Ja? Mir ist er eigentlich als ernstzunehmender Literaturkritiker bekannt. Hast du außer meinem Zitat Anhaltspunkte für deinen „Verdacht“?
:winken:
Hallo Gontscharow,
ja, ich habe weitere Anhaltspunkte.
Greiner: Kleist machte das keineswegs zum Spaß.
Was kann man an einer solchen Aussage ernstnehmen?
Greiner: Gerade dann, wenn Kleist sich solchen Abgründen der Seele und des Schicksals nähert, baut er diese zerbrechlich wirkenden Hypotaxen, und wenn der Leser sie beschreitet, ergreifen ihn Schwindelgefühle und die Furcht, die Brücke könnte brechen.
Wie ich schon sagte: Mir wurde bislang niemals schwindlig beim Lesen, auch habe ich keine Furcht, etwas könnte beim Lesen unter mir zerbrechen.
Greiner: Die von Kleist gebauten Sprachbrücken brechen nie, aber sie zittern im Anblick des Ungeheuerlichen ...
Das macht mich jetzt wirklich sprachlos. Hier ist wohl jemand fürchterlich verliebt in seine Metapher der "Sprache als Brücke".
Greiner: Da fällt zuerst die regelwidrige Interpunktion auf. Kleist benutzt die Satzzeichen als rhythmische Markierungen, er verwendet sie wie ein Schlagzeug, um den Exzess anzufeuern. Nicht allein das, was diese Satzkaskade schildert, ist Gewalt, sondern der sprachliche Sturzbach selber ist Gewalt, eine Gewalt, die das Sprachgefüge bis ins Innerste zum Beben bringt, aber niemals zum Einsturz.
Interpunktion als Schlagzeug? Ein Sprachgefüge, das im Innersten zum Beben gebracht wird?
Ich möchte an dieser Stelle H. Greiners Urheberrechte wahren und keine weiteren Zitate anführen. Ob er ein ernstzunehmender Kritiker ist, vermag ich nicht zu beurteilen. Die Kleist-Hymne jedenfalls ist zum Teil ein ziemlicher Schmarrn.
LG
Tom