Blöde Frage: Beginnt die Menge des Wissens nicht schon viel eher zu explodieren?
Das ist eine ziemlich gute Frage, die man wohl mit einem "Ja" beantworten muss.
Früher gab es ja Weltchroniken und wenn ich das richtig in Erinnerung habe, wurden die letzten dieser Chroniken Ende des 15 Jahrhunderts/Anfang des 16. Jahrhunderts geschrieben. Denn dann erkannten die Chronisten dass es einfach zu viel Wissen gab um es in Buch zusammen zu fassen.
Man hat Goethe (der Kerl verfolgt mich derzeit!) einmal nachgesagt, er sei so etwas wie der letzte Universalgelehrte gewesen. Nach seinem Tod war niemand mehr in der Lage, all das neu entstehende Wissen zu akkumulieren. Ich glaube, dass das falsch ist, weil der Zeitpunkt früher angesetzt werden muss - wenn überhaupt die Rede davon sein kann, dass je ein Mensch das Wissen seiner Zeit vollständig überblickt hat.
Mit den aufstebenden empirischen Naturwissenschaften, den immer intensiver werdenen Entdeckungen und der zunehmenden Systematik halte ich persönlich schon die 2. Hälfte des 18. Jahrhunderts für den Knaller.
Ich denke, dass schon das 17. Jahrhundert als Ausgangspunkt für die entstehende Wissensgesellschaft gesehen werden kann. Die Stichworte lauten: Galilei, Newton, Linné und die Entfaltung der Naturwissenschaften, Francis Bacon und der Empirismus, Descartes und der Rationalismus ...
Herder wird all diese Dinge zumindest in Umrissen gekannt haben. Insofern unterstelle ich ihm nach wie vor keinen blinden Fleck in Bezug auf den Wissensbestand seiner Zeit.