Beiträge von Zefira

    So, jetzt bin ich fertig ...

    Vor zwei oder drei Jahren war ich einmal für einen Tag in Cremona und habe den Dom besichtigt. Ich erinnere mich noch genau an eine Geigenwerkstatt am Domplatz. Drinnen war gerade jemand dabei, ein Instrument probezuspielen. Ich habe mich nicht hineingetraut, aber von draußen eine Weile zugehört.

    Monteverdi wird dort hoch geschätzt. Ich spreche kein Italienisch, aber eine Bäckereiverkäuferin, zu der ich mit Geste zum Dom hin "Divino Claudio!" sagte, strahlte sofort auf, mit begeistertem Nicken. :D

    Ah, dankeschön. Da hätte ich auch gleich selbst nachsehen können, ich Depp.

    Monteverdi ist inzwischen (ich bin im letzten Fünftel) in Venedig tätig. Nach dem Tod des Herzogs Vincenzo Gonzaga hat sein Nachfolger ihn mehr oder weniger aus dem Dienst geschickt. Monteverdi ging nach Venedig, wo er beste Bedingungen vorfand. Er wurde anständig bezahlt und genoss den Ruhm des größten Komponisten von Italien, was ihm einen Haufen Arbeit eintrug, da er mit Kompositionsaufträgen überhäuft wurde.

    Er blieb befreundet mit Striggio, dem Sekretär des Gonzaga-Hofs und Textdichter des Orfeo. Striggio schickte ihm eine Dichtung mit dem Titel "La finta pazza Licori", die er vertonen sollte; es sollte eine neue Oper daraus werden. Passuth zitiert (ich nehme an bzw hoffe, es sind tatsächlich Zitate) aus dem Briefwechsel zwischen Monteverdi und Striggio, aus dem hervorgeht, dass Licori in dem Stück abwechselnd als Mann und als Frau auftritt - das mag für den Komponisten eine reizvolle Aufgabe gewesen sein. Die Oper wurde fertig und Monteverdi zur Uraufführung in Mantua eingeladen; er zögerte aber hinzufahren, weil inzwischen sein Sohn, der als Arzt in Mantua wirkte, von der Inquisition eingekerkert worden war - weil er ein indiziertes Buch gelesen hatte. Kurz darauf brach der mantuanische Erbfolgekrieg aus; als Monteverdis Sohn entlassen wurde, war an einen Besuch in Mantua nicht mehr zu denken. Während des Kriegs wurde das Notenarchiv des Palastes der Gonzaga von Plünderern angezündet - so beschreibt es Passuth. Die Oper "La fina pazza Licori" und alle mantuanischen Kompositionen Monteverdis verbrannten.

    Passuth beschreibt das mit trockenen Worten, aber deutlich durchklingender Entrüstung. Eini phantastischer Autor. Ich wollte, das Buch ginge nie zu Ende.

    Im Internet finde ich (zum Beispiel bei Booklooker und Amazon) Angebote für einen Roman von Passuth mit dem Titel "Monteverdi - Der Roman eines großen Musikers".

    Ich versuche gerade herauszufinden, ob es dasselbe Buch ist, das ich habe. Wäre kurios, wenn Passuth zwei Monteverdi-Romane geschrieben hätte; es sei denn, das Ganze ist ein Zweiteiler, aber ich sehe nichts, was dafür spricht.

    Danke fürs Verschieben. Dann sage ich noch ein paar Worte dazu:

    Wenn ich es richtig verstanden habe, ist Orfeo tatsächlich die erste "Oper" in heutigem Sinn. Überhaupt scheint Monteverdi den einstimmigen, am Text orientierten Gesang ("am Text orientiert" in dem Sinn, dass der Text verständlich und die musikalische Untermalung diesem in Rhythmus und Ausdruck angepasst war) mehr oder weniger als erster eingeführt zu haben. Die allererste bekannte Oper, "Eurydike" von Jacopo Peri, einem Zeitgenossen Monteverdis, ist nicht erhalten.
    Passuth geht in seinem Monteverdi-Roman ausführlich darauf ein, wie neuartig die musikalische Gestaltung des Orfeo für das damalige Publikum war. Dass die Musik dem Text rhythmisch folgte, die im Text ausgedrückten Gefühle transportierte, auch dass jedem Sänger ein untermalendes Instrument zugeordnet war, war damals etwas ganz Neues. Passuth bringt aber auch zum Ausdruck, dass Monteverdi, obwohl er als größter Musiker Italiens galt, persönlich nicht viel davon hatte. Musiker waren untergeordnete Angestellte, wurden schleppend bezahlt, obwohl Monteverdis Dienstgeber Gonzaga sehr reich war und das Geld mit vollen Händen ausgab. Passuth zitiert einen Brief von Monteverdis Vater an den Herzog Gonzaga, in dem der Vater schreibt, es ginge nicht an, dass er den erwachsenen Sohn immer noch mit Geldzuschüssen unterstützen müsse, weil Gonzaga bzw. sein Schatzmeister ihm seit Monaten seinen Verdienst schuldig sei. Wenn sich das nicht schleunigst ändere, kündigte Vater Monteverdi an, werde er seinem Sohn raten, sich sein Brot woanders zu suchen, etwa in Venedig. Eine solche Drohung konnte Vater Monteverdi sich nur erlauben, weil er kein Untertan Gonzagas war. Die Cremonenser waren Lombarden und nicht Mantua unterstellt. Claudio Monteverdi hatte von Gonzaga die mantuanische Ehrenbürgerschaft erhalten, war aber darauf nicht angewiesen. Er war quasi Inhaber einer doppelten Staatsbürgerschaft.
    Passuth zitiert großzügig Briefe und Tagebuchaufzeichnungen Monteverdis, erwähnt z.B.auch wiederkehrende Migräneanfälle. Leider, leider geht aus dem Buch selbst nicht hervor, inwieweit er sich dabei auf verlässliche Quellen stützt.
    Passuth ist ein großartiger Autor, auch wenn er vieles erfunden haben mag. Heute abend habe ich ein Kapitel gelesen, in dem es um die Komposition des berühmten "Lamento d'Arianna" geht. Kurz vorher ist Monteverdis Frau Claudia an der Schwindsucht gestorben; er denkt an sie, während er das Lamento schreibt. Die Passage hat mich fast zu Tränen gerührt. (Und ich bin normal beim Lesen nicht rührselig.)

    Endlich geht es um den Orfeo in meinem Monteverdi-Buch. Rückschauend klingt für den heutigen Opernfreund befremdlich, worüber man damals, als die Oper oder vielmehr das Dramma in musica noch keine feste Form hatte, diskutiert hat. Ein ganzer Trupp Künstler verschiedener Disziplinen trifft sich regelmäßig und redet sich die Köpfe heiß. Sollen die Sänger durchgehend singen oder zwischendurch auch sprechen? Wenn sie abwechselnd sprechen und singen, welche Passagen sollen gesungen werden? Soll die Musik dazu nur untermalen, sich quasi der Stimme anschmiegen, oder eine eigene Farbe mitbringen? Wie leidenschaftlich und ausdrucksvoll darf Gesang überhaupt sein? Eine heutige veristische Oper würde auf die Musiker der damaligen Zeit wohl ungefähr so abstoßend wirken wie auf uns der grölende Gesang Besoffener.
    Die Arbeit am Orfeo hat begonnen. Das Buch ist einfach bezaubernd.
    (Für mich zählt der Orfeo halt auch zum Höchsten ...)

    Ich wusste bisher nicht, dass der Komponist Monteverdi einen Kreuzzug mitgemacht hat, und zwar als Hofmusiker des Herzogs Vincenzo Gonzaga von Mantua. In Esztergom geht er abends durch das Lager und trifft einen deutschen Soldaten, der Dudelsack spielt. Das ist ein Instrument, das er noch nicht kennt. Er bittet den Deutschen, ihm den Dudelsack zu leihen, probiert darauf herum, versucht Harmonien hervorzubringen. Nach einigen Minuten antwortet jenseits der Donau die schrille Flöte eines türkischen Soldaten.

    "Das ist mein Freund", sagt der Besitzer des Dudelsacks, "er antwortet mir jeden Abend, wenn ich spiele."

    Monteverdi spielt weiter, horcht gespannt auf die Flöte, die nach ganz anderen musikalischen Gesetzen gespielt wird, als er sie kennt.

    Wenn die Weltpolitik von Musikern und Komponisten bestimmt würde, hätten wir vielleicht weniger Kriege.

    Immer noch "Divino Claudio" von László Passuth. (Der unbekannte Vorbesitzer hat zwar auf der inneren Schutzumschlagklappe vermerkt, das Buch sei langweilig, aber trotzdem eine Passage über Peter Paul Rubens angestrichen. ^^ )

    Ich habe den Buchtipp in irgendeinem Forum gelesen, weiß aber nicht mehr in welchem. Habe schon das Forum hier, das Büchereulenforum und das Forum für klassische Musik mit den Suchfunktionen abgesucht, aber den Hinweis nicht mehr gefunden. Ich danke mal dem unbekannten Leser, der mir das Buch empfohlen hat. Es ist stilistisch für einen "History" etwas eigenwillig (um es klar zu sagen, nicht so primitiv wie die meisten modernen Historys) und nichtsdestotrotz leicht und flott zu lesen. :thumbup:

    Ich habe mit einer "Romanbiographie" über Monteverdi begonnen, "Divino Claudio" von László Passuth. Das Buch gibt es nur noch antiquarisch, ich habe ein guterhaltenes Exemplar von Rebuy, in das ein Vorbesitzer (innen auf die Schutzumschlagklappe) geschrieben hat: "Für mich langweilig". Wenn man sich nicht wirklich für Monteverdi und seine Epoche interessiert, ist es wohl auch langweilig. Es enthält eine Fülle von Einzelheiten über den Alltag am Gonzaga-Hof in Mantua, das Arbeitsleben der Musiker, die damalige Aufführungspraxis usw.

    Bisher - ich habe ungefähr ein Fünftel gelesen - ist es aber recht unterhaltsam. Monteverdi hat sich eben gerade in die Sängerin Claudia Cattaneo verliebt, die er später heiraten wird. Ich bin sehr gespannt, wann die Rede auf den Orfeo kommt, die erste erhaltene Oper.

    Noch ein Nachtrag zu zwei Punkten, die mir aufgefallen sind. Einmal das Duell. Duroy muss sich wegen einer ziemlich läppischen Verleumdung zum Duell stellen, was zu einer Farce ausartet. Eine ganz ähnliche Beschreibung eines Duells habe ich auch bei Zola und anderen Autoren dieser Zeit gelesen. Hier wird um eines hohlen Ehrbegriffs willen etwas abgespult, was kein Mensch mehr ernst nimmt, es ist ein reines Kaspertheater und jeder weiß es, aber nichtsdestotrotz muss es sein ...


    Das andere ist der Punkt der Erbschaft. Duroy hat nach dem Tod seines Freundes Forestier dessen Witwe Madeleine geheiratet (die Frau, die seine Artikel für ihn schreibt - was sie weiterhin tut). Madeleine erbt später ein großes Vermögen von einem alten Freund der Familie, der selbst keine direkten Nachkommen hat und bei der Familie ein- und ausgegangen ist. Obwohl der Haufen Geld Duroy sehr zupass kommt, macht er ein Riesentheater, dass diese Erbschaft ein schiefes Licht auf seine Frau und damit auf ihn selbst werfen könnte. Ein Kapitel, in dem Maupassants Meisterschaft deutlich wird. Es kommt zu einem langen Dialog zwischen Duroy und seiner Frau, in dem Duroy immer wieder betont, wie blöd er bei dieser Erbschaft dastehe und dass seine Frau diese unmöglich annehmen dürfe - während der Leser die ganze Zeit deutlich vor Augen hat, wo dieser Dialog hinsteuert, und dasselbe gilt zweifellos für Madame Duroy, die ständig wiederholt: "Ganz wie du willst, Liebster." Am Ende des Dialogs hat Duroy die Hälfte des Riesenvermögens für sich persönlich gesichert - durch ein Manöver, das umso ekelhafter erscheint, als man den Eindruck hat, dass seine Frau es sehenden Auges hinnimmt. Das Gleiche gilt übrigens für die wenig später erfolgte Scheidung.


    Wie auch immer, Thema Erbschaft: Eine ganz ähnliche Situation habe ich in Maupassants Roman "Die Brüder Pierre und Jean" gefunden. Die titelgebenden Brüder sind ein Herz und eine Seele, bis ein Freund der Familie stirbt und einem von den beiden sein ganzes Vermögen vererbt. Das gibt zu Spekulationen Anlass. Warum bekommt der eine Bruder alles und der andere nichts? Könnte da ein Ehebruch im Spiel sein? Ich weiß nicht mehr, wie es ausging (ich werde es mir demnächst nochmal vornehmen, es ist kurz und man kann es an einem verregneten Sonntag auslesen), aber es kam jedenfalls unter dem Strich zu einem bleibenden Zerwürfnis zwischen den Brüdern. Das Thema scheint Maupassant beschäftigt zu haben.

    Ich grabe den Thread wieder aus, weil ich für den Klassiker-Listen-Wettbewerb nun ebenfalls Bel-Ami gelesen habe.

    Das Buch steht seit Jahren bei mir, und beim Lesen wurde mir klar, dass ich es schon einmal begonnen und dann abgebrochen haben muss. Ich kann mir auch denken, warum. Kurz gesagt, im ersten Teil möchte man die Hauptfigur Georges Duroy - er nennt sich später Du Roy und noch später Du Roy de Cantel, was schon viel über ihn aussagt - in den Hintern treten und im zweiten Teil in der Luft zerreißen.

    Als die Erzählung einsetzt, schlägt er sich - nach seiner Militärzeit bei einem Algerienfeldzug - als kleiner Angestellter in Paris durch. Ein alter Freund, dem er zufällig begegnet, verschafft ihm eine Stelle als Journalist bei einer Zeitung. Duroy kann insbesondere von seiner Algerienzeit nett erzählen und eine Damengesellschaft damit unterhalten, aber überhaupt nicht schreiben. Die Frau seines Freundes, Madeleine Forestier, will ihm helfen, was darauf hinausläuft, dass sie seine Artikel an seiner Stelle schreibt.

    Bel-Ami (den Spitznamen bekommt er von der Tochter einer seiner Geliebten) ist der Prototyp eines Mannes, der durch weibliche Protektion Karriere macht. Während die verschiedenen Frauen, die ihn lieben und beim Vorankommen unterstützen, eingehend und bildhaft beschrieben werden, bleibt Duroy selbst ein wenig blass und ungreifbar. Oft erschien er mir hoffnungslos borniert oder schlicht unverschämt. Vermutlich sieht er nett aus, aber er ist keine blendende Dorian Gray-Gestalt. Mehrfach erwähnt Maupassant, wie er sich selbst im Spiegel sieht, und zwar an (nach meiner Zählung) drei entscheidenden Stellen: einmal, wie er das erste Mal einen Gesellschaftsanzug trägt; das zweite Mal, als er durch ein geschicktes Manöver auf Kosten seiner Frau steinreich geworden ist, und das dritte Mal beim Betrachten eines Christusporträts, das eine auffallende Ähnlichkeit mit ihm selbst hat, also praktisch auch ein Spiegelbild ist. Ich hatte den Eindruck, dass er selbst, abgesehen von einigen sehr krassen Unverschämtheiten, als Person kaum existiert, jedenfalls nicht als Person mit Verdiensten oder Fähigkeiten. Er weiß eiinfach im richtigen Moment die richtigen Fäden zu ziehen. Maupassant hat ihn, habe ich im Nachwort zum Roman gelesen, selbst als "Lumpen" bezeichnet.

    Ich kann nicht sagen, dass mir das Buch besonders gefallen hat. Natürlich ist es großartig geschrieben, aber Duroys Dreckigkeit - ich habe mehrmals beim Lesen rote Ohren bekommen vor lauter Fremdschämen - macht einfach keine Freude. "Ein Leben", Maupassants erster Roman und zwei Jahre vor "Bel-Ami" entstanden, hat mir wesentlich mehr zugesagt. Das ist natürlich ein reines Geschmacksurteil.

    Ich habe inzwischen "Bel-Ami" von Maupassant gelesen. Komisch, mindestens zum Teil muss ich es wohl schon mal gelesen haben, jedenfalls kamen mir einige Einzelheiten vage bekannt vor.

    Ich werde noch etwas im allgemeinen Forum darüber schreiben. Einen Thread zum Buch gibt es bisher nicht, oder? Habe keinen finden können.

    Danke für den Hinweis auf die "Zahmen Xenien". Ich habe gerade einen Blick hineingeworfen und folgendes gefunden:



    »Deine Zöglinge möchten dich fragen:

    Lange lebten wir gern auf Erden,

    Was willst du uns für Lehre sagen?«

    Keine Kunst ists, alt zu werden,

    Es ist Kunst, es zu ertragen.

    Das klingt für mich unglaublich aktuell, wenn ich mich in meiner näheren Umgebung umsehe. Es gibt viele Menschen, die unglaublich alt werden, weit über 80, meine Schwiegermutter ist 93. Aber die wenigsten behalten ihre gewohnte Handlungsfreiheit und Selbstständigkeit. Der Vater meiner Nachbarin erkennt sie schon seit zwei Jahren nicht mehr, obwohl er sonst rüstig ist und sogar mit ihr spazieren geht. Noch tragischer (sagt sie mir; sie ist jeden Tag im Altenheim zu Besuch) die vielen, vielen Menschen, die den ganzen Tag mit hängendem Kinn im Sessel hängen und nur zu den Mahlzeiten munter werden, zum Sterben aber immer noch zu gesund sind. Die Medizin hat es geschafft, den Todeszeitpunkt immer weiter zu verschieben (Balzac bezeichnet einen Fünfziger als Greis!); jetzt hoffe ich, sie schafft es auch, den Leerraum zwischen aktivem Leben und Todeszeitpunkt zu verkürzen. Sonst sterbe ich lieber früher ...


    ... und da steht auch noch als Beispiel: "das ältelet mich an" und das Zitat nach Hagedorn "wenn ich ihm (dem leser) nur nicht ältle". Demnach wäre "älteln" jedenfalls etwas, was den Mitmenschen auf die Nerven geht.

    Man sollte nicht älteln, egal wie alt man ist.

    Danke, Giesbert, für den Hinweis!

    Kleiner Beitrag zum Thema "vernünftig altern". Folgendes Gedicht von Goethe habe ich in einer Beethoven-Biographie gelesen, der Titel steht leider nicht dabei - vielleicht kennt ihn jemand?


    "Ein alter Mann ist stets ein König Lear,

    Was Hand in Hand mitwirkte, stritt,

    Ist längst vorbeigegangen;

    Was mit und an dir liebte, litt,

    Hat sich woanders angehangen,

    Die Jugend ist um ihretwillen hier;

    Es wäre töricht, zu verlangen:
    Komm, ältele mit mir."


    Es ist übrigens das erste und einzige Mal, dass ich das Wort "ältele" gelesen habe. Kann es sein, dass Goethe dieses Wort erfunden hat?
    (Das Gedicht dürfte übrigens auch auf Frauen zutreffen.)

    Wenn ich mir die Diskussion so angucke (kenne das Buch auch nicht), bin ich geneigt zu glauben, der Rahmen (echte Dokumente gemischt mit einer erfundenen Handlung rund um eine Figur, die existiert hat) ist gar nicht so sehr das Problem, sondern dass das Buch einfach schlecht geschrieben ist. Allerdings muss es schon fürchterlich schlecht geschrieben sein, da sich alle Kritiker offenbar einig sind.


    Den Vorwurf der Trivialisierung einer Tragödie gab es übrigens schon bei der Erstausstrahlung der Holocaust-Serie. Ich war damals so um die 20, habe die Serie angeschaut und mich geärgert, aber nicht mehr, als ich mich über die Serie "Roots" geärgert habe (aus den gleichen Gründen).

    Ich habe gerade "Der Maler und das Kind" von Frederik Hetmann gelesen, ein Buch über den Maler Goya, das nur noch antquarisch zu bekommen ist - ich habe es auf einem Flohmarkt aus den Restbeständen einer Bibliothek gekauft. Frederik Hetmann (eigentlich Hans-Christian Kirsch) ist laut Wiki durch "Biographien für Kinder" bekannt geworden. "Der Maler und das Kind" ist aber wahrscheinlich nicht als solche gedacht, obwohl es vom Aufbau her durchaus so sein könnte: In einer Rahmenhandlung bereitet der über 70jährige Goya sich darauf vor, nach Frankreich ins Exil zu gehen, kümmert sich um seine Pflegetochter Maria, deren Mutter verhaftet wurde, und schreibt außerdem, kapitelweise in die Rahmenhandlung eingestreut, eine Art Lebensbericht, den das Kind später lesen soll. Betonung auf "später", denn kindgerecht verfasst sind diese Memoiren nicht.

    Ich interessiere mich seit Jahren für Goya und habe schon einiges über ihn gelesen (und natürlich, soweit möglich, Ausstellungen mit seinen Werken besucht). Das gut recherchierte Buch ist eine Bereicherung. Obwohl es mehr oder weniger das ganze Leben Goyas abbildet, liegt der thematische Schwerpunkt auf Goyas Auseinandersetzung mit den Themen der Zeit, dem spanischen Unabhänggkeitskrieg ab 1807 und den Bemühungen der spanischen Könige, das Vordringen aufklärerischer Gedanken in Spanien zu verhindern.

    Ja, das wäre eine mögliche Erklärung.

    Ich habe mich gewundert, weil sowohl in meinem Ebook als auch in einer anderen Ausgabe, die man online einsehen kann, etliche Ausdrücke per Fußnote erklärt sind - die Bezeichnungen für Zeitungshäuser, für Restaurants und Caféhäuser, spezielle Ausdrücke wie "Prünelle" für Backpflaume usw., aber die Einbuschen-Stelle wird nirgends erklärt. Was vermutlich bedeutet, dass es eine ganz einfache Erklärung gibt, auf die der Leser/die Leserin als halbwegs intelligenter Mensch ohne Hilfe kommen müsste.

    Ja, die Mathilde Möhring kenne ich.

    Dann kannst Du mir vielleicht die Stelle am Schluss erklären, als Mathilde ihrer Mutter sagt: "Es wäre doch hübsch, und auhc besonders für dich, wenn du ihn einbuschen könntest."
    Was meint sie damit?
    Etwas später heißt es, dass sich die Nachbarn dann vielleicht beschweren würden.

    Was heißt "einbuschen"? Ich habe bei Googlebooks gelesen (in einer editorischen Notiz zu einer Reclam-Ausgabe), dass der Absatz in früheren Ausgaben manchmal wegen möglicher Anstößigkeit gestrichen wurde. Das hilft mir nicht weiter, im Gegenteil ...

    In der Gruppe "Deutsche Literatur" auf Facebook hat jemand auf ein Spätwerk von Fontane aufmerksam gemacht, eine Art Emanzipationsroman, mit dem Titel "Mathilde Möhring". Der Roman ist nur kurz und anscheinend auch nicht ganz fertig - ich bin noch am Lesen und lasse einfach mal auf mich zukommen, ob er ein "richtiges" Ende hat oder nicht. Kennt ihn jemand?

    Ich habe eine Seite gefunden, wo ich ihn umsonst runterladen konnte; ich glaube, es war Zeno.