Zitat von Autor: thopas« am: Gestern um 13:35 »Ovid berichtet oft nur auszugsweise, dann aber wieder extrem ausführlich, z.B. die Teppiche, die von Arachne und Minerva (?) gewebt werden.
Gut, dass du die Beschreibung der Teppiche aus dem Arachne-und-Minerva-Mythos im 6. Buch erwähnst! Ich finde diese Passage bemerkenswert. Denn sie zeigt Ovids Originalität und erzählerischen Witz. Ich glaube, er ist der erste, der auf die Darstellungen der Teppiche eingeht. Sonst war es wohl die Vermessenheit Arachnes und ihre überlegene makellose Webkunst, die den Zorn der Göttin erregte. Etwa so:
... Arachne war als erste fertig und zeigte ihren Stoff der Athene zur Begutachtung. Athene studierte eifrig den schönen Stoff und wurde immer ärgerlicher, als sie auch nicht den kleinsten Fehler entdecken konnte…
Bei Ovid kommt nun noch der Inhalt des Dargestellten strafverschärfend hinzu. Denn er lässt Arachne alle erotischen Eskapaden und Schandtaten Jupiters (und anderer Götter) und die jeweiligen Verwandlungen darstellen: den Schwan mit Leda, den Goldregen über Danae, den weißen Stier mit Europa etc. Im ganzen sind es 18 göttliche Schandtaten. Es ist ein Potpourri der Ovidschen Metamorphosen, seine Themen en miniature, die da noch mal im Schnelldurchlauf variert und gespiegelt werden.
Arachne wird hart bestraft, auch und besonders für die Auswahl ihrer bildnerischen Themen. Das wirft auch ein Licht darauf, wie Ovid die Wirkung seines Werks einschätzt: dass er sich damit nicht unbedingt beliebt macht!
Kennt eigentlich jemand von Euch die moderne Medea-Version von Christa Wolf?
Nein, gelesen habe ich sie nicht. Soviel ich gehört habe, soll C.W. besonders auf die Fremdheit Medeas abheben und die Kindstötung ins Reich der üblen Nachrede verbannt haben.
Was mir generell auffällt: dass es in der DDR-Literatur unverhältnismäßig viele Mythos- Bearbeitungen gibt, man denke etwa auch an Heiner Müller (auch von ihm gibt es u.a. eine Medea ). Besteht ein Zusammenhang zwischen totalitärem Staat und der Vorliebe für antike Mythen?