Eduard von Keyserling

  • Zu Leben und Werk von Keyserlings..?


    Zuerst: Dank für den Hinweis auf Tilman Krauses "Fontane in Moll".
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    Ich habe hier im Thema nicht alles nachgelesen; aber interessant ist:


    Thomas Manns Essay: Zum Tode E. K. s.
    In: Ders.: Rede u. Antwort. Bln. 1922. S. 258-263; auch in: T.M.: Schriften und Reden zur Literatur, Kunst und Philosophie. Bd. 1. 1986. MK 113 (T.M.: Das essayistische Werk).


    Oder auch:
    Reinhard Brökers Nachwort, in: E.v. K.: Harmonie. Romane und Erzählungen. München 1998. Knaur 61109. S. 921ff.
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    Die beste Arbeit aber ist Wolfgang Nehrings Essay zu Leben und Werk, mit Literatur: E. v. Keyserling. In: Deutsche Dichter. Bd. 6. Realismus, Naturalismus und Jugendstil. RUB 8616. Stgt. 1993. S. 285 - 297.
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    Ein Lebensroman oder eine Biografie zu von Keyserling - ja, das würde mich auch interessieren.
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    Das schöne Porträt bei:
    http://www.lesekost.de/HHL226.htm

    Goethe: „...wodurch wir uns abermals überzeugen, daß es eine allgemeine Weltpoesie gebe und sich nach Umständen hervortue; weder Gehalt noch Form braucht überliefert zu werden, überall, wo die Sonne hinscheint, ist ihre Entwicklung gewiß.“

  • Hallo,


    "Fräulein Rosas Herz" ist in meiner Sammlung leider nicht enthalten. "Beate und Mareile" kenne ich hingegen, der Graf, der nicht ertragen kann, "wie kostbare Augenblicke seines Lebens leer und ereignislos verrannen", nimmt sich einiges heraus (wehe, es wäre andersrum gewesen..., in "Feiertagskinder" sucht z.B. Irma nach den Freuden des Lebens). Beate (als "Lebensmaschine" bezeichnet) und Mareile ("Angenehm war es, klug, stark und schön zu sein") erinnern in ihrem Gegensatz kalt und heiß ein wenig an die Stechlinschen Schwestern.


    Eine Keyserling-Biographie würde mich auch interessieren, sein Leben war wohl nicht gerade unproblematisch.


    Danke für die Links und viele Grüße
    Holk

  • Hallo Maria,


    schön, dass du wieder Neugier auf Keyserling weckst. Klingt ja wieder sehr verlockend :smile:


    Eine rote Rose Sultan of Zanzibar gibt es, schau mal hier
    Schön, oder ? Hätte ich auch gerne, sieht aber so aus, als ob sie nur noch im Rosarium de l'Hay exisitiert.


    Gruß von Steffi

  • Hallo,


    eine Keyserling-Biographie bei dtv (Hüster, Wiebke, 3-423-24450-X) ist für April 2005 angekündigt.


    Auch für mich war Keyserling die Entdeckung der SZ-Bibliothek, lese jetzt der reihe nach alle titel (wohlfeil über project gutenberg ;-)).


    frühlingshafte gruesse aus wien,
    stephan

  • Hallo zusammen,


    Zitat von "Holkenäs"

    "Fräulein Rosas Herz" ist in meiner Sammlung leider nicht enthalten.


    es war Keyserlings' erste Erzählung (1883), von daher interessant im Hinblick auf die Entwicklung seines Gesamtwerkes. In seinen frühen Werke ist für mich kein deutlicher Pessimismus (eher eine Spur von P.) erkennbar, den der Schreiber des Artikels: "Ein Fontane in Moll" (siehe weiter oben) erwähnt. Auch erwähnt der Artikel, dass Keyserling unversöhnlicher als Fontane war. Bis zum gewissen Grade habe ich das auch festgestellt. Ich glaube, es kommt darauf an, von welcher Warte aus man es betrachtet.


    Ich bin auf seine weiteren Werke gespannt.

    Zitat von "Holkenkäs"


    "Beate und Mareile" kenne ich hingegen, der Graf, der nicht ertragen kann, "wie kostbare Augenblicke seines Lebens leer und ereignislos verrannen", nimmt sich einiges heraus (wehe, es wäre andersrum gewesen...,


    du hast recht. Günther von Tarniff beneidet die arbeitende Gesellschaftsschicht um ihre Stärke und er kann nicht mal ein Buch über Agrarwirtschaft lesen oder eine Predigt für die Hausgenossen schreiben. Dieser (körperliche) Zerfall des Adels bringt Keyserling gekonnt auf den Punkt. Auch das Spiel mit den Farben: weiß für Beate, die zarte reine adlige Frau; rot für Mareile, lebenslustig, stark und sinnlich.


    Saturnia und Stephan ------> Danke. Ich habe mir eure Hinweise fleißig notiert. Die Biografie im April werde ich mir bestellen.


    Zitat von "Steffi"


    schön, dass du wieder Neugier auf Keyserling weckst. Klingt ja wieder sehr verlockend


    Keyserling befindet sich bereits in den Reihen meiner Lieblingsschriftstellern.


    Danke fürs Nachschauen, die Rose "Sultan von Zanzibar" sieht prachtvoll aus und paßt zu Mareile. Ob Keyserling ein Rosenliebhaber war? Das könnte man doch fast annehmen.


    Zitat von "Stephan"


    Auch für mich war Keyserling die Entdeckung der SZ-Bibliothek, lese jetzt der reihe nach alle titel (wohlfeil über project gutenberg ;-)).


    ich habe den Erzählband "Harmonie" gekauft und werde nun nach und nach sein Werk lesen.


    welche kennst du bereits?


    Viele Grüße
    Maria

    In der Jugend ist die Hoffnung ein Regenbogen und in den grauen Jahren nur ein Nebenregenbogen des ersten. (Jean Paul F. Richter)

  • Hallo,


    daß gerade jetzt eine Biographie auf den Markt kommen soll, finde ich ja sehr erfreulich. Wird wohl ein dtv-Portrait sein, die immer gute Basisinformationen liefern.


    Ein Lob an die SZ-Bibliothek, dass sie einen Klassiker reanimiert hat. Vielleicht bekommen wir sogar eine Leserunde zusammen? Die Titelerzählung des Sammelbandes "Harmonie" habe ich mir schon für besondere Anlässe aufgespart :zwinker:


    "Fräulein Rosa Herz" könnte ich auch mal bei Gutenberg nachlesen. Dort gibt es auch noch "Die dritte Stiege" und "Die schwarze Flasche".


    Sonntägliche Grüße
    Holk

  • Hallo,


    habe gerade "Fürstinnen" gelesen. Außer einer "Melusine" (Stechlin läßt grüßen), gibt es auch wieder einen Rosenabschnitt:


    Zitat

    »Die Rosen«, wiederholte Streith, er war befangen, was ihm selten geschah. »Nun, die Rosen haben gut überwintert, ich habe mir zwei neue angeschafft, eine große rote mit violettem Schimmer, die heißt Miß Vanderbilt.«


    »So demokratisch«, warf die Fürstin ein.


    Streith zuckte die Achseln: »Auch die Rosen werden demokratisch. Die andere ist eine kleine schwefelgelbe Rose, die sehr süß duftet, sie heißt, ich weiß nicht warum, ›Diane vaincuel‹.«


    Besteht denn vielleicht Interresse an einer Keyserling-Leserunde?


    Grüße
    Holk

  • Hallo Holk


    danke für den schönen Rosenhinweis. Ich bin überzeugt Eduard von Keyserling war ein Rosenkenner oder er hat sich gut beraten lassen.


    ich lese derzeit noch "Vor dem Sturm" von Fontane, bin ca. bei der Hälfte angelangt. Das wird bei mir noch etwas dauern. Ich schätze mal ca. 2 Wochen bis ich durch bin.


    Ich würde gerne an einer spontanen Leserunde mit machen.


    Kennst du bereits "Abendliche Häuser"?


    Viele Grüße
    Maria

    In der Jugend ist die Hoffnung ein Regenbogen und in den grauen Jahren nur ein Nebenregenbogen des ersten. (Jean Paul F. Richter)

  • Hallo!


    Zur Zeit bin ich an keiner Leserunde beteiligt. Für mich privat lese ich gerade die Biographie von Marie Curie, geschrieben von ihrer Tochter Eve. Ich habe das Buch schon während meiner Schulzeit gelesen.


    Vor einigen Wochen habe ich mir die Gesamtausgabe von E. von Keyserling gekauft und hätte auch Lust, etwas von ihm zu lesen, nachdem mir Dumala sehr gut gefallen hat.


    Gruß
    Erika


    :blume:

    Wer Klugheit erwirbt, liebt das Leben und der Verständige findet Gutes.
    <br />Sprüche Salomo 19,8

  • Hallo zusammen,


    habe nun auch "Wellen" gelesen (seit 2001 auf dem SUB, wurde langsam Zeit).
    Nach anfänglichen Schwierigkeiten mit dem Personal, besonders mit Doralice, der Egozentrikerin, hat mir das Buch sehr gut gefalllen. Keyserling ist ein superber Stimmungsschilderer mit wunderschöner Sprache und hat auch - im Gegensatz zu meinen ersten Eindrücken - viel feinen Humor.


    Maria, auch ich finde die Sprüche der Generalin wunderbar und der leicht diabolische Geheimrat Knospelius (schöner sprechender Name: klein und buckelig, mit jungem Gesicht) könnte eine Lieblingsfigur werden.


    Das bleibt nicht mein letzter Keyserling. Danke für eure Anregung durch den Thread :blume: .


    HG
    finsbury

  • Hallo !


    So, hab grade mal nach den Rosen geschaut: Miss Vanderbilt in rot habe ich nicht gefunden - die benannten Rosen sind entweder orange oder zu jung.


    Bei Diana müsste der Zusatz wohl "vainqueur" heißen: siegreiche Diana. Eine Rose diesen Namens habe ich aber auch nicht gefunden. Eine berühmte schwefelgelbe mit süßem Duft ist allerdings Marechal Niel - ich glaube, auch Thomas Mann hatte diese mal zitiert.


    Liebe Grüße von Steffi

  • Hallo zusammen,


    Maria, "Abendliche Häuser" kenne ich schon. Eine geradezu typische Keyserling-Erzählung. Lebenssüchtige Kerle, starke Frauen, Untergangsstimmung. Sehr empfehlenswert.


    Vielleicht können wir ja mit Erika und Finsbury, die wohl auch der langsam wirkenden "Droge" Keyserling verfallen sind, eine Leserunde eröffnen. Würde mich dann für "Harmonie" aussprechen. Kennt die Erzählung schon jemand?


    Steffi, T.Mann erwähnt diese Rose tatsächlich, und zwar trägt sie Frau von Rinnlingen im Haar bei dem ominösen Abendessen, in dessen Anschluß Herr Friedemann zu Tode kommt.


    Liebe Grüße
    Holk

  • Hallo !


    Ja, ihr macht es einem auch nicht leicht, an Keyserling vorbeizukommen. Gerade ist "Abendliche Häuser" eingetroffen und dank Maria wartet auch schon "Beate und Mareile" ! Ich würde mich gerne an einer spontanen Leserunde beteiligen, zumal seine Erzählungen und Romane ja nicht so lang sind.


    Gruß von Steffi

  • Hallo zusammen,


    leider habe ich im Moment genug Leserunden an den Hacken, da kann ich mir keinen Keyserling zwischendurch einplanen, zumal ich auch keinen in Reserve habe und wegen SUB-Abbaus mir zunächst Zurückhaltung mit Neukäufen auferlegt habe.
    Aber im Sommer würde ich wohl mitmachen. Wenn ihr dann immer noch an Keyserling herumlest, gerne ...


    HG
    finsbury

  • Hallo,


    von den meisten Feuilletons anscheinend unbemerkt, jährt sich in diesen Tagen (das genaue Datum, ob 14. oder 15. Mai 1855, ist anscheinend unbekannt) der 150. Geburtstag Eduard von Keyserlings.


    Immerhin etwas im Neuen Deutschland (gehört eigentlich nicht zu meiner ständigen Lektüre) gefunden:


    http://www.nd-online.de/artikel.asp?AID=71848&IDC=4


    Zitat

    Die kleinen Romane und Novellen, die Keyserling schrieb, "Schwüle Tage" (1906), "Dumala" (1908), "Wellen" (1911) oder "Abendliche Häuser" (1914), sind große, bewundernswerte Prosadichtungen, Geschichten voller Stille und Melancholie, auch wenn ihnen Tragödien nicht fremd sind, entworfen von einem taktvollen Autor, der sein Mitleid nicht verbirgt, aber auch nicht ausstellt, der immer der zurückhaltende, distanzierte Beobachter bleibt, der feinfühlige, stimmungsvolle, vornehme Chronist der morbiden baltischen Aristokratie. Er hat es mit seiner leisen Stimme in Zeiten des Lärms und der Gewalt nicht leicht.


    Vielleicht ziehen die anderen Zeitungen ja noch nach.


    Gruß
    Holk

  • Hallo,


    ich bleibe bei Keyserling am Ball... :zwinker:


    Heute im Radio (NDR Kultur 20 Uhr):


    "Erlkönigs Sohn: Porträt des Schriftstellers Eduard von Keyserling"


    Hoffe, einige können das empfangen.


    Gruß
    Holk

  • Zitat von "Holkenäs"


    Heute im Radio (NDR Kultur 20 Uhr):


    "Erlkönigs Sohn: Porträt des Schriftstellers Eduard von Keyserling"


    Hoffe, einige können das empfangen.


    Hallo,


    und danke für den Tipp! Ich habe die Sendung gerade zum Aufzeichnen programmiert. Um 22.00 Uhr liest dann Günter Strack auf dem gleichen Sender aus "Tadellöser & Wolff" von Walter Kempowski. Der Autor bekam ja gerade den Thomas-Mann-Preis der Hansestadt Lübeck.


    Gruß,
    Gitta

  • Hallo zusammen,


    Heute ebenfalls im Radio: "Die Soldaten-Kersta" - BR 2 von Eduard von Keyserling, ca. 50 min um 21.30.


    Ich kenne bisher noch kein Werk dieses Schriftstellers, welches könntet ihr als Einsteiger empfehlen, "Wellen" (erschien auch bei der SZ-Bibliothek)?


    Imrahil

    &quot;Die Kunst des Nachdenkens besteht in der Kunst..., das Denken genau vor dem tödlichen Augenblick abzubrechen. - Thomas Bernhard, Gehen

  • Nicht lesen, schlürfen!


    Bei Eduard Graf von Keyserling stirbt das 19. Jahrhundert in Schönheit - eine kleine Hommage aus Anlaß seines 150. Geburtstags


    von Tilman Krause


    Zu den großen Verkannten der deutschen Literatur gehört nach wie vor der baltische Edelmann und Münchner Bohème-Schriftsteller Eduard von Keyserling. "Als Gottes Atem leiser ging, schuf er den Grafen Keyserling", spotteten die Zeitgenossen gern. Damit meinten sie zunächst einmal den kränklichen Menschen, der außerdem von einer geradezu sagenhaft degenerierten Häßlichkeit gewesen sein muß. Noch im berühmten Porträt von Lovis Corinth, das heute in der Münchner Neuen Pinakothek hängt, zittert etwas von dem Befremden nach, das der robuste Ostpreuße empfunden haben muß, als er den kurländischen Aristokraten malte. Und selbst seine besten Freunde, die Schriftsteller Max Halbe und Frank Wedekind sowie der Verleger Korfiz Holm, ergehen sich in ihren Erinnerungen an Keyserling in ausführlichen Schilderungen seines fliehenden Kinns, seiner glubschig vorstehenden, zunehmend blinden Augen und ungesund geröteter, dazu geschwollener Lippen.
    (...)


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    (Aus: WELT am Sa, 14. Mai 2005; ich weiß nicht, ob der Text im Internet angeboten wid von der WELT)
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    Nachtrag: habe die URL gefunden:
    http://www.welt.de/data/2005/05/14/717994.html

    Goethe: „...wodurch wir uns abermals überzeugen, daß es eine allgemeine Weltpoesie gebe und sich nach Umständen hervortue; weder Gehalt noch Form braucht überliefert zu werden, überall, wo die Sonne hinscheint, ist ihre Entwicklung gewiß.“