• Ja, die Brandenburger Ausgabe von Fontane war mir auch schon untergekommen, aber ich denke auch, dass eine etwas kleinere reichen muss. Obwohl ich zumindest das erzählerische Werk vielleicht in Erwägung ziehen werde, wenn ich mal viel Geld habe :breitgrins:


    LG Solipsist 777

  • Von Fontane habe ich zwei Ausgaben im Regel:


    * "Sämtliche Romane, Erzählungen, Gedichte / Nachgelassenes". 10 Bände. Hanser. Die gab es mal sehr günstig bei der WBG, scheint aber leider vergriffen.


    * "Romane und Erzählungen". 8 Bände. Aufbau.


    Was noch fehlt sind die umfangreichen journalistischen Arbeiten.

  • Hallo Solipsist777,


    von den von Dir erwähnten Werkausgaben habe ich selbst nur die dreibändige Hölderlin-Ausgabe aus dem Hanserverlag. Das ist eine schöne Ausgabe, mir gefällt, daß die Orthographie nicht modernisiert wurde; der Kommentar ist allerdings etwas mager, gerade bei den Gedichten wird man da als Leser ziemlich allein gelassen. Im Vergleich dazu ist der Kommentar von Jochen Schmidt in der Hölderlin-Werkausgabe des Deutschen Klassikerverlages himmelhoch überlegen. Die zwei wichtigsten Bände dieser Werkausgabe gibt es seit einiger Zeit auch als Taschenbuch, das ist eine preisgünstige und gute Ergänzung zu einer bereits vorhandenen Hölderlin-Werkausgabe.


    Von E. T. A. Hoffmann habe ich die Ausgabe aus dem Winklerverlag, auch meine deutschsprachige Shakespeare-Ausgabe stammt aus diesem Verlag. Für einzelne Werke Shakespeares habe ich dann noch englische Taschenbuchausgaben und englisch-deutsche Reclam-Ausgaben, die beide besser und ausführlicher kommentiert sind als eine gängige Shakespeare-Gesamtausgabe.


    Von Fontane habe ich keine Werkausgabe, jedenfalls nicht in Papierform, sondern nur in elektronischer Form ("Digitale Bibliothek") auf meiner Festplatte. Effi Briest habe ich auch schon mal auf meinem Handheld-Computer gelesen. Das Bedürfnis nach einer umfassenden Fontane-Werkausgabe hatte ich nie verspürt, da reichen mir Einzelausgaben oder Einzelbände einer Werkausgabe, worin das Werk enthalten ist, das mich gerade interessiert.


    Bei Melville gibt es anders als bei deutschsprachigen Autoren das Problem, daß man auf die Qualität der Übersetzungen achten muß, das wäre für mich das entscheidende Kriterium, ein einheitliches Erscheinungsbild im Bücherregal wäre für mich in diesem Fall völlig unwichtig. Für Shakespeare würde im Prinzip dasselbe gelten, aber dort macht man mit der Schlegel-Tieck-Übersetzung jedenfalls nichts falsch, weil das der klassische deutsche Shakespeare ist.


    Schöne Grüße,
    Wolf


  • Im Vergleich dazu ist der Kommentar von Jochen Schmidt in der Hölderlin-Werkausgabe des Deutschen Klassikerverlages himmelhoch überlegen.


    Oh ja, Jochen Schmidt! Hölderlins Gedichte als Rätselaufgabe. Vorne steht das Gedicht und hinten erzählt uns Jochen Schmidt die Auflösung. Der Klassikerverlag sollte seinen als "Kommentar" bezeichneten Lösungsteil auf dem Kopf drucken lassen, damit man nicht aus Versehen eine Lösung nachliest zu einem Gedicht, das man noch selbst "rauskriegen" will.


    Die Hanser-Ausgabe ist aufgrund der Tatsache, dass Michael Knaupp kein germanistischer Klugsch...er wie Jochen Schmidt ist, jederzeit vorzuziehen.

  • ... und was haltet Ihr von der Ausgabe, die D. Sattler urspünglich im Verlag Stroemfeld / Roter Stern herausbrachte (und die teilweise von Luchterhand nachgedruckt wurde)???


  • Von Fontane habe ich zwei Ausgaben im Regel:


    (...)
    * "Romane und Erzählungen". 8 Bände. Aufbau.


    Die Ausgabe habe ich auch. Da hat vor ein paar Jahren mal jemand monatelang Verlagsrestbestände bei eBay verscherbelt.

  • Hallo,
    schön, dass es so umfangreiche Resonanz auf meine Anfrage gibt!


    @ Wolf: Ja, die doppelsprachigen Shakespeare-Ausgaben wären wohl sicher eine Alternative gewesen, zumal mein Englisch nicht so schlecht ist.


    Zu Fontane (da du schon der Zweite bist, der explizit kein Interesse an einer Werkausgabe von ihm bekundet ^^): Ich habe auch nicht unbedingt vor, alles komplett von ihm zu lesen (allein die komplette "Wanderungen durch die Mark Brandenburg" werden wohl ein eher zweifelhaftes Vergnügen). Nicht umsonst wird er ja eher als Trivialliteratur eingeordnet, aber für zwischendurch fand ich ihn auch mal ganz unterhaltsam, auch wenn seine Themenwahl recht begrenzt ist, habe bisher aber erst "Irrungen, Wirrungen,", "Schach von Wuthenow" und "Stine" gelesen. Bei mir spielt auch immer ein wenig das "bibliophile Erlebnis" einer schönen Werkausgabe in die Entscheidung hinein, alles werde ich wohl eh nie lesen können (Asche auf mein Haupt ;), aber ich tue was ich kann).


    Noch eine Frage: Kannst du zu existierenden Übersetzungen von Melville zufällig etwas sagen? Würdest du die alte Übersetzung in der Dieterichschen Verlagsbuchhandlung oder die neue Übersetzung von Matthias Jendis empfehlen?





    Und ja, die Hölderlin-Ausgabe von Sattler hatte mich auch interessiert... Letztendlich habe ich mich nur für die Hanser-Ausgabe entschieden, weil der Verlag insgesamt einen so guten Ruf besitzt.


    LG Solipsist777

  • Zitat von "bonaventura"


    Die Hanser-Ausgabe ist aufgrund der Tatsache, dass Michael Knaupp kein germanistischer Klugsch...er wie Jochen Schmidt ist, jederzeit vorzuziehen.


    »Es ist eine sonderbare Tugend, die das, was sie dem Leser zu denken zumuthet, selbst nur durch Punkte andeutet« (K. F. W. Wander). :breitgrins:


    Den Vorwurf der germanistischen Klugscheißerei kann ich schon ein bißchen nachvollziehen, ich habe eine ältere Inseltaschenbuchausgabe mit Hölderlin-Gedichten, die ebenfalls von Jochen Schmidt kommentiert wurde; da ist die Kommentierung noch nicht so ausufernd und im Gedichtteil sind beispielsweise noch drei Fassungen des Gedichtes "Mnemosyne" abgedruckt, in der DKV-Ausgabe dagegen nur eine einzige. Man erhält also mit der DKV-Hölderlin-Ausgabe viel Kommentar und verhältnismäßig wenig Primärtext.


    Außer dem Stellenkommentar gibt es zu vielen Gedichten auch noch einen sog. Überblickskommentar, der eine Art umfassender Gesamtinterpretation ist, so daß man das ganze tatsächlich als leserbevormundenden "Lösungsteil" betrachten könnte ;-) Andere Hölderlin-Ausgaben konzentrieren sich auf die Herstellung und Darbietung eines zuverlässigen Textes, und im Prinzip würde natürlich eine solche Ausgabe ausreichen, aber mich interessiert eben auch sehr, was und wie man über Hölderlins Texte, insbesondere über seine Gedichte, reden kann. Deshalb bin ich über die DKV-Taschenbuchausgabe sehr froh, denn so viel Hölderlinkommentar für so wenig Geld bekommt man sonst wohl nirgends. Außerdem werden im Hanser-Stellenkommentar manche unklaren Wortbezüge in einzelnen Hölderlingedichten ("... ein Gesetz ist, / Daß alles hineingeht, Schlangen gleich, / Prophetisch ...") nicht immer so deutlich erklärt, wie im DKV-Stellenkommentar.


    Dabei fällt mir ein, es gibt eine Einführung in die deutsche Syntax von Hans Glinz, in der die grammatischen Begriffe anhand von Hölderlingedichten erklärt werden:


    Hans Glinz: Der deutsche Satz. Wortarten und Satzglieder wissenschaftlich gefaßt und dichterisch gedeutet. Düsseldorf: Schwann, 1957


    Das fand ich schon recht kurios, denn Hölderlinverse sind ja syntakisch eher ungewöhnlich, wenn man sie mit der Alltagssprache vergleicht, trotzdem kommen darin alle grammatischen Erscheinungen vor, die man für eine Darstellung der deutschen Syntax benötigt. Genau das richtige Buch für alle grammatisch interessierten Hölderlinfans und alle an Hölderlin interessierten Grammatikfans. :-)


    Zitat von "scardanelli"


    .. und was haltet Ihr von der Ausgabe, die D. Sattler urspünglich im Verlag Stroemfeld / Roter Stern herausbrachte (und die teilweise von Luchterhand nachgedruckt wurde)???


    Von der Luchterhand-Taschenbuchausgabe habe ich einige Einzelbände, die mir sehr gut gefallen. Da sieht man sehr schön, wie schwierig es in vielen Fällen ist, aus den Handschriften einen lesbaren Hölderlintext herzustellen. Im dritten Band findet man einen nicht ausgeformten Entwurf zum Hymnus "Der Archipelagus". Dieses Fragment gehört zu meinen Lieblings"gedichten" von Hölderlin:



    Schöne Grüße,
    Wolf

  • Zitat von "Solipsist777"


    Zu Fontane (da du schon der Zweite bist, der explizit kein Interesse an einer Werkausgabe von ihm bekundet ^^): Ich habe auch nicht unbedingt vor, alles komplett von ihm zu lesen (allein die komplette "Wanderungen durch die Mark Brandenburg" werden wohl ein eher zweifelhaftes Vergnügen). Nicht umsonst wird er ja eher als Trivialliteratur eingeordnet


    Echt? :breitgrins: Nein, in die Trivialliteratur wird Fontane normalerweise eigentlich nicht eingeordnet, da gehört er auch nicht hin. Das mit dem Desinteresse an einer Fontane-Werkausgabe hast Du wohl mißverstanden: Es ging mir nicht etwa darum, daß sich bei Fontane eine Werkausgabe nicht lohnen würde, weil er nur wenig Gutes geschrieben hätte. ;-) Nein, nein, Fontane ist sehr lesenswert, nur ist eine einigermaßen vollständige Fontane-Werkausgabe eben leider recht umfangreich und entsprechend teuer, weshalb ich mir nie eine gekauft habe, weil ich nicht wußte, ob ich das wirklich alles jemals lesen werde. Aber das sollte Dich auf keinen Fall davon abhalten, daß Du Dir selbst eine Fontane-Werkausgabe zulegst, und vom Fontane-Lesen will Dich hier sicherlich erst recht niemand abhalten. :-)


    Zu Melville: Ich würde lieber zu neueren Übersetzungen greifen, eine Übersetzung von Matthias Jendis würde ich jeder älteren vorziehen. Vom "Moby-Dick" bevorzuge ich die Übersetzung von Friedhelm Rathjen, die als sperriger gilt als die von Jendis. Aber wenn man sich die Hörbuchlesung von Christian Brückner anhört, der den Moby-Dick in der Rathjen-Übersetzung liest, dann merkt man nichts mehr von irgendeiner Sperrigkeit. Mir gefällt diese Übersetzung sehr gut. Den "Bartleby" habe ich in einer neueren Übersetzung gelesen, die von Jürgen Krug stammt. Die gefällt mir besser als die ältere Übersetzung von Elisabeth Schnack, die allerdings durchaus brauchbar ist. Tendenziell ist es aber schon so, daß die neueren Melville-Übersetzungen einen spürbaren Fortschritt bedeuten.


    Schöne Grüße,
    Wolf

  • Zu Fontane [...] allein die komplette "Wanderungen durch die Mark Brandenburg" werden wohl ein eher zweifelhaftes Vergnügen


    Gerade die lege ich jedem ernsthaft an Fontane Interessierten sehr ans Herz. Vollständig natürlich. Selbst wenn man die Mark Brandenburg nicht kennt (ich kenne sie auch nicht) ein grosses Lesevergnügen. Und dann noch den Stechlin. Das wäre so die "Fontane-Minimalausrüstung". Das mit der Einordnung als Trivialliteratur ist mir hingegen auch neu. Da hätten sich ja dann auch all die Kultusministerien und Schulkanonfabrikanten geirrt, denn Fontane kommt m.W. praktisch standardmässig in jedem Lektürekanon der gymnasialen Oberst- und Abschluss-Stufen vor.


    Dabei fällt mir ein, es gibt eine Einführung in die deutsche Syntax von Hans Glinz, in der die grammatischen Begriffe anhand von Hölderlingedichten erklärt werden:


    Hans Glinz: Der deutsche Satz. Wortarten und Satzglieder wissenschaftlich gefaßt und dichterisch gedeutet. Düsseldorf: Schwann, 1957


    Das fand ich schon recht kurios, denn Hölderlinverse sind ja syntakisch eher ungewöhnlich, wenn man sie mit der Alltagssprache vergleicht, trotzdem kommen darin alle grammatischen Erscheinungen vor, die man für eine Darstellung der deutschen Syntax benötigt. Genau das richtige Buch für alle grammatisch interessierten Hölderlinfans und alle an Hölderlin interessierten Grammatikfans. :-)


    Ich bin Hölderlin-Fan (wenn man das so sagen darf) und besitze die 12-bändige Ausgabe der Werke und Briefe in zeitlicher Reihefolge von Sattler - aber ich so gar kein Glinz-Fan. Der gute Mann hat - zumindest hierzulande - mit seinen Theorien innert kürzester Zeit jedes Verständnis und Gefühl für Grammatik bei den Gymnasiasten in Grund und Boden geritten.

    Wo nehme ich nur all die Zeit her, so viel nicht zu lesen? - Karl Kraus


  • Selbst wenn man die Mark Brandenburg nicht kennt (ich kenne sie auch nicht) ein grosses Lesevergnügen.


    Das läßt sich doch ändern. :zwinker: Es gibt da ein sehr schön idyllisch gelegenes Bücherhotel, von dem aus man Brandenburg erkunden kann. :winken:

    "Es ist die Pflicht eines jeden, es auch auszusprechen, wenn er etwas als falsch erkennt." --- Stefan Heym (2001)

  • Mh okay, dann geb ich mich mal geschlagen bezüglich Thema Trivialliteratur :zwinker: Aber seinerzeit konnte man ihn sicher als solche einordnen, mit der Zeit hat er eben Klassikerstatus erreicht (okay, das trifft sicher auf viele heutige Klassiker zu, aber schließt das eine das andere eigentlich direkt aus?).
    Zu den Wanderungen durch die Mark Brandenburg: Nichts gegen Naturbeschreibungen, durchsetzt mit historischen Geschichten, aber das auf >5000 Seiten?? Aber gut, vielleicht sollte ich ihm eine Chance geben :zwinker:


    Gruß, Solipsist777

  • Mh okay, dann geb ich mich mal geschlagen bezüglich Thema Trivialliteratur :zwinker: Aber seinerzeit konnte man ihn sicher als solche einordnen, mit der Zeit hat er eben Klassikerstatus erreicht


    Auch das höre ich zum ersten Mal - aber ich habe mich zugegebenermassen mit der Rezeptionsgeschichte Fontanes nicht gross auseinandergesetzt. Klar kommt so etwas vor - Jean Paul z.B. nahm den Weg vom (von vielen Zeitgenossen - v.a. im Umkreis von Goethe und Schiller! - als mehr oder weniger "trivial" wahrgenommenen) Bestsellerautor zum von Kollegen und Literaturwissenschaftern hochgerühmten Klassiker. Zugleich war dies aber ein Weg weg vom "Volks"autor.

    Wo nehme ich nur all die Zeit her, so viel nicht zu lesen? - Karl Kraus

    Einmal editiert, zuletzt von sandhofer ()

  • Hallo sandhofer,


    naja, ich will das Thema gar nicht ausschweifen lassen, meine Bildung in solchen Dingen stützt sich auch nur auf einen einfachen Deutsch Grundkurs :zwinker:
    Fontane hat zumindest viel in trivialliterarischen Zeitschriften veröffentlicht:
    "
    Tatsächlich sind die Grenzen zwischen Trivialliteratur und Hochliteratur fliessend. Wer mag sich noch eingestehen, dass bedeutende Autoren wie Fontane, Scheffel, Storm, Raabe oder Rückert ebenso in der Familienzeitschrift „Gartenlaube“, der Mutter der Trivialliteratur, ihre Romane zur Fortsetzung haben drucken lassen, wie die beiden bekanntesten Autorinnen dieses Organs, Eugenie Marlitt und Hedwig Courts-Maler."


    http://www.trivialliteratur.ch/preis-kanton.htm (wenn auch sicher keine zitierfähige quelle...)


    Aber in der heutigen Rezeption wird er natürlich nicht mehr primär als Trivialliteratur wahrgenommen und ich möchte den fachlichen Meinungen gar nicht zu sehr widersprechen mangels eigenem Vorwissen :zwinker:


    Gruß, Solipsist777

  • Vorsich mit Quellen, wenn dahinter Politiker stecken, so wie hier ... :breitgrins:


    Fontane hat zumindest viel in trivialliterarischen Zeitschriften veröffentlicht:


    Viel? In der Gartenlaube, wenn ich die Konkordanz richtig lese, tatsächlich im Grunde genommen 3 Mal: Zwei davon kurze Texte, die seiner Reiseberichtserstattung zugeordnet werden müssen.



    Der erste Satz ist zwar wahr, aber ein Gemeinplatz. Der Mensch teilt immer gerne ein: Gut und Böse, Trivialliteratur und Hochliteratur, Kraut und Unkraut, Tier und Untier, Wir und "die da" ... Und letzten Endes sind all diese Grenzen fliessend ...


    Zum zweiten Satz: Scheffel und Rückert spreche ich schon mal den Rang eines "bedeutenden Autors" ab. Fontanes Publikationen: s.o. Raabe finde ich in meiner Konkordanz nicht, aber das ist vielleicht ein Fehler dieser, oder er hat nur pseudonym publiziert. Von Storm finde ich auch nur gerade eine Vignette über einen Grabstein. Des weitern sollte man sich über Die Gartenlaube ein bisschen besser informieren. Die war zu Beginn (also rund 1850-1880) alles andere als nur eine simple "Familienzeitschrift", sondern vor allem einmal ein politisches Kampfblatt. Erst ab ca. 1880 ändert das - und da finde ich dann nur noch 1890 Fontanes Quitt. Die Courths-Mahler (ja, lieber Kanton Solothurn: mit einem 'h' nach dem 't' und einem nach dem 'a'!) müsste, schon rein altersmässig ein rotes Warnlicht blinken lassen: Geboren 1867 hat sie ihr erstes Werk 1904 publiziert. Zwar als Fortsetzungsroman, aber nicht in der Gartenlaube. Sollte sie dort noch publiziert haben, müsste das lange, lange nach den genannten Klassikern gewesen sein, zu einer Zeit, als die Gartenlaube bereits rechtsnational oder gar nationalsozialistisch war. (Was mit dem Gedankengut der Courths-Mahler sehr übereinstimmen würde.)


    Last but not least: Dass ein Autor einen Text, um Geld zu verdienen, in einer Zeitschrift veröffentlicht, die vor allem Trivialliteratur publiziert, heisst noch nicht per se, dass dieser Text ebenfalls Trivialliteratur ist. Da stimmt schon die logische Grundvoraussetzung des Satzes nicht ... Wie gesagt: Politiker ...

    Wo nehme ich nur all die Zeit her, so viel nicht zu lesen? - Karl Kraus

    Einmal editiert, zuletzt von sandhofer ()

  • Zitat von "sandhofer"


    Ich bin Hölderlin-Fan (wenn man das so sagen darf) und besitze die 12-bändige Ausgabe der Werke und Briefe in zeitlicher Reihefolge von Sattler - aber ich so gar kein Glinz-Fan. Der gute Mann hat - zumindest hierzulande - mit seinen Theorien innert kürzester Zeit jedes Verständnis und Gefühl für Grammatik bei den Gymnasiasten in Grund und Boden geritten.


    Interessant. Orientiert man sich im Schweizer Schulunterricht an der Wortarten-Einteilung von Glinz oder welche Probleme gibt es da genau? Leider gibt es ja nicht die deutsche Grammatik, die man dann in der Schule unterrichten könnte, denn man kann ein und dieselbe Sprache auf ganz unterschiedliche Weisen beschreiben. Man kann lange darüber streiten, welches Grammatikmodell man für die Schule auswählen soll und wie man es didaktisch aufbereitet. Den deutschen Gymnasiasten sagt man übrigens auch nicht unbedingt gute Grammatikkenntnisse nach. ;-)


    Schöne Grüße,
    Wolf

  • Orientiert man sich im Schweizer Schulunterricht an der Wortarten-Einteilung von Glinz oder welche Probleme gibt es da genau?


    Man tat es zumindest eine Zeitlang, ja. Ob's heute noch so ist, entzieht sich meiner Kenntnis.

    Wo nehme ich nur all die Zeit her, so viel nicht zu lesen? - Karl Kraus

  • @ sandhofer : ok jetzt geb ich mich geschlagen :breitgrins: nein, aber wirklich Respekt (unabhängig davon, ob du das jetzt auf die Schnelle recherchiert hast, oder schon vorher wusstest), da war ich wohl etwas voreilig in meinen Schlussfolgerungen...


    giesbert: Ok dann hat die Ausgabe wohl einen recht ausschweifenden Kommentar, bezogen habe ich mich auf die 8bändige Taschenbuchausgabe vom Aufbauverlag (2005), die tatsächlich mit >5000 Seiten zu Buche schlägt und mich vor einiger Zeit etwas abgeschreckt hat....