Beiträge von JHNewman

    Gerade um die Kreutzersonate kann man das Verwirrspiel ja immer weiter treiben, sozusagen ad infinitum.


    Die Erzählung von Tolstoj spielt mit der Sonate von Beethoven. Auf die Erzählung von Tolstoj aber hat dann Leos Janacek wiederum ein Streichquartett geschrieben. Und das Streichquartett wiederum wurde dann von Margriet de Moor in ihrem Buch 'Kreutzersonate' aufgenommen. Wenn das dann noch jemand vertonte. Eine Oper vielleicht diesmal?? :zwinker:

    Ich bin gerade auf den letzten Seiten von Jacek Dehnels wunderbarem Buch 'Lala', das die Geschichte seiner Großmutter erzählt, mit bemerkenswert leichter Hand und in lockerem Ton, was angesichts dieser Lebensgeschichte schon eine Leistung ist.


    Jetzt plane ich für die Feiertage Franz Werfels Roman 'Die 40 Tage des Musa Dagh' ein.

    Verschiedentlich wird angedeutet, dass zwischen Adorno und Krakauer zeitweise auch eine homoerotische Beziehung bestand. Das ist heutzutage so hipp, dass du dich wirklich entstauben und in den Briefwechsel vertiefen solltest.


    Nach der Lektüre von 'Georg' liegt ein solcher Gedanke auch wirklich nahe. :zwinker:


    Moin, Moin!



    Man darf gespannt sein, wie Leo das Dilemma des zweiten Buches lösen wird. Debüts sind vielfach autobiografisch; und ein gutes zweites Buch hinzukriegen ist in den Augen mancher Kritiker so gut wie ausgeschlossen. Gerade die ausgiebigen esssayistischen Teile haben mir viele Fundstücke beschert. Wer meine Webseite liest oder mir auf Twitter folgt, konnte in den letzten Tagen darunter leiden.


    Hallo Markus,


    das sehe ich bei Leo auch so. Vor allem stellt sich mir die Frage, in welche Richtung er eigentlich gehen will: literarisch-fiktionale Texte oder eher essayistisch-sachorientierte Texte. 'Flut und Boden' ist ja ein Zwitter, ein Roman ist es eigentlich nicht, auch wenn das Buch sehr gelungene erzählende Passagen enthält. Bei der Diskussion mit ihm in Leipzig (Vorabend der Messe im Hotel de Pologne) merkte man aber doch sehr stark, dass da eigentlich ein Historiker spricht und argumentiert. Und im Grunde hat mich sein Buch auch als Beitrag zur Geistesgeschichte wesentlich mehr interessiert denn als Roman.


    LG
    JHN


    Gerade lese ich den Roman "Ginster" von Siegfried Krakauer. Er wird meistens als ein autobiografischer Bericht aus der Zeit des Ersten Weltkrieg besprochen, was er auch ist. Jedoch macht er auch den Eindruck eines Angestelltenromans und, wenn ich die Kausalität beiseite lasse, erinnert mich Stil, Erzählweise und die Geschichte sehr an "Abschaffel" von Wilhelm Genarzino


    Ich mochte Ginster gern und fand den Roman vor allem sprachlich sehr frisch und unverbraucht. Mich hat das auch an den Erich Kästner etwa des 'Fabian' erinnert. Im Nachgang habe ich dann auch noch den Roman 'Georg' von Kracauer gelesen (den ich bis dahin nur als Soziologen kannte).

    Ich denke, Siegfried Lenz hatte historisch wirklich eine wichtige Bedeutung. Bei dem, was ich zuletzt von ihm gelesen habe, hatte ich aber schwer den Eindruck, dass die Zeit über ihn hinweggegangen ist. Ich meine, er hat heutigen Leserinnen und Lesern - vor allem den eher jüngeren - nicht mehr viel zu sagen. Ich erinnere mich daran, wie irritiert ich war, als in einem seiner jüngeren Romane ein ICE durch die Szene fuhr. Bis dahin hatte ich intuitiv angenommen, das Buch spiele in den fünfziger oder sechziger Jahren... :schreck:


    Der o.g. Aufsatz aus dem Jahr 1930 ist noch harmlos. Ab 1933 schwelgt Benn in Züchtungsphantasien - Nietzsches "Übermensch" hatte ihm ziemlich mächtig zugesetzt ...


    In meinem Sammelband sind auch zwei kürzere Texte zum Thema 'Züchtung' abgedruckt. Äußerst befremdlich, in der Tat.


    Jetzt bin ich mit Rudolf Steiner und seinen 'Grundlinien einer Erkenntnistheorie der Goetheschen Weltanschauung' zugange. Das finde ich durchaus intelligent und hilfreich zu lesen. Bielschowsky hatten sie in der Bibliothek, das liegt auch bereit.


    Weinhandl, Vietor und Hartmann sind per Fernleihe bestellt.


    Nun habe ich zu Transatlantik von Colum McCann gegriffen. Ich mochte schon "Zoli" sehr gern und die ersten 100 Seiten haben mich bereits überzeugt. Drei Handlungsstränge, die durch feine Fäden verbunden sind. Gefällt mir sehr gut.


    [kaufen='978-3498045227'][/kaufen]


    Gruß,
    Maria


    Das steht auch auf meiner Liste - ist sogar schon bestellt (warte noch aufs englische TB, das soll Ende April erscheinen).


    Ich habe den Autor in Leipzig auf der Buchmesse bei einer sehr schönen Lesung aus diesem Buch erlebt (in der Albertina - leider war die Veranstaltung weniger gut besucht als sie verdient gehabt hätte).

    Hallo Els Lin,


    mir hat das Buch von Per Leo sehr gut gefallen. Es hat mich auch zu weiterer Lektüre angeregt, u.a. in seiner Dissertation (Wille zum Wesen), dann zu Goethe und Gottfried Benn und Rudolf Steiner. Das gesamte Thema der Charakterologie, das er bearbeitet und das zum geistigen Leben der bürgerlichen Schichten vor 1933 dazugehörte, finde ich sehr interessant, auch wenn man angesichts mancher Überzeugungen heute den Kopf schüttelt. Gerade las ich Arno Geigers Roman 'Es geht uns gut' (Deutscher Buchpreis 2004?) -- und selbst dort begegnete mir Ludwig Klages erneut…


    Gut. Verstanden. Also eher nicht interessant, bzw. noch mehr Zeitverschwendung.


    Das würde ich jetzt so nicht sagen. :zwinker:


    Ernst Jünger erschließt ja schon gewisse Denkwelten, die nicht nur für seine Zeit bedeutsam sind, sondern von denen ich auch den Eindruck habe, dass sie heute wieder vermehrt Anhänger finden. Ich kann nicht sagen, dass mich das freut. Aber es lohnt sich imho schon auch, sich damit einmal auseinanderzusetzen.


    Wenn ich die Diskussion zu den Stahlgewittern aus dem Literaturclub richtig in Erinnerung habe, wurde darin festgestellt, dass Jünger darin den Krieg als existenzielle Bewährungssituation und als Schule der Persönlichkeit beschreibt. Das Ich im Kampf, das Ich und der Feind. Was aus heutiger Sicht völlig befremdet, ist die Abwesenheit jeglicher Sinnfragen. Warum kämpfe ich hier? Warum dieser Krieg? Warum schieße ich auf den Feind, warum schießt der auf mich? Wer ist dieser Mann, auf den ich schieße? -- Es sind ja diese Fragen und ihre Beantwortung, die einen großen Teil der Kriegs- und vor allem der Antikriegsliteratur befeuern. Bei Jünger - so die Diskussion - ist davon aber nichts zu finden. Der Krieg wird nicht hinterfragt, sondern auf den Kampf reduziert. Dies und die gesamte Männlichkeitsrhetorik sorgt dann dafür, dass man das Buch als 'kriegsverherrlichend' abgelehnt hat. Passt das zu Deinen Eindrücken?


    Ich trage mir das auch mal im Kalender ein. Ist es sinnvoll, vorher noch die Lehrjahre zu lesen?


    Gute Frage. Aber bei eventuellen Bezugspunkten zu den Lehrjahren wird die LR sicherlich ausreichend Anmerkungen geben können, um für das Textverständnis ohne Wissen um die Vorgeschichte auszukommen.


    Gruß
    Meier


    Ich habe mit den Lehrjahren jetzt begonnen und werde versuchen, sie so nebenher zu lesen. Mal sehen, ob ich bis zum 1. Mai dann durch bin.


    Brechreiz qua Inhalt?


    Vor einigen Monaten las ich Jüngers Essay 'Der Waldgang'. Darin steht viel Gutes, klar Erkanntes und brillant Formuliertes zum Thema des geistigen Widerstands, der inneren Aufrichtigkeit, der Einsamkeit des Abweichlers, dem Standhalten gegenüber dem Druck der Mehrheitsmeinung bis hin zum aktiven Widerstand gegen Unrecht. Man kann sich dieser Mischung aus geistiger Klarheit und stilistischer Brillianz gut überlassen - solange man nicht darüber nachdenkt, in welcher historischen Situation dieser Essay entstanden ist: kurz nach dem Ende des 2. Weltkrieges und der Nazizeit zu Beginn der modernen bundesrepublikanischen Geschichte. Über den Widerstand gegenüber dem totalitären Naziregime liest man darin aber fast nichts, sondern in prophetisch-raunendem Ton spricht der Essay von der kommenden Bedrückung. Warum sinniert ein Mann mittleren Alters, der sich mit dem Naziregime offenbar recht gut arrangiert hatte, zu diesem Zeitpunkt über den Widerstand? Angesichts der Umstände kann mit der Bedrohung also vor allem die Bedrohung durch die moderne Gesellschaft gemeint sein, mithin das, was wir als moderne westliche Demokratien verstehen. Es ist dieser anitmoderne, antiwestliche und antidemokratische Impuls, der bei mir einen Brechreiz auslöst.


    Zu den Stahlgewittern gab es übrigens in einem der letzten Literaturclubs auf SF1 eine sehr gute Diskussion:
    http://www.srf.ch/player/tv/li…39-4469-8901-1c0e39f1d767


    Ich komme mir nach den ersten 58 Seiten vor wie bei einem lateinischen Geschichtschreiber. Das ist nicht negativ zu verstehen, sondern eher: ah, wieder mal ein Lesegefühl wie mit Caesar "200 Schritte links, vor rechts und Drehung..." ;) Bislang interessant.


    Die Stahlgewitter stehen mir als Leseerfahrung noch bevor. Bei den Essays von Jünger geht es mir so, dass ich ihn interessant finde und mitunter auch brillant, solange es mir gelingt, den Brechreiz beim Lesen zu unterdrücken. :zwinker:

    Für unseren Buchclub morgen lese ich gerade Arno Geigers 'Es geht uns gut' - das Buch gewann ja vor einigen Jahren den Deutschen Buchpreis. Es ist eine österreichische Familiengeschichte, die mich bislang aber nur mäßig überzeugt.


    Es gab vorhin ein im dritten Programm ein Inteview mit der Preisträgerin. Eventuell ist es auch bereits als kostenloser Download irgendwo im Netz zu hören/ sehen.


    Gruß
    Meier


    Hilfreich wäre zu wissen, in welchem 'dritten Programm'. Es gibt davon ja doch so einige... :zwinker:

    Hierzulande nennen wir diese mit Limonade versetzten Biere "Panaché" - also gepanscht. In Deutschland heissen die aus mir unerfindlichen Gründen "Radler". Wie Christoph Sonntag mal so schön sagte: Früher waren das ein Bier, das man eine halbe Minute lang neben eine Zitrone gelegt hatte. Heute ist das Zitronenlimonade, die man an einer Brauerei vorbeigetragen hat.


    Da reden wir dann wohl über ganz unterschiedliche Getränke. Das Ale von Störtebeker ist kein Mischgetränk und hat auch keinerlei fruchtige Zusätze. Die 'fruchtige' Note und der insgesamt im Vergleich zum Pils oder Lager leicht süßliche Geschmack entsteht allein durch die Auswahl des Hopfens und die besondere Form des Brauens. Sehr lecker!


    (Man kennt das ja auch von Single Malts, die trotz der grundsätzlich gleichen Form der Zutaten sehr eigene, charakteristische und mitunter auch sehr fruchtige Aromen produzieren.)

    Och, ich mag Safranski und lasse mir von ihm gerne den Erklärbär machen. Ich finde ihn intelligent, anregend und so breit aufgestellt, dass er mir immer wieder Verbindungen aufzeigen kann, die ich zuvor nicht gesehen habe. Mag sein, dass man es etwas unbefriedigend findet, wenn man sich dann in einem Thema sehr gut auskennt. Aber da ich ihn in der Regel nur zu Themen lese, in denen ich mich eben (noch) nicht so gut auskenne, stört mich das nicht... :zwinker:


    Moin, Moin!


    Ich habe noch nie in meinem Leben Bier der Brauart <a href="http://de.wikipedia.org/wiki/India_Pale_Ale">Ale</a> getrunken. Als Nichtmotorisierter frequentiere ich einige wenige mit der Straßenbahn erreichbar Getränkemärkte, die solche Biere nicht führen. Jetzt hat Köstritz ein <a href="http://bier.abseits.de/2012/02/india-pale-ales-aus-deutschland.html">Pale Ale</a> <a href="http://www.bier-in-leipzig.de/koestritzer-pale-ale/">gebraut</a>, welches hoffentlich bald auch in meiner Reichweite auftaucht! Hoffentlich ist es kein Aprilscherz.


    Oh, schön!! Ich habe während meiner englischen Jahre ja fast ausschließlich Ales (oder wie der Brite sagt: Bitters) getrunken und viel lieber gemocht als deutsches Bier. Nachdem ich nach Deutschland zurückgezogen bin, war ich biertechnisch völlig heimatlos, aber kürzlich machten mich Freunde auf das da aufmerksam:


    http://www.stoertebeker.com/in…ialitaten?id=Atlantik-Ale


    Ein Atlantik-Ale aus Stalsund. Erhältlich auch bei uns in der Mitte Deutschlands. :klatschen:


    Und auch wenn Sandhofer es nicht mag: Ich finde die fruchtigen Noten (Pfirsich oder Grapefruit) durchaus schmeckbar. :zwinker: :smile: