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Kurzbeschreibung
Mit der Arbeit an Lotte in Weimar, die Thomas Mann am 11. November 1936, unmittelbar im Anschluss an den dritten Josephband begann, verwirklichte er seinen alten Traum: "...Goethe einmal persönlich wandeln zu lassen." So wird für ihn die Tatsache, dass die unsterbliche Geliebte der Werther-Zeit sich nach 44 Jahren als ehrwürdige Matrone nach Weimar aufmacht, um den Gefährten ihrer Jugendtage wiederzusehen, "ein buchenswertes Ereignis". "Das Modell ist nach so vielen Jahren immer noch nicht ganz mit dem Erlebnis fertig, und es erhofft sich aus einem Wiedersehen mit dem würdig und berühmt gewordenen Jugendfreund sozusagen ein Happy-End, eine Aussprache, die den befreienden Schlusspunkt unter die alte quälende Frage setzt: warum jene 'Liebe zu einer Braut'..." Doch sie, die nach Weimar gekommen ist, um ein wenig menschliches Verständnis zu finden, sieht sich unversehens mit der "Tragödie des Meistertums" konfrontiert. -- Dieser Text bezieht sich auf eine vergriffene oder nicht verfügbare Ausgabe dieses Titels.
Autorenportrait
Thomas Mann wurde 1875 in Lübeck geboren und wohnte seit 1894 in München. 1933 verließ er Deutschland und lebte zuerst in der Schweiz am Zürichsee, dann in den Vereinigten Staaten, wo er 1938 eine Professur an der Universität in Princeton annahm. Später hatte er seinen Wohnsitz in Kalifornien, danach wieder in der Schweiz. Er starb in Zürich am 12. August 1955.
Auszug
Erstes KapitelDer Kellner des Gasthofes "Zum Elephanten" in Weimar, Mager, ein gebildeter Mann, hatte an einem fast noch sommerlichen Tage ziemlich tief im September des Jahres 1816 ein bewegendes, freudig verwirrendes Erlebnis. Nicht, daß etwas Unnatürliches an dem Vorfall gewesen wäre; und doch kann man sagen, daß Mager eine Weile zu träumen glaubte.Mit der ordinären Post von Gotha trafen an diesem Tage, morgens kurz nach acht Uhr, drei Frauenzimmer vor dem renommierten Hause am Markte ein, denen auf den ersten Blick - und auch auf den zweiten noch - nichts Sonderliches anzumerken gewesen war. Ihr Verhältnis untereinander war leicht zu beurteilen: Es waren Mutter, Tochter und Zofe. Mager, der, zu Willkommensbücklingen bereit, im Eingangsbogen stand, hatte zugesehen, wie der Hausknecht den beiden ersteren von den Trittbrettern auf das Pflaster half, während die Kammerkatze, Klärchen gerufen, sich von dem Schwager verabschiedete, bei dem sie gesessen hatte, und mit dem sie sich gut unterhalten zu haben schien. Der Mann sah sie lächelnd von der Seite an, wahrscheinlich in Gedanken an den auswärtigen Dialekt, den die Reisende gesprochen, und folgte ihr in einer Art von spöttischer Versonnenheit mit den Augen, indes sie, nicht ohne unnötige Windungen, Raffungen und Zierlichkeiten, sich vom hohen Sitze hinunterfand. Dann zog er an der Schnur sein Horn vom Rücken und begann zum Wohlgefallen einiger Buben und Frühpassanten, die der Ankunft beiwohnten, sehr empfindsam zu blasen. Die Damen standen noch, dem Hause abgekehrt, bei dem Postwagen, die Niederholung ihres übrigens bescheidenen Gepäcks zu überwachen, und Mager wartete den Augenblick ab,.....
Infos über:
Charlotte Buff:
http://www.zum.de/Faecher/D/Saar/gym/bufftxt.htm
Friedrich Wilhelm Riemer:
http://www.zum.de/Faecher/D/Saar/gym/riemetxt.htm
http://www.literaturkritik.de/…2001-09/2001-09-0069.html
mit einem Portrat der Dame:
http://www.zum.de/Faecher/D/Saar/gym/bufftxt.htm
Hallo zusammen
sorry, daß ich nicht eine Wahl abwarte, aber nach dem Don Quijoten habe ich einen Drang nach Thomas Mann bekommen, der nicht aufzuhalten war :erroet:
Ich bin im 2. Kapitel, S. 31, also noch nicht weit. Mit dem Faktotum Herr Mager hat sich Thomas Mann sehr gut in die Geschichte eingeführt. Ein Mann bei dem man eigentlich nicht den Literaturkenner vermuten könnte, umso überraschender für Frau Lotte. Die Sprache finde ich sehr interessant, wie immer bei Thomas Mann, trifft er den Stil m.E. wunderschön
Begleitet wird Lotte von ihrer Tochter Charlotte und der Zofe Clärchen.
Die Tochter ist sehr ernst, ins humorlose gehend und mir scheint es ist hier ein gewisser Generationenkonflikt zu sehen, oder auch Eifersucht auf ihre Mutter. Das wird sich noch herauskristallisieren. Bin schon gespannt.
Möchte noch wer mitlesen? Ich glaube Ikarus und Steffi machen auch mit.
Würde mich freuen.
Liebe Grüße
Maria