• Hallo zusammen,


    Mich würde interessieren welche - überregionalen - Zeitungen ihr denn lest, falls ihr überhaupt Zeitungen lest :zwinker:, und vor allem welche ihr hinsichtlich eines guten Feuilleton-Teils empfehlen könnt? Ich werde jetzt vermutlich einmal die FAZ zwei Wochen lang gratis testen und selbst bei einem Abonnement würde ich als Student nicht allzu viel zahlen.
    Was könnt ihr zu FAZ, NZZ, Süddeutsche und/oder anderen sagen?


    Um informiert zu sein reicht natürlich die regionale Zeitung aus, aber gerade hinsichtlich Feuilleton / Kultur- bzw. Literaturteil dürfte es gerne etwas mehr sein.


    Mit gespannten Grüssen,
    Imrahil

    "Die Kunst des Nachdenkens besteht in der Kunst..., das Denken genau vor dem tödlichen Augenblick abzubrechen. - Thomas Bernhard, Gehen

  • Sobald die Diskussion in irgendeiner Weise auf Zeitung, ja sogar Feulileton fällt bin ich mitten in meinem pasysionierten Ressort. Ich beginne dieses Forum zu mögen... ;)

    Verzeihe den Deutsch/Österreichischen Mix, aber in punkto Feuilleton ist es schwer zu differenzieren, quasi Qualität vor Nationalität.


    - FAZ: Recht unterhaltsam, allerdigs auch manchmal recht paradoxe und sinnwidrige (Grund)Aussagen. Aber bekanntlich lässt sich ja über Geschmack vortrefflich Streiten. ;)


    - Die Zeit: Kann mich zeit(Hahaha. Lasch, hm?)weise wirklich begeistern.


    - Die Furche: Wer Feuilleton im klassischen Sinn und auf höchstem Niveau, zeitweise sogar mit ernstzunehmenden philosphischen Abhandlungen , genießen will hat nur einen Gott: Den passionierten Feuilletonisten der Furche, der ,ich wage mich bewusst in irrationalem Freudentaumel auf dünnes Eis, sein Handwerk als einziger im deutschen Sprachraum WIRKLICH versteht.

  • Hallo Titania,


    Danke schon einmal für Deine Anführungen, die Furche scheint es dir ja angetan zu haben :zwinker: Da werde ich gelegentlich mal einen Blick hinein werfen, gesetzt den Fall, sie ist hier überhaupt erhältlich...


    Imrahil

    "Die Kunst des Nachdenkens besteht in der Kunst..., das Denken genau vor dem tödlichen Augenblick abzubrechen. - Thomas Bernhard, Gehen

  • Zitat von "Imrahil"


    Mich würde interessieren welche - überregionalen - Zeitungen ihr denn lest, falls ihr überhaupt Zeitungen lest :zwinker:, und vor allem welche ihr hinsichtlich eines guten Feuilleton-Teils empfehlen könnt?


    Als ich als Student noch Zeit hatte, hatte ich immer mindestens eine Zeitung abonniert. Jetzt leiste ich mir das zeitlich nicht mehr :rollen:


    Meiner Meinung nach hat die NZZ das beste Feuilleton, vor allem was Rezensionen angeht. Viele gute Kulturkorrespondenten und ungewöhnliche Themen.


    Das ausführlichste ist das der FAZ. Kaum eine nennenswerte kulturelle Veranstaltung wird dort nicht rezensiert. Auch werden dort die meisten Bücher rezensiert.


    Die anderen Feuilletons der größeren deutschen Zeitungen liegen irgendwo in der Mitte.


    In Österreich gibt es keine einzige Zeitung mit einem konkurrenzfähigen Kulturteil. Am ehesten noch die Wiener Stadtzeitung "Falter". Die "Furche" ist eine christliche Veranstaltung, was naturgemäß gutem Journalismus widerspricht :zwinker:


    Die beste Kulturzeitschrift weltweit ist die New York Review of Books, die ich seit 1996 abonniert habe (20 Ausgaben/Jahr) und die nichts ihresgleichen hat. Für mich zur intellektuellen Grundversorgung absolut unverzichtbar.


    http://www.nybooks.com


    CK

  • Hallo zusammen!


    Zitat von "xenophanes"

    Am ehesten noch die Wiener Stadtzeitung "Falter".


    Hat da nicht auch Hermes Phettberg geschrieben? Oder verwechsle ich das?


    Grüsse


    Sandhofer

    Wo nehme ich nur all die Zeit her, so viel nicht zu lesen? - Karl Kraus

  • Hallo,


    werde damit nichts Neues offenbaren, aber für einen täglichen Überblick wichtiger deutschsprachiger Feuilletons lohnt sich der Blick in den Perlentaucher:
    http://www.perlentaucher.de/


    Vielleicht kann man dann aus den Inhalten das für einen persönlich ansprechenste Blatt herausfinden. Denn auf das eigene Zeitungsstudium sollte man nicht verzichten.


    Gruß
    Holk

  • xenophanes: Naja, wer einmal den Fehler begehen, und hinter die Kulissen des nach außen so seriös scheinenden Zeitunswesens unserer Zeit blicken möchte wird so einiges entdecken das gutem Journalismus widerspricht... ;)


    Die Furche beinhaltet , ganz konträr zu den , um ehrlich zu sein schon etwas gerechtfertigten 'Anschuldigungen' , einen beträchtlichen Teil philosophischen Feuilletons , was mich fasziniert, und von der sonst etwas konservativen Gesinnung der Chefredaktion absehen lässt.

  • Zitat von "Titania"

    xenophanes: Naja, wer einmal den Fehler begehen, und hinter die Kulissen des nach außen so seriös scheinenden Zeitunswesens unserer Zeit blicken möchte wird so einiges entdecken das gutem Journalismus widerspricht... ;)


    In Österreich auf jeden Fall, wo es kaum guten Journalismus gibt und eine Stadtzeitung zu den besten Publikationen gehört :zwinker:


    CK

  • Da muss ich xenophanes leider recht geben. Der Journalismus in Österreich ist unter aller Würde, aber bitte, jedem das seine.


    Ich bevorzuge, warum auch immer, die SZ. Vielleicht, weil ich während meines Studiums Vorlesungen von Herbert Riehl-Heyse besucht habe und den Mann sehr interessant finde.


    Katrin

  • Zitat von "Jaqui"

    Da muss ich xenophanes leider recht geben. Der Journalismus in Österreich ist unter aller Würde, aber bitte, jedem das seine.


    "Der Standard" hat seiner dieser Woche jeden Montag eine Beilage mit 8 Seiten Originial New York Times Artikel. Vielleicht hilft das ja etwas :zwinker:


    Wobei in der ersten Ausgabe relativ viele weiche Themen abgehandelt wurden.


    CK

  • Zitat von "Jaqui"

    Bei mir stapeln sich leider auch die Tageszeitungen zu Hause. Daher habe ich die Montag Ausgabe noch gar nicht gelesen, werde da mal einen Blick rein werfen.


    Kann ich gut verstehen: Weshalb auch das Geschreibsel lesen? - Man wird sich auch umbringen, ohne dass wir dem weitere Aufmerksamkeit schenken! - Zynisch, ich weiss und manchmal, ganz, ganz selten, soll die Weltöffentlichkeit ja wirklich auch ein Greuel durch ein anderes, manchmal sogar kleineres ersetzt haben, sagt man.


    Es grüsst
    alpha

    Genug. Will sagen: zuviel und zu wenig. Entschuldigen Sie das Zuviel und nehmen Sie vorlieb mit dem zu wenig! <br /><br />Thomas Mann

  • Was genau ist eigentlich der Grund dafür dass ihr den österreichischen Journalismus für ''unter aller Sau'' erachtet (Rein rhetorisch, fehlende Sachlichkeit,...)? Und anhand welcher Zeitungen habt ihr euch diese Meinung angelesen?


    Entschudligt bitte die unverschämte Frage , ich bin ja grundsätzlich derselben Meinung , nur , so glaube ich, aus anderen Gründen.

  • Meiner Ansicht nach ist der österreichische Journalismus viel zu wenig kritisch, alles wird für bare Münze hingenommen.


    Und was mich im Moment am meisten stört, ist, dass Themen, die eindeutig von der Politik produziert worden sind, total in den Vordergrund rücken.


    Nur ein Beispiel: Feinstaub. Von der Politik thematisiert und total falsch. Ich bin selbst gerade an Artikeln dran, die über den Bau einer Schnellstraße in unseren Bezirk handelt und auch bei uns wird dieses Thema mehr als in den Vordergrund gerückt. In Wirklichkeit gibt es diese Problematik gar nicht und wenn es sie gibt, dann nicht dort wo die Politik diese gern hätte. Und dass dies alles von den Journalisten ungeprüft übernommen wird, das stört mich sehr.


    Von der Krone, dem Revolverblatt der Nation, wollen wir mal gar nicht reden, aber auch der Standard ist im Moment nicht besser. Lauter konstruierte Themen. Wen interssiert den dass??


    Die wirklich wichtigen Themen der Weltgeschichte findet man da auch nicht und wenn dann in einer Seite abgehandelt.


    Journalismus wie in Woodward und Bernstein betrieben haben, das war noch Journalismus, aber nicht dieses Hinterherreden der Politik.


    Und warum findest du den Journalismus nicht gut in Österreich?


    Katrin

  • Gut, unsere Gründe scheinen wirklich nicht so sehr zu differieren.
    Kritisch kann man unsere Blätter nämlich wirklich nicht gerade nennen, und oft fehlt auch eine gehörige Portion Individualismus im Denken- meiner Meinung nach dringendste Vorraussetzung für Publizisten.

  • Ich nenne nur mal ein Beispiel in punkto Kritik:


    ich arbeite selber in einer Redaktion und bekomme daher sehr viele Presseaussendungen. Logisch. Wenn ich dann am nächsten Tag in die Krone oder auch in den Kurier schaue, kann ich die Presseaussendung, die irgendein Mitarbeiter einer Partei geschrieben hat 1:1 lesen. Und das nennt sich dann kritisch???? Aussendungen, die aufgrund einer bestimmten Intention geschrieben wurden, zu übernehmen? Na ich weiß ja nicht, aber kritisch ist das auf keinen Fall.


    Katrin

  • Naja, das die Krone/der Kurier/zeitweise auch Standard nicht die Sterne am publizistischen Himmel sind ist ja auch schon längere Zeit bekannt, insofern sollte man einfach darauf achten welches Blatt einem nun unter die finger kommt, und welches nicht.


    Ich...äh... habe aber auch ein wenig Ahnung von Journalismus , und kann garantieren dass es nicht in jeder Redaktion mit so viel unsachlichkeit zugeht wie in jenen Letzterer Zeitungen.

  • Hallo zusammen!


    Habe den Thread mal ins Off-Topic-Forum verschoben, da eine Diskussion österreichischer Zeitungen imho wirklich nix mehr mit Literatur zu tun hat.


    Grüsse


    Sandhofer

    Wo nehme ich nur all die Zeit her, so viel nicht zu lesen? - Karl Kraus