James Joyce: Ulysses


  • 3. Etwas weniger umfangreich ist der 2004 bei Suhrkamp erschienene "große" Ulysses mit Kommentierung. Schön ist es, dass man nicht ständig mit zwei Büchern herumhantieren muß: auf einer Seite hat man den Hildesheimer-Text, gleich daneben werden die Kommentierungen abgedruckt. So weit ich weiß, bedient man sich dabei aber auch des Giffords.


    ulysses annotated ist grundlage der kommentierten ausgabe (steht so im impressum). - das "gorman-gilbert- schema" findet sich im anhag, ebenso wie karten, währungsumrechnungstabellen etc. - für eine erste tiefergehende lektüre ist der kommentar mehr als ausreichend.
    das aeolus kapitel ist ebenfalls ausführlichst kommentiert - darüber hinaus kann man aristoteles "rhetorik" lesen, auf der fußt das ganze ja.


    - was ich allerdings unbedingt empfehlen würde, ist "wollschläger liest ulysses" - nicht nur die beigelegte aufzeichnung dieser lesung (audio kassette) ist ungemein beeindruckend, er lässt da auch einige sehr interessante informationen vom stapel und vermittelt einen eindruck des joyceschen humors - jenseits jeglicher bildungsattitüde.


    (senn hat kürzlich in stuttgart eine vorlesung über homer und ulysses gehalten - sehr unangenehmer, arroganter kerl, der absolut nichts zu sagen hatte.)

  • Hallo Ulysses (Nickname), Stephen Dedalus und andere,


    Nicht nur Nichts gegen Joyce
    Fritz Senn


    Letzte Woche habe ich diesem Buch fertig gelesen. Meiner Meinung Nach gibt es vier wichtige Informationen:
    1.Innere Monolog: Molly Bloom-Penelope
    Bei Kapitel: Penelope. Joyce begann und beendet mit ein Wort: Ja. Diese weibliche Stimmung hat 2500 Wörter in acht Sätzen. Joyce hat die Inneren Monolog von Edouard Dujardin gelernt. (Während er noch 12 Jahre alt war, lernte er schon Homer und gilt als sein Liebling Autor. Später würde er von Henrik Ibsen beeinflusst.) Was ich komisch fand, (bei Richard Ellmann Biographie), war Gustav Jung über diese Inneren Monolog sehr begeistert, sei wie ein psychologischer Perlen. Im Gegenteil sagte Nora, seiner Mann hatte keine Ahnung über Frauen.


    2.Orwell, Schmidt, Döblin
    Herr Senn behauptet, Schmidt und Döblin würden von Joyce beeinflusst. Und Orwell, war ein Autor, der von seine Leben Erlebnis schrieb und versuchte eine Parodie zu zeigen, z. B: Animal Farm für Stalin Regime.


    3. Ist Sprache überhaupt kreativ und wie?
    Herr Senn schrieb, Anfangs war die Sprache klein und allmählich durch Kreativität wird eine Fortschritt und ab und zu sogar ein Fehler dabei. Trotz kommt immer noch neu Wörter, aber fühlt man immer noch nicht genug passenden Wörter auszudrucken. Es gibt verschiedene Dialekte und Welt Sprache bei Ulysses zu benutzen, z. B: Baskish, Suaheli oder Schweizerdeutsch.


    4.Ulysses ist nicht bekannt bei Deutschsprachige Gebiet,
    Herr Senn zitierte MRR, sei Ulysses ist nicht so bekannt bei Deutschsprachige Gebiet als bei Englischsprachige Gebiet.


    Über Herr Senn,
    Fast einem Jahr lerne ich Ulysses-Gemeinsamlesung von ihm. Er ist jetzt schon 79 Jahre alt. Ich habe ein personlichen Erlebnis von ihm. Er ist hilfbereit und nett. Als ich nur über die Namen von Stuart Gilbert und Edouard Dujardin nannte, sofort holte er die Bücher von ihnen. Ich kann nicht vorstellen, wenn er nicht nett wäre, würde die Gruppe kleiner und kleiner geworden. Vor allem wie ich, der keine Ahnung über Ulysses habe, hätte ich schon lange gestoppt. Im Gegenteil die Gruppe wird grosser und grosser und die stipendium Studenten kommen Regelmässig. Aber natürlich unterschiedliche Meinungen ist ein symbol von Demokratie. Und wenn man nur in einem Tag launisch benehmt, es bedeutet nicht für immer.


    Vielen Dank
    Sigit

  • 2.Orwell, Schmidt, Döblin
    Herr Senn behauptet, Schmidt und Döblin würden von Joyce beeinflusst. Und Orwell, war ein Autor, der von seine Leben Erlebnis schrieb und versuchte eine Parodie zu zeigen, z. B: Animal Farm für Stalin Regime.


    das ist falsch. döblin wurde NICHT von joyce (zu berlin alexanderplatz) inspiriert. das wird zwar häufig behauptet, lässt sich aber schon anhand der erscheinungsdaten widerlegen. (döblin hätte die pariser erstausgabe kennen müssen - hat er nicht und selbst wenn, hätte er, als mediziner, kein ausreichend gutes englisch gekonnt, um überhaupt tiefere einsichten in den text erlangen zu können. man vergisst, retrospektiv, dass joyce damals noch nicht seinen heutigen ruf hatte: im gegenteil und dass die menschen damals kaum englisch konnten.)

  • NORA
    Das Leben der Nora Joyce
    Von Brenda Maddox
    Goldmann Verlag, 1990, 710 Seite


    Vorwort:
    Ohne Nora hatte James Joyce “Ulysses“ nicht geschrieben.
    Maddox war eine Redakteurin für Innenpolitik beim Economist und schrieb mehrere Jahre lang über Nordirland und Irland. Ihre Eltern waren aus Irland und Italien nach Amerika ausgewandert. Als sie ein Seminar über anglo-irische Literatur von John Kelleher wüsste, dass die Joyce`zu Hause Italianisch sprachen, begann Maddox ein Biographie über Nora zu schreiben.


    Als Maddox erstenmal mit Richard Ellmann, Joyce`s Biographie, über eine Nora-Biographie sprach, war er skeptisch, es gebe nur wenige Briefe, da Joyce und Nora so selten getrennt gewesen seien, und ihre Freunde seien tot; es gebe nicht einmal genug Material für eine feministische Anhandlung.
    Vor Ellmann Tod in May 1987, hatte er Maddox geholfen, durch Gespräch, bot Ratschläge. Namen und Adressen und beantwortete die Fragen. Als er an Nervenlähmung leide, sprach er eine noch lebende Tochter von Mrs. William Murray, Joyce` Tante Josephine. Maddox zeigte ihr Artikel von New York Times Book Review “Konnte Nora Kochen?“ Ellmann antwortete, nein, aber seine Frau Mary Ellmann sagte, Nora konnte sehr wohl kochen. Maddox schrieb, Arthur Power, Joyce` Freund hatte einem Buch Gespräche mit James Joyce geschrieben. Joyce behielt 13 Briefen von Nora nach seine ersten sechs Wochen Begegnung.



    Maddox begann dies Buch zu schreiben, als Nora bereit war. Wie hatte Nora, als Zimmermädchen 37 Jahre lang mit James Joyce überlebt? Nora hatte Einfluss von James Joyce Stil, sie schrieb, wie sie sprach. Sie war amüsant, leidenschaftlich, mutig, spontan und redete und redete. Sein Leben als Rohmaterial für seine Kunst. Leben und Kunst klar auf der Hand liegen. Er einmal sagte, “Phantasie ist Erinnerung.“


    Wer dies Buch interessiert, lesen wir gemeinsam.


    Grüss
    Sigit

  • döblin wurde NICHT von joyce (zu berlin alexanderplatz) inspiriert.


    "inspiriert" sicher nicht, aber natürlich beeinflusst. Döblin lernte U. während der Arbeit an BA kennen und hat auch eine Rezension zu U. geschrieben. Und er wäre ein tauber Mensch gewesen, hätte er von Joyce nicht auch für seine Arbeit an BA gelernt.


    Döblin schreibt 1932 in "Mein Buch 'Berlin Alexanderplatz'":

    Zitat

    Immer wieder ... weist man auf Joyce hin. Aber ich habe Joyce nicht gekannt, als ich das erste Viertel des Buches schrieb. Später hat mich ja sein Werk, wie ich auch öfter gesagt und geschrieben habe, entzückt, und es war ein guter Wind in meinen Segeln. Dieselbe Zeit kann unabhängig voneinander Ähnliches, ja Gleiches an verschiedenen Stellen erzeugen. Das ist nicht weiter schwer verständlich.


    Ich halte überhaupt nichts von Prioritäts-Streitigkeiten, schon gar nicht in geistigen Dingen. Da gibt es selten ein Erstes und Einziges. Arno Schmidt hat mal, so Hans Wollschläger in einem Interview, für das Phänomen, dass verschiedene Leute zu ungefähr gleicher Zeit auf ungefähr ähnliche Ideen kommen, eine Meer-Metapher benutzt (Der Geist schwebt halt allweil über den Wassern): Da stehen eine Reihe von Leuten am Strand, weit voneinander entfernt - und dann schwabbt eine Welle heran und sie bekommen alle nasse Füße.

  • "inspiriert" sicher nicht, aber natürlich beeinflusst. Döblin lernte U. während der Arbeit an BA kennen und hat auch eine Rezension zu U. geschrieben. Und er wäre ein tauber Mensch gewesen, hätte er von Joyce nicht auch für seine Arbeit an BA gelernt.


    Döblin schreibt 1932 in "Mein Buch 'Berlin Alexanderplatz'":


    das kommt davon, wenn man vätern vertraut. :P "deine" quelle ist da jedenfalls durchschlagender ;)


    Zitat


    Ich halte überhaupt nichts von Prioritäts-Streitigkeiten, schon gar nicht in geistigen Dingen. Da gibt es selten ein Erstes und Einziges. Arno Schmidt hat mal, so Hans Wollschläger in einem Interview, für das Phänomen, dass verschiedene Leute zu ungefähr gleicher Zeit auf ungefähr ähnliche Ideen kommen, eine Meer-Metapher benutzt (Der Geist schwebt halt allweil über den Wassern): Da stehen eine Reihe von Leuten am Strand, weit voneinander entfernt - und dann schwabbt eine Welle heran und sie bekommen alle nasse Füße.


    das ist ein sehr schönes bild :) ist das interview irgendwie verfügbar ?


  • das ist ein sehr schönes bild :) ist das interview irgendwie verfügbar ?


    das hat HW mal vor in einem Rundfunkfeature zum zehnjährigen Todestag 1989 gesagt. Das ist wohl nirgendwo schriftlich zu haben. Vielleicht hat Schmidt das aber auch in einem seiner Bücher untergebracht, ist ja eine viel zu schöne Metapher, als dass die einfach nur so im Gespräch verklingen sollte. Ich hab bislang allerdings nichts gefunden.


  • das hat HW mal vor in einem Rundfunkfeature zum zehnjährigen Todestag 1989 gesagt. Das ist wohl nirgendwo schriftlich zu haben. Vielleicht hat Schmidt das aber auch in einem seiner Bücher untergebracht, ist ja eine viel zu schöne Metapher, als dass die einfach nur so im Gespräch verklingen sollte. Ich hab bislang allerdings nichts gefunden.


    wirklich schade :( - wenn der werkausgabe von wollschlägers werken etwas fehlt, dann ist es eine multimedia-kiste, wie sie schmidt kürzlich gewidmet wurde.

  • Moin, Moin!


    Das Buch ‘ist’ langweilig. Man muß schon unheimlich an Lust und Literatur interessiert und einer dieser schwachsinnigen Superintelektuellen sein, um sich da durchzubeißen. (Robert Mcalmon: Mollys ungeordneter Monolog)


    Nora ist eine jener Frauen, der ein Mann in ewiger Liebe verfällt und ihr eines Tages an die Gurgel möchte. (Margaret Anderson: "In meinen Büchern räche ich mich")

  • "So hätte Joyce geschrieben, wenn er nicht bescheuert gewesen wäre." (Harry Rowohlt über Flann O'Brien)

  • In grauer Vorzeit habe ich "Irischer Lebenslauf" von O' Brien gelesen und war erstaunt über die Dekonstruktion des damals verbreiteten und meines romantischen Irlandbilds. Bestimmt hatte ich damals die Absicht mehr von ihm zu lesen, er ist mir aber dann doch entglitten. Ob ich noch Mal auf ihn zurück komme, bei dem Stoß der ungelesenen Bücher? Ich bezweifle es. Der Ulysses muss bestimmt noch ein Mal gelesen werden. In der kommentierten Ausgabe werden bestimmt einige Geheimnisse gelüftet.

  • Moin, Moin!


    Der Ulysses muss bestimmt noch ein Mal gelesen werden. In der kommentierten Ausgabe werden bestimmt einige Geheimnisse gelüftet.


    1. Welches ist gleich nochmal die kommentierte Ausgabe (Ich weiß, ich könnte suchen, aber irh seid doch bitte so nett?!)


    2. Ich würde in diesem Fall sogar eine Leserunde mitmachen und, ich verspreche es, sehr, sehr langsam lesen. ;-)



  • Die Wollschläger-Übersetzung, kommentiert erschienen bei Suhrkamp 2004.


  • In grauer Vorzeit habe ich "Irischer Lebenslauf" von O' Brien gelesen und war erstaunt über die Dekonstruktion des damals verbreiteten und meines romantischen Irlandbilds. Bestimmt hatte ich damals die Absicht mehr von ihm zu lesen, er ist mir aber dann doch entglitten. Ob ich noch Mal auf ihn zurück komme, bei dem Stoß der ungelesenen Bücher? Ich bezweifle es. Der Ulysses muss bestimmt noch ein Mal gelesen werden. In der kommentierten Ausgabe werden bestimmt einige Geheimnisse gelüftet.


    Statt monatelang durch die bemoosten Windungen des Bloomschen Gehirns zu irren könntet ihr doch auch mal was Nettes und noch Unbekanntes lesen :zwinker:, z. B. O'Briens Der dritte Polizist. Hier ein Vorgeschmack, leider hab ichs nur auf Englisch gefunden: "The gross and net result of it is that people who spent most of their natural lives riding iron bicycles over the rocky roadsteads of this parish get their personalities mixed up with the personalities of their bicycle as a result of the interchanging of the atoms of each of them and you would be surprised at the number of people in these parts who are nearly half people and half bicycles...when a man lets things go so far that he is more than half a bicycle, you will not see him so much because he spends a lot of his time leaning with one elbow on walls or standing propped by one foot at kerbstones." Schön ist auch Auf Schwimmen-zwei-Vögel, ein Werk, in dem alle Personen anderen literarischen Werken entlehnt wurden.

  • Statt monatelang durch die bemoosten Windungen des Bloomschen Gehirns zu irren könntet ihr doch auch mal was Nettes und noch Unbekanntes lesen :zwinker:, z. B. O'Briens Der dritte Polizist.


    Dein Stich in alte Wunden, könnte erfolgreich sein. :grmpf:


    Aber nicht "statt" sondern "auch".

  • Servus,


    gibts eigentlich kein "Bloom für Kloppies" oder etwas in der Art, worin die einzelnen Stationen seines Dublintrips allgemeinverständlich nacherzählt werden? Insbesondere die Sache mit dem Huhn, das sich aus dem Ei pellt, treibt einen beim Lesen schier zur Verzweiflung? Ist die Übersetzung eigentlich an dieser Stelle aufgrund des damaligen Dubliner Dialekts in alt und/oder mittelhochdeutsch verfasst? Ihr wisst doch bestimmt Genaueres?


    Gruß
    Meier

    "Es gibt andere Geschichten auf einem andern Blatt Papier, doch jede ist mit der ersten verwandt" * Keimzeit

  • Hallo meier,


    meine Lektüre des Ulysses liegt Jahrzehnte zurück. Aber damals hat mir folgendes Buch an vielen Stellen recht gut weiter geholfen:


    Stuart Gilbert: Das Rätsel Ulysses (Suhrkamp)*


    Es enthält eine ausführliche Inhaltsangabe sowie Interpretationen der einzelnen Episoden.
    Wenn du mir schreibst, in welchem Kapitel die Sache mit der mittel- bzw. althochdeutschen Version steht, kann ich dir da sicher weiterhelfen. Aber auch ohne nachschauen zu können, würde ich auf höchstens Mittelhochdeutsch tippen, denn Althochdeutsch kann man ohne Wörterbuch und Grammatik auch in Ansätzen nicht verstehen.


    finsbury


    * ist von 1988, im Moment gibt's noch ein gebrauchtes Exempalr bei amazon marketplace

  • Zitat

    Aber auch ohne nachschauen zu können, würde ich auf höchstens Mittelhochdeutsch tippen, denn Althochdeutsch kann man ohne Wörterbuch und Grammatik auch in Ansätzen nicht verstehen.


    So erging es mir dabei so über gut 100 Seiten. Ich habe kein einziges Wort verstanden. Wie bei großen Teilen des Buches überhaupt. Spannend wars trotzdem, wie man sich diesen ganzen Tag in seinem Halbwissen ausmalt, bis Bloom abends endlich zu Molly in Kiste hüpft. So genau muss man den Rest vielleicht gar nicht wissen. Eventuell wäre das einmal ein Plan fürs Rentenalter, gepaart mit einem ausgiebigen Besuch der irischen Hauptstadt. So what...


    Gruß
    Meier

    "Es gibt andere Geschichten auf einem andern Blatt Papier, doch jede ist mit der ersten verwandt" * Keimzeit