Mai 2003: Honoré de Balzac - Ursule Mirouet

  • Hallo Hubert,
    ich muss gestehen, dass ich nicht wusste um was es geht, als Maria von foruminternen Auseinandersetzungen schrieb. Erst dachte ich, es geht um diese Leserunde und fühlte mich sofort schuldig. Hätte ich mal zu den anderen gesehen! Nun war ich ziemlich erschrocken, als ich las, dass Hubert „das Handtuch werfen will“. Wenn meine Stimme auch kein großes Gewicht in diesem Forum hat, bitte ich trotzdem Hubert sich diesen Schritt nochmals zu überlegen. Du bist hier „zu hause“. Es sind deine Freunde, die du damit verlässt. Als ich hier mit Balzac wieder „ins Rennen“ gekommen bin, standen mir fast die Tränen in den Augen, als ihr Euch alle wieder gemeldet habt. Ich habe große Achtung vor diesem Forum. Du gehörst dazu und selbst Streit und Kritik dienen doch der Wahrheit. Ich möchte jetzt keinen weisen Spruch von Balzac zitieren. Hubert überleg es dir noch mal, Maria hat schon einen „James Joyce“ bereitgelegt und die Bibelfreunde stehen auch bereit. Alles Gute, Frank.

  • Zitat von "Frank W."

    Hallo Hubert,
    ich muss gestehen, dass ich nicht wusste um was es geht, als Maria von foruminternen Auseinandersetzungen schrieb. Erst dachte ich, es geht um diese Leserunde und fühlte mich sofort schuldig. Hätte ich mal zu den anderen gesehen! Nun war ich ziemlich erschrocken, als ich las, dass Hubert „das Handtuch werfen will“. Wenn meine Stimme auch kein großes Gewicht in diesem Forum hat, bitte ich trotzdem Hubert sich diesen Schritt nochmals zu überlegen. Du bist hier „zu hause“. Es sind deine Freunde, die du damit verlässt. Als ich hier mit Balzac wieder „ins Rennen“ gekommen bin, standen mir fast die Tränen in den Augen, als ihr Euch alle wieder gemeldet habt. Ich habe große Achtung vor diesem Forum. Du gehörst dazu und selbst Streit und Kritik dienen doch der Wahrheit. Ich möchte jetzt keinen weisen Spruch von Balzac zitieren. Hubert überleg es dir noch mal, Maria hat schon einen „James Joyce“ bereitgelegt und die Bibelfreunde stehen auch bereit. Alles Gute, Frank.


    Hallo Frank
    Ich bin ganz erschrocken, dass du dachtest es hätte was mit dir zu tun.
    es ist wirklich schön, dass du wieder im Forum bist, Frank.


    das sind echt liebe Worte von dir. Ich gebe zu ich habe heute schon geweint, weil mir Huberts Weggang nahe geht. Wär hätte das vor einem Jahr noch gedacht, denn auch Hubert und ich hatten unsere Differenzen.

    und ich hoffe er liest auch dein Posting.


    Liebe Grüße
    Maria

    In der Jugend ist die Hoffnung ein Regenbogen und in den grauen Jahren nur ein Nebenregenbogen des ersten. (Jean Paul F. Richter)

  • Zitat von "Frank W."

    Hallo Hubert,
    .... Nun war ich ziemlich erschrocken, als ich las, dass Hubert „das Handtuch werfen will“. Wenn meine Stimme auch kein großes Gewicht in diesem Forum hat, bitte ich trotzdem Hubert sich diesen Schritt nochmals zu überlegen. Du bist hier „zu hause“. Es sind deine Freunde, die du damit verlässt. ........ Hubert überleg es dir noch mal,



    Hallo Frank,


    Dein Posting hat mir sehr gut getan. Ich kann nicht beurteilen wie groß das Gewicht Deiner Stimme in diesem Forum ist, bei mir persönlich hat sie viel Gewicht.


    Ich poste hier nicht um Freunde zu gewinnen, sondern weil ich mich für Literatur interessiere, und mehr als einen Freund (Maria) habe ich anscheinend auch nicht gewonnen, obwohl das m.M.n. schon ziemlich viel ist.


    Vielleicht gibt es ja mal in Deinem Forum eine Balzac-Leserunde – da könnte ich mir gut vorstellen, mitzumachen.


    Noch mal vielen Dank für Dein Posting und viele Grüsse


    Hubert .

  • Dein Posting hat mir sehr gut getan. Ich kann nicht beurteilen wie groß das Gewicht Deiner Stimme in diesem Forum ist, bei mir persönlich hat sie viel Gewicht.


    Danke, Hubert. Du hast mindestens 2 Freunde im Internet, denen es sehr leid tut, dass du gehst. Hätte mir jemand vor Jahren gesagt, dass sich Gefühle im Internet übertragen können, hätte ich entschieden abgewehrt, weil m.M.n. eine wichtige Vorraussetzung für eine Freundschaft fehlt, nämlich der „Geruch“. Mindestens hier habe ich begriffen, dass es nicht der „Geruch“ ist, sondern die Gedanken.


    Vielleicht gibt es ja mal in Deinem Forum eine Balzac-Leserunde – da könnte ich mir gut vorstellen, mitzumachen.


    Das wäre eine schöne Sache, wenn ich mehr Zeit hätte. Mein normales Arbeitsleben hat sehr wenig mit Literatur zu tun. Ich führe diese Balzac Seite, um einen geistigen Ausgleich zu haben. Maria hatte geschrieben, dass sie niemanden sonst hat, mit dem sie sich über Klassiker unterhalten kann. Was meinst du, wie viele sich mit mir über Balzac unterhalten wollen? Ich werde wohl ein „Monomane“ bleiben, wie „Dostojevski“ schrieb.


    Hubert, ich wünsche Dir Alles Gute für Deinen Weg. Vergiss deine Freunde nicht und du bist immer wieder herzlich willkommen. Machs Gut, Frank.

  • Hallo Frank
    Hallo zusammen,


    gestern habe ich gaaaaanz langsam weitergelesen. Warum langsam? Weil ich nicht zu der Stelle kommen wollte, wo der liebe Dr. Minoret stirbt. Aber es gab kein Hinauszögern (außer ich hätte aufgehört zu lesen) und so bin ich nun an der Stelle (S. 194), als er Ursule das Versteck hinter dem Rokokobüfetts nennt und sie soll den Brief hervorholen. Doch auch der Feind, sprich der calibane Posthalter hat sich angeschlichen und hört mit *grrr*


    Ich ahne schlimmes und habe jetzt erstmal unterbrochen um Luft zu holen. So spannende Szenen, die muß ich immer erst wirken lassen, bevor ich weiterlese.


    Wie weit bist du?


    Die Entwicklung des Adligen Savinien hat mir gut gefallen. Die Marine hat ihn noch reifer werden lassen. Wie er sich wohl im weiteren Verlauf zu Julie stellt?


    Die Briefe zwischen ihnen waren so rein, sittsam und ehrenhaft. Hat mich sehr berührt. Interessant war, dass der 1. Brief von Savinien an Ursule lautete: An Mademoiselle Ursule und endete mit Ihr Savinien.


    Da hatte er sich bereits zuviel herausgenommen und als der Doktor das mit ihm klärte indem er Ursule einen Brief schreiben läßt, heißt es im nächsten Brief: An Mademoiselle Ursule Mirouet


    Dieser Doktor hat meinen vollsten Respekt. Auch wie versucht das Erbe für Ursule zu sichern ohne sie zu heiraten oder zu adoptieren. Aber leider sind diese raffgierigen Erben wie die 'Ameisen'. Hässlich wie sie sich im Haus des Doktors zu seiner Sterbestunde versammeln und nur an die Wertgegenstände darin Sorgen machen und keiner traut dem anderen.


    Weißt du näheres über die Seeromane von Cooper, die bei mir auf S. 176 erwähnt werden und die Julie liest um Savinien nahe zu sein. Ich werde mal ein bißchen im Netz stöbern gehen.


    Der Bericht ist ein bißchen wirr, sorry.


    Liebe Grüße
    Maria

    In der Jugend ist die Hoffnung ein Regenbogen und in den grauen Jahren nur ein Nebenregenbogen des ersten. (Jean Paul F. Richter)

  • Zitat von "JMaria"


    Weißt du näheres über die Seeromane von Cooper, die bei mir auf S. 176 erwähnt werden und die Julie liest um Savinien nahe zu sein. Ich werde mal ein bißchen im Netz stöbern gehen.


    Nochmals Hallo,


    Rätsel gelöst. Ich wußte garnicht, dass James Fenimore Cooper neben seinen Lederstrumpfromanen auch Seeromane verfaßte. Als der bekannteste wird "Der Lotse" genannt.


    http://de.wikipedia.org/wiki/James_Fenimore_Cooper


    LG Maria

    In der Jugend ist die Hoffnung ein Regenbogen und in den grauen Jahren nur ein Nebenregenbogen des ersten. (Jean Paul F. Richter)

  • Maria, entschuldige. Ich hatte die letzten 2 Tage eine "Betriebs-Prüfung" absolvieren müssen und bin noch nicht wieder zum Zuge gekommen. Melde mich morgen wieder, habe alles registriert und werde dir morgen antworten. Danke, Frank. :smile:

  • Hallo Maria, ich war ja schon immer etwas langsam, man könnte mich regelrecht "Spätlese" nennen. Gerade sehe ich, dass Hubert wieder "on-forum" ist. Streit passee, ich wusste sowieso nicht worum es geht! Ich freue mich. Schönen Abend, Frank. :breitgrins:

  • Zitat von "Alamir"

    Cooper hat auch einen Roman geschrieben, "The Heidenmauer", der in der Nähe von Bad Dürkheim zur Zeit des Dreißigjährigen Krieges spielt. Ich habe den leider noch nicht zu einem bezahlbaren Preis gefunden.


    Hallo zusammen,
    Hallo Alamir


    seit der Simplicissimus-Leserunde verfolgt mich der 30jährige Krieg *bg*
    Danke für den Hinweis. Bei Amazon gibt es eine Ausgabe für 32,80 €, stolzer Preis.


    @Frank: bis später :winken:
    Liebe Grüße
    Maria

    In der Jugend ist die Hoffnung ein Regenbogen und in den grauen Jahren nur ein Nebenregenbogen des ersten. (Jean Paul F. Richter)


  • Beherrsch dich Sandhofer, so schlecht sind die Taschenbücher auch wieder nicht. :zwinker: :blume:


    LG Maria

    In der Jugend ist die Hoffnung ein Regenbogen und in den grauen Jahren nur ein Nebenregenbogen des ersten. (Jean Paul F. Richter)

  • Hallo Maria, du hast ja ganz schön vorgelegt, aber nun bin ich auch an der Stelle, wo der Doktor, inzwischen 88, stirbt. Jedenfalls geht es ihm schon nicht mehr so gut. Die Gerüchte halten sich, dass er schon gestorben ist:


    „die Erben liefen über die Strasse wie die Kugeln eines Rosenkranzes, dessen Schnur gerissen ist.“


    Ich finde die Umschreibungen Balzacs immer sehr schön. In diesem Roman kommt es mir nicht so extrem vor, aber in vielen anderen ist es immer wieder erstaunlich, wie er Blicke beschreibt. Auf einer anderen Website (engl.) habe ich mal die verschiedenen Beschreibungen seiner Nasen gefunden, war auch sehr interessant.


    http://home.arcor.de/frank.weidemann/00036.html
    (mit Selbstportrait) :breitgrins:


    Nochmal etwas zurück, Ursule ist nun zwanzig und ist mit Savinien verlobt. Alle sind für die Verbindung außer seiner Mutter, die es für eine Missheirat hält und der Erben, die das nun verhindern wollen. Die Mutter scheint aber einzulenken, da die d’Aiglemonts eine Missheirat eingehen wollen. Nach dem Motto, „wenn die dass wollen, können wir das schon lange.“ :rollen:


    Also keine Hindernisse mehr. Gefallen haben mir persönlich die Liebesschwüre und Treuegeständnisse, als Savinien bei der Marine war. Ursule hat sich ja das Haar abgeschnitten und ihm eine Kette geflochten. Hätte ich mir auch mal gewünscht, als ich noch zur See gefahren bin.


    Ein bisschen übertreibt Balzac mit der Beschreibung Saviniens in Uniform:


    „Tatsächlich prägt der Militärdienst den Bewegungen, dem Gang, der Miene der Männer eine mit Würde gepaarte Entschlossenheit auf und eine gewisse Geradheit, die selbst dem oberflächlichsten Beobachter es möglich macht, einen Militär in Zivilkleidung als einen solchen zu erkennen: nichts zeigt besser, dass der Mann zum Befehlen bestimmt ist.“
    Wir erinnern uns, dass Balzac selbst den Militärdienst verweigert hat, weil er ihn als Zeitverschwendung betrachtete. Sein berühmt gewordener Spruch auf einer Napoleon Büste lautete:


    „Was er nicht mit dem Schwert vollbringen konnte, ich werde es mit der Feder vollenden.“


    Der deutsche Musiklehrer Schmücke (in anderen Romanen auch Schmucke genannt) spielt noch mal eine große Rolle im Roman „Vetter Pons“. Hier ist er ein eher bescheidener, armer, aber hoch talentierter Klavierlehrer.


    Die Träume, die bei Ursule während der Trennung immer wieder auftreten, verwundern den Doktor nicht? Hier ist sicher wieder „Magnetismus“ im Spiel. :sauer:
    Ursule scheint mir noch etwas naiv zu sein, lässt sich sogar die Liebesbriefe diktieren. Da hätte ich bei meiner Tochter (15) keine Chance. Ach, heute schreibt man ja auch SMS. :redface:


    Also nun zum letzten Drittel, Maria. Das letzte Stück hat sich ja fliesend gelesen.


    @Alle, was habt ihr gegen Taschenbücher? Steht das gleiche drin, nur preiswerter. :grmpf:



    Schönen Abend, Frank.

  • Hallo zusammen,
    Hallo Frank


    Zitat


    „die Erben liefen über die Strasse wie die Kugeln eines Rosenkranzes, dessen Schnur gerissen ist.“


    Ich finde die Umschreibungen Balzacs immer sehr schön. In diesem Roman kommt es mir nicht so extrem vor, aber in vielen anderen ist es immer wieder erstaunlich, wie er Blicke beschreibt. Auf einer anderen Website (engl.) habe ich mal die verschiedenen Beschreibungen seiner Nasen gefunden, war auch sehr interessant.


    http://home.arcor.de/frank.weidemann/00036.html
    (mit Selbstportrait) :breitgrins:


    mein Lesepartner ist ein Mann mit Humor, wie schön :klatschen:
    schöne Zitate hast du herausgefiltert. Wie oft überliest man doch solche schönen Sätze.

    Zitat


    Nochmal etwas zurück, Ursule ist nun zwanzig und ist mit Savinien verlobt. Alle sind für die Verbindung außer seiner Mutter, die es für eine Missheirat hält und der Erben, die das nun verhindern wollen. Die Mutter scheint aber einzulenken, da die d’Aiglemonts eine Missheirat eingehen wollen. Nach dem Motto, „wenn die dass wollen, können wir das schon lange.“ :rollen:


    die Mutter hat seltsame Anwandlungen, eingeengt in einem veralteten System, das es in der Form gar nicht mehr gab, dem frühen Adel.


    aber stell dir nur vor, wie ein junges Mädchen von der Uniform beeindruckt sein muß und wenn es dann noch ihr Liebster ist, dann muß ihr Herz doch überlaufen.


    Ursule's Geschenk für Savinien war sehr passend, es war etwas von ihr selbst bzw. Haare sind doch sehr persönlich, ein Symbol für Liebende.


    du warst auf See? interessant, darf ich fragen wie lange? Für jemanden wie mich, die das Meer nicht um die Ecke hat, wirkt dieser Beruf richtig exotisch. :smile:

    Zitat


    Der deutsche Musiklehrer Schmücke (in anderen Romanen auch Schmucke genannt) spielt noch mal eine große Rolle im Roman „Vetter Pons“. Hier ist er ein eher bescheidener, armer, aber hoch talentierter Klavierlehrer.


    ah, danke für den Hinweis, daran werde ich mich bestimmt erinnern, wenn ich das Buch lese.

    Zitat


    Die Träume, die bei Ursule während der Trennung immer wieder auftreten, verwundern den Doktor nicht? Hier ist sicher wieder „Magnetismus“ im Spiel. :sauer:


    ich glaube auch, dass dieser Magnetismus in den verschiedensten Formen, das Hauptthema des Buches ist. Bei mir auf S. 165 heißt es auch dass wahre Empfindungen ihren Magnetismus haben. Ich bin gespannt wohin das Thema uns noch führt.


    Zitat


    Ursule scheint mir noch etwas naiv zu sein, lässt sich sogar die Liebesbriefe diktieren. Da hätte ich bei meiner Tochter (15) keine Chance. Ach, heute schreibt man ja auch SMS. :redface:


    naiv würde ich nicht sagen, äußerst empfindsam. Ihr fehlt die Lebenserfahrung, darin stimm ich mit dir überein, aber in manchen Worten steckt bereits viel Tiefe und ihre Gefühle sind ebenfalls von einer ungewöhnlichen Tiefe.


    Ich glaube die Kunst einen Liebesbrief zu schreiben, wird verloren gehen, wenn es nicht bereits verloren gegangen ist. Heute muß alles schnell_schnell gehen *seufz*



    @Alle, was habt ihr gegen Taschenbücher? Steht das gleiche drin, nur preiswerter. :grmpf:


    ich hab überhaupt nichts gegen TB's, im Gegenteil, für manche TB- Reihen z.B. Fischer Verlag (Thomas Mann, Virginia Woolf) schwärme ich sogar. Bei mir im Regal gibt es zu mehr Taschenbücher als Gebundene.


    Liebe Grüße und einen schönen Feiertag
    wünscht Maria :winken:

    In der Jugend ist die Hoffnung ein Regenbogen und in den grauen Jahren nur ein Nebenregenbogen des ersten. (Jean Paul F. Richter)

  • Hallo Maria,


    inzwischen habe ich auch etwas weiter gelesen. Den Doktor geht es noch schlecht: :sauer:

    „Bereiten Sie einen Umschlag von Senfteig, damit wir den Füßen des Herrn ein Senfpflaster auflegen.“


    Meine Medizinkenntnisse sind begrenzt. Ich weiß gar nicht, ob es so ein Verfahren noch gibt? - Nun stirbt der Doktor wirklich.


    Der böse Posthalter, der das Gespräch belauscht hatte, bringt das Testament an sich und vernichtet es. Traurig für Ursule, welche zur Zeit nur bestürzt ist, über den Tod ihres Paten.


    Da du die Zitate gelobt hast, möchte ich „meine Tiertheorie“ (siehe einige Beiträge weiter vorn „Ameisen“) noch um folgende Zitate erweitern:
    (Seitenzahlen meiner Ausgabe weichen von deinem Buch etwas ab)


    „Wie ein Wolf, ohne dass seine Schuhe das geringste Geräusch machten,…(S. 184)
    „ganz wie die Raben, die abwarten bis ein Pferd eingescharrt ist…(S. 186)
    „ mit der Geschwindigkeit eines Spürhundes…“ (S. 190)
    „indem er sie ansah, wie eine wilde Katze (S. 190, siehe auch gestr. Eintrag zum Thema „Blicke“)
    „im Interesse des Zieraffen….“ (S. 190)


    Wenn man die „Menschliche Komödie“ liest, kann man einen Zoologischen Garten zusammenstellen mit allen Tieren, angefangen von Insekten, über einheimische Tiere bis hin zu Exoten (der Posthalter – der Elefant ohne Rüssel). Mehr noch, die meisten Tiere werden nicht nur genannt, sondern mit ihren klassischen Eigenschaften an der jeweiligen Person festgemacht.


    die Mutter hat seltsame Anwandlungen, eingeengt in einem veralteten System, das es in der Form gar nicht mehr gab, dem frühen Adel.


    Die Mutter zeichnet sich dadurch aus, dass sie alles für Savinien tun will, aber keinen etwas schuldig bleiben möchte. (siehe die „Bettelbriefe“ oder die aufgenommenen Hypotheken). Der Adel in ihr ist veraltet, alles klar, „vornehm geht die Welt zugrunde“. Auch wenn sie nichts mehr hat, möchte sie dennoch keine Missheirat, ohne „blaues Blut“.


    Du warst auf See? interessant, darf ich fragen wie lange? Für jemanden wie mich, die das Meer nicht um die Ecke hat, wirkt dieser Beruf richtig exotisch.


    Mit Unterbrechungen von 1972 bis 1986. Erst als Matrose bei der Mandelsmarine, später als Nautiker bis ich dann eine Familie „gründete“. Die Seefahrt war für mich die Möglichkeit aus der „eingemauerten DDR“ auszubrechen. Eine genaue Beschreibung meiner „Lebensdaten“ findest du auf meiner Impressum-Seite (Foto anklicken).


    Ich glaube die Kunst einen Liebesbrief zu schreiben, wird verloren gehen, wenn es nicht bereits verloren gegangen ist. Heute muss alles schnell_schnell gehen *seufz*


    Ich hatte mal die Überzeugung, dass mit dem Überangebot von Fernsehen und Computerkommunikation, keiner mehr ein Buch liest. Als ich dann die Flut von „Harry Potter - Büchern“ sah, wurde ich eines besseren belehrt. Andere Kinder (z.B. auch meine Tochter) schreiben Tagebücher, hätte ich auch nicht mehr für möglich gehalten. Der Liebesbrief war seinerzeit die einzige Möglichkeit, über weite Entfernungen miteinander zu kommunizieren. Heute schreibt man den Brief vielleicht per e-mail, damit es schneller geht, aber es ist auch ein Liebesbrief.


    Liebe Grüße und einen schönen Feiertag
    Ich weiß gar nicht was heut für ein Feiertag sein soll, - jetzt sehe ich es, Fronleichnam, dann schönen Feiertag (hier wurde der Osten wieder vergessen).



    Alles Gute, Frank. :winken:

  • Hallo Frank
    wie überheblich der Posthalter über das Erbe denkt. Da läuft dem Leser die Galle über:


    "Der Jesuit! Als ob uns nicht sein ganzes Vermögen zukäme!"


    da hat ein Mensch sein lebenlang gearbeitet, sein Geld vermehrt und 'fremde' Menschen meinen ein Anrecht zu haben *grr*


    Ursule ist nun sehr sparsam, doch der Posthalter will sie aus dem Dorf verjagen und benutzt diesen Schreiberling Goupil. Bösartige Intrigen folgen, es wird nun sehr spannend.


    oder mit den Worten des Arztes Minoret:

    Die Liebenden haben, wie die Betrunkenen, einen Gott für sich.


    hoffen wir es für Savinien und Ursule.


    Die Beweggründe des Posthalters warum er Ursule aus Nimours verjagen will und die Balzac nur kurz umreißt, erinnerte mich an die letzte Leserunde Emile Zola: Therese Raquin. Der Charakter des Posthalters könnte aus einem naturalistischen Roman von Zola stammen.


    Liebe Grüße
    Maria

    In der Jugend ist die Hoffnung ein Regenbogen und in den grauen Jahren nur ein Nebenregenbogen des ersten. (Jean Paul F. Richter)

  • Hallo Maria, weiter geht’s, :smile:


    Ursule und Savinien ziehen in eine neue Wohnung.


    „Um Raum für die Bücher zu schaffen, die Ursule zurückkaufen wollte, ließ Bongrand die Wand zwischen zwei Zimmern des ersten Stockes niederreißen.“


    Wäre mit Taschenbüchern nicht passiert. :zwinker:


    Beachte auch immer die Sprüche, z.B.


    „Liebe will Geduld,…“


    „Zu lieben und sich außerstande zu fühlen, dem, den man liebt, Hilfe zu bringen, ist eins der furchtbarsten Leiden, die die Seele edler und feinfühlender Frauen überwältigen können.“


    Nun ist es allen unverständlich, dass Ursule leer ausgeht, obwohl der Doktor ihr eine schöne Zukunft vorausgesagt hat.


    „Wenn ich nur die Bibliothek und die Möbel meines Paten kaufen kann, damit sie nicht verstreut werden….


    An dieser Stelle möchte ich mal eine Episode aus dem „Leben“ Balzacs erzählen. Als Balzac gestorben war (hier bewahrheitet sich diese Geschichte) stürmten Gläubiger und „Plünderer“, Balzacs Haus. Alles was „wir“ heute von Balzac besitzen (499 Manuskripte, Briefe usw.) haben „wir“ einen Belgier zu verdanken, nämlich Spoelberch de Lovenjoul, Charles de (1836-1907). Ihm gebührt unbedingt der erste Ehrenplatz in der Historiographie der Werke Balzacs. Er kaufte alles auf, was aus Balzacs Haus entwendet wurde. Heute gibt es ein Museum und eine umfangreiche Sammlung. Spoelberch schrieb selbst ein Buch darüber: „Histoire des oeuvres d'H. de Balzac“. Allerdings hat Eva schon vor Balzacs Tod verlangt, dass er ihre Briefe verbrennt. Na ja verständlich, ist ja auch intim. :redface:


    Briefe:


    http://home.arcor.de/frank.weidemann/00034-3.html


    So jetzt bin ich auf Seite 200, könnte bei dir 205 sein?


    Noch ein paar Tierzitate, die ich gerade gelesen habe: :bang:


    „“Und Sie haben hier auch einen Schlüssel!, rief Massin, indem er wie eine Katze herbeiglitt …
    „die Erben hatten sie bei Lebzeiten ihres Onkels genug gedemütigt und wie den Hund im Kegelspiel empfangen.“ (S. 194)
    „Diese Bürger sind wie Jagdhunde…“ (S.198)


    Rein ins Gehege, vielleicht bekommen wir unseren Zoo noch voll, aber zumindestens einen Tierpark. :bang:


    Emile Zola: Therese Raquin. Der Charakter des Posthalters könnte aus einem naturalistischen Roman von Zola stammen.


    Du möchtest gern eine Verbindung zu Zola sehen. :rollen:
    Also, Herr Georg Lukács, schrieb:


    „Der Romancier Zola ist der Historiker des privaten Lebens im zweiten französischen Königreiche, wie Balzac der Historiker des privaten Lebens während der Restauration und der Periode des Julikönigtums war. Zola betrachtete sich als legitimer Nachfolger und Fortsetzer der großen Realisten zu Anfang des 19. Jahrhunderts, Balzac und Stendhal. Er übte an Balzac und Stendahl eine bei aller Bewunderung energische Kritik, um das Tote und Veraltete aus ihrem Werk auszuscheiden, um jene Prinzipien der Schaffensmethode herauszuarbeiten, die für die Weiterführung des Realismus (Zola spricht immer von Naturalismus) fruchtbar und fördernd bleiben können.


    Auch wenn der Herr Lukács etwas kommunistisch „angehaucht“ ist, beweisen diese Zeilen doch, dass eher Zola bei Balzac abgeschrieben hat. :bang:


    Schönen Abend, wie war der Feiertag, Frank. :klatschen:

  • Hallo Frank
    ich bin nun auf S. 234 und böse, intrigante, bedrohliche Brief sind im Umlauf. Aber hetz dich nicht, denn ob ich morgen zum Lesen komme ist fraglich.


    und nun nur kurz, zu deiner Frage, wie der Feiertag war:


    ich bin pappsatt - wir haben das schöne Wetter ausgenützt und mit der Familie gegrillt *lecker*


    am Abend dann ein bißchen Ursule Mirouet.


    Danke für deine Ausführungen zu Balzac und Zola. Ich werde es mir noch intensiver durchlesen. Deine Aufmerksamkeit und dein gesammeltes Wissen über Balzac ist toll, das bringt mir den Autor sehr viel näher.


    OT: Sandhofer hat zum Thema HC und TB noch einen Extra-Thread im Allgemeinen Klassikerforum eröffnet.


    Bis morgen
    Gruß Maria

    In der Jugend ist die Hoffnung ein Regenbogen und in den grauen Jahren nur ein Nebenregenbogen des ersten. (Jean Paul F. Richter)