Beiträge von Sir Thomas

    Ich habe lange nach einem Rosendorfer-Bonmot zu Mahler suchen müssen, bin aber schließlich fündig geworden:


    "Gegen Komponisten, die keine oder fast keine [die musikalischen Schwächen ihres Schöpfers schonungslos bloßlegende] Kammermusik geschrieben haben, ist stets ein Rest von Mißtrauen angebracht, und wer weiß, ob Richard Strauss und Gustav Mahler nicht doch nur lärmende Fassadenmaler waren, die hinter dem [programmatisch verstandenen] "Ausdruck" einen musikalischen Bankrott verbargen ... Weltschmerz, der sich, wie bei Mahler, in neuneinhalb zugebenermaßen großartigen Symphonien äußert, ist verdächtig. Echter Schmerz schweigt.


    aus: Herbert Rosendorfer, Weitere unmusikalische Gedanken zur Programm-Musik; enthalten im Sammelband: Der Traum des Intendanten (1984); die Zusätze in Klammern stammen von mir.


    Ich stimme Rosendorfer grundsätzlich zu. Musikalischer Bombast, der sich ausschließlich auf kontext- und gesellschaftsgebundene Ideen/Ideale (Rosendorfer nennt dies "Programme") bezieht, ist kein Ersatz für eine gute, rein musikalisch fundierte Idee (wie z.B. Bachs Fugenkompositionen, Variationen und Dur-/Moll-Versuche). Auch der kürzlich in einem anderen Thread angesprochene Richard Wagner hat unter diesem Gesichtspunkt einiges von zweifelhaftem Wert abgeliefert.


    Es grüßt


    Tom


    Ich mag Müllers lakonischen, lapidaren Stil und ihre Schonungslosigkeit.
    ... ich kann auch gut verstehen, dass man sich durch den Nobelpreis-Rummel nicht nötigen lässt und sie ignoriert.


    Hallo,


    ich werde sie nicht ignorieren, habe aber derzeit keinerlei Faible für Müllers Themen. Am ehesten interessiert mich ihr Erstling "Niederungen", der aber leider wohl derzeit nicht lieferbar ist.



    Also, meine Herren, was ist es? Die Frisur ... ?


    Tja, Gontscharow, wenn Du schon danach fragst: Ich an ihrer Stelle würde Satisfaktion verlangen ... ;-)


    Liebe Grüße


    Tom


    Den Simplicissmus aber zu einer zwingenden Lektüre und einem Stück Weltliteratur zu stilisieren, den Autor gar neben Cervantes zu stellen scheint mir ziemlich übertrieben. ... Einmal in den Kanon gehoben verblieb er darin und fristet dort seitdem ein recht geruhsames Dasein ...


    Interessante Sichtweise - und eine "Revision" der gängigen Lesart. Hast Du eine Erklärung dafür, warum die Wertschätzung für Grimmelshausen nach wie vor ungebrochen ist?


    LG


    Tom


    Abgesehen davon, dass Wagner [...] nur mystischen Firlefanz auf die Bühne brachte ...


    Einspruch (auch wenn das jetzt komplett OT ist)!


    Wagners Kunst ist philosophisch, literarisch, religiös und ästhetisch sorgfältig grundiert. In den „Tristan“ wirken neben Schopenhauer und Feuerbach vor allem die christliche Epik des Mittelalters und die romantische Todessehnsucht eines Novalis hinein. Im „Parsifal“ geht es um Versuchung (die ein schwül-erotisches Zauberreich auf einen aus der klirrenden Kälte der Gralswelt stammenden Ritter ausübt) und Erlösung vor dem Hintergrund einer Sinnkrise. Weitere Beispiele für das, was xenophanes „ästhetische und strukturelle Bezüge“ in Wagners Werk nennt, ließen sich mühelos anfügen.


    Was ist daran mystischer Firlefanz?


    Es grüßt


    Tom (der nie gedacht hätte, Wagner verteidigen zu müssen)


    Ab 18: Klingt nach Pechsiederei und abgerissen Köpfen.


    Jou. Ich habe mir die Trailer soeben angesehen. Da wird kräftig die Sense geschwungen. Wem´s gefällt ...


    Der Hersteller (oder Vertreiber) Electronic Arts versucht das Ganze natürlich zu adeln und behauptet, das Spiel atme Dantes Geist (oder so). Wenn dem so ist, wird die "Göttliche Komödie" sicher ein künftiger Bestseller ...


    LG


    Tom

    Urs Widmer (übersetzte Conrads "Herz der Finsternis")


    Johann Heinrich Voß (ist fast ausschließlich als Übersetzer bekannt [Ilias, Odyssee, Metamorphosen, ...], hat aber wohl auch eigene Sachen geschrieben, wäre also ein Übersetzer, der sich auch als Schriftsteller versuchte)


    LG


    Tom


    Ich traue mich einfach nicht an die verlorene Zeit heran.


    Das kommt mir bekannt vor. Diese "Scheu" ist jedoch unbegründet.



    Meines Erachtens braucht man für Proust zunächst mal gar keine weitere parallele Lektüre.


    Einverstanden. Eine kommentierte Ausgabe halte ich jedoch für sinnvoll. Den ersten "Recherche"-Band habe ich "unbegleitet" gelesen. Es funktioniert, befriedigt aber nicht immer. Deshalb habe ich ab dem zweiten Band die kommentierte Ausgabe von Keller gewählt - eine gute Entscheidung.


    LG


    Tom


    Das ist ein tolles Ding! Das hat Kunst und Wucht.


    Ja, unbedingt! Und dann noch diese wunderbare Menschheitsbeglückungshymne "An die Freude" (nichts wie ran ans Klavier, das Ding ist - als Geburtstagsständchen - einfach zu spielen)! Auch der bereits erwähnte "Taucher" ist superb - wie eigentlich fast alles, was ich vom Lyriker Schiller kenne.


    Viele Grüße


    Tom


    Ich bin wieder einmal froh, dass ich auf Französisch lesen kann, "die Schallerin" würde ich wohl nicht lange aushalten. Auch der sogenannte "Tschurimann" (Chourineur) hört sich ganz anders an ...


    Ja, Maja, neben der absoluten Trivialität der gesamten Erzählung sind es diese Übersetzungen, die das Buch für mich ungenießbar machen. Ich staune, dass selbst in einer neuen Ausgabe dieser Quatsch immer noch vorzukommen scheint.


    Es grüßt


    Tom


    Habt ihr bereits etwas von Hamsun gelesen?


    Hallo Maria,


    unter anderem habe ich es mit dem bereits erwähnten Roman "Segen der Erde" probiert. Mein Fazit: Absolut unerträgliche Blut- und Bodenprosa! Wie konnte so etwas den Nobelpreis bekommen? Den Nazis wird es gefallen haben ...


    Ich hoffe, Laxness hat sich daran kein Beispiel genommen.


    Weiterhin viel Spaß wünscht


    Tom