War das Leben auf dem Einödhof des ersten Teils schon karg und bitter, so ist das Dasein der Einwohner von Svidinsvik ein einziges apathisches Elend. Ausgebeutet von wenigen Angehörigen einer Oberschicht, vegetieren die Familien in Schuldknechtschaft am Rand des Existenzminimums dahin. Froh ist, wer Steine schleppen darf, um seine Schulden abzuarbeiten und beim Kauf von Lebensmitteln anschreiben zu dürfen! Trost bietet selbst die Kirche nicht: „Hilf Dir selbst, dann hilft Dir Gott“, so der Pfarrer.
Die geistige Athmosphäre ist ein wenig „kafkaesk“. Es scheint niemanden zu interessieren, wer für das Elend verantwortlich ist und wann es angefangen hat. Man ergeht sich in Anspielungen, der eine oder andere weiss auch ein wenig mehr über die „Aufbaugesellschaft“, den getürmten „Etatsrat“ und den Gemeindevorsteher. Aber es fehlt die (geistige) Kraft, sich über die erniedrigenden Verhältnisse zu erheben.
Laxness zeichnet die Figuren recht grobkörnig, manchmal ein wenig holzschnittartig, ohne sie jedoch unglaubwürdig zu machen. Ein wenig zur Karikatur gerät ihm lediglich der Geschäftsführer, was der Sache aber auch nicht schadet. Mir gefällt der überwiegend lakonische Erzählstil, der genügend Freiraum für eigene Ausschmückungen lässt. Zuweilen fühle ich mich an Knut Hamsun erinnert, dann wieder an Raymond Chandler (vor allem an dessen Dialoge).
Unser junger Dichter scheint in dieser Welt verlorener als je zuvor. Laxness mischt jedoch ein wenig Ironie in das Schicksal seines Helden, z.B. indem er ihn spüren lässt, dass geistige Ekstasten unter blauem Himmel nur eine sehr kurze Erquickung darstellen, wenn das grundsätzliche Lebensgefühl durch nagenden Hunger und nächtliche Kälte bestimmt wird. Hat Laxness derartiges eigentlich selbst erlebt?