Beiträge von Sir Thomas


    ... du legst ja ein Tempo vor.


    Was so ein wenig Schlaflosigkeit bewirken kann ... Aber keine Sorge: Ich werde auf Euch warten und zu einem gemütlichen Tempo zurückkehren.



    ... mir gefällt sehr gut wie der Begriff 'Licht' vom Autor eingebaut wird.


    Ja, das ist eine interessante Beobachtung. Hat schon jemand eine Idee, was mit "Weltlicht" gemeint sein könnte? Ich finde den Begriff immer noch sehr nebulös. Könnte damit bspw. der Dichter gemeint sein, der mit seinen Werken Licht (und Wärme) in die kalte Welt bringt?


    LG


    Tom

    Tach Klaus,



    Mit dieser Liste findest Du hier Freunde. :zwinker:


    Westfälische Grüße in das Rheinland (ich hoffe, Du bist ein "Zugezogener" :breitgrins:)!


    Tom


    PS:


    Das war in den 70ern, als sich Deutsch zum "Laberfach" entwickelte ...


    Das lag mEn. an einem Übergewicht rheinischer Naturen in der Kultusministerkonferenz ... :wegrenn:


    Thomas Bernhard: Goethe schtirbt
    [kaufen='3518462784'][/kaufen]
    Ich stelle meine derzeitige Lektüre mal in den Bernhard-Thread, weil es immerhin sein kann, daß es Leute gibt wie mich. die um diese 4 posthum erschienenen Erzählungen nicht wußten.


    Vielen Dank für den Hinweis! Von Bernhard möchte ich noch das eine oder andere lesen - evtl. auch diese posthum veröffentlichte Sammlung.


    LG


    Tom


    Vielen Dank für die Aufklärung!


    :winken:


    Tom

    Mal eine Frage zum sozialen Hintergrund des Romans: Weiß jemand etwas über das Prinzip des "Gemeinde-Pfleglings"? Wir erfahren zwar, dass unser Jungskalde von seiner Mutter "in Pflege" gegeben wurde. Die Hintergründe für diesen Akt liegen jedoch (noch) im Dunkel. Für mich klingt das entweder nach Kinderhandel oder einer frühen Form des nordischen "Sozialstaats".


    Mensch finsbury: Das erste Fleißkärtchen der Woche geht eindeutig an Dich! Da hast Du uns eine Menge Stoff beschert - tausend Dank!


    LG


    Tom


    Diese Vision beruht laut seinem Biografen Halldór Gudmundsson, auf einem autobiografischen Erlebnis, das Laxness im ähnlichen Alter in der Nähe des heimischen Hofes beim Anblick eines großen Findlings hatte.


    Oh Mann, so etwas Ähnliches hatte ich befürchtet. :breitgrins:


    "Weltlicht" ist mein zweiter Laxness-Roman (nach der "Islandglocke"). Erneut gefallen mir die Schilderungen des ärmlichen Lebens auf der unwirtlichen Insel Island. Der Menschenschlag dort ist sehr speziell, was sich nicht zuletzt auch in den ambivalenten Einstellungen zum geschriebenen Wort niederschlägt.


    Das Buch hat es wahrlich nicht leicht in dieser literaturfernen Sphäre bigotter Frömmelei. Umso konsequenter umkreist Laxness das Phänomen der isländischen Literatur bzw. der isländischen Sagadichter. Diese Poeten sind in den Augen der hart arbeitenden Menschen Segen und Fluch zugleich. Einerseits erzählt man sich in diesem kargen und kalten Land am Rand der Welt nach den Mühen der täglichen Arbeit die gesammelten Heldengeschichten der Vergangenheit. Auch christliche Traktate werden vorgelesen, aber nur sonntags, mit der Teilnahmslosigkeit einer leeren Pflichtübung. Die geistige Sphäre der Isländer ist affin für Geschichten, andererseits aber voller Verachtung für deren Dichter, die dem lieben Gott den Tag stehlen und sich von der Arbeit anderer ernähren. Bücher sind in den ärmlichen Hütten eine Seltenheit, werden gehütet wie kostbare Schätze, aber auch achtlos dem Feuer übergeben, wenn sie in den Händen nutzloser Tagträumer und Möchtegerndichter eine „geistige Bedrohung“ darstellen.


    Es war ein Geheimnis, ein solches Buch zu besitzen, es war im Grunde eine Art Zufluchtsort, auch wenn man nicht wusste, was in dem Buch stand. Er war davon überzeugt, dass es ein gutes Buch sei, und es machte Spaß, ein Geheimnis zu haben … Man hat tagsüber etwas, an das man denken kann, und nachts träumt man davon. … Es war sein Buch. … Es wurde ihm weggenommen und verbrannt.


    Sehr gefallen hat mir dies:
    Wenn man es genau betrachtete, dann verstand Magnina … den Geist [der Literatur] nicht, oder besser gesagt, sie missverstand ihn teilweise. Sie las die Weltliteratur nicht, um die Seele frei durch jene Sphären schweben zu lassen, von denen ein kränklicher Armenpflegling glaubt, sie seien die vollkommenste Stufe des Lebens, sondern um einen dicken … Körper zu beruhigen oder zu beunruhigen. … Sowohl das Christentum als auch die Literatur waren vor allem leibliche Bedürfnisse, über die in den Körperteilen unterhalb des Zwerchfells entschieden wurde. Wie sollte aus einem dünnen Armenpflegling wie ihm in den Augen eines so dicken Mädchens jemals ein Christenmensch und Dichter werden können?



    im 1. Kapitel wird auch das Buch "Insel Felsenburg" erwähnt. Meint ihr es ist damit dieses gemeint?
    http://de.wikipedia.org/wiki/Insel_Felsenburg


    Eindeutig ja. Dieses Buch muss insbesondere im 18. Jahrhundert sehr bekannt gewesen sein. Arno Schmidt hat sich ausführlich darüber ausgelassen.


    Soviel für den Augenblick.


    :winken:


    Tom


    Das alte Pfarrhaus ist eigentlich nur eine schöne Studie über Hawthornes Stil. ... Hawthorne schreibt formal viel moderner als etwa Melville in seinen Romanen ...


    Hallo Gronauer,


    "Das alte Pfarrhaus" als Stilprobe oder -studie? Meinetwegen. Mir gefällt die Art und Weise, wie Hawthorne sein Thema umkreist - unaufgeregt, aber (wie bereits erwähnt) sehr poetisch. Das klingt moderner als Melville, weil dieser häufig einen archaischen, biblisch anmutenden Stil pflegt.


    "Das Haus mit den sieben Giebeln" befindet sich auf dem Weg zu mir. Den "Scharlachroten Buchstaben" kenne ich als Film - und finde ihn ziemlich öde. Möglicherweise ist das Buch um Längen besser.


    LG


    Tom

    "Das alte Pfarrhaus" hat Hawthorne 1846 als Vorwort zu einer Sammlung eigener Geschichten geschrieben. Der Text ist allerdings kein gewöhnliches Vorwort, sondern eine der ungewöhnlichsten und schönsten Einleitungen, die ich seit langem gelesen habe.


    Hawthorne lässt seine Gedanken schweifen, die sich rund um ein ehrwürdiges Pfarrhaus im Städtchen Concord drehen, das er drei Jahre lang mit seiner Frau bewohnen durfte. Es geht um die Gegensätze Natur und Kultur, Stadt und Land, Freiheit und Notwendigkeit, um Stille, Musse und derlei die Dinge, die auch der Mensch des 19. Jahrhunderts offensichtlich vermisste. Hawthorne schlägt einen angenehm lyrisch-poetischen Plauderton an, der niemals langweilt oder strapaziert wie die hymnischen Essays Ralph Waldo Emersons, der dieses Pfarrhaus vor Hawthorne bewohnte und dort sein Hauptwerk "Nature" verfasste.


    "Das alte Pfarrhaus" ist ein kleines Juwel, ein wunderbares Fundstück zu Beginn des noch jungen Lesejahrs 2012.


    LG


    Tom

    Mittlerweile beendet: Herman Melville – Ein Leben (Briefe und Tagebücher), herausgegeben von Daniel Göske


    Diese Mischung aus Biografie und Dokumentensammlung lotet die Existenz eines Schriftstellers aus, der sich in der zweiten Hälfte seines Lebens dem Literaturbetrieb konsequent verweigerte, ohne jemals mit dem Schreiben aufgehört zu haben. Beeindruckend!


    Besonders interessant sind die Details aus der Welt der damaligen Literaturkritik. Während die US-Kritiker Melville seit „Moby Dick“ und „Pierre“ als seriösen Autor abgeschrieben hatten, genoss er in Großbritannien die Wertschätzung der Rezensenten. Der Herausgeber Göske leitet daraus ab, dass der britische Literaturbetrieb um 1850 sehr viel höher entwickelt war als sein mit bigotten Argumenten operierendes Pendant jenseits des Atlantiks. Auch das Verlagswesen war in England längst nicht so kommerzialisiert wie in den USA.


    Beklemmend fand ich die Passagen, die Melvilles zum Teil hilfloses Bemühen um Kontakte in die damalige New Yorker Literatenwelt belegen. Wie sehr suchte er den Austausch mit dem älteren und bewunderten Kollegen Nathaniel Hawthorne, der ihn jedoch kühl auf Distanz hielt! Auch der damalige New Yorker Literaturpapst Evert Duyckinck behandelte den Autodidakten Melville bestenfalls mit distanzierter Freundlichkeit. Nach „Moby Dick“ wandte Duyckinck sich von Melville ab, mit der heuchlerischen Begründung, der Autor habe das religiöse Gefühl seiner Landsleute verletzt. Das alles hat Melville sehr geschmerzt – und letztlich zu seinem Verstummen beigetragen.


    Sehr intensiv sind auch die Reisetagebücher. Vor allem die zweite große Reise Melvilles (Konstantinopel, Kairo, Jerusalem, Rom) steht unter der Überschrift „Desillusionierung“. Die dem Verfall und dem Massentourismus preisgegebenen Stätten der abend- und morgenländischen Kultur erzeugen bei ihm abwechselnd Grauen, Leere oder Melancholie. „Alles glänzt und nichts ist aus Gold. Ein ekelerregender Betrug“, schreibt er über Jerusalem. Auch Italien enttäuscht: „Es gibt keinen Ort, wo ein Einsamer sich einsamer fühlen wird als in Rom.“ Welch ein Kontrast zum Italienreisenden Goethe!


    Fazit: Wer sich für Melville und die US-Literatur interessiert, sollte sich diese Schwarte nicht entgehen lassen.


    Dennoch ist Achilleus' Verhalten auch zutiefst menschlich, sein Gekränktsein, aber auch sein Eingreifen, als sein Freund Patroklos getötet wird. Als Archetyp kann man ihn immer noch sehen und verstehen und deshalb ist er wohl auch bis heute noch ein wichtiger Stoff für die Kunst geblieben.


    Tausend Dank, finsbury, für diese Ehrenrettung meines Helden!


    :winken:


    Tom

    Die Ruhe, die kühle Gelassenheit ..., die man eigentlich zum Schreiben braucht, - die ... ist mir leider nur selten vergönnt. Ich stehe unter dem Bannfluch des Dollars ... Was mich am meisten zu schreiben drängt, das unterliegt dem Bann - es zahlt sich nicht aus. Aber auf jene so ganz andere Weise zu schreiben, das kann ich nicht.
    Herman Melville an Nathaniel Hawthorne, 1851


    PS: Mit der anderen Weise zu schreiben ist das Konzept der kurzatmigen Erfolgsschriftstellerei gemeint.


    Der Film ...


    ... von W. Petersen ist mMn. gar nicht so übel. Es ist halt ein Film, der unterhalten soll - und das gelingt ihm auf einem ordentlichen Niveau.



    Die männlichen Griechen und Trojaner sind nicht mehr als primitive Kampfmaschinen ...


    Homer gibt sich durchaus Mühe, die Menschen halbwegs differenziert zu zeichnen. Bsp. Achilles: Ihn lediglich als "Kampfmaschine" abzutun, greift zu kurz. Menschliche Züge sind durchaus vorhanden (seine Melancholie angesichts des ihm prophezeihten Todes, die Trauer um Patroklus, die Herausgabe von Hectors Leichnam ...). Vielleicht sollte man diese Figuren nicht an unseren "modernen" und "aufgeklärten" Vorstellungen messen.


    LG


    Tom