Mai 2003: Honoré de Balzac - Ursule Mirouet

  • Hallo Maria,
    ich bin sehr erfreut, dass dir die RoRoRo Monographie von Picon gefällt. Sie gibt einen guten Einblick in Balzacs Leben. Was ich geschrieben hatte, dass war etwas provozierend und sollte lustig klingen. Über manche Textstellen musste ich schmunzeln, aber das bedeutet nicht, dass ich es besser weiß. Es ist aber so, das Balzacs Leben mindestens genauso interessant ist, wie sein Werk.


    „bestimmt ist es so, wie du es schreibst. Du kennst dich in der Materie auch viel besser aus.“


    Wollen wir sagen, ich bin ein Liebhaber der „Menschlichen Komödie“, d.h. ich lese Balzac gern. Ich habe mir vorgenommen alle Romane zu lesen und mich mit Balzac auseinanderzusetzen (was bei meiner Lesegeschwindigkeit noch ein paar Jährchen dauern kann). Auskennen insofern, dass ich schon eine „Stange“ gelesen habe, von ihm und über ihn. Das „Auskennen in der Materie“ wird ja erst richtig gefördert, wenn man auch mal andere Meinungen hört. Ich denke, dass unsere „Diskussion“ sehr förderlich ist.


    Für den Einstieg in Balzac's Schaffen und Wirken, würde ich die Monographie empfehlen.


    Unbedingt, für den Preis. :zwinker:


    Nein, aber ehrlich, das war auch für mich die erste Biographie. Erst später wurde es dann zur „Sucht“. :redface:


    ob Gaetan es richtig gedeutet hat, kann ich nicht gut beurteilen. Dazu kenne ich Balzac's Romane zu wenig.


    Was macht ein Fan? Er lässt nicht zu, dass man über sein Idol etwas Schlechtes sagt. Er ist nie objektiv. Er schafft sich ein Traumbild, eine Illusion. Balzac selbst schrieb einmal: "Wer kann sich schmeicheln, jemals verstanden zu werden? Wir sterben alle unerkannt." (aus "Ferragus")


    Aber allemal interessant, sich weiter mit ihm zu befassen und das obwohl ich eigentlich lieber deutsche Schriftsteller lese


    Natürlich sind Goethe, Schiller, Lessing usw. ein weites und interessantes Feld. Aber Zola, Oscar Wilde oder Shakespeare sind doch auch interessant, na gut, nicht ganz so wie Balzac. :zwinker:


    Kannst du mir verraten, warum es relativ viele Karikaturen von Balzac gibt? Das ist mir bei anderen Schriftsteller nicht so bewusst aufgefallen.


    Balzacs Schaffen wurde zu seinen Lebzeiten nur wenig gewürdigt. Lies bitte mal in der Monographie Seite 163, die Aussage von Stefan Zweig. Hier werden seine Zeitgenossen, die über ihn geschrieben haben, Gozlan, Werdet und Janin angeführt:


    Zitat Stefan Zweig: „Der wirkliche Balzac, der unermüdlichste Werkmann, den die Weltliteratur kennt, musste all diesen Gozlans und Verdets und Janins unsichtbar bleiben, den Nichtstuern und Flaneuren, weil sie ihn nur kannten, in der <<einen Stunde am Tag, die er der Welt zu geben hatte>> … Der wirkliche Balzac ist jener, der in zwanzig Jahren nebst einer Unzahl von Dramen, Novellen, Aufsätzen vierundsiebzig fast immer vollwichtige Romane geschrieben und in diesen vierundsiebzig Romanen eine eigene Welt mit hundert Landschaften, Häusern und Straßen und zweitausend Gestalten geschaffen hat. Nur an diesem Maß darf Balzac gemessen werden, nur an diesem Werk wird sein wirkliches Leben erkenntlich. Der seinen Zeitgenossen als Narr erschien, war in Wirklichkeit die disziplinierteste Kunstintelligenz der Epoche; der Mann, den sie als einen maßlosen Verschwender verspotteten, ein Asket mit der unverbrüchlichen Beharrlichkeit eines Anachoreten, der großartigste Arbeiter der modernen Literatur."


    Also, die Karikaturen, sind zum großen Teil spöttische Darstellungen. Nicht zu verwechseln mit den Zeichnungen von Picasso oder David d’ Anger. Mein Avatar ist eine zeitgenössische Karikatur von Benjamin Roubaud, gen. Benjamin. Ist hier aber nicht spöttisch gemeint.


    Warum Karikaturen? Balzac schrieb über das Leben, also bot er auch viele Angriffspunkte „aus dem Leben“ (Dante hatte da weniger Schwierigkeiten). Balzac selbst kleidete sich in seinem Arbeitszimmer wie ein Mönch, für ihn war die Mönchskutte eine lockere einfache Bekleidung (heute würden wir vielleicht einen Jogginganzug tragen? Drittens, Balzac schrieb viel über Frauen (deshalb auch viele Karikaturen mit Frauen), er wollte reich und berühmt werden. Seine Beziehung zu einer russischen Gräfin boten „Angriffsmöglichkeiten“. Er war ständig auf der Flucht vor seinen Gläubigern. Immer wenn er mal Geld hatte, dann musste es auch eine Dienerschaft, Pferd und Wagen sein. Zum letzten, war Balzacs äußere Erscheinung immer wert, eine lustige oder ironische Karikatur zu zeichnen. :breitgrins:



    Gestern und heute habe ich in der Monographie gelesen.


    Ich bin kein Experte und freue mich, dass wir uns austauschen können. Es hilft mir sehr, in der „Erkenntnisfindung“.


    Schönen Abend, Frank.

  • Hallo Frank


    Zitat von "Frank W."


    ich bin sehr erfreut, dass dir die RoRoRo Monographie von Picon gefällt. Sie gibt einen guten Einblick in Balzacs Leben. Was ich geschrieben hatte, dass war etwas provozierend und sollte lustig klingen. Über manche Textstellen musste ich schmunzeln, aber das bedeutet nicht, dass ich es besser weiß. Es ist aber so, das Balzacs Leben mindestens genauso interessant ist, wie sein Werk.


    ich profitiere sehr von deinem Wissen über Balzac und du darfst gern provozieren. Nach der Leserunde "Eine Frau von dreissig Jahren" dachte ich ob man der "Menschlichen Komödie" nicht zuviel beimißt. Mit dem 2. Buch "Ursule Mirouet" bekommt man schon einen besseren Einblick in Balzac's "Schöpfung", auch wenn es immer noch ein kleines Spektrum ist, das ich erblicke. Dafür war die Monographie ganz passend, auch wenn der G. Picon manchmal abgehoben schreibt. Manche Sätze mußte ich zwei Mal lesen ;-)


    Was meinst du, schenkt man der Menschlichen Komödie in unserem Zeitalter die nötige, die verdiente Aufmerksamkeit? Oder geht Balzac neben Stendhal, Zola usw. eher unter?


    Ich kenne mich in der französischen Literatur einfach zu wenig auf.


    sandhofer, Hubert:
    ich hoffe, ihr seid auch noch da. Bitte nicht schweigen, eure Beiträge sind willkommen. :winken:


    Zitat


    Wollen wir sagen, ich bin ein Liebhaber der „Menschlichen Komödie“, d.h. ich lese Balzac gern. Ich habe mir vorgenommen alle Romane zu lesen und mich mit Balzac auseinanderzusetzen (was bei meiner Lesegeschwindigkeit noch ein paar Jährchen dauern kann). Auskennen insofern, dass ich schon eine „Stange“ gelesen habe, von ihm und über ihn. Das „Auskennen in der Materie“ wird ja erst richtig gefördert, wenn man auch mal andere Meinungen hört. Ich denke, dass unsere „Diskussion“ sehr förderlich ist.


    ich lerne von dir mehr, als du von mir.
    Es ist ein schönes Vorhaben, dass du die 'Menschliche Komödie' vollständig lesen möchtest. Sind denn alle übersetzt worden?


    Gibt es auf deiner Seite eine Auflistung der Romane aus der 'Menschlichen Komödie'? Sie sind, soviel ich weiß, in drei Kategorien eingeteilt:
    -Szenen aus dem Privatleben
    -Szenen aus dem Provinzleben
    -Szenen aus dem Pariser Leben (?)


    wie die Romane zugeordnet werden, weiß ich leider nicht.


    Zitat


    Nein, aber ehrlich, das war auch für mich die erste Biographie. Erst später wurde es dann zur „Sucht“. :redface:


    ist doch schön.
    Ich werde in meiner Bibliothek mich mal umschauen ob ich dort noch eine Biographie über Balzac finde. Was hältst du von Stefan Zweigs Biographie über den 'Meister'?
    Die Monographie hat das Leben nur sehr schwach umrissen, da fehlt mir noch der tiefere Einblick.


    Zitat


    Was macht ein Fan? Er lässt nicht zu, dass man über sein Idol etwas Schlechtes sagt. Er ist nie objektiv. Er schafft sich ein Traumbild, eine Illusion. Balzac selbst schrieb einmal: "Wer kann sich schmeicheln, jemals verstanden zu werden? Wir sterben alle unerkannt." (aus "Ferragus")


    und doch war das seine größte Sorge! Er wollte nicht unerkannt sterben, er wollte erschaffen und berühmt sein.


    Zitat


    Balzacs Schaffen wurde zu seinen Lebzeiten nur wenig gewürdigt. Lies bitte mal in der Monographie Seite 163, die Aussage von Stefan Zweig. Hier werden seine Zeitgenossen, die über ihn geschrieben haben, Gozlan, Werdet und Janin angeführt:


    habe ich heute zuende gelesen. Morgen gehts dann weiter in "Ursule Mirouet".


    Zitat


    Zitat Stefan Zweig: „ ....Der seinen Zeitgenossen als Narr erschien, war in Wirklichkeit die disziplinierteste Kunstintelligenz der Epoche; der Mann, den sie als einen maßlosen Verschwender verspotteten, ein Asket mit der unverbrüchlichen Beharrlichkeit eines Anachoreten, der großartigste Arbeiter der modernen Literatur."


    Also, die Karikaturen, sind zum großen Teil spöttische Darstellungen. Nicht zu verwechseln mit den Zeichnungen von Picasso oder David d’ Anger. Mein Avatar ist eine zeitgenössische Karikatur von Benjamin Roubaud, gen. Benjamin. Ist hier aber nicht spöttisch gemeint.


    Warum Karikaturen? Balzac schrieb über das Leben, also bot er auch viele Angriffspunkte „aus dem Leben“ (Dante hatte da weniger Schwierigkeiten). Balzac selbst kleidete sich in seinem Arbeitszimmer wie ein Mönch, für ihn war die Mönchskutte eine lockere einfache Bekleidung (heute würden wir vielleicht einen Jogginganzug tragen? Drittens, Balzac schrieb viel über Frauen (deshalb auch viele Karikaturen mit Frauen), er wollte reich und berühmt werden. Seine Beziehung zu einer russischen Gräfin boten „Angriffsmöglichkeiten“. Er war ständig auf der Flucht vor seinen Gläubigern. Immer wenn er mal Geld hatte, dann musste es auch eine Dienerschaft, Pferd und Wagen sein. Zum letzten, war Balzacs äußere Erscheinung immer wert, eine lustige oder ironische Karikatur zu zeichnen. :breitgrins:


    vielen Dank, das sind interessante Punkte. Die Karikatur wie Balzac auf den Zöpfen zweier Frauen von dreissig getragen wird, finde ich genial :breitgrins:


    und mir kam nicht der Gedanke, dass dein Avatar spöttisch gemeint sein könnte, denn dafür bist du zu sehr Fan.


    Zitat

    Ich bin kein Experte und freue mich, dass wir uns austauschen können. Es hilft mir sehr, in der „Erkenntnisfindung“.


    na, und mir erst.


    bis morgen
    Grüße von
    Maria

    In der Jugend ist die Hoffnung ein Regenbogen und in den grauen Jahren nur ein Nebenregenbogen des ersten. (Jean Paul F. Richter)

  • Hallo Maria,


    weil du es ansprichst, mir tut es auch leid, dass Hubert und Sandhofer nichts mehr von sich höhren lassen. Na vielleicht nach Pfingsten. :smile:


    Was meinst du, schenkt man der Menschlichen Komödie in unserem Zeitalter die nötige, die verdiente Aufmerksamkeit? Oder geht Balzac neben Stendhal, Zola usw. eher unter?


    Die Aufmerksamkeit könnte größer sein. Balzac geht nicht unter, er hat ein Mammutwerk geschrieben, aber keiner hat mehr Zeit es zu lesen. Einzelne Werke ja und immer wieder, aber die kleinen Sachen, die haben es auch in sich. Die werden wegen der geringen Nachfrage gar nicht mehr verlegt. Aber wir hatten ja Glück, dass Balzac 1999 seinen 200. Geburtstag hatte und da hat der Goldmann Verlag die komplette Auflage der "MK" in 12 Bänden herausgegeben. Inzwischen ist wieder Flaute.


    Ein komplettes Verzeichnis aller Titel und Zuordnungen findest du auf meiner hp auf der seite "Das Werk"


    http://home.arcor.de/frank.weidemann/00040.html


    Was hältst du von Stefan Zweigs Biographie über den 'Meister'?


    Wenn ich ehrlich sein soll, es ist eine Biographie, welche von einem Balzac-Liebhaber geschrieben wurde. Ich habe sie gelesen und viel gelernt. Man hat aber den Eindruck, Zweig "beschützt" Balzac. Ich empfehle auch die von André Maurois, die ist sachlicher und etwas unparteiischer. Was die Biographen an Evelina Hanska verurteilen, ist mit Skepsis zu betrachten. Erst 1962 wurde ihr Tagebuch veröffentlicht und hier schildert sie ihre Liebe zu Balzac. In fast allen Biographien wurde sie bis dahin als kalt und berechnend dargestellt.


    So Schluss für heute, dann wieder Ursule. Das Buch wird ja bald eintreffen. Schöne Nacht allerseits, Frank.

  • Hallo Maria,
    ich konnte ja letzte Nacht kaum schlafen, wegen dieser Frage. :zwinker:


    Was meinst du, schenkt man der Menschlichen Komödie in unserem Zeitalter die nötige, die verdiente Aufmerksamkeit? Oder geht Balzac neben Stendhal, Zola usw. eher unter?


    Jetzt bin ich noch mal bei dieser Frage. Meine hp hat den Titel: „Die Suche nach dem Sinn der „Menschlichen Komödie“ in unserer heutigen Zeit. Die Frage war, ist die „MK“ noch zeitgemäß? Ich denke, dass man heute noch sehr viel aus der „MK“ lernen kann. Die Typenbeschreibungen, die Charaktere oder Leidenschaften, die Balzac beschreibt, treffen heute alle noch zu.
    Der Literaturkritiker, Sainte-Beuve, hat mal geschrieben: „Balzac war der Sittenmaler unserer Zeit“. Ich glaube, dass sich die Sitten nicht soviel verändert haben. Siehe auch die Seite „Typen“.


    http://home.arcor.de./frank.weidemann/00023.html



    Die Bilder dienen dazu, den Leser einen Vergleich zur heutigen Zeit zu präsentieren.



    Zu Balzac und Stendhal:


    Georg Lukács: Balzac als Kritiker Stendhals
    Am 25.September 1840 veröffentlicht der auf dem Gipfel seines Ruhms stehende Balzac eine begeisterte, außerordentlich tiefe Kritik über den Roman "Die Kartause von Parma" des damals noch keineswegs anerkannten Stendhal. >> Balzacs Kritik ist ein Muster an konkreter Analyse eines großen Kunstwerks. Es gibt in der gesamten kritischen Literatur wenig Fälle, in denen die wesentlichen Schönheiten eines Kunstwerks mit so liebevollem Eingehen, mit einer so zarten und kongenialen Einfühlungsgabe aufgedeckt worden sind. Balzacs Kritik ist das Muster einer Kritik vom Standpunkt des großen, denkenden Künstlers, der sich seiner Kunst bewusst ist.


    Als nächstes wollte ich noch die Biographie von Ernst Sander empfehlen. Sehr sachlich geschrieben.


    Nochmals Entschuldigung für die Rechtschreibfehler. Ich merke es meist erst nach dem Absenden. :sauer:



    Alles Gute, Frank.

  • Moin, Moin!


    Monomanische Formen der Buch- und Literaturbegeisterung nötigen mir immer Bewunderung und Respekt ab, so auch bei Frank und "seinem" Balzac. Ich kann nur unterstreichen, wie froh ich bin, daß die Menschliche Komödie vor einigen Jahren so preiswert aufgelegt worden ist. Ich habe die Kassette, die beim Goldmann-Imprint "btb" erschienen ist. In der DDR war Gustav Kiepenheuer für Balzac zuständig. In hiesigen Antiquariaten wird man mit diesen gelben Taschenbüchern dankenswerterweise überschüttet - für Einsteiger eine gute Wahl, denn für 2 bis 3 Euro pro Buch kann man sich in B. einlesen.


    Die liebevoll gepflegten Literaturseiten der Monomanen, die sich einem Thema oder einer Person verschreiben, machen für mich das Internet auch heute noch so schön. Weil ich selbst seit 8 Jahren ein solches, manchmal von Besessenheit zeugendes Projekt <a href="http://www.buecherlei.de/">unterhalte</a>, weiß ich, welchen Einfluß positive und negative Kritik haben. Vorwürfe wegen layouttechnischer Mängel oder wegen Unübersichtlichkeit muß ich mir regelmäßig gefallen lassen. Ich kann aber nicht mehr, als ich zeige. Zu meiner Beruhigung bedienen sich auch hochinteressante akademische Seiten besonders im anglophonen Raum oft nur des einfachsten HTML. So kann ich trotz der Defizite bzw. Vorstellungen & Wünsche hinsichtlich dessen, was ich gern machte, wenn ich könnte, weiterhin ruhig schlafen.

  • Hallo Freunde,


    Die liebevoll gepflegten Literaturseiten der Monomanen, die sich einem Thema oder einer Person verschreiben, machen für mich das Internet auch heute noch so schön.


    danke Markus für deine „Laudatio“ auf die Monomanen. Ich musste erst mal ins Fremdwörterbuch schauen, damit ich nichts Unanständiges ablese :zwinker: - „von einer einzigen Idee oder Zwangsneigung besessen“ Na gut, dass wollen wir gerade noch gelten lassen. Ich merke schon, dass es zur Sucht wird, weil ich ohne Balzac-Buch schon gar nicht mehr „auf die Strasse gehe“. :redface:


    Viele Grüße nach Leipzig und mit der Olympiade, nimm es nicht so tragisch. Dafür ist jedes Jahr (?) Buchmesse –


    Vorwürfe wegen layouttechnischer Mängel oder wegen Unübersichtlichkeit muß ich mir regelmäßig gefallen lassen.


    In der Literatur kommt es doch mehr auf Inhalte an. Deine Webseite ist aber ganz toll, steckt wahnsinnig viel Arbeit drin und wenn ich deine Bücherlisten lese, dann Hut ab. :rollen: Dass du dir die „Menschliche Komödie“ komplett gekauft hast, zeugt von Geschmack und Achtung vor einem großen Autor. Die kleinen Kiepenheuer Hefte habe ich auch fast alle gelesen (ich glaube eins fehlt mir noch, 16 habe ich).


    Morgen erfahrt ihr, wie Balzac seinen Kaffee „gebraut“ hat. Die Zubereitung, die er in „Ursule Minouret“ erwähnt, war sein persönliches Rezept. Ich bin schon auf der Suche nach der Quelle. Tschüss, Frank.
    :winken:

  • hallo Frank


    Zitat von "Frank W."


    ich konnte ja letzte Nacht kaum schlafen, wegen dieser Frage. :zwinker:


    ich hoffe doch in der Zwischenzeit ging das Schlafen wieder besser? :breitgrins:


    Zitat


    Was meinst du, schenkt man der Menschlichen Komödie in unserem Zeitalter die nötige, die verdiente Aufmerksamkeit? Oder geht Balzac neben Stendhal, Zola usw. eher unter?


    Jetzt bin ich noch mal bei dieser Frage. Meine hp hat den Titel: „Die Suche nach dem Sinn der „Menschlichen Komödie“ in unserer heutigen Zeit. Die Frage war, ist die „MK“ noch zeitgemäß? Ich denke, dass man heute noch sehr viel aus der „MK“ lernen kann. Die Typenbeschreibungen, die Charaktere oder Leidenschaften, die Balzac beschreibt, treffen heute alle noch zu.


    ich glaube, einer davon ist auch mein Nachbar :zwinker:
    Du hast recht, so gesehen ist die MK zeitlos, zum Glück für uns. Vielleicht konnte Balzac auch so gut mit seinen Charakteren jonglieren, weil er selbst einige davon in sich hatte. (Natürlich keine 2000). Aber wenn ich mir George Sands Charakterisierung Balzacs durchlese (auch auf deiner Seite), dann wundert es mich nicht, dass er den Typus Mensch so gut trifft.


    http://home.arcor.de./frank.weidemann/00023.html


    deine Seite war wie immer sehr informativ und bereichernd.


    Zitat

    Zu Balzac und Stendhal:


    Georg Lukács: Balzac als Kritiker Stendhals
    Am 25.September 1840 veröffentlicht der auf dem Gipfel seines Ruhms stehende Balzac eine begeisterte, außerordentlich tiefe Kritik über den Roman "Die Kartause von Parma" des damals noch keineswegs anerkannten Stendhal. >> Balzacs Kritik ist ein Muster an konkreter Analyse eines großen Kunstwerks. Es gibt in der gesamten kritischen Literatur wenig Fälle, in denen die wesentlichen Schönheiten eines Kunstwerks mit so liebevollem Eingehen, mit einer so zarten und kongenialen Einfühlungsgabe aufgedeckt worden sind. Balzacs Kritik ist das Muster einer Kritik vom Standpunkt des großen, denkenden Künstlers, der sich seiner Kunst bewusst ist.


    danke dir, sehr aufschlußreich.


    Zitat


    Als nächstes wollte ich noch die Biographie von Ernst Sander empfehlen. Sehr sachlich geschrieben.


    notiert :smile:

    Zitat


    Nochmals Entschuldigung für die Rechtschreibfehler. Ich merke es meist erst nach dem Absenden. :sauer:


    Brauchst dich nicht zu entschuldigen, wer ist schon fehlerfrei. Außerdem schustere ich manchmal ganz 'schlimme' Satzstellungsfehler zusammen und bin froh, wenn man sie toleriert. :redface:


    Zitat

    Morgen erfahrt ihr, wie Balzac seinen Kaffee „gebraut“ hat. Die Zubereitung, die er in „Ursule Minouret“ erwähnt, war sein persönliches Rezept. Ich bin schon auf der Suche nach der Quelle.


    ich glaube wir sind ungefähr gleichweit. Auf S. 113 bei mir steht:

    ...der Doktor bot ihm, was eine besondere, vertraulichere Auszeichnung war, eine Tasse seines mit Bourbon- und Martinique-Kaffee gemischten Mokkas an, der von ihm selbst geröstet, gemahlen und in einer silbernen Kaffeekanne à la Chaptal zubereitet wurde.


    hört sich lecker an.


    Ich fand es sehr rührend wie Ursule ihrem Ziehvater das Herz ausschüttet:


    S. 120
    ...sah ich, daß die Fenster von Monsieur Saviniens Schlafzimmer offenstand und wie Monsieur Savinien im Schlafrock sich den Bart machte, und mit solch reizenden Bewegungen... kurz, ich fand ihn reizend. Er kämmte sich seinen schwarzen Schnurrbart und sein Kinnbärtchen, und ich sah seinen weißen, runden Hals ....
    .... Es ging mir, ich weiß nicht woher, mit solchen Wellen nach dem Herzen, in die Kehle, zum Kopf, so mächtig, daß ich mich setzen mußte. Ich konnte mich nicht auf den Beinen halten, so zitterte ich...


    eine wunderschöne, zärtliche Beschreibung der ersten Liebe *seufz*


    auch die Antwort des Arztes ging mir zu Herzen:
    S. 122, 123
    Meine liebe Kleine... Du stehst zwischen deiner gesegneten Kindheit, die zurückweicht, und den Regungen der Liebe, die dir ein stürmisches Leben bringen werden, denn du hast ein außerordentlich empfindsames Nervensystem. Was über dich kommt, ist die Liebe......
    ... Gibt es in der Liebe ein zweites Gesicht? Was soll man darauf antworten.......


    man beachte: zweites Gesicht. Balzac wirft wieder das übersinnliche ein und hält den Spannungsbogen.


    Ich habe nur auszugsweise Sätze gewählt. Die Seiten 122, 123 sind wirklich wunderschön geschrieben und ich glaube Balzac dachte dabei auch an seine Liebe - Eva.


    Wie weit bist du bereits, Frank?
    Ivy - ist dein Buch angekommen?


    Liebe Grüße
    Maria

    In der Jugend ist die Hoffnung ein Regenbogen und in den grauen Jahren nur ein Nebenregenbogen des ersten. (Jean Paul F. Richter)

  • Hallo Maria, , hallo Ivy, hallo Dostoevskij,


    Dostoevskij, ein Zitat aus „Balzac“ von Bettina Licht: „Ein Freund Dostojewskijs äußerte: „Balzac war unser liebster Dichter; wir beide hielten ihn für den weitaus bedeutendsten französischen Schriftsteller.“
    Dostojewskij übersetzte übrigens Balzacs Meisterwerk „Eugenie Grandet“ ins Russische. :smile:


    Maria, da ich warten wollte, bis Ivy ran ist, habe ich etwas getrödelt. :redface:

    Du hast recht, so gesehen ist die MK zeitlos, zum Glück für uns. Vielleicht konnte Balzac auch so gut mit seinen Charakteren jonglieren, weil er selbst einige davon in sich hatte.


    Balzac sagte mal: >>Ich trage eine ganze Gesellschaft im Kopf.<< :rollen:


    Brauchst dich nicht zu entschuldigen, wer ist schon fehlerfrei. Außerdem schustere ich manchmal ganz 'schlimme' Satzstellungsfehler zusammen und bin froh, wenn man sie toleriert.


    Ich bin ja so durcheinander durch die neue Rechtschreibreform. Ich schreibe ja schon höhren mit h, weil ich denke es wird "vom Ohr abgeleitet." :zwinker:


    ich glaube wir sind ungefähr gleichweit. Auf S. 113 bei mir steht:
    ich bin auch soweit, bei mir S. 107


    ...der Doktor bot ihm, was eine besondere, vertraulichere Auszeichnung war, eine Tasse seines mit Bourbon- und Martinique-Kaffee gemischten Mokkas an, der von ihm selbst geröstet, gemahlen und in einer silbernen Kaffeekanne à la Chaptal zubereitet wurde.


    hört sich lecker an.


    Der Kaffeekonsum Balzacs ist ja schon legendär. „Seine Freunde pflegten zu sagen: er hat von 50000 Tassen Kaffee gelebt und ist an ihnen gestorben.“ :entsetzt:


    In dem Buch „Balzac in Pantoffeln“ von seinem Zeitgenossen Léon Gozlan steht: „Balzac bereitete seinen Kaffee selber zu oder überwachte mindestens die Zeremonie. Dieser subtile, schlechthin göttliche Trank zeugte auf seine Weise von dem genialen Dichter. Balzac verwandte dabei dreierlei Kaffeesorten: Bourbon, Martinique und Mokka. Den Bourbon besorgte er in der Rue du Montblanc, den Martinique in der Rue des Vieilles-Haudriettes…den Mokka in der Rue de l’Université.. Über solch einer Kreuz- und Quertour durch ganz Paris verging gut ein halber Tag.


    Was mir noch aufgefallen ist, ist die Anspielung auf die Ameisen, gleich unter der Kaffee-Beschreibung.


    „Ich habe auf den Kirchplatz ihren ersten Aufruhr gesehen: sie wimmeln wie Ameisen, denen man ihre Eier genommen hat.“


    Ähnliche Ameisenszenen finden wir auch in anderen Geschichten, z.B.
    "Es war die Geschäftigkeit von Ameisen, die um ihre Eier bemüht sind."
    (in "Die alte Jungfer")


    Wenn man die „MK“ nach Ameisen durchsucht, wird man noch einige Beispiele finden. Balzac verwendet sehr häufig Tiere um Abläufe bei den Menschen zu umschreiben oder bildhaft darzustellen. Es sind vorwiegend die klassischen Eigenschaften, am höchsten schätzt er den Fischotter ein, „es gibt kein schlaueres Tier als einen Fischotter; die sind schlimmer als die Weiber.“ (aus „Die Bauern“)


    http://home.arcor.de/frank.weidemann/00009.html


    Aber ich will nicht zu weit abschweifen, morgen wende ich mich wieder der Geschichte zu. Die Auszüge Maria, da bin ich noch nicht, lass es noch 2 Tage, bis Ivy ran ist. Es macht aber Spaß über Balzac zu plaudern, vielleicht „hört“ sogar jemand zu.


    Alles Gute, Frank. :winken:

  • Hallo Frank
    Hallo zusammen,


    es macht Freude mit dir über Balzac zu plaudern.
    Auf meiner Ausgabe des Buches steht ein Zitat von Oscar Wilde, paßt auch sehr gut zu Balzacs' Denkweise:


    Balzac denkt ganz und gar universell. Er betrachtet das Leben von gänzlich jedem Standpunkt aus. Er hat keine Vorlieben und keine Vorurteile. Er sucht nicht das mindeste zu beweisen. Er spürt einfach, daß das Schauspiel des Lebens sein eigenes Geheimnis enthält.


    Schön, dass wir das in unserer Leserunde auch schon feststellen konnten.
    Danke für den Hinweise mit den Ameisen, ich werde auf die Tierwelt mehr achten, mir ist das entgangen.


    *hüstel* - ich hab schon ein bißchen weitergelesen (S. 147) und nur soviel, dass jetzt auch andere Personen aus der MK genannt werden, u.a. die d'Aiglemont. Das erinnert mich an die schöne Leserunde von "Eine Frau von dreißig Jahren". Es war für mich ein schönes Gefühl, wenigstens einen Namen zuordnen zu können.


    Liebe Grüße
    Maria

    In der Jugend ist die Hoffnung ein Regenbogen und in den grauen Jahren nur ein Nebenregenbogen des ersten. (Jean Paul F. Richter)

  • Hallo Maria,


    es macht Freude mit dir über Balzac zu plaudern.


    danke. Dein Zitat von Oscar Wilde hat mir auch sehr gut gefallen. :smile:



    *hüstel* - ich hab schon ein bißchen weitergelesen (S. 147) und nur soviel, dass jetzt auch andere Personen aus der MK genannt werden, u.a. die d'Aiglemont. Das erinnert mich an die schöne Leserunde von "Eine Frau von dreißig Jahren". Es war für mich ein schönes Gefühl, wenigstens einen Namen zuordnen zu können.


    Sehr gut, Julie d’Aiglemont war die „Frau von dreißig Jahren“. Jetzt musste ich erst mal suchen. :redface: 100 Punkte Maria. :blume:


    Tschüß noch mal, Frank.
    :winken:

  • Moin, Moin!


    Zitat von "Frank W."

    „Ein Freund Dostojewskijs äußerte: „Balzac war unser liebster Dichter; wir beide hielten ihn für den weitaus bedeutendsten französischen Schriftsteller.“


    Solche überschwenglichen Aussagen sind im Lichte pointierten Hinweisens und Lobes zu sehen, oder? Wenn Andre Gide auf die Frage, was von Georges Simenon man lesen solle, antwortet: Alles!, oder wenn Andrzej Szczypiorki sagt: "Cechov, das ist für mich der größte Geist der ganzen Weltliteratur", dann sind solche hymnischen Preisungen in meinen Augen beides: rührend und mit einem Augenzwinkern aufzunehmen.

  • Hallo Dostoevskij,


    vielleicht hast du Recht, ich stehe auch ein bisschen auf "Kriegsfuß" mit dem Ausdruck „Ein Freund sagte mal:…“ oder mit Anekdoten, die man mal gehört hat.
    Na ja, schöne Geschichten. Dass er aber den Roman „Eugenie Grandet“ ins Russische übersetzte, wollen wir aber nicht in Frage stellen.(?)

    Woher kommt eigentlich: „Moin, Moin“? Ist das der sächsische (Leipziger?) Ausdruck für „Morgen, Morgen?“ oder ein „Hallo Freunde“ in der Umgangssprache? Schönen Abend, Frank.

  • Hallo Maria,


    Ich habe nur auszugsweise Sätze gewählt. Die Seiten 122, 123 sind wirklich wunderschön geschrieben und ich glaube Balzac dachte dabei auch an seine Liebe - Eva.


    Wirklich eine schöne Schilderung der Liebe Ursules zu Savinien. Er bringt wieder jede Menge Philosophie mit hinein. Schon die Erörterungen, was zusammenpasst und welche Arten der Liebe es gibt. Wir vergessen nicht, dass Ursule fast (erst) sechzehn ist und bisher nur die platonische Liebe kennen gelernt hat.


    Die Sinne können sich, sozusagen, fesseln und die Gedanken in Widerstreit stehen: und vielleicht leben gewisse Personen mehr vermöge der Gedanken als mit dem Körper.


    Ob er dabei an Eva dachte? Bestimmt. :zwinker:


    Erst hatte ich gedacht, natürlich, da in dem Jahr 1841 als dieser Roman entstand, der Mann von Eva, Wenzeslaw von Hanski gestorben war. Nun war der Weg frei und das fast 10 jährige „Versteckspiel“ (1832 erster Brief) der Beiden hatte ein Ende. :smile:
    Aber er konnte es ja noch gar nicht wissen, denn der Graf ist am 10. November gestorben und bis Balzac davon erfuhr, wird wohl wieder ein halbes Jahr vergangen sein. :rollen:


    man beachte: zweites Gesicht. Balzac wirft wieder das übersinnliche ein und hält den Spannungsbogen.


    Diese übersinnlichen Betrachtungen wirken etwas fremd. Sicher müssen wir eine gewisse Neigung Balzacs zum Mystischen eingestehen. Der Magnetismus aus dem ersten Teil des Romans "zieht ihn noch an" :breitgrins:


    Alles Gute, Frank. :winken:

  • Hallo Frank
    Hallo zusammen


    Zitat


    Maria, da ich warten wollte, bis Ivy ran ist, habe ich etwas getrödelt. :redface:


    ich hoffe auch, dass sie doch noch mitmacht.

    Balzac sagte mal: >>Ich trage eine ganze Gesellschaft im Kopf.<< :rollen:


    schöner Satz.


    Zitat


    Der Kaffeekonsum Balzacs ist ja schon legendär. „Seine Freunde pflegten zu sagen: er hat von 50000 Tassen Kaffee gelebt und ist an ihnen gestorben.“ :entsetzt:


    In dem Buch „Balzac in Pantoffeln“ von seinem Zeitgenossen Léon Gozlan steht: „Balzac bereitete seinen Kaffee selber zu oder überwachte mindestens die Zeremonie. Dieser subtile, schlechthin göttliche Trank zeugte auf seine Weise von dem genialen Dichter. Balzac verwandte dabei dreierlei Kaffeesorten: Bourbon, Martinique und Mokka. Den Bourbon besorgte er in der Rue du Montblanc, den Martinique in der Rue des Vieilles-Haudriettes…den Mokka in der Rue de l’Université.. Über solch einer Kreuz- und Quertour durch ganz Paris verging gut ein halber Tag.


    ich finde es schön, wenn man eine gewisse Tätigkeit mit einem Zeremoniell ausübt. Das gibt der Person, die sie durchführt, eine ganz bestimmte Einstellung und Gefühl.


    zu dem Begriff: a la Chaptal habe ich folgendes gefunden:


    Chaptalisierung :
    Um einen hohen Alkoholgehalt zu erzielen, wird dem Traubenmost vor der Gärung oder den bereits eingemaischten Trauben Zucker zugefügt. Diesen Vorgang bezeichnet man nach seinem Erfinder, Antoine Chaptal, der Ende des 18. Jahrhunderts lebte, "Chaptalisierung" oder Zuckerung


    ich nehme jetzt mal an, dass Balzac seinen Kaffee süß bevorzugte?


    Ansonsten bin ich heute nicht zum Lesen gekommen, bin also noch nicht weiter.


    Liebe Grüße
    Maria

    In der Jugend ist die Hoffnung ein Regenbogen und in den grauen Jahren nur ein Nebenregenbogen des ersten. (Jean Paul F. Richter)

  • Zitat

    Balzac sagte mal: "ch trage eine ganze Gesellschaft im Kopf."


    Ich kann mir nicht vorstellen, daß er für die Riesenmenge Personen der Menschlichen Kömodie gar keine Notizen gemacht hat, aber irgendwie kann ich ihn schon verstehen. Ich habe meine erfundenen Charaktere auch im Kopf, und die sind da manchmal ganz schön aktiv. :breitgrins: Ich weiß von vielen Autoren, die Charakterprofile oä. anlegen, das brauche ich bisher nicht, ich kann die Bande schon noch sortieren. Aber man fängt tatäschlich an, mit seinen erfundenen Figuren zu leben, und Ausrufe der Art: "wie kommst Du jetzt bloß auf die Idee, das kannst Du mir doch nicht antun, das bringt die ganze Handlungsstruktur durcheinander," sollen unter Schriftstellern recht verbreitet sein, wie mir die Teilname in entsprechenden Foren bestätigt. :zwinker:

  • Hallo Maria, hallo Alamir, hallo Zusammen,


    Schonzeit ist vorüber, es geht weiter. :smile:


    Alamir, danke für deine Gedanken. Du als Autor verstehst am ehesten, dass einem ein Buch, was man selbst geschrieben hat, nicht mehr los lässt. Man identifiziert sich mit seinen Helden, da kann man schlecht abschalten. Man gibt ihnen ja ein „Leben“ und einen Charakter. Sicher hat Balzac nicht immer 2000 Leute im Kopf gehabt, aber bestimmte Charaktere waren bestimmt immer „am Lager“. :zwinker:


    Maria, mit der Zuckertheorie, dass ist nicht von der Hand zu weisen. Für Balzac war Zucker immer etwas Besonderes. Ich habe noch mal nachgeschaut: Erst 1801 entstand die erste (Rüben-) Zuckerfabrik und erst 1850 wurde er täglicher Bedarf. Wenn Balzac den Kaffee süß getrunken hat, dann war er ein Genießer (bei seinen Schulden). :rollen: Er verwendet das Thema auch immer wieder, ein Stück Zucker spielt eine große Rolle in „Eugenie Grandet“ und in seiner „Abhandlung über moderne Reizmittel“ kommt bei ihm der Zucker gleich nach dem Branntwein. Erst an dritter Stelle kommt dann der Tee, 4. der Kaffee und fünftens der Tabak.“


    http://home.arcor.de/frank.weidemann/quell72.jpg


    Zur Geschichte des Zuckers:
    http://www.suedzucker.de/produkt/geschichte/index.shtml


    Weiter zu Ursule, bitte beachte auch die immer wieder eingeflochtenen Lebensweisheiten Balzacs, z.B.


    ‚Wir wollen’s uns überlegen! Ich werde sehen!’ wiederholte Bongrand bei sich selbst der Doktors Worte. „So sprechen die Leute von Geist; der Tod überrascht sie, und sie lassen die Wesen, die Ihnen teuer sind, in Verlegenheit zurück!“


    Das Weinen von Greisen ist ebenso furchtbar wie das der Kinder natürlich.


    Nun hat sich ja Savinien total verschuldet, 120 000 Francs und wurde verhaftet. Auch autobiographische Züge Balzacs. Es ist immer wieder so, wenn über eine Verbindung zwischen zwei Menschen geredet wird, wird über Geld geredet.
    Balzac war ein großer Gegner der Mitgift, das kommt auch in vielen anderen Romanen zum Ausdruck. Heute ist das ja kein Thema mehr.


    Die „Dandys“, die hier auftreten: Rastignac, Lucien de Rubempré, Maxime de Trailles, Èmile Blondet und de Marsay sind in vielen Romanen zu hause. Sie erklären hier, dass sie alle mal klein angefangen haben (außer de Marsay, der schon immer reich war). Sie geben Savinien hier gute Ratschläge, vergessen aber, dass dabei ihr guter Charakter „in die Brüche gegangen ist“. :breitgrins:


    Seine Generalbeichte von 22 Seiten hat ja das Herz der Mutter „weichgeklopft“ (Seite 127 bei mir). Nun kommt der Briefwechsel.


    So erstmal Alles Gute, Frank. :winken:

  • Hallo Frank
    Hallo zusammen


    danke für deine schönen Hinweise und Textauszüge. Mir gefallen diese fast unscheinbaren Weisheiten sehr gut.

    Die „Dandys“, die hier auftreten: Rastignac, Lucien de Rubempré, Maxime de Trailles, Èmile Blondet und de Marsay sind in vielen Romanen zu hause. Sie erklären hier, dass sie alle mal klein angefangen haben (außer de Marsay, der schon immer reich war). Sie geben Savinien hier gute Ratschläge, vergessen aber, dass dabei ihr guter Charakter „in die Brüche gegangen ist“. :breitgrins:


    geahnt habe ich das. Ich freue mich, wenn ich in weiteren Romanen von Balzac auf sie stoße. Es ist so, als ob man alte Bekannte wiedertrifft.

    Seine Generalbeichte von 22 Seiten hat ja das Herz der Mutter „weichgeklopft“ (Seite 127 bei mir). Nun kommt der Briefwechsel.


    jetzt hast du mich eingeholt. :sonne:


    in einem Brief an seine Schwester Laure Surville schrieb Balzac folgenden Satz:
    Ich habe Teil an all dem Widerspruch, der Leben heißt.


    Bis morgen in neuer Frische
    Maria

    In der Jugend ist die Hoffnung ein Regenbogen und in den grauen Jahren nur ein Nebenregenbogen des ersten. (Jean Paul F. Richter)

  • Hallo Frank


    ich habe mir ganz fest vorgenommen, dass die forumsinterne Auseinandersetzung nicht Einfluß auf unsere Leserunde nimmt, denn sie macht mir viel Freude. Doch entschuldige wenn ich mich heute zu Balzac nicht mehr melde, mir ist echt zum Weinen zumute.


    Liebe Grüße
    Maria

    In der Jugend ist die Hoffnung ein Regenbogen und in den grauen Jahren nur ein Nebenregenbogen des ersten. (Jean Paul F. Richter)

  • Hallo Maria, ihr habt auf eurem „Titelblatt“ eine schöne Seite mit dem Titel „Toleranz und Netiquette“. Gefällt mir sehr gut.


    Nun bin ich traurig über diesen Abbruch, denn ich habe auch sehr viel lernen können. Ein bisschen Leidenschaft und viele Erkenntnisse haben diese Leserunde bereichert. Maria, sei nicht traurig, wenn es wieder mal um Balzac geht, dann „weck mich“.:smile:
    Ansonsten wünsch ich dir Alles Gute und noch viel Spaß mit den Klassikern. Auch viele Grüße an Alamir. Es hat mir sehr viel Freude bereitet, mit Euch zu „reden“. Tschüß, Frank.
    :winken:

  • Hallo Frank


    danke für dein Verständnis. Ich möchte "Ursule Mirouet" nicht abbrechen. Wenn ich etwas begonnen habe, möchte ich es auch zuende bringen.


    Liebe Grüße
    Maria

    In der Jugend ist die Hoffnung ein Regenbogen und in den grauen Jahren nur ein Nebenregenbogen des ersten. (Jean Paul F. Richter)