Beiträge von scheichsbeutel^

    Das Gedichtchen in Kapitel zwei ist ja wirklich starker Tobak. Und in den Erläuterungen lese ich, dass es der Interpretationen schon unzählige gäbe. Vielleicht ganz im Rabelaischen Sinne, eingedenk seiner Betrachtungen über die Interpretationen von Homer und Ovid, auf dass er posthum in seiner Gruft was zur Unterhaltung hat.


    Bis Kapitel 9 vorgedrungen, ungetrübt ist die Freude jedoch nicht. Die Aufzählungen und Übertreibungen langweilen ein wenig, die Freizügigkeit der Sprache mag kulturhistorisch interessant sein, aber sonst sind's doch einfach nur Anzüglichkeiten. Und allzu munter fand ich die Reden der Bezechten in Kap. 5 auch nicht, am besten gefallen mir die Stellen, wo Rabelais gänzlich die Geschichte verlässt und über seine eigene Erzählung zu räsonieren beginnt, gedachte Einwände vorbringt (etwa über die Ohrengeburt des Gargantua).


    s.

    Hallo allerseits!


    Obwohl ich aus Erfahrung wissen müsste, dass Pläne, welche den Zeitrahmen von zwei Wochen überschreiten, bei mir immer auf erhebliche Schwierigkeiten bezüglich Durchführung stoßen, hab ich mich im Zustand der interessierten Schwäche vor einem halben Jahr für diese Leserunde meine mögliche Teilnahme angekündigt.


    Und jetzt sitz ich hier vor einem Tisch, Bücherstapel allüberall, Zettelhaufen, Notizen usf. - alles schreit nach Gelesen- und Bearbeitetwerden - und mittendrin ich mit schlechtem Gewissen und der Rabelais halb aufgeschlagen. Und gezögert und gezaudert hab ich und dann doch zu lesen begonnen; ob ein allzu geschwindes Fortschreiten der Lektüre jedoch möglich sein wird, muss ich bezweifeln. Also - Vorrede und 1. Kapitel gelesen (zweibändige Ausgabe des Winkler Verlages) - und tatsächlich schon ins Grinsen gekommen beim Bruder Dilldapp, der für seine Nachweise auf Narren angewiesen ist, die ihm in seiner Blödheit ebenbürtig sind. (Die Exegeten sind überall vom gleichen Schlag.)


    Mir gefällt der Stil, das Spiel mit antiker Geistesgeschichte, der immer ironische Unterton. Aber mal sehen, das durchzuhalten könnte auch schwer sein bzw. den Leser ermüden. Was nach so wenigen Seiten noch nicht gesagt werden kann ...


    Grüße


    s.

    Ich empfinde sowohl Avatare als auch Betitelungen (wie im Nachbarforum) als sehr angenehm; entheben sie mich doch des Zeitaufwandes, mir so manchen Beitrag durchzulesen.


    s.

    Hallo!


    Das mit dem Philosophen ist bei genauer Betrachtung ohnehin ein Missverständnis: Denn derjenige, welcher mit seiner Bemerkung kundtut, eine solche Bezeichnung nicht verdient zu haben, wäre ja auch im schweigenden Falle kein großer Denker gewesen. Einzig die Einschätzung seiner Umwelt, nicht seine ureigene phil. Beschaffenheit hat sich geändert.


    In diesem Sinne: Froh drauf los geschrieben und willkommen!


    s.

    Hallo!


    Alles bisher von Walser Gelesene oder Begonnene hat mich gelangweilt, dort wo er amüsant ist, spürt man alsbald seine Selbstverliebtheit, die Unmöglichkeit, sich einer vermeintlich witzigen Formulierung zu entschlagen. Meine letzte Walser-Lektüre liegt schon weiter zurück (Schwanenhaus, Einhorn), aber das war der Typus von Roman, bei dem ich mir ständig die Frage stellte, warum ich das lesen solle bzw. weshalb der Autor mir das erzählt.


    Ohne die konkrete Szene zu kennen hatte ich oft ähnliche Assoziationen bezüglich Gymnasialliteratur wie mombour - naja, vielleicht eher: Aufgeschlossener Akademiker erzählt in leicht angetrunkenem Zustand von seinen sexuellen Anfechtungen. In solchen Situationen wünsch ich mir immer eine Großpackung Ohropax.


    Grüße


    s.

    Hallo!


    Ich habe deine Besprechung im Literaturschock mit Interesse gelesen und - ohne das Buch zu kennen - etwas Derartiges vermutet. Mein Eindruck bei jungen Autoren: Dass sie oft nichts zu erzählen haben, dies aber wortreich und mit vielen bildungsbürgerlichen Versatzstücken tun und dadurch die ebenso halbgebildeten Kritiker für sich einnehmen. Auch wenn mir die Verurteilung manchmal zu weit geht: Kehlmann etwa hat Talent, kann schreiben, sollte sich aber dessen bewusst werden, dass es keine irgendwie geartete Verpflichtung gibt, alle zwei Jahre ein Buch zu veröffentlichen.


    Und Eco mag ein eitler Geck sein, sein Essays für die Papiermülltonne, aber seine Romane (ob nun Erfolge oder nicht) sind sehr lesbar. Manchmal will mir scheinen, dass, wenn nicht der Madenfraß schon vor mindestens 50 Jahren beim entsprechenden Schriftsteller eingesetzt hat, eine positive Beurteilung unmöglich wird.


    Grüße


    s.

    Hallo!


    Eigentlich die Art von Literatur, um die ich einen Bogen mache: Aber - wie ein berühmter Literaturkritiker einmal bemerkte - man kann sich auch unter seinem Niveau amüsieren ;-) - was mir hier widerfahren ist. "About a boy" ist lesbar und witzig und beschert manche vergnügliche Lesestunde. Die Figuren sind mit Humor und Ironie gezeichnet, spöttisch und ohne betuliche Ernsthaftigkeit oder gar Moralität. Eine amüsante Persiflage auf die semi-erfolgreiche Generation der heute 30- bis 50jährigen mit ihren Psycho-Aufgeschlossenheitsticks und der verleugneten tiefsitzenden Bürgerlichkeit. Durchaus zu empfehlen.


    Grüße


    s.


    mich verwundert es, dass einige grundsätzlich keine Gedichte lesen. [...] Also, grundsätzlich lehne ich niemals ein ganzes Genre ab. Ein Buch darf mich nicht langweilen.


    Die Verwunderung kann ich teilen, zumindest wenn ich auf die hier teilweise für die Ablehnung angeführten Kriterien sehe. Ich versteh's ja, wenn einer seine innere Distanz bezüglich Krampfadern oder Schweißfüßen kundtut, aber möglicherweise haben dieselben wenig Einfluss auf die Qualität der Werke.



    Mit vielen Worten lässt sich meiner Meinung nach viel ausdrücken, mit wenigen wenig. -


    Die hier implizierte Korrelation zwischen Länge und Aussagereichtum harrt noch einer endgültigen Verifizierung. Ich für meinen Teil versuche auf die Qualität des Produzierten zu achten - und wenn sich ein Dödel unterfängt, mir seine Weisheiten zu unterbreiten, dann würde ich schon aus zeitökonomischen Gründen Gedichte einer Tetralogie vorziehen.


    Und auch der Zusammenhang zwischen Handlung und der "Befürwortung" dort dargestellter Verhaltensweisen hat mich überrascht und mir zum Denken gegeben. (Da ich vor nicht allzu langer Zeit die Enzyklopädie der Serienmörder gelesen habe ...)


    Grüße


    s.


    Irgendwelche Empfehlungen zu Büchern über Tolstoi?


    Dich vor Zweig zu warnen hieße wahrscheinlich Eulen nach Athen tragen. Eine ganz üble Biographie ist die von Schklowski, passabel die Rowohlt Monographie von Janko Lavrin. Von Mereschkowski gibt es einen langen Essay über Tolstoi - Dostojewski, der trotz der christlich-nationalen Haltung des Autors eine fundierte Kenntnis der beiden Dichter verrät und selbst dort, wo man ihm unbedingt widersprechen möchte, immer noch anregend wirkt. Fürs Auge mit Dokumenten und Fotos das Insel-Taschenbuch "Tolstojs letzte Jahre" (= it 1040).


    Grüße


    s.


    Trotz deines Irrtums :wink:
    Lehnt MRR denn MoE generell ab?


    Ich meine mehrfach recht despektierliche Äußerungen von MRR über Musil gehört zu haben, der MoE sei ein misslungener Roman etc. Allerdings, wie im anderen Posting angedeutet, weiß ich nicht, ob er je seine Ablehnung genauer begründet hat. Vielleicht ist MRR als dezidierter Th. Mann Verehrer auch wegen Musils skeptischer Haltung zu diesem "Großschriftsteller" (denn diese Beschreibung hat - angeblich - sowohl Rathenau als auch Th. Mann zum Vorbild) kein Freund musilscher Prosa. Aber bloße Vermutung.


    Grüße


    s.


    Mein Ziel ist es, mal als Gast in <a href="http://www.lesen.zdf.de/">ihre Sendung</a> eingeladen zu werden. LOL


    Lass es mich wissen, wenn's soweit ist. Und nimm mich mit, das könnte durchaus spaßig werden :breitgrins:


    Keine Ahnung, wie EH dazu kommt, Internet und Literaturbegeisterung oder -fähigkeit auseinanderzudenken. Es gibt inzwischen viele, viele Schriftsteller, die bloggen oder ihre Webseite selbst pflegen und von denen man nicht per se sagen kann, daß es ihnen literarischen Schaden zugefügt hätte.


    Dem Ganzen liegt ein bestimmtes Einfältigkeitssystem in der Argumentation zugrunde (aus Politik und Boulevard bekannt): Man behauptet irgendetwas, gleich drauf wird die Behauptung zur Tatsache erklärt (allein das Aussprechen oder Niederschreiben reicht aus), wodurch radikale Maßnahmen eingeleitet werden müssen, um die furchtbaren Drohungen abwenden zu können.


    Etwa die öst. Kronenzeitung (um 1990): 6 Millionen Russen kommen! Danach wurde nur noch darüber diskutiert, wie diesem Ansturm getrotzt werden könne, von dezenten Reisebeschränkungen bis zu Selbstschussanlagen für alle Kleingärtner Ostösterreichs.


    Amerikas Öffentlichkeit weiß von Massenvernichtungswaffen (weil einer die Nulpenmeldung vom anderen abschreibt), dann wird nur noch über die Art und Weise gesprochen, wie man dem Irak den Garaus machen könnte.


    Und das Internet ist für Unbedarfte häufig der binäre Gottseibeiuns, Niedergang der Kultur, Förderung von Kinderpornos, Verabredungszentrale für Terroristen (meist mit Bart und Turban gedacht). So auch für Frau Heidenreich, man kennt zwar keine Blogs und ist froh, wenn man beim Computer den Knopf zum Einschalten findet, weiß aber im Gegenzug ganz genau, dass es hochgefährlich ist. Sancta simplicitas.


    Grüße


    s.

    <a href="http://www.cicero.de/97.php?ress_id=7&item=1807">Hier</a> gewährt uns Frau Heidenreich einen weiteren Blick in ihren geistigen Mikrokosmos.


    "Frage: Viele junge Leute lesen heute keine Bücher mehr – sie sind in Chats und Blogs im Internet unterwegs. Auch junge Schriftsteller. Normal oder fatal?
    Antwort: Das ist hochgefährlich. Wer nicht liest, kann auch nicht schreiben. Ich merke sofort bei der Lektüre eines Buches, ob der Autor literarische Erfahrungen hat oder nicht. Die können dann keine Sätze bilden, die haben keine Ironie, die können nicht ein Kapitel so aufbauen, dass man am Ende eine Motiv wieder findet. Die klotzen alles mögliche hin, Literatur ist das nicht."

    Reizend so etwas (oder gar hochgefährlich?). Die Interviewende stellt sinnfrei irgendeine Behauptung auf, die durch nichts anderes als die eigene zweifelhafte Vorstellung von der Welt belegt wird (wer in Chats und Blogs liest oder schreibt ist dem Lesen abhold???) - und Frau Heidenreich (hat sie die Frage bestellt?) entblödet sich nicht, das so geworfene Stöckchen aufzunehmen und ihrerseits festzustellen, dass Chats und Blogs Bücher nicht ersetzen können. - Sowas aber auch, ebenso ist Hämorrhoidensalbe kein rechter Ersatz für Gipsverbände. Für solche Erkenntnisse sollten wir dankbar sein und sie bei der nächsten heidenreichschen Buchempfehlung berücksichtigen.


    Grüße


    s.


    Kurios so nebenher, dass der einzige mit virtuell bekannte Blogger, Dostojewski, nicht gerade zu den Literaturverächtern zählt.


    Nüchterne, allerdings sehr bewegende Analyse der Ideologien Faschismus/Stalinismus. Die Sprache überzeugt mich, ist trotz des moralischen Anspruchs des Buches sehr gut lesbar.
    Manes Sperber ist für mich eine absolute Entdeckung!


    Interessant sind in diesem Zusammenhang auch Sperbers Essays ("Die Achillesferse" - Baron v. Stetten spricht im Roman von seinem gleich benannten Werk), die sein prekäres Verhältnis zum Kommunismus beleuchten. Eine Art theoretischer Unterfütterung der stetten-faberschen Erkenntnisse im Roman.


    Grüße


    s.


    Sprachlich hat sich m. E. Sperber manche Nachlässigkeit zuschulden kommen lassen, achte mal darauf, wie oft jemand "dessen gewahr" wird. Für ein über 1000 Seiten umfassendes Werk aber sicher entschuldbar, allerdings kein Stilmittel ;-).

    Hallo!


    Ich kenne kaum ungarische Literatur, das wenige hat mich nicht begeistert. Esterhazy scheint schreiben zu können, zur "Harmonia Caelestis" konnte ich mich des Umfangs wegen noch nicht durchringen, "Eine Frau" ist mir in eher zweifelhafter Erinnerung (detaillierte Beschreibungen der primären Geschlechsorgane sind nicht so ganz meines). Antal Szerb hab ich ähnlich wie Marai empfunden, ein wenig zu pathetisch, Kertesz hat auch wenig Eindruck hinterlassen (allerdings auch keinen schlechten). Durchaus möglich, dass ich einiges vergesse, auch, dass die Bücher unter den Übersetzungen leiden. - Und nebenher fällt mir noch Franz Molnar ein, dessen Liliom ich mochte (mit Josef Meinrad in der Hauptrolle gibt's eine beeindruckende Aufführung/Verfilmung).


    Grüße


    s.


    Das ist ein Interview mit ihr, mit Elke Heidenreich. Nicht mit MRR :wink:
    Und ich bin allerdings der Meinung -
    entweder genug Zeit/Platz nehmen für Antworten, so gründlich wie sein sollte, oder "Klappe halten".
    Aber das liegt tatsächlich nicht in ihrem Naturell. :wink:


    *grins* - da ist es mit der Kulturtechnik des Lesens auch bei mir nicht weit her - seh ich den alten Herrn, schon ordne ich ihm reflexartig alle Musilschelte zu. Wenn sich allerdings Heidenreich über Musil äußert bin ich überhaupt still.


    Grüße


    s.


    Wäre er nicht anders, dann wäre er nicht mein Mann. :zwinker:
    Ich könnte mir nicht vorstellen mit einem Mann zusammen zu leben, der Kicker und Bildzeitung herumliegen hätte.


    Das kann ich - nach Umkehrung des Geschlechtervorzeichens - nur voll unterschreiben. Lesen ein Zeichen für sehr viel mehr, kein Hobby wie Kegelschieben oder Bierdeckel sammeln. Wer liest zeigt Neugier, Interesse an der Welt - worüber sollte ich mich mit einer Frau unterhalten, die Groschenromane, Modezeitschriften und Häkelanleitungen liest, während im Radio Schlagerschnulzen laufen und nebenher der Rundfunkarzt Menstruationsprobleme bespricht?


    Es geht dabei gar nicht nur um Literatur, sondern darum, dass Bücher die Hauptinformationsquelle für Politik, Wissenschaft, Philosophie - was auch immer - darstellen. Ich habe kein Problem mit Menschen, die nichts lesen, sich für all das nicht interessieren, aber mir bliebe rätselhaft, worüber ich mit so jemanden den lieben Tag lang reden sollte. Dabei gehts auch nicht um hochgeistige Gespräche, sondern um die Möglichkeit zu einem geistreichen Dialog, das Verstehen von Anspielungen etc. Und vieles davon ist nur mit einem Mindestmaß an Wissen zu bewerkstelligen.


    Und mit einem Statement wie dem hier kann ich nix anfangen.
    (Etwas weiter unten nach "Moby Dick"? gucken. Hab es gerade ganz einfach per Google gefunden, und es muss wohl das gewesen sein, was ich seinerzeit las.)
    Die Bemerkung ist völlig unreflektiert.
    Die zu Miller, dahinter, und zu Musil, davor, übrigens auch.


    Naja, da muss man auch den Umfang des Interviews berücksichtigen, bei der - wahrscheinlich vorgegebenen - Länge war viel mehr wohl nicht möglich. Allerdings hätte er auch die Klappe halten können - aber das dürfte nicht in seinem Naturell liegen. Ich weiß auch nicht, ob er die Ablehnung Musils einmal genauer begründet hat.


    Grüße


    s.


    Schon. Aber bei Kritikern, die ich persönlich schätze, greife ich eher mal zum empfohlenen Buch. Dass muss dann nicht immer messerscharf begründet werden. Daher halte ich beide Formen für wichtig.


    Lliterarische Kritik muss nicht immer trocken-akademisch sein, kann durchaus geistreich, witzig, polemisch gestaltet werden (eines der Verdienste des sonst - mit Recht - gern gescholtenen MRR). Leider ist das grundsätzlich verpönt, man ist ernsthaft und schwer verständlich, wehe dem Vortragenden an der Universität, der seine Hörer zum Lachen oder gar zum Lesen bringt, dem würde seine venia docendi bald um die Ohren gehauen. Am Altar der universitären Ernsthaftigkeit darf nur mit herabhängenden Mundwinkeln geopfert werden.


    Man kann doch beides verbinden: Durchdachte Analyse mit Witz und Esprit. Und man darf auch polemisch sein, übertreiben, ironisieren: Solange man nicht - wie weiland MRR - ex cathedra zu sprechen meint.


    Grüße


    s.

    Hallo!


    Vorausschickend: Elke Heidenreich bzw. ihre Sendung kenn ich kaum, das, was ich davon gesehen habe, schien relativ unreflektierte Lobhudelei. Diese ganzen Sendungen wollen mir wie eine von Verlagen vorgeschobene PR-Abteilung erscheinen (Denis Scheck vielleicht einmal ausgenommen, der manchmal auch kritisch über Verkaufserfolge berichtet, aber da gibt's auch einen ehemaligen Nachrichtensprecher, der recht unbedarft über Literarisches zu berichten auserkoren wurde, wohl einzig deshalb, weil seine Physiognomie eine recht bekannte ist). Andererseits: Passt schon, wenn Heidenreich Empfehlungen für die Brigitte abgibt, diese Leser scheinen auch das Zielpublikum ihrer Sendung zu bilden.


    Und diese Mann/Frau Unterscheidung interessiert mich überhaupt nicht. Vielleicht lesen, schreiben Frauen tatsächlich anders, aber diese Unterschiede - sofern vorhanden - sind Marginalien im Vergleich zu guter/schlechter Literatur. Mir ist das deshalb völlig egal, weil ich es mit konkreten Büchern und Lesern zu tun habe - und bei der Einzelbetrachtung hilft mir ein der Stochastik geschuldeter Wert einen großen Schmarrn. Das ist ähnlich wie mit der Durchschnittsintelligenz von Männern/Frauen: Ob nun Frauen oder Männer einen um 2 oder 5 Punkte höheren IQ aufweisen verdient soviel Aufmerksamkeit wie der der Schwerkraft gehorchende Sack Reis im Reich der Mitte (weißt du, Xenophanes, von solchen Häufigkeiten zu berichten?). Und wenn ich aufgrund eines Chromosomenumstandes zufällig zur blöderen Hälfte der Menschheit gehören sollte, ist mir das ebenso schnuppe.


    Ich bin nun wahrlich auch ein Buchliebhaber, aber gerade deshalb nervt mich dieses kritiklose Anpreisen (wie Xenophanes schon meinte: "Zur Geschmacksbildung trägt doch maßgeblich auch Kritik bei"). Ein Musikliebhaber, der an den Lippen Hansi Hinterseers hängt und dessen Ergüsse mit Mozarts Klavierkonzert in C-Dur, KV 467 (nicht 503, das ist auch in C-Dur) vergleicht, wäre mir auch suspekt.


    Und was das Zerbrechen von Köpfen in anverwandten Foren anlangt: Manchmal geht etwas zu Bruch und siehe da: Das Gefäß war leer.


    Grüße


    s.