Ich habe lange nach einem Rosendorfer-Bonmot zu Mahler suchen müssen, bin aber schließlich fündig geworden:
"Gegen Komponisten, die keine oder fast keine [die musikalischen Schwächen ihres Schöpfers schonungslos bloßlegende] Kammermusik geschrieben haben, ist stets ein Rest von Mißtrauen angebracht, und wer weiß, ob Richard Strauss und Gustav Mahler nicht doch nur lärmende Fassadenmaler waren, die hinter dem [programmatisch verstandenen] "Ausdruck" einen musikalischen Bankrott verbargen ... Weltschmerz, der sich, wie bei Mahler, in neuneinhalb zugebenermaßen großartigen Symphonien äußert, ist verdächtig. Echter Schmerz schweigt.
aus: Herbert Rosendorfer, Weitere unmusikalische Gedanken zur Programm-Musik; enthalten im Sammelband: Der Traum des Intendanten (1984); die Zusätze in Klammern stammen von mir.
Ich stimme Rosendorfer grundsätzlich zu. Musikalischer Bombast, der sich ausschließlich auf kontext- und gesellschaftsgebundene Ideen/Ideale (Rosendorfer nennt dies "Programme") bezieht, ist kein Ersatz für eine gute, rein musikalisch fundierte Idee (wie z.B. Bachs Fugenkompositionen, Variationen und Dur-/Moll-Versuche). Auch der kürzlich in einem anderen Thread angesprochene Richard Wagner hat unter diesem Gesichtspunkt einiges von zweifelhaftem Wert abgeliefert.
Es grüßt
Tom