer, er fällt nicht eigentlich in die Kateogrie "Literatur", bei mir wenigstens, aber es soll Leute geben, die Schlinks Werkchen doch dazu zählen möchten :breitgrins: Deshalb soll er doch genannt werden.


    Es grüsst
    alpha

    Genug. Will sagen: zuviel und zu wenig. Entschuldigen Sie das Zuviel und nehmen Sie vorlieb mit dem zu wenig! <br /><br />Thomas Mann

  • Und es gibt einen Filmklassiker, in dem es (auch) darum geht:


    "Harold and Maude" beschreibt zumindest vordergründig die Beziehung zwischen einem jungen Mann und einer alten Dame.


    LG
    nightfever

  • Hallo miteinander,


    von Tennessee Williams habe ich seinen einzigen Roman (glaube ich) gelesen, "The Roman Spring of Mrs. Stone" (Mrs.Stone und ihr römischer Frühling). Darin liebt eine ältere ehemalige Schauspielerin einen dreißig Jahre jüngeren Mann, wobei sie glaubt, sie habe ihn erwählt, während er ihr in Wirklichkeit "zugeführt" wurde.
    Der Roman war von Williams als eine Art Vorarbeit für sein Drama "Sweet Bird of Youth" (Süßer Vogel Jugend) gedacht, und er wurde auch mal verfilmt. Im "Sweet Bird" gibt es auch ein Liebesverhältnis, allerdings ist da der Altersunterschied ältere Frau/ jüngerer Mann nicht ganz so krass.

    Zitat

    Die umgekehrte Situation (die Frau beträchtlich älter als der Mann) scheint in der Literatur weniger beliebt zu sein


    Das liegt vielleicht darin begründet, daß diese Konstellation auch im "richtigen Leben" weniger beliebt ist - ich denke mal, naturbedingt.


    Grüße,
    Gitta

  • Hallöchen.....


    Zitat

    Das liegt vielleicht darin begründet, daß diese Konstellation auch im "richtigen Leben" weniger beliebt ist - ich denke mal, naturbedingt.


    hä??? naturbedingt??????


    Nun muss ich aber laut lachen......


    diie Tatsache, dass in unserer Gesellschaft eine Liebe zwischen einer älteren Frau und einem jungen Mann "nicht geht", damit zu tun hat, dass Sitte, Anstand und Normen, ferner Vorurteile und Sanktionen gegen eine solches Paar, das Spotttiraden , Reaktionen der Entrüstung bis zum Ausschluss aus familiären und gesellschaftlichen Zusammenhängen ertragen wird müssen, und dieser Beziehungskonstellationen einen Riegel vorschieben (noch, jedenfalls).




    Und in diesem Regelwerk muss die Frau auch noch ewig jung und schön bleiben, klar!!


    nee, das ist nicht naturbedingt ........ *ggg*


    dennoch ist dieses Thema in der Literatur präsent, allerdings aus eben genannten Gründen mit dramatischen Auszierungen:


    Rousseau, J. -J. ( erschienen 1781). Bekenntnisse.
    dieses Buch ist ein autobiographisches Bekenntnis .


    Balzac, H. Die Lilie im Tal.


    Flaubert, G. , Erinnerungen eines Narren.
    ----"----, Lehrjahre des Gefühls.


    Colette, Die Freuden des Herzen.
    ----"----, Cheri.


    schon etwas ungleichgewichtig......... tja!
    schönen restsonntag wünscht
    mfl

  • Hallo "myfairlady",


    Zitat

    Nun muss ich aber laut lachen......


    Das ist schon mal gut, weil gesund! :breitgrins:
    Im übrigen glaube ich, daß ein Mißverständnis vorliegt. Mir geht es keineswegs um die Liaison einer älteren Frau zu einem jüngeren Mann als solche, nee, das kann jeder halten wie er will. Von "nicht geht" war keine Rede und käme ich in die Situation, bilde ich mir ein, über den von der Gesellschaft auferlegten Normen zu stehen. Auf gut deutsch: Es wäre mir piepegal, was "die Leute" sagten!


    Zitat

    Und in diesem Regelwerk muss die Frau auch noch ewig jung und schön bleiben, klar!!


    nee, das ist nicht naturbedingt ........ *ggg*


    Jung und schön bleiben auch Männer nicht. Die sind aber, im Gegensatz zu den Frauen, bis ins hohe Alter fortpflanzungsfähig. Also ist die Paarbildung zum Zwecke der Vermehrung von der Natur so angelegt, daß Frauen meist jünger sind als Männer. Eine fünfzigjährige Frau zusammen mit einem dreißigjährigen Mann bringt naturbedingt gar nichts :zwinker: , vom möglichen Vergnügen mal abgesehen! :breitgrins:

    Zitat

    dennoch ist dieses Thema in der Literatur präsent, allerdings aus eben genannten Gründen mit dramatischen Auszierungen:


    Ja, und es ist auch reizvoll!


    Hoffentlich konnte ich klarstellen, wie ich das meinte und habe Dir trotz allem nicht den Restsonntag verdorben. :smile:


    Viele Grüße,
    Gitta

  • Hallo,


    Zitat von "Gitta"


    Das liegt vielleicht darin begründet, daß diese Konstellation auch im "richtigen Leben" weniger beliebt ist - ich denke mal, naturbedingt.


    Medizinalrat Dr. Bernh. A. Bauer aus Wien war da offenbar anderer Meinung. ;-) Der schrieb nämlich im vom Wiener Institut für Sexualforschung zwischen 1928 und 1931 herausgegebenem »Bilderlexikon der Erotik« folgendes:


    Alter, gefährliches.
    Dieses von Karin Michaelis geprägte Schlagwort will die nicht selten mit dem Beginne des Klimakteriums eintretende, unberechenbare Sexualität des Weibes eindeutig umschreiben. [...] Früher keusche und höchst moralische Frauen stürzen sich unüberlegt in die kühnsten Situationen und suchen mit einer gewollten Rücksichtslosigkeit und moralischen Hemmungslosigkeit die nackte Erfüllung ihrer geschlechtlichen Begierden bei und mit jedem Mann. Die alternde Frau sucht mit Vorliebe jugendliche Männer an sich zu fesseln, noch mehr aber geht ihr Streben dahin, unerfahrene Jünglinge »aufzuklären«, in die Mysterien der Liebe einzuführen und sich sexuell hörig zu machen.


    Ob das die Sexualwissenschaft heute noch genauso sieht, weiß ich nicht. ;-) Bemerkenswert ist jedenfalls, daß das Stichwort dieses Artikels von einem Buchtitel herrührt: »Das gefährliche Alter«, erschienen 1910, verfaßt von Karin Michaëlis, einer dänischen Schriftstellerin. In diesem Roman (ich habe ihn nicht gelesen) stellt sie laut Wilperts Lexikon der Weltliteratur »mit großem Einfühlungsvermögen die Probleme der 40-jährigen Frau« dar.


    Schöne Grüße,
    Wolf

  • Zitat von "Wolf"


    Alter, gefährliches.
    [i]Dieses von Karin Michaelis geprägte Schlagwort will die nicht selten mit dem Beginne des Klimakteriums eintretende, unberechenbare Sexualität des Weibes eindeutig umschreiben. [...]


    Hallo Wolf,


    das ist sicher mit dem Bewußtsein des nun endgültig Aus- und Vorbei-Gefühls verbunden, was das Kinderkriegen betrifft! :sauer: Darum ging es mir nicht, oder eher doch! Oder um beides. Schwierig! S. o.!


    Viele Grüße,
    Gitta

  • Zitat von "Gitta"

    das ist sicher mit dem Bewußtsein des nun endgültig Aus- und Vorbei-Gefühls verbunden, was das Kinderkriegen betrifft! :sauer:


    Das klingt bei dir so negativ "Aus- und Vorbei-Gefühl". Sieh es mal andersrum: Endlich kann frau sich vergnügen, ohne eine Schwangerschaft zu befürchten! Geschrieben war der Artikel ja in Vor-Pille-Zeiten. Von daher kann ich eine solche Reaktion einer älteren Frau gut verstehen, bin mir allerdings nicht sicher, ob das "gefährliche Alter" nicht hauptsächlich der Fantasie von Sexualforschern entsprungen ist.


    Grüße,
    Saltanah

  • Zitat von "Saltanah"

    Das klingt bei dir so negativ "Aus- und Vorbei-Gefühl". Sieh es mal andersrum: Endlich kann frau sich vergnügen, ohne eine Schwangerschaft zu befürchten! Geschrieben war der Artikel ja in Vor-Pille-Zeiten. Von daher kann ich eine solche Reaktion einer älteren Frau gut verstehen, bin mir allerdings nicht sicher, ob das "gefährliche Alter" nicht hauptsächlich der Fantasie von Sexualforschern entsprungen ist.


    Grüße,
    Saltanah


    Hallo Saltanah,


    Deine positive Gedankenverbindung zu dem "gefährlichen Alter" :zwinker: hatte ich eigentlich auch im Hinterkopf. Ich stimme völlig mit Dir überein, auch, daß Vieles davon herbeigeredet wird/ wurde.
    Trotzdem: Manche Frau empfindet - vielleicht auch mehr unbewußt - die Tatsache des Unwiederbringlichen als persönliches Manko, als nicht ganz mehr Frausein. Ärzte und Therapeuten berichten davon.


    Liebe Grüße,
    Gitta