Beiträge von Sir Thomas


    Aktuelle Lektüre: Budd Schulberg, Was treibt Sammy an? Wurde mir von einer Freundin geschenkt, just als ich Wolf Haas' Silentium! beendet hatte. So ein gutes Timing musste ich natürlich mit sofortigem Lektürebeginn ehren. Lässt sich gut an, der Roman über ein Oberarschloch in Hollywood.


    Hallo Giesbert,


    kennst Du "Der Tag der Heuschrecke" von Nathan West? Spielt im Hollywood der 30er Jahre und ist mir als echter Knüller in Erinnerung. "Was treibt Sammy an?" klingt allerdings auch gut.


    Viele Grüße


    Sir Thomas


    ... nach 3 Kurzgeschichten hoffe ich, dem genialen Kriminalromanautoren einen ebenso genialen Novellisten beigesellen zu können.


    Lieber Sandhofer,


    das kannst Du getrost tun! Ich kenne (noch) nicht die kleinen Stücke, aber sein Roman aus der Fremdenlegion ("Gourrama") ist ein veritabler "Non-Studer" und sehr lesenswert.


    Viel Spaß damit und liebe Grüße


    Sir Thomas


    Eigentlich ist es ja auch nur wieder ein netter Werbespruch. Ob der tatsächlich so (und so ernst) gemeint war, und ob sich eine intensive Auseinandersetzung damit überhaupt lohnt, bleibe mal dahin gestellt.


    ...


    Ich kenne nicht alles von Green. Was ich kenne, verleitet mich dazu, zu sagen: Dieser Amerikaner ist mir zu katholisch für eine unbefangene Darstellung des Lebensgefühls des 20. Jahrhunderts.


    Lieber Sandhofer,


    ich glaube schon, dass der "Reklamespruch" ernst gemeint war. Ob man ihn deshalb ernst nehmen muss, ist eine andere Frage.


    Zu Julien Green: Natürlich ist sein Gesamtwerk katholisch-schwarz wie das Sauer- und Münsterland. Aber da das katholische Lebensgefühl auf einen großen Teil der Weltbevölkerung zutrifft, würde ich ihn schon als wichtigen literarischen "Zeugen" des vergangenen Jahrhunderts akzeptieren - mit Einschränkungen.


    Viele Grüße


    Sir Thomas

    Keine Kleinstadtgeschichte, sondern ein Dorfroman ist Hans Leberts "Die Wolfshaut" aus dem Jahr 1960 - seit kurzem wieder neu aufgelegt und zu einem zivilen Preis erhältlich. Über die hohen antiquarischen Preise für dieses Buch habe ich mich an anderer Stelle schon ausführlich geärgert ... :grmpf:


    Es grüßt


    Sir Thomas


    Schade, dass Glausers Texte nach wie vor so wenig bekannt sind, muss ich da sagen, wenn sich der erste Eindruck bewahrheitet.


    Hallo, Sandhofer,


    ist das so? Natürlich kennen die meisten Glauser als Schöpfer des Wachtmeisters Studer, aber durch Neuausgaben sind auch die Erzählungen und Nicht-Krimis stark beachtet worden. Das ist zumindest mein Eindruck.


    Ich habe gestern die ersten 90 Seiten von John Steinbecks "Die Früchte des Zorns" hinter mich gebracht. Der Roman aus der Depressionszeit gefällt durch seinen ruhigen Aufbau und eine recht schöne Sprache. Empfehlenswert (zumindes bis zur Seite 90) .


    Es grüßt


    Sir Thomas


    Was soll dieses Top und Flop-Getue? Es sagt doch viel mehr über jeden von uns aus, über unsere Vorlieben, unseren Unverstand, unsere Ignoranz, als über die alten Meister, wenn wir hier Lob und Tadel verteilen.


    Liebe Leserin,


    warum so heftig? Ich behaupte mal einfach, dass uns allen bewusst ist, mit den "Urteilen" auch eigene Vorlieben und eigene Ignoranz zum Besten zu geben, was die Sache aber nicht zwingend verwerflich macht. Ich habe hier auch nichts gelesen, was derartig abwertend ist wie manches Urteil des berühmten Kritikers MRR.


    Ich finde diesen Ordner recht unterhaltsam, und das ist doch in der spröden Bücherwelt durchaus begrüßenswert, oder?


    Liebe Grüße


    Sir Thomas


    Mir fallen Schriftsteller wie Erich Maria Remarque, Joseph Roth und Heinrich Böll ein, die man anführen kann, wenn ein bestimmter, wichtiger Abschnitt des 20. Jahrhunderts facettenreich und vielseitig kennengelernt werden will.


    Lieber Dostoevskij,


    auf diese drei wäre ich nicht unbedingt gekommen, weil ich einfach zu wenig von ihnen gelesen habe. Aber wie Du schon schreibst: Sie bilden "lediglich" einen wichtigen Abschnitt des 20. Jahrhunderts ab, genau wie Thomas Mann.


    Nach längerem Grübeln und einem "Spaziergang" enlang der Bücherregale bin ich auf Julien Green gestoßen. Allein schon von den Lebensdaten (1900 - 1998) war er in der Lage, das Lebensgefühl des Jahrhunderts abzubilden. Da ich aber keinen Überblick über das Gesamtwerk habe (meine Kenntnisse beschränken sich auf "Leviathan" und "Adrienne Mesurat"), fällt es mir schwer, ihm das Prädikat "Abbilder eines Jahrhundertgefühls" anzuhängen.


    Liebe Grüße


    Sir Thomas


    Ich vermute, die deutsche Presse will einfach nicht akzeptieren, wie schlecht es um die deutschsprachige Gegenwartsliteratur bestellt ist, darum wird auf Teufel komm raus alles gelobt, was auf Deutsch erscheint.


    Liebe Leserin,


    ich glaube, dass Du den Nagel auf den Kopf triffst! Eventuell muss man Deine Aussage erweitern auf große Teile der europäischen Gegenwartsliteratur, aber deshalb sind wir ja auch hier im Klassikerforum versammelt, gell?


    Liebe Grüße


    Sir Thomas

    „Wer im 21. Jahrhundert erfahren will, wie im 20. Jahrhundert gelebt und gefühlt worden ist, muss Simenon lesen.“


    Dieser Hammersatz von Georg Hensel aus dem Jahr 1973 wird von der FAZ zitiert im Rahmen der Neuausgabe sämtlicher Maigret-Krimis im Diogenes-Verlag.


    Mal abgesehen davon, dass ich nicht beurteilen kann, ob diese Einschätzung stimmt (Maigret stand bislang nicht auf meiner Liste, was ich evtl. ändern sollte ...), frage ich mich, welches Werk wohl am perfektesten das Lebensgefühl des vergangenen Jahrhunderts abbildet - falls das überhaupt möglich ist bzw. falls es so etwas wie ein Jahrhundert-Lebensgefühl überhaupt gibt. Ich komme zu keinem Ergebnis.


    Habt Ihr eine Idee?


    Herzliche Grüße


    Sir Thomas

    Ob "Walden", "Witiko" oder "Der Zauberberg": Jeder hat wohl einen oder mehrere ganz persönliche "Lass die Finger von-Klassiker". Ich würde das nicht pauschal als Schelte bezeichnen und begrüße Giesberts Initiative, ohne Scheuklappen den einen oder anderen Titel als deutlich überschätzt einzuordnen.


    Ich habe natürlich auch nachgedacht, welcher Titel für mich in Frage kommt, und bin schließlich bei Goethes "Werther" gelandet. Sorry, aber ich konnte dieses Buch nicht genießen und finde es sterbenslangweilig, was natürlich nichts über die Qualität des Werks, sondern über meinen Geschmack aussagt.


    @ Vult: Ich glaube nicht, dass heute noch sehr viel Mut dazu gehört, sich nicht zu Thomas Mann zu bekennen (außer vielleicht in einigen Hardcore-Germanisten-Clubs) ...


    Ein schönes Wochenende wünscht


    Sir Thomas

    Hallo Stoerte,


    die Marktmechanismen des Literaturbetriebs werden von Frau Mitgutsch schon recht zutreffend beschrieben. Ähnlich wie Du glaube ich allerdings, dass es früher nicht grundsätzlich anders, geschweige denn besser war. Man lese nur einmal nach, wie Alexandre Dumas d.Ä. seinen "Produktionsbetrieb" organisierte. Kapitalistischer geht es kaum noch! Auch Dein Verweis auf neue Technologien ist richtig, denn wenn das Publizieren sich beschleunigt, warum sollten die Werke der Autoren davon nicht betroffen sein?


    Niemand wird gezwungen, sich auf diesem Markt zu betätigen. Und wer vom Schreiben leben möchte, der wird einen langen Lern- und Anpassungsprozess durchlaufen und dabei immer eine Möglichkeit des Publizierens finden, vorausgesetzt die Qualität stimmt. Für uninspiriertes und selbstverliebtes Geschreibe gibt es ja mittlerweile den Wachstumsmarkt Book on Demand.


    Irgendwie scheint der Markt doch allen zu helfen, oder? :breitgrins:


    Liebe Grüße sendet


    Sir Thomas

    Hallo CK,


    interessante Meinung, die "Der Standard" über die Schriftstellerei veröffentlicht.


    Zum Thema "Autor und Markt" hier ein Artikel aus dem "Writers Digest" (Auszug):


    "Do you want to become a writer or do you want to make money?


    You think the two are synonymous? Not with the frequency you might suppose.


    If you want to make literature and a name for yourself as a really fine writer, you must face the fact that your market will be confined to a few quality magazines that pay low rates and to book publishers. If you believe you have it in you to be another O'Neill, Lewis, Hergesheimer, and are willing to endure the necessary years of struggle and apprenticeship, go to it; you'll succeed eventually and make enough money to live a very full and happy life.


    If, however, you want to write not for the sake of making literature, but of making a living, making money, in what seems to you to be an agreeable way of doing so, and if you want to accomplish this with the least possible delay, then forget literary ideals and concentrate all your efforts on creating what the great mass of the reading public want and are willing to pay for.


    There are two main divisions in this field - the white paper magazines and the rough paper magazines. It is in regard to the latter that we are concerned in this article. Rough paper magazines - wood-pulps - are very numerous, roughly they number more than a hundred, and their reader following goes well into the millions.


    From the few hundred thousand of the first years of rough paper magazine appearance, this market has broadened satisfactorily and has now attained proportions that are very worthwhile to reckon with. When you consider that in numbers, approximately one out of every twenty men, women and children in the United States each month read a wood-pulp, you have an idea of what a source of entertainment and enjoyment to the people of the country this type of periodical has become. It is too big a market to be taken lightly from any angle, too filled with possibilities to be looked upon disparagingly. ...
    Granted a measure of natural gift and normal erudition, it should not be difficult to enter this broad field as a writer. To maintain it in an assured position of monetary success requires a measure of study, adaptability and whatever work may be necessary to attain facility and skill. ..."


    Der Verfasser heißt Joseph T. Shaw und war zum Zeitpunkt des Artikels (1934) Redakteur der Publikation "Black Mask", einer Art Groschenheft mit hoher Auflage. Publiziert wurden dort u.a. die frühen Geschichten von Dashiell Hammett, Raymond Chandler und Cornell Woolrich - Autoren, die heute in einem Atemzug mit Zeitgenossen wie Hemingway, Faulkner oder Scott Fitzgerald genannt werden.


    Mir gefällt diese schnörkellose (sehr amerikanische) Einstellung zur Produktion von Literatur. Wer sich über die Regeln des Geschäfts beklagt, sollte besser die Finger davon lassen.


    Sonntägliche Grüße sendet


    Sir Thomas

    Ihr Lieben,


    was bei Übersetzungen so alles schief laufen kann, habe ich exemplarisch an Aldous Huxleys "Brave New World" erlebt. In der mir vorliegenden Übersetzung (altes Fischer TB) ist der Schauplatz konsequent nach Deutschland (Berlin) verlegt worden. Auch die Namen der Handelnden wurden eingedeutscht - alles Dinge, die mir völlig unverständlich sind, auch wenn sie an der Gesamtaussage des Werks nichts ändern.



    Auch Übersetzungen sind wohl Modetrends unterworfen. Waren früher eher erklärende Übersetzungen gefragt, die dem Leser / der Leserin den Stoff vermitteln wollten, so sind es heute welche, die die Sprache des Originals abzubilden sich bemühen.


    Es steht zu vermuten, dass wir als harmlose Leser immer wieder Opfer von Übersetzern werden, die meinen, eine Interpretation gleich mitliefern zu müssen. Daher sind Neuübersetzungen, die der Vorlage so nah wie möglich kommen, m.E. begrüssenswert.


    Sir Thomas