Beiträge von Krylow

    Das erinnert mich daran, dass ich dieses Jahr eigentlich "Vittoria Accorombona" lesen wollte. Die Listen hab ich völlig aus den Augen verloren. Na ja, das Jahr ist ja noch nicht vorbei.

    Ich bin sehr froh, das gelesen zu haben !

    :tipp:

    Ich habe mir die beiden Leseempfehlungen gleich nach Deinem Beitrag notiert. "Entdeckungen des Jahres" will schon was heißen. Danke jedenfalls, ich beobachte die Veröffentlichungen im mare-Verlag ja grundsätzlich, aber eine solche Leseempfehlung ist doch immer was anderes, als bloß ein schönes Buch zu kaufen. Zudem, ganz billig ist es ja nicht gerade...


    Ich habe gerade meinen Aufenthalt im Sanatorium Berghof beendet (besser: Er-ledigt!), da käme mir ein Ausflug zu den Flachländern ganz gelegen.

    Mein Buch des Jahres ist nur für mich eine Entdeckung, bisher aber klar das beste Buch: Der Zauberberg. Ich habe es mit stetig wachsender Begeisterung gelesen und hätte es "bei Denen" da oben durchaus noch eine Weile ausgehalten.

    Ein paar Eindrücke werde ich hier an gegebener Stelle noch äußern, so einfach mit ein, zwei Sätzen möchte ich da nicht drüber hinweggehen.

    Den Artikel hatte ich gelesen, mir aber nicht besonders viel darunter vorstellen können. Ein Klick auf Deinen Mastodon-Account unten neben dem Zwitschervöglein hat ein wenig Licht ins Dunkel gebracht, zudem fand ich folgenden Beitrag informativ (ziemlich wahllos ausgewählt):

    https://digitalcourage.de/digi…bstverteidigung/fediverse


    Diaspora als Alternative war mir ein Begriff, wobei das ja anscheinend laut obigem Link "vom modernen Fediverse abgeschnitten ist".


    Prinzipiell befürworte ich diese Alternativen zu Facebook, Twitter usw. aus den offensichtlichen Gründen, die mittlerweile jeden zumindest ansatzweise erreicht haben dürften.


    Vielleicht bringt die Übernahme von Twitter dahingehend einen Schub, wobei sich die Frage stellt, ob sich die Forenkultur dann noch weiter in die kleine-Häppchen-Kultur a la Twitter (oder Mastodon) verlagert oder vielleicht ein Katalysator für beide Seiten sein kann?


    Ein wenig skeptisch bin ich da, denn nach Edward Snowden hatte ich auch gehofft, dass jetzt (äh 2013 oder wann das war) zumindest vereinzelt die Emails verschlüsselt werden oder vermehrt auf Linux gesetzt würde. Hat sich, zumindest in meinem Umkreis, auch 10 Jahre später nicht erfüllt.

    Ich kenne Federweißer, aber Fediverse hab ich noch nie gehört.

    Ob ich es benutzen würde, kann ich nicht sagen, das hängt von der Funktionsweise ab. Und die ist mir noch nicht ganz klar.


    Grundsätzlich stehe ich den sog. sozialen Medien eher kritisch gegenüber (Informationsblase, Zeitfresser, usw.), aber das muss in diesem Fall nichts heißen.

    Eine schöne Stadt. Mein letzter Besuch liegt allerdings schon eine ganze Weile zurück, noch vor dem Brand in der Anna Amalia Bibliothek.


    Ich habe ein paar einzelne Bände von Thomas Mann aus anderen Verlagen (Winkler & Dt. Bücherbund/Bibliothek des 20. Jahrhunderts), die meisten fehlten mir aber noch. Die 13 Bände umfassende Ausgabe des Fischer Verlags wäre mir vor einiger Zeit fast in der wunderschönen Lederausgabe günstig in die Hände gefallen, leider wurden die Bücher dann doch noch von anderen Interessenten bemerkt, die mit ganz anderen Zahlen hantierten, als ich sie mir so vorgestellt hatte.


    Später sind mir dann ein paar der schönen Bände in den schwarzen Schubern, ebenso aus dem Fischer Verlag, günstig über den Weg gelaufen und dieses Mal hat es dann auch geklappt. Die Schuber fehlen zwar bei der Hälfte der Bücher, aber dafür sind sie neuwertig und bezahlbar gewesen. Auf den Bänden in Schubern waren noch die Originalpreisschilder, die, wie hier im Forum ja bemerkt, ursprünglich in einer ganz anderen Region beheimatet waren: „Joesph und seine Brüder I & II kosteten beispielsweise 46€ & 54€, jetzt 89€ & 148€. Schön sind die Bücher ja, aber die Neupreise sind dann doch nicht so in meiner Preisklasse.

    b.a.t.

    Ja, das stimmt. Nicht nur wegen dieses Romans: ich habe mir zuletzt immer mal wieder antiquarisch einen der Textbände der Große[n] kommentierte[n] Frankfurter Ausgabe der Romane Thomas Manns zugelegt, wenn ich sie denn verhältnismäßig günstig finden konnte. Die meisten liegen mittlerweile bereit und ich nehme mir zumindest vor, die in den nächsten Jährchen zu lesen.

    Wo hier gerade die Manns ein bisschen Thema sind, ich lese gerade Thomas Manns "Der Zauberberg".


    Vorher hatte ich "Troubles" von James Gordon Farrell ausgelesen, für das ich nochmal eine Empfehlung aussprechen möchte, da es nach vielversprechendem Beginn das Niveau bis zum Ende gehalten hat. Die Handvoll an Hauptcharakteren ist mir richtig ans Herz gewachsen.


    Danach hab ich "Maschenka" von Nabokov gelesen, eine schmale und recht unspektakuläre Geschichte, die mich sprachlich, hier möchte ich insbesondere die Beobachtungsgabe Nabokovs erwähnen, zu beeindrucken wusste. Umso mehr, da es das Erstlingswerk ist. Ich bin sehr auf weitere Romane des Autors gespannt.


    Zwischendrin lese ich in "Das Leben und die Meinungen des Tristram Shandy" von Laurence Sterne, aus dem ich mir schon einige Weisheiten in mein Zitatebuch überführt habe, weil ich sie für sehr aktuell und treffend formuliert halte.

    Auch von mir ein herzliches Dankeschön! Mir geht es ähnlich wie Jaqui, natürlich auch um zu sehen, ob sich was getan hat, aber vornehmlich nutze ich das Forum als Informationsquelle, in Verbindung mit ausgewählten Blogs (Sandhofers Webseite hat mir schon so manchen Autor schmackhaft gemacht oder überhaupt erst ins Blickfeld gerückt; kleine Warnungen, wie "lest lieber xy" sind auch gerne gesehen) . Über die Jahre ist da ja echt etwas gewachsen. Zu sehr vielen Autoren und verschiedenen Ausgaben finden sich häufig sehr nützliche Hinweise, Querverbindungen und Einschätzungen, die ich nicht mehr missen möchte.

    Was Drommetenrot ist, daran kann ich mich erinnern, aber gesehen habe ich es (vermutlich zum Glück) noch nicht.
    Für Perutz kann ich mich immer wieder begeistern. Kürzlich las ich "Der Judas des Leonardo", wieder ein tolles, stimmungsvolles Stück.


    Ich glaube, ich habe mittlerweile fast alle Romane schon im Regal stehen. Immer wenn ich ein günstiges Angebot sehe, greife ich zu (ich habe versucht, die gebundenen Ausgaben aus dem Zsolnay Verlag in der einheitlichen Aufmachung - falls vorhanden - zu bekommen). Ich freue mich schon auf die nächsten Romane. "Bolibar" und "Der schwedische Reiter" sind noch recht frisch im Regal.

    So, jetzt muss ich mich auch mal wieder melden, denn ich bin zuletzt wieder zum stillen Mitleser geworden…


    Ich schließe mal da an, wo ich wohl aufgehört habe: Jean Paul. Zum besseren Verständnis habe ich die Biographie „Jean Paul: Meister der zweiten Welt“ von Beatrix Langner begonnen. Mir sind dadurch schon viele Lichter aufgegangen, denn die geschichtlichen Aspekte und die Lebensabschnitte Pauls und alles was so dazugehört (Familienverhältnisse, Freundschaften usw.), helfen ungemein beim Verständnis seiner Schriften.

    Ausgelesen habe ich die Biographie noch nicht.


    Da ich nicht so viel zum Lesen gekommen bin, wie erhofft, aber dennoch meine literarische Dosis am Tag brauche, habe ich wieder vermehrt zur Lyrik gegriffen.


    Eine Entdeckung waren für mich Gedichte von Alexander Xaver Gwerder, auf die ich zufällig gestoßen bin und mir dann gleich den Schuber aus dem Limmat Verlag kaufte (fast für umsonst, 2€). Ich habe bisher erst an der Oberfläche gekratzt, aber einzelne Gedichte haben mich sehr berührt.


    Hier gefunden:

    http://www.planetlyrik.de/alex…-blauer-eisenhut/2016/04/


    Weiter habe ich William Wordsworth entdeckt (z.B. The Thorn), antiquarisch eine unvollständige Sammlung aus dem Moxon Verlag erworben, in der ich immer mal blättere und schmökere.


    Kürzlich habe ich mit „Troubles“ die Empire-Trilogie von James Gordon Farrell begonnen, die „in drei eigenständigen Erzählungen den Zerfall des britischen Empires schildert." Mit Band 1 ist man ab 1919 in Irland mit Major Brendan Archer in einem heruntergekommenen Hotel mit dem glanzvollen Namen "Majestic" unterwegs. Nicht ganz bei der Hälfte ist das bisher eine sehr süffige Angelegenheit, etwas schräg, humorvoll und am Horizont die sich zuspitzenden politischen Spannungen. Eine spannende Mischung.


    Von Perutz habe ich noch den "Meister des jüngsten Tages" gelesen und weiß nun auch was "Drommetenrot" ist. Wie immer sehr spannend und die Volten am Ende faszinieren auch hier.

    Noch nicht ganz angefangen, aber morgen oder übermorgen: Hesperus von Jean Paul. Auch das wird der zweite komplette Durchgang sein, mit etwa 15 Jahren Abstand. Ich bin also vorgewarnt und werde, spätestens nach der letzten Vorrede, eine Personentafel erstellen.

    Ich bin ja immer noch mit "Die unsichtbare Loge" und Seumes Spaziergang beschäftigt. Besser gesagt: wieder. In den letzten 3 Monaten bin ich kaum zum Lesen gekommen. Hauptschuldiger ist ein neuer, vierbeiniger Mitbewohner, der anfangs sehr anstrengend und fordernd war, was mich einige Mühen und Nerven gekostet hat. Die Bücher sind zwischenzeitlich wieder in die Regale gewandert (auch zum Schutz). Vorgestern dann, beim morgendlichen Lüften, steuerte eine Hornissenkönigin auf der Suche nach einem Bauplatz eines meiner Bücherregale an und hinterließ am Rücken des Schutzumschlags des ersten Bandes der Gesamtausgabe Jean Pauls einen häßlichen Fleck. Jetzt liegt es wieder griffbereit neben mir auf der Couch (momentan: Schulmeisterlein Maria Wutz). War das ein Zeichen? ;-)

    Ich beneide ja jeden, der diesen Roman [Doderer: Die Dämonen] zum ersten Mal lesen darf.

    Steht bei mir auch weit oben auf der Liste der zu lesenden Bücher und ist ob der vielen positiven Eindrücke hier hoffentlich bald dran. Ich halte noch Ausschau nach einem günstigen Angebot der Jubiläumskassette.

    Noch kurz ein Nachtrag zu den Parallelen, die mir bei Hoffmann / Jean Paul auffielen: den Makulaturblättern ähnlich, gibt es (bisher) in "Die unsichtbare Loge" Unterbrechungen in Form von Extrablatt, Extrazeilen, Extragedanken. Überhaupt ist die Form, neben der Sprache, äußerst spannend und amüsant.

    Noch kurz ein Nachtrag zu den Parallelen die mir bei Hoffmann / Jean Paul auffielen: den Makulaturblättern ähnlich, gibt es (bisher) in "Die unsichtbare Loge" Unterbrechungen in Form von Extrablatt, Extrazeilen, Extragedanken. Überhaupt ist die Form, neben der Sprache, sehr spannend.

    Nach kurzer Pause (nach Hoffmans Murr) habe ich "Die unsichtbare Loge" von Jean Paul begonnen. Und was begegnet mir dort wieder? Eine Katze (von der "Schachamazone" abgerichtet, das Spiel entscheidend zu beeinflußen) und ein wenig später ein schwarzer Pudel, den der Genius für das "unterirdische Pädagogium" als "Schulkamerad des Gustavs" mit in das "moralische Treibhaus" brachte. Bisher ein großes Vergnügen - sprachgewaltig, ungewöhnlich und höchst interessant. Ich bin gespannt, wie es weitergeht (ich habe nicht ganz ein Viertel gelesen).

    Ich habe leider in den Kreisler-Abschnitten den Faden verloren - irgendwann von den Kloster-Szenen ab. Mir sind zwei andere Leseverpflichtungen dazwischen gekommen.

    Das macht doch nichts.

    Ich habe mir recht viel Zeit gelassen und nebenher gar nichts anderes gelesen. Mich haben diese mysteriösen Vorfälle aus vielerlei Hinsicht mehr und mehr fasziniert. Anfangs musste ich auch erst in die Geschichte reinfinden, fand es dann mit jedem Blatt zunehmend spannender, herauszufinden, wie sich die einzelnen Geschichten entfalten und die Rätsel auflösen. Mit Letzterem wird leider nur begonnen, aber dennoch sind so viele interessante Ebenen und Motive enthalten, mit denen man sich lange beschäftigen kann.


    Die Rolle der Erzähler, gerade des Biographen, der sich ja immer mal wieder zu Wort meldet, aber auch die des Murr, der ab und an vom Herausgeber ermahnt wird, trägt zur Spannung bei, wenn z.B. der Biograph seine Erzählung an einer wichtigen Stelle unterbricht.


    Ich habe mittlerweile auch ein paar Arbeiten zu Hoffmann und Murr im Speziellen überflogen, die diese Vielschichtigkeit besonders unter die Lupe nehmen.


    Zu den Figuren habe ich folgende Seite gefunden, die keine Wünsche offen lässt und sehr akribisch zahlreiche Informationen mit Belegstellen liefert. Auch im Nachgang sehr schön um die Geschehnisse noch einmal Revue passieren zu lassen:

    http://literaturlexikon.uni-saarland.de/index.php?id=3992

    Ganz zum Schluß (also dem Ende des zweiten Bandes) erfährt man, dass der Namenstag der Fürstin bevorsteht und Meister Abrahm Großes vorhabe, also markiert das erste Makulaturblatt, das (bisherige) finale Ereignis, was man im letzten Blatt erfährt. Dazwischen könnten die Geschehnisse in chronologischer Reihenfolge erzählt worden sein (die Mühe habe ich mir noch nicht gemacht, das nachzuprüfen).

    Ich habe das erste Makulaturblatt jetzt noch mal gelesen und daraus wissen wir ja, wie das Fest abgelaufen ist und dass Johannes Kreisler nicht erschienen ist. Immer wieder beteuert Meister Abraham "aber du fehltest - du fehltest, mein Johannes!"


    Jetzt muss ich den Anhang noch genauer studieren, irgendwo habe ich Stellen bezüglich Angela und Hedwiga gelesen, die eine Vertauschung durch die Benzon nahelegen. Die Rolle der alten Zigeunerin Magdala Sigrun könnte man auch noch mal überdenken.

    Am Wochenende habe ich den Murr ausgelesen und er hat mir insgesamt sehr gut gefallen. Die Struktur hat es mir dabei besonders angetan, also die Idee, die Biographie des Kreisler mittels der fragmentarischen Makulaturblätter, noch dazu nicht in chronologischer Reihenfolge, zu erzählen, fand ich sehr spannend. Daneben - oder vielleicht besser im Vordergrund - verläuft die chronologische Erzählung der Biographie des Katers Murr aus dessen Perspektive, die sich großteils als Bildungsgeschichte darstellt, ab und zu unterbrochen durch Geschichten des Pudels Ponto oder des Kater Muzius.


    Die beiden Biographien berühren sich kurz, gleich zu Beginn, als Meister Abraham Johannes Kreisler von seinem Fund und der Rettung während des großen Sturms berichtet und später, als er dem Kapellmeister das Tier übergibt, um für dessen höhere Bildung zu sorgen.


    Wesentlich komplexer und vielschichtiger als die Erzählung des Katers, ist die des Kreisler, nicht nur deshalb, weil sich erst nach und nach aus den Fetzen ein Mosaik ergibt, sondern auch, weil bestimmte Figuren wie im Buch beschrieben, als gespenstische Doppelgänger unterwegs sind und anderswo mysteriöse Duplizitäten vorkommen. Da tritt mit dem Maler Leonhard Ettlinger eine Figur auf, die Kreisler als sein Spiegelbild in den Tiefen des Flusses gesehen haben will (Abrahams verborgener Hohlspiegel), deren beider Charakter ähnlich scheint, so dass ich mich fragte, in welcher Beziehung sie stehen? Ettlinger wiederum hat eine spezielle Beziehung zu Hedwiga, die ihrerseits eine spezielle Beziehung zu Kreisler hat, der, nachdem Abraham ihm von dem elektrischen Schlag bei der Berührung Chiaras berichtet, dasselbe bei Hedwiga spürte.


    Und so geht das weiter mit der verschwundenen Angela, der vermeintlichen Tochter der Benzon und des Fürsten Irenäus, der Geschichte um Hektor und Cyprianus, in deren Mittelpunkt Angela steht. Abrahams geliebte Chiara bleibt verschwunden, auch da wieder die Duplizität der Ereignisse um Angela und Chiara.


    Nach und nach scheint sich der Nebel zu lichten, aber so manches Mal legt sich schnell wieder ein Schleier über die Angelegenheiten. Zu diesem Beziehungswirrwarr kommen noch die Abbrüche in den Makulaturblättern, mitten im Gespräch startend oder abreißend, die den Überblick erschweren. Ganz zum Schluß (also dem Ende des zweiten Bandes) erfährt man, dass der Namenstag der Fürstin bevorsteht und Meister Abrahm Großes vorhabe, also markiert das erste Makulaturblatt, das (bisherige) finale Ereignis, was man im letzten Blatt erfährt. Dazwischen könnten die Geschehnisse in chronologischer Reihenfolge erzählt worden sein (die Mühe habe ich mir noch nicht gemacht, das nachzuprüfen).


    Ich hatte jedenfalls noch Lust, nach der Lektüre in den einzelnen Makulaturblättern querzulesen, um ein paar Verbindungen nachzuschauen. Noch größere Lust hätte ich auf den dritten Band gehabt, der scheinbar schon in Hoffmanns Vorstellung erdacht und „nur“ noch zu Papier gebracht hätte werden müssen. Dann ist Hoffmann gestorben. Der Kater vorher auch, aber laut der Nachschrift des Herausgebers existierten „noch so manche Reflexionen und Bemerkungen“ aus der Zeit beim Kapellmeister.


    Mir gefielen die vielen Facetten des Kreisler, die, in einzelnen Anekdoten oder über die Wirkung auf andere Figuren (die Begegnung mit Julia und Hedwiga) und durch Erzählungen (die Geschichte Leonhard Ettlingers) rückgespiegelt, fein gezeichnet sind. Die Angst des Kapellmeisters vor dem Wahnsinn, sein eigenwilliger Humor, seine Liebe zur Musik usw.


    Die Rolle der Musik, auch der Figuren untereinander, lädt ebenfalls zur Nachbetrachtung ein (Julia, der Orgelbauer Abraham, Hedwiga, die Mönche ...)


    Die Biographie des Murr blieb insgesamt im Ton m.E. recht humorvoll und ist schon ein Kontrast zu den Kreisler-Fragmenten, wie auch die ganze Figur sehr gegensätzlich ist. Auf der einen Seite Kreisler, der recht oft zweifelt und zwischen Extremen schwankt (ewige Liebe – Leben im Kloster), auf der anderen der Kater Murr, dem es an Selbstbewusstsein so gar nicht mangelt, und auch wenn er ein wohl sehr schlauer Kater ist, ist er vom Genie entfernt oder muss noch irgendwas wachgekitzelt werden. Eine gehörige Portion Selbstbewusstsein des Murr täte dem Kreisler gut, eine Portion naturgegebenes, nicht erlernbares Talent des Kreisler, würde dem Murr gut zu Gesicht stehen, scheint mir.


    Es wäre interessant zu lesen gewesen, wie es weitergegangen wäre, da nun Murr bei Kreisler in die „höhere Schule“ gehen sollte, und wie die ganzen Geschichten um die bevorstehende Doppelhochzeit von Julia und dem zurückgebliebenen Ignaz, sowie Hedwiga und Hektor, verhindert worden wäre. Wahrscheinlich hätte man erfahren, was aus Chiara geworden ist. Und einiges mehr.


    Die Fantasiestücke mit den Kreisleriana habe ich noch nicht gelesen, was sicherlich irgendwann folgen wird. Ein bisschen werde ich mich noch mit dem Anhang beschäftigen und irgendwann das Buch (oder zumindest die Fragmente) wiederlesen. Dann fallen bestimmt noch weitere Details ins Auge.

    Vielen Dank fürs Teilen!

    Ein sehr treffender Artikel, leider.

    Ich hatte vor einiger Zeit einen kleinen Austausch mit einem Verleger der Winkler-Reihe über dieses Thema. Der Reihencharakter war der Anspruch und um Ausgaben wie beispielsweise die 4 Bände von Rousseau, die damals umfangreichste deutschsprachige Ausgabe, und viele weitere Reihen immer lieferbar zu halten, musste durch erfolgreiche Autoren quersubventioniert werden. Es wurde viel versucht, aber letztlich sei dieser Ansatz, von Ausnahmen abgesehen, irgendwann “kaum mehr auf verlegerisch tragbare Resonanz” gestoßen. So ging es auch Manesse, Hanser usw.


    Diese Haltung, also “sich nicht einfach auf die bestgehenden Titel zu beschränken”, sei heute nicht mehr existent, “das Kriterium lautet Auswahl”.


    Auch wenn es antiquarisch immer noch genügend Auswahl gibt, kann es Mühe und vor allem viel Geld kosten, sich die im Artikel genannten Ausgaben zu vervollständigen. Die Preise sind meiner Beobachtung nach in den letzten Jahren deutlich nach oben gegangen (Ausnahmen bzw. Schnäppchen sind mit Glück immer zu machen), einige der genannten Reihen sind zum Spekulationsobjekt geworden.


    Was die unbezahlbaren, kritischen Ausgaben angeht, fiel mir das kürzlich erst bezüglich Arthur Schnitzler auf. Die Arthur-Schnitzler-Gesellschaft macht hier sehr deutlich auf die teils haarsträubenden Fehler in beliebten Ausgaben aufmerksam:

    https://www.arthur-schnitzler.…sche-ausgabe/neu-edition/


    Gleichzeitig sind die Preise der historisch-kritischen Ausgabe mit bis zu 400€ pro Band nur für Institutionen bezahlbar. Immerhin sind online Bände frei zugänglich.

    Gestern bin ich noch ein paar Seiten weitergekommen und muss sagen, dass mir das Buch bisher außerordentlich gut gefällt. Wie sich mit der Zeit aus den Makulaturblättern ein Bild Kreislers zusammensetzt, zuletzt beispielsweise die Entstehung seiner Liebe zur Musik – von Tante Füßchen bis Abraham Liscov – und sich dabei Überschneidungen zu Murrs Erzählung entpuppen (z.B. Meister Abraham) und allgemein die Rolle einzelner Personen aufhellt (z.B. die der Rätin Benzon), finde ich hervorragend komponiert.


    Sprachlich haben mir schon die Geschichten in Hoffmanns „Serapionsbrüder“ sehr gefallen, gleiches gilt für den Murr. Die einzelnen Episoden, die sich erst nach und nach erschließen lassen, sind fesselnd erzählt. Ich bin sehr gespannt, wie es weitergeht.

    Der Murr-Erzählfaden ist fortlaufend, soweit ich erkennen kann. Der Kreisler-Faden nicht. Und das ist ja auch völlig einleuchtend, bedenkt man die "Entstehungsgeschichte" des Ganzen.

    Ja, der Murr-Faden ist natürlich fortlaufend. Ich hatte heute morgen gedacht, dass das auch die ersten Makulaturblätter betraf, aber das war Einbildung.


    Von Hoffmann habe ich zwei Ausgaben, einmal die des Winkler Verlags und dann die des DKV. Der Stellenkommentar ergänzt sich ganz gut. Insgesamt ist der des DKV umfangreicher, d.h. es werden mehr Stellen erläutert, wohingegen der des Winkler Verlags teilweise umfangreicher ist.


    Weitere Anmerkungen oder Interpretationen möchte ich erst lesen, nachdem ich mir selbst einen Reim auf das Ganze gemacht habe, von daher bleibt es bisher beim Blättern zum Stellenkommentar. Dort finden sich zu den Passagen, in denen Kreisler über seine Erziehung berichtet, interessante Parallelen zu Hoffmanns eigenem Leben, es sind also wahrscheinlich autobiografische Elemente ("derjenige Onkel, der mich erzog, oder vielmehr nicht erzog").