Beiträge von Sir Thomas


    Hallo, Madeleine,


    nein, so ist das nicht zu verstehen, ganz und gar nicht. Ich mag auch leichte Kost wie bspw. Krimis. Als profunden Kenner der Literatur, ob Gegenwart oder Vergangenheit, würde ich mich nicht bezeichnen.


    In Abwandlung eines Bukowski-Zitats: Ich bin nur ein alter Schnorrer, der ein Paar Stories gelesen hat ... :breitgrins:


    Liebe Grüße


    Sir Thomas


    Liebe Katrin,


    fröhliche Mädchen haben in Madame Londes finsterer Welt keinen Platz. Das gilt auch für "albernes Gekicher". So deute ich zumindest die von Dir angesprochene Szene.


    Viele Grüße


    Sir Thomas


    Hallo, xenophanes,


    vielen Dank für diese Einschätzung, die sich weitgehend mit dem deckt, was ich bislang über "Die Elenden" gehört bzw. gelesen habe. Lediglich Deine Meinung, Tolstoi habe sich in "Krieg und Frieden" zur sehr in historische Betrachtungen verstrickt, kann ich nicht teilen. Im Gegenteil: Ich habe aus seiner Geschichtsphilosophie einige sehr anregende Aspekte gezogen (z.B. die Überschatzung der Handlungsfreiheit der Mächtigen), wobei man sich natürlich fragen kann, was diese Reflektionen in einem Roman sollen. Aber vielleicht ist "Krieg und Frieden" gerade deshalb so interessant und beliebt ...


    Auch Dir einen guten und sonnigen Wochenstart!


    Sir Thomas


    Oder hältst Du Dich von Gegenwartsliteratur überhaupt fern?


    Hallo, Madeleine,


    Gegenwartsliteratur nehme ich zur Kenntnis, lese sie aber nur selten. Der von Dir zitierte Thomas Pynchon ist mir vom Namen her geläufig, gelesen habe ich nichts von ihm.


    Einen schönen Start in eine sonnige Woche!


    Sir Thomas


    Bei den "Elenden" verspüren wir diese Ehrfurcht ja nicht;


    Liebe Madeleine,


    ich habe vor gar nicht allzu langer Zeit den "Glöckner von Notre-Dame" gelesen und sehr genossen. Deshalb bilde ich mir ein, Hugo einschätzen zu können, im Gegensatz zu Musil oder Joyce. Zwar kenne ich den "Törless" von Musil, was aber nicht viel heißen soll, da die Lektüre mindestens zehn Jahre zurückliegt.


    Vielleicht treffen wir uns hier tatsächlich irgendwann, um "Die Elenden" zu verköstigen.


    Viele sonntägliche Grüße


    Sir Thomas


    Auch wenn du ihn, Sir Thomas, nur der "zweiten Reihe" moderner Klassiker für würdig hältst, steht er in einer großen Tradition


    Lieber finsbury,


    die "zweite Reihe" ist als Wahrnehmung aus heutiger Sicht, nicht als Qualitätsurteil zu verstehen. Vielen Dank für Deine interessanten Ausführungen über die Tradition des französischen Kleinstadtromans.


    Viele sonntägliche Grüße


    Sir Thomas

    Hallo, Madeleine,


    es freut mich, wenn unsere kleine Runde dazu beigetragen hat, Deinen Appetit auf den "Leviathan" zu wecken. Für mich ist es ein kleines, feines Buch aus der "zweiten Reihe" der vielen Klassiker, die zwischen den beiden Weltkriegen erschienen sind.


    Viel Spaß beim Lesen wünscht


    Sir Thomas


    Es gibt noch einige größere Projekte, die ich mir vorgenommen habe, dazu gehören "Ulysses" und "Der Mann ohne Eigenschaften". Das sind meine Sorgenkinder, die ich sehr stiefmütterlich behandle. Hast Du die schon gelesen?


    Leider nein, liebe Madeleine. Einen echten Grund dafür kann ich nicht nennen, vielleicht ist es eine Mischung aus zu viel Ehrfurcht vor den großen Namen und dem Gefühl, enttäuscht zu werden (nicht von den Romanen, aber von meiner Unfähigkeit, die Werke zu würdigen).


    Auf gut Deutsch: Bislang habe ich nicht den Mumm gehabt, mich damit zu beschäftigen.


    Liebe Grüße


    Sir Thomas

    Hallo,


    meine eingangs geäußerte Unentschlossenheit (Sollte ich das Buch lesen oder nicht?) ist mittlerweile einem entschiedenen "Nein" gewichen. Wieder ein Buch mehr, um das ich mich nicht kümmern muss ... :breitgrins: Oder, um es mit Karl Krauss zu sagen: "Wo nehme ich bloß die Zeit her, all das nicht zu lesen?"


    Schöne Wochenendgrüße!


    Sir Thomas


    Na du legst ja ein Tempo vor. Auch wenn es gestürmt und geschneit hätte, den Roman könnte ich nie in dieser kurzen Zeit lesen.


    Hallo, Jaqui,


    ich fand das Buch einfach zu lesen, deshalb war ich so schnell fertig. Selbstverständlich erwarte ich nicht, dass Ihr meinem Lesetempo folgt. Lasst Euch Zeit ... :zwinker:


    Liebe Grüße


    Sir Thomas

    Von Ex-DDR-Bürgern habe ich mir sagen lassen, dass der Film sehr stark verharmlost, was vermutlich von den Machern in Kauf genommen wurde. Man soll wohl über das System lachen, was nicht jeder nachvollziehen kann, der es "live" erlebt hat. Ich halte mich da lieber an einen anderen Film: "Das Leben der Anderen", von dem "Insider" behaupten: "Ja, so war es."


    Liebe Grüße


    Sir Thomas

    Hallo, Madeleine,


    "Die Elenden" gehört für mich zu den Büchern, die im Regal von links nach rechts wandern, immer mit dem festen Vorsatz, es eines Tages zu lesen. Mal sehen, ob in nächster Zeit weitere Interessenten für eine Leserunde gewonnen werden können.


    Viele Grüße


    Sir Thomas

    Liebe Mitleserinnen und Mitleser,


    weil das Wetter sich gestern doch rapide verschlechtert hat, konnte ich einen ganzen Nachmittag lesend verbringen. Ich habe unser Buch beendet (sorry, wenn ich Euch so weit vorauseile) und will mich hier zunächst einmal nur grundsätzlich äußern, um Euch die Spannung nicht zu verderben.


    Greens Roman wirft einen extrem mitleidlosen, eher an das kalte wissenschaftliche Interesse eines Insektenforschers als an einen Romancier erinnernden Blick in die kleinbürgerliche Hölle der französischen Provinz zwischen den beiden Weltkriegen. Die Figuren im „Leviathan“ sind durchweg verbittert und vom Leben enttäuscht. Sie glauben nicht an das Glück und bewegen sich in einem engen Mikrokosmos aus Abhängigkeit und Demütigung. Ihr Handlungsantrieb entspringt weniger dem freien Willen zur Gestaltung ihres Schicksals als vielmehr dem engstirnigen Egoismus der ewig zu kurz Gekommenen. Keine der vier Hauptakteure (Guéret, Angèle, Madame Londe, Madame Grosgeorge) erweckt Sympathien oder Mitleid.


    Paul Guéret wird (wie auch die anderen Männer in diesem Buch) von dunklen Trieben gesteuert, die er als Liebe empfindet. Er ist aber aufgrund seiner Minderwertigkeitsgefühle vollkommen unfähig, damit positiv umzugehen. In diesem düsteren Inferno aus provinzieller kleinbürgerlicher Enge, seelischer Verkümmerung und latenter Gewalt entfaltet Green eine furiose Oper, in der Egoismus und ungezügelte Leidenschaften den Weg in die Hölle markieren. Ein Buch wie ein Film von Luis Buñuel oder Claude Chabrol - oder mit den Worten Siegfried Kracauers: „Ein Totengesang der alten bürgerlichen Welt“.


    Zu den Frauen: Sie sind die raffinierten, einschüchternden und nie zu durchschauenden Drahtzieher des Geschehens. Sie spielen ihre Spiele mit den Männern, sie manipulieren, betrügen und nutzen aus. Ich halte es für wahrscheinlich, dass sich in den Greenschen Frauengestalten ein traditionell katholisches Frauenbild (die Frau als Sünderin und Verderberin) manifestiert.


    Insbesondere Eure Einlassungen zu Madame Grosgeorge habe ich ähnlich empfunden. Sie ist eine eiskalte, seelisch verkümmerte Sadistin, während Angèle eher dem Typus "Kindfrau" entspricht. Oder vielleicht noch eher der "Femme fatale", denn sie bringt den Männern, mit denen sie sich einlässt, nichts als Unglück.


    Ich höre nun besser auf und freue mich auf die weitere Diskussion mit Euch.


    Liebe Grüße


    Sir Thomas

    Moin, liebe Mitleser,


    "Weltunglück geistert durch den Nachmittag". Das stammt von Georg Trakl und scheint mir eine passende Beschreibung des "Leviathans" zu sein.


    Ich bin schon ein wenig fortgeschritten in der Lektüre und möchte Euch nicht vorgreifen. Deshalb nur soviel: Das Aufeinandertreffen des von dunklen Trieben beherrschten Guéret mit der kühl kalkulierenden Madame Londe spiegelt für mich den grundsätzlichen Konflikt zwischen Leidenschaft/Obsession und Ratio wider.


    Habt Ihr schon Eva Grosgeorge kennen gelernt? Für mich ist sie eine der irritierendsten Frauen der Literatur. Die Art und Weise, wie sie ihren Sohn demütigt und bestraft, lässt Schlimmes ahnen ...


    Angesichts des (noch) guten Wetters werde ich heute wohl etwas weniger lesen.


    Bis später, liebe Grüße


    Sir Thomas


    PS: Ich lese die Ausgabe der "Süddeutschen Zeitung"

    Hier ist der Leviathan-Ordner für´s "Sekundäre".


    Zum Autor:
    http://de.wikipedia.org/wiki/Julien_Green


    Zum Hintergrund:
    http://de.wikipedia.org/wiki/Renouveau_catholique


    Auszüge aus einem FAZ-Nachruf (den kann ich nicht verlinken, weil der Artikel aus dem kostenpflichtigen Archiv stammt; deshalb kann ich ihn leider auch nicht vollständig einstellen):


    " ... Immer wieder, fast über das ganze Jahrhundert hinweg, begegnete man den Widersprüchen von Julien Greens Existenz: Hatte er in seinen Memoiren noch ausführlich und in berührender Offenheit von einem "verzehrenden Appetit auf Menschenfleisch" männlicher Herkunft Zeugnis abgelegt, ohne falschen Stolz und falsche Scham - "Wer wäre der Mensch, der mir dies vorzuwerfen wagte!" -, so meinte der Neunzigjährige in einem Interview: "Im Grunde bin ich nie homosexuell gewesen. Ich hatte nicht diesen Instinkt. Aber ich habe das Leben eines Homosexuellen gelebt." Blanker Jesuitismus, möchte man leichtfertig einwenden, allein: Gerade der grandiosen Selbsttäuschung, der Mischung aus Wahrheitsliebe und Apperzeptionsverweigerung, verdankt seine unverwechselbare Epik ihren ebenso bezwingenden wie irritierenden Reiz - das Unversöhnte, das latente Gewalttätigkeitspotential, die Katastrophenstimmung, all die Verheerungen, angerichtet vom Willen zum Absoluten.


    [...]


    Was den Nachkommen einer amerikanischen Südstaatenfamilie baptistisch-calvinistischer Prägung, was den jugendlichen Konvertiten (1915: erste Konversion zum Katholizismus), der erst nach beträchtlichen Umwegen wieder und endgültig in den Schoß der alleinseligmachenden Kirche zurückkehren sollte (1939: zweite Konversion), zur literarischen Sensation der späten zwanziger und frühen dreißiger Jahre werden ließ (akklamiert von Gide und Mauriac und sogar mehr noch in deutschen Landen, wo Walter Benjamin, Siegfried Kracauer, Klaus Mann, Hermann Hesse und Stefan Zweig zu den Kündern von Julien Greens Ruhm zählten), war mehrerlei: zum einen die düstere Konsequenz, mit der da ein scheinbar unverletzbarer Flaneur aus dem Inferno bürgerlicher Abgründe erzählte, lauter Kriminalromane gequälter Seelen, und zwar so kenntnisreich, als besäße er ein Dauervisum für die Hölle. ..."


    Mehr habe ich noch nicht. Sollte aber für einen guten Start erst einmal ausreichen.


    Viele liebe Grüße


    Sir Thomas

    Hallo, Ihr Lieben,


    morgen startet unsere Leserunde "Leviathan". Lang genug hat´s ja gedauert ... :zwinker:


    Ich war mal so frei, den Ordner anzulegen.


    Mit von der Partie sind (soweit ich das richtig verstanden habe):


    Katrin (Jaqui)
    Dionne
    finsbury
    meine Wenigkeit
    sowie eventuelle "Gäste", die natürlich jederzeit willkommen sind.


    So, das war´s für´s erste von mir. An die Gewehre ...


    Liebe Maigrüße (tanzt nicht so heftig :breitgrins:)


    Sir Thomas

    Na dann mal "Horrido", Herr (?) Lauterbach!


    Willkommen bei den "Gipsköppen" mit dem Motto "Gelesen wird, was tot ist" (meistens jedenfalls).


    Liebe Grüße aus´m Ruhrpott


    Sir Thomas