Beiträge von JHNewman


    Es bleibt immer noch der Fakt, das die alle gerade "frisch" veröffentlicht wurden. Das hat für mich den Geruch der Promotion.


    Es dürfen nur Bücher eingereicht werden, die im laufenden Jahr (Okt. bis Sept) veröffentlicht wurden. Und ja: der ganze Preis dient in erster Linie dem Marketing. Es ging von Anfang an vor allem darum, einen marketinggerechten Preis zu schaffen, der durch sein Procedere (Longlist, Shortlist, Verleihung am Vorabend der Frankfurter Buchmesse) eine große Medienpräsenz erreicht und den Verlagen auch dabei hilft, ihre Bücher im Ausland besser verkaufen zu können. Literarische Qualitität war dabei immer nur eines der vielen Kriterien, die anderen sind Länderproporz (A, CH, D), Verlagsnamen, Geschlecht, ethnischer Hintergrund usw. usf.


    Und: Als Marketinginstrument funktioniert der Preis hervorragen, eigentlich fast zu gut, denn viele beklagen ja, dass die Verlage, die Rezensenten und der Buchhandel sich zu sehr auf die nominierten Titel konzentrieren und andere Bücher nicht mehr ausreichend wahrgenommen werden.


    Schön wäre es ja schon mal, wenn nur Bücher auf der Liste ständen, die schon veröffentlicht wurden (nicht nur Vorabexemplare für Kritiker). Und vielleicht sogar schon ein paar Monate auf dem Markt sind.
    So wirkt das Ganze wie eine Marketingaktion. Und Marketing hat nur sehr begrenzt mit Literaturqualität zu tun.


    In diesem Jahr sind 12 Titel aus dem Frühjahr, einer aus dem Juni. Die sind schon alle da.
    Fünf Titel erscheinen im August (bzw. sind schon da) und nur zwei erst im September.
    Das ist aus meiner Sicht ok und wesentlich besser als in den vergangenen Jahren und noch beim Leipziger Buchpreis, wo einer der Titel erst eine Woche vor der Preisvergabe erschien (Katja Petrowskaja).


    Ich mag den taz Kommentar: Die Liste ist Quatsch


    Der Artikel ist Quatsch. :breitgrins: Denn: Natürlich hat er recht und die Liste ist auch Quatsch. :zwinker: Das weiß doch jeder, der mal das Kanon-Spiel gespielt hat oder sich über einige Jahre mit der Nominierungsprozedur für den Buchpreis beschäftigt. Schon der Buchpreis ist Quatsch, denn 'den besten deutschen Roman' gibt es natürlich nicht. Aber grade weil das so ist, und jeder das weiß, ist es albern, wenn jedes Jahr irgendwelche Journalisten kommen und es in die Welt herausposaunen. Es hat was davon, jedes Jahr ein Medienspektakel draus zu machen, dass in Deutschland das Wetter im Sommer nicht ist wie in Italien. :schnarch:


    Natürlich gibt es gute Bücher außerhalb der Liste. Das weiß ja auch jeder. Schon allein die Bücher, die auf der Shortlist des Leipziger Buchpreises standen, hätten (abgesehen von Mosebach) auch durchaus hier auf der Langliste erscheinen können. Außer Stanisic hat es keiner geschafft - der ist aber so überragend gut, dass man ihn nicht ignorieren konnte.


    Für mich bemisst sich die Qualität der Auswahlliste nicht daran, was alles fehlt. Da wird man immer endlos Titel nennen können. Sie bemisst sich für mich daran, ob die Bücher, die drauf stehen, gut sind. Und ob mir die Liste Anregungen bietet, Autorinnen und Autoren und ihre Bücher kennenzulernen, die ich bislang nicht kannte und die meinen literarischen Horizont erweitern. Im letzten Jahre etwa waren das Thomas Glavinic und Norbert Gstrein. In diesem Jahr habe ich bereits eine Menge entdeckt, das ich lesen möchte. Und mit Matthias Nawrats kleinem Roman 'Unternehmer' habe ich bereits eine Perle entdeckt (und fast schon durch).


    Insofern ist die Liste aus meiner Sicht geglückt. Obwohl sie natürlich Quatsch ist und ich noch viele Bücher lesen werde, die nicht drauf stehen. Ich bin ja nicht blöd. :smile:


    Werde jetzt mal in ihren Panischen Frühling, von dem Ihr befallen zu sein scheint, hineinlesen. :zwinker:


    Das Buch habe ich gestern in der Buchhandlung mitgenommen. Ich erinnere mich sehr gut an die Stimmung, als in London die Flugzeuge schwiegen - seinerzeit habe ich ja dort gelebt. Die Stadt hatte plötzlich eine andere Atmosphäre. Allein das weckt schon mein Interesse an diesem Roman.

    Ich finde die Liste ausgesprochen interessant - weitaus mehr als in den vergangenen Jahren. Überraschend auch, dass 12 der 20 Titel bereits im Frühjahr veröffentlicht wurden, einige weitere Bücher erscheinen noch im August. So kann man schon sehr viel jetzt lesen.


    Bisher kenne ich nur das Buch von Sasa Stanisic, das ist hervorragend und hätte den Preis in jedem Fall verdient. Da er aber bereits den Leipziger Buchpreis gewonnen hat, halte ich seine Chancen für eher gering, auch in Frankfurt zu gewinnen.


    Sonst interessieren mich noch 11 der Bücher:
    Bärfuß, Poschenrieder, Nawrat, Zielgelwagner, Draesner, Leutenegger, Kinsky, Hettche, Köhlmeier, Seiler und Lewinsky. Bei Fanz Friedrich bin ich mir noch nicht sicher.


    Einiges werde ich sicher schon heute im Buchhandel bekommen, beim Rest arbeite ich mich so weit vor, wie ich es schaffe. Und dann sehen wir mal, was die Shortlist bringt.


    Ich bin immer noch bei dem Manesse Band "Englische Erzähler", habe aber als Paralelllektüre
    Max Frischs "Berliner Journal" begonnen.


    Abends bei Grass. Nieren


    Gruß, Lauterbach


    Mit dem Berliner Journal bist Du ja schnell fertig. Für mich war es doch etwas enttäuschend. Ich habe mir danach die Tagebücher 1946-1949 besorgt, damit ich etwas mehr an Stoff geboten bekomme... :-)

    ich hab es mir auch schon vorgemerkt :breitgrins:


    Was mich am Procedere stört: Ein Teil der Bücher ist zum Termin der Bekanntgabe der Nominationen noch nicht erschienen. Selbst für die Shortlist gilt das noch. Das sollte man imho ändern. Ich möchte gerne die Gelegenheit haben, die Bücher vor der Preisverleihung zu lesen. Jedenfalls die, die mich interessieren. Wenn ein Buch aber erst vier Tage vorher erscheint, ist das kaum noch möglich. Beim Leipziger Buchpreis habe ich es mit Mühe und Not geschafft, allerdings das Buch von Katja Petrowskaja nur zur Hälfte geschafft.


    In wenigen Tagen ist es wieder soweit. Dann wird die longlist für den Buchpreis bekannt gegeben. Ich bin schon sehr gespannt wer diesmal auf der Liste steht.


    Ich bin auch schon sehr neugierig. Termin am Mittwoch um 11 Uhr ist bereits notiert. :zwinker:

    Falls jemand sich fragt, ob es sich lohnt, den neuen Film über Schiller und die Lengefeld-Schwestern anzusehen: JA!!!


    Dominik Graf ist her etwas gelungen, was in solchen Filmen mit historischem Genre nicht oft gelingt. Man taucht ganz in die Zeit, man sieht viele Bilder, die man aus der Literatur und der Geschichte der Zeit kennt, es ist also authentisch - und zugleich so frisch, modern und heutig, dass man den Eindruck hat, die Menschen des Films lebten heute noch dort. Großes Kino.

    Die wie lautet? Bin gespannt!


    Ähm, ich meine unser Gespräch weiter oben in diesem Strang. Die Frage, wie (moderne) Musik in einem Roman dargestellt wird. Richard Powers macht das außergewöhnlich gut und rollt anhand seiner Hauptfigur (eines Komponisten) die Musikgeschichte des 20. Jahrhunderts auf. Besonders geglückt ist ein Kapitel, in der er die Schilderung eines musikalischen Volkshochulkurses in einem Altenheim zu Olivier Messiaens 'Quartett auf das Ende der Zeit' verschränkt mit einer sehr lebhaften Schilderung der Entstehung und Uraufführung des Stückes in einem deutschen Kriegsgefangenenlager.

    Richard Powers, Orfeo. Ein Roman über Musik. Verrückt, beeindruckend bislang. Kam drauf, weil er auf der Longlist für den Booker Prize steht und das Thema mich interessiert. Eine nette Fußnote auch zu unserem Gespräch über Doktor Faustus.

    Das würde ich mir nochmal überlegen. Die Geschichte spielt in der Zeit vor der Entdeckung von Antibiotika. Die Sterblichkeitsrate in den ersten fünf Jahren nach positivem Befund betrug damals zwischen 70 und 80 %, und daran änderten auch die Sanatorien nichts. Das ist etwa soviel wie Ebola, nur langsamer. Da kann mir die Liegekur gerne gestohlen bleiben.


    Ja, man müsste natürlich bloß so ein Castorp'sches Syndrom haben, ohne echte TBC. Aber es geht ja weniger um die Krankheit als um das ziellos-geordnete Leben bei 'denen da oben'. :smile: