Beiträge von Sir Thomas


    vielleicht der Name der Rose. Hier passte vieles zusammen, charismatische Schauspieler (alles in allem eine glückliche "Besetzung"), eine dementsprechende (gut ausgewählte) Umgebung, erstklassige Masken (z. B., die Menschen in dieser Zeit wuschen sich nun einmal nicht so gründlich wie wir heute), eine meisterliche Kameraführung, ein gutes Drehbuch, aber wie gesagt, das Ende war ein "wenig" anders als wie im Buch.


    Hallo Vult,


    einverstanden. Mein persönlicher Favorit ist noch immer die 60er Jahre-Verfilmung von Lampedusas "Der Leopard" (Regie: Visconti). Auch die bereits von mir erwähnte 50er Jahre-Version von "Krieg und Frieden" (mit Henry Fonda etc.) finde ich recht gelungen.


    Viele Grüße


    Sir Thomas


    PS: Ich werde mir heute Abend, trotz vieler Schwächen, den vierten Teil von "Krieg und Frieden" im Fernehen anschauen. Mal sehen, wie der Brand Moskaus umgesetzt wird ...

    Bevor ein Nicht-Engländer darauf kommt, erwähne ich lieber selbst ganz schnell Shakespeares "Romeo & Julia".


    Gruß von


    Sir Thomas (kein echter Engländer mehr :breitgrins:)

    Amour fou ist die Bezeichnung für eine Liebesbeziehung, die aufgrund ihrer Intensität und Leidenschaft zerstörerische Formen annimmt. Allgemeinere Bedeutung: Eine Liebe, die nach gewöhnlichen Maßstäben nicht vernünftig ist, da sie entweder keine Aussicht auf Bestand hat, oder nicht erkennbar ist, was die Verliebten auf Grund ihrer Gegensätzlichkeit (zum Beispiel Altersunterschied oder unterschiedlicher sozialer Status) miteinander verbindet.“


    Quelle: wikipedia


    Auf diesen Begriff wurde ich durch eine auf 3Sat laufende Filmreihe aufmerksam. Ohne bislang einen der Filme gesehen zu haben, fiel mir ein Beispiel aus der Literatur ein: die verzweifelte Liebschaft zwischen Catherine Earnshaw und dem finsteren Heathcliff aus Emily Brontes „Sturmhöhe“.


    Ich könnte jetzt die Bücherregale entlang spazieren oder im Gedächtnis nach weiteren Beispielen suchen, finde aber, dies ist ein schönes Thema für die guten Geister dieses Forums.


    Auf weitere „verrückte Liebschaften“ freut sich


    Sir Thomas


    ich finde diese Verfilmung einfach grässlich und sehr, sehr simpel. Vieles wurde oberflächlich hingeschludert


    Hallo Vult,


    kann das Fernsehen mehr als simpel und oberflächlich sein? :breitgrins: Man erwarte bitte nicht zu viel von diesem Medium ...


    Ich habe - wie gesagt - Schlimmeres befürchtet. Welche Literaturverfilmung kann vor Deinen Augen bestehen?


    Viele Grüße


    Sir Thomas


    darin stimme ich nun gar nicht mit dir überein, denn ich mag "Das Parfum" überhaupt nicht. Auch gegen das Analysieren von Texten habe ich nichts, ganz im Gegenteil sogar, man sollte nur etwas davon verstehen


    Liebe Leserin,


    "Das Parfüm" ist eines der Bücher, das man schätzt oder ablehnt. Mir hat die altmodische Erzählweise gefallen.


    Gegen das Analysieren von Literatur habe ich keine grundsätzlichen Einwände. Aber es widert mich an,
    a) wenn vermeintliche Experten einem Autor nachweisen wollen, dass er sein Handwerk nicht versteht (Reich-Ranicki)
    b) wenn Analyse zur unkritischen Lobhudelei verkommt
    c) wenn Text-Technokraten ihre semantischen Weisheiten verbreiten.


    Analyse ja, aber bitte aus einer positiven und wertschätzenden Haltung heraus.


    Es grüßt


    Sir Thomas

    Ihr Lieben,


    hat außer mir noch jemand die drei bisherigen Folgen der vierteiligen TV-Verfilmung von "Krieg und Frieden" gesehen? Ich war sehr gespannt, wie das Fernsehen eines meiner Lieblingsbücher behandeln würde und hatte ehrlich gesagt mit dem Schlimmsten gerechnet. Welch eine Erleichterung: Die Verfilmung wird dem Roman in großen Teilen halbwegs gerecht. Die meisten Hauptrollen sind auch passabel besetzt (Kuragin vor allem, aber auch Pierre und Andrej gefallen mir durchaus), mit Ausnahme Nataschas. Dieser Vierteiler ist kein Grund zum Jubeln, aber auch nicht der Untergang der Literatur mit den Hilfsmitteln des Films.


    Übrigens: Die 50er Jahre-Verfilmung mit Audrey Hepburn (Natascha) und Henry Fonda (Pierre) ist für mich unerreicht.


    Wie ist Eure Meinung diesbezüglich?


    Es grüßt


    Sir Thomas

    Liebe Leserin,


    vielen Dank für Deine Solidarität. Neben Enzensberger habe ich, genau wie Du, Brecht und Frisch nicht aus der Schulzeit in die Erwachsenenlesewelt hinüberretten können. Dürrenmatt immerhin habe ich mir mühsam zurückerobert, genau wie Kafka, den die Lehrkörper damals systematisch kaputt analysierten.


    Zur Ehrenrettung der heutigen Deutsch-Curricula sei angemerkt, dass (dem Vernehmen nach) mittlerweile Süsskinds "Parfüm" gelesen wird - ein Buch, das ich sehr schätze.


    Viele Grüße


    Sir Thomas


    Wie hat dir das Buch denn gefallen, Sir Thomas?


    Hallo thopas,


    wenn ich nicht so ein kleiner Prag-Fan wäre, hätte "Der Golem" mich aufgrund der esoterischen Thematik kaum interessiert. Aber die große Stärke Meyrinks in diesem Buch ist eindeutig das Heraufbeschwören einer Atmosphäre, wie ich sie oben bereits einmal zitiert habe. Wie gesagt: Ein sehr stimmungsvolles, zu Prag passendes Buch, allerdings weit davon entfernt, sich in hohen Platz in meinen Lieblingslisten zu erobern.


    Es grüßt


    Sir Thomas


    Leider fehlt mir die Zeit, hier allzu oft zu schreiben.


    Lieber Vult,


    es zählt die Qualität, nicht die Quantität ...


    Noch eine Bermerkung zum Forum: Es sind nicht allein die Hinweise und Anregungen, die wertvoll sind. Auch der hier praktizierte Umgang miteinander unterscheidet sich angenehm von anderen Foren. Möge es so bleiben ...


    Hoffnungsfroh


    Sir Thomas

    Enzensberger!


    Der Name allein weckt Erinnerungen an Deutschlehrer, die Ende der 70er / Anfang der 80er Jahre den Unterricht mit politischer Indoktrination verwechselten - und das an einem altväterlich-bürgerlichen Kleinstadtgymnasium. Mir graut heute noch vor diesen Schulguerilleros, die Enzensberger wie einen Heiland vor sich hertrugen und uns unschuldige Schüler damit malträtierten. Der Autor ist natürlich freizusprechen, die Lehrer sind vermutlich mittlerweile pensioniert und lesen heute vor dem Kamin Thomas Mann ...


    Enzensberger!


    Auch wenn ich ihm jetzt bitteres Unrecht zufüge: Ich werde ihn nie wieder lesen, niemals!


    Sir Thomas

    Ihr Lieben,


    dieses Forum ist schon eine tolle Sache! Hier werde ich beinahe täglich angeregt, Bücher noch einmal zu durchstöbern, die ich zwar nicht vergessen, aber auch nicht gerade aktuell "im Visier" habe. Gestern ging es mir so mit Roth und dem "Radetzkymarsch". Leider ist das Buch unauffindbar - wahrscheinlich habe ich es verliehen und nicht wiederbekommen (geht mir in letzter Zeit öfter so :grmpf:).


    Ich musste mich also mit der "Kapuzinergruft" begnügen, habe es aber nicht bereut und unterschreibe Vieles von dem, was hier gestern Abend diskutiert und geschrieben wurde. Welch eine Einsamkeit nach dem Zusammenbruch des Habsburgerstaats! Welche eine Verzweiflung darüber, sich in den neuen Verhältnissen nicht zurecht zu finden!


    Mal sehen, ob ich mir gelegentlich "Hotel Savoy" oder "Das Spinnennetz" besorge - die Rezensionen im Internet klingen vielversprechend.


    Es grüßt


    Sir Thomas


    Heiligenverehrung, Fanatismus


    Hallo Vult,


    mach einfach einen Bogen darum, wenn es Dir möglich ist! Ich kann so etwas ohnehin nicht verstehen und finde es ziemlich lächerlich.


    So long


    Sir Thomas


    Was ich vielleicht mit alledem eigentlich sagen wollte - es muss ja nicht immer Thomas Mann sein.


    Lieber Vult,


    Joseph Roth ist keineswegs geringer einzuschätzen als Thomas Mann. Ich halte den "Radetzkymarsch" für annähernd so gut wie die "Buddenbrooks". Daher verstehe ich diese letzte Anmerkung nicht so ganz ... :breitgrins:


    Mit Grüßen aus dem Westen


    Sir Thomas

    Ihr Lieben,


    da sich hier mittlerweile nichts mehr tut, möchte ich mich als Themenanreger für alle Tipps und Hinweise bedanken.


    Zum Abschluss noch folgende Anmerkung: Victor Hugo war meines Wissens nach der erste Romanautor, der die Großstadt und ihre Bauwerke (insbesondere Notre-Dame) als lebendigen Organismus betrachtete und zum Thema seiner Reflektionen machte. Die Wortwahl in seinem "Glöckner ..." nimmt zum Teil die Großstadtgedichte der Expressionisten (z.B. Georg Heym) zu Beginn des 20. Jahrhunderts vorweg. Da ist von „einer gewaltigen Symphonie aus Stein“ (gemeint ist die Kathedrale, S. 124), von „Straßenschluchten, Häusermassen“ (S. 142) oder von einer „Hydra von Türmen“ (S. 151) die Rede. Paris als „steinerne Chronik“ (S. 153), als Muster einer unversehrten, homogenen gotischen Stadt (zumindest im 15. Jahrhundert, das den Rahmen für den Roman bildet): Das ist Hugos phantastischer Entwurf, der ihn das Paris seiner Zeit als eine degenerierte „Stadt aus Gips“ (s. 156) empfinden lässt. (Seitenangaben beruhen auf der dtv-TB-Ausgabe)


    Also, noch einmal Dank fürs Mitdiskutieren!


    Bis bald


    Sir Thomas


    von Péter Esterházy kann ich nur sagen, dass seine "Harmonia Caelestis" (dazu muss man unbedingt anschließend sein Buch "Verbesserte Auflage" lesen) ein ungeheures Meisterwerk ist, eine unvergleichliche Auseinandersetzung mit der eigenen Familiengeschichte, atemberaubend, beklemmend, bewundernswert


    Liebe Leserin,


    über exakt dieses Buch (bzw. diese beiden Bücher) bin ich gestern gestolpert, als ich ein wenig herumgeclickert habe. Die Meinungen darüber sind sehr geteilt, sie reichen von "großartige europäische Literatur" bis zu "unleserliches Gymnasiastengeschreibe". Ein Titel, der polarisiert und schon allein deshalb interessant zu sein scheint. Insbesondere in der "Verbesserten Auflage" räumt der Autor wohl kräftig mit der letzten großen Lebenslüge der Adelsfamilie Esterházy auf - was m.E. Respekt verdient. Beide Bände sind notiert.


    Es dankt und grüßt


    Sir Thomas

    Liebe Leserin,


    einige der von dir genannten ungarischen Autoren habe ich noch nie gehört - Asche auf mein unwissendes Haupt. An Esterhazy und Kertész (die mir immerhin vom Namen her bekannt sind) habe ich mich noch nicht herangetraut, was wohl ein Fehler ist, wenn ich dich richtig verstehe.


    Mal sehen, wann ich Deinen Hinweisen weiter nachgehe. Vielen Dank dafür und viele Grüße!


    Sir Thomas

    Karoly Pap? Nie gehört, um ehrlich zu sein. Der einzige ungarische Autor, der bislang eine Chance hatte, ist der unvergleichliche Sandor Marai mit seinen sezierenden Romanen über die Lebenslügen des Bildungsbürgertums - und die sind wirklich klasse!!


    Aufgrund der Anregung donnas habe ich mir "Azarel" besorgt und bereits ein wenig angelesen. Was soll ich sagen? Das ist großes Tennis! Schon nach wenigen Seiten taucht man tief ein in die Welt des orthodoxen Judentums, die als finster, rückständig und bedrohlich geschildert wird. Wenn Pap nicht selbst ein Jude gewesen wäre, hätte man ihm sicher Antisemitismus unterstellt. Interessant sind auch die Ausführungen zur Stellung der ungarischen Juden im Nachwort meiner Taschenbuchausgabe (ja, ich gehöre zu denjenigen, die gern am Ende des Buchs anfangen ... :breitgrins:).


    Ein toller Tipp - danke dafür. Ich freue mich schon auf heute Abend, wenn es heißt: Weiterlesen bis die Lampe verglüht!


    Es grüßt


    Sir Thomas

    Ihr Lieben,


    lest nicht Martin, sondern Robert Walser, der das Gegenteil von weinerlichen Altmännerweisheiten bietet. Dazu gibt es einen schönen Ordner hier im Forum.


    Es grüßt


    Sir Thomas

    Hallo, Ihr Lieben,


    "Verdi" von Franz Werfel gehört für mich als Opernliebhaber zu den Entdeckungen der letzten Jahre. Erstaunlich detailliert hat Werfel die große musikalische Auseinandersetzung des reifen 19. Jahrhunderts zwischen der italienischen Belcanto-Oper (geprägt nicht nur von Verdi, sondern auch von Rossini) und der deutschen Romantikoper, deren Exponent Richard Wagner war, beschrieben.


    Als interessanteste Nebenfigur des Verdi-Romans ist mir übrigens der über 100 Jahre alte Marchese Gritti lebhaft im Gedächtnis geblieben. Dessen zäher Lebenswille, der sich auf das Altern um des Alterns willen konzentriert, erinnert irgendwie an unseren Jopi Heesters ... :breitgrins:


    Also: Lest dieses Buch - und geht anschließend in die Oper!


    Es grüßt


    Sir Thomas