Beiträge von DerFuchs

    In der Klavierspielerin habe ich gerade diesen Andeutung auf ein anderes literarisches Werk entdeckt, das meine Neugier weckt: "Doch Klemmer ist innerlich leer, wie er merkt. Er hat sich an dieser Frau völlig verausgabt, spricht Klemmer mit den Worten eines berühmten Romans. Er hat an der Frau getan, was er konnte Jetzt muß ich passen, sagt Klemmer". Hat jemand eine Idee, welcher "berühmter Roman" hier gemeint sein könnte?

    Ich lese gerade "Die Klavierspielerin" von E. Jelinek. Der Roman ist schon "etwas ausgefallen" bzw. schon sehr speziell, teilweise abgefahren. Vor allem überzeugt er von der Dynamik der Personenkonstellationen, die eine gewisse Spannung reinbringt. Die Protagonistin tickt schon sehr speziell, in der Szene, in der die Autorin beschreibt, wie Sie mit einen Rasiermesser "Schnittübungen" am eigenen Körper durchführt, kann es den Leser schon mal den Magen beim lesen umdrehen. Überraschenderweise ist mir auch noch eine Nebenszene irgendwie im Gedächtnis hängengeblieben, die für die Probleme in der Pflege, die derzeit diskutiert werden, eine unterschwellige und brandaktuelle Kritik mit einbringt. Es geht darum, dass der Vater der Protagonistin in einer Pflegeeinrichtung untergebracht ist. "Geistesversehrte sind raumgreifender als die Normalausführung, sie lassen sich nicht mit Ausreden abspeisen und benötigen zumindest so viel Auslauf wie ein mittelgroßer Schäferhund. Das Haus erklärt, wir sind immer voll belegt und könnten unsere Bettenzahl sogar aufstocken! Doch der einzelne Insasse, der allerdings meist liegen muß, weil er auf diese Weise weniger Schmutz macht und raumsparend verstaut ist, ist austauschbar. Leider kann man nicht plötzlich doppel für eine Person kassieren, sonst täte man es".

    Bei mir gibt es auch mal wieder einige Neuzugänge. Ich bin neulich bei einen Antiquariat und ein Sozialkaufhaus vorbeigekommen und konnte bei der Gelegenheit natürlich nicht einfach so vorbeigehen. Beim nur mal schauen, was es so neues gibt, macht man dann doch immer mal wieder Zufallsfunde und irgendetwas bleibt dann hängen. Während mein Geldbeutel den Verlust von insgesamt 9,50 Euro zu verkraften hat, freut sich mein Buchbestand über 5 Neuzugänge:


    1) Mariana Leky Was man von hier aus sehen kann

    2) Dörte Hansen Altes Land

    3) Francois Mauriac Natterngezücht

    4) Octave Mirbeau Tagebuch einer Kammerzofe

    5) Michail Saltykow-Schtschedrin Die Herren Golowljow

    Als ich neulich mir mal ein Überblick über meine Bücherregale verschafft habe, habe ich gesehen, dass aktuell kaum Werke aus Skandinavien darunter befinden. Deshalb wollte ich mir hier im Forum mal einige Inspirationen holen für mögliche Neuanschaffung. Welche Werke bzw. Autoren assoziert ihr mit skandinavischer Literatur?

    Welche Klassiker verbindet ihr mit Österreich ein? Spontan würden mir Stefan Zweig, Perutz, J. Roth, A. Drach und von Doderer einfallen, die mich beim lesen fasziniert haben. Welche Autoren würden euch noch einfallen?

    Ich lese gerade das Hotel Savoy von Joseph Roth. Vor längerer Zeit war ich von "Flucht ohne Ende" doch eher enttäuscht, ich habe es recht blass und farblos in Erinnerung. Das Hotel Savoy liest sich aber sehr gut an und macht eine vielversprechenden Eindruck.

    Diese Woche habe ich meine Bibliothek um 4 Neuzugänge erweitert:


    Tyll (Daniel Kehlmann)

    Die einzige Geschichte (Julian Barnes)

    Moskau Bel Etage (Grigori Rjaschski)

    Tragödie auf der Jagd (Anton Tschechow)


    Entdeckt habe ich die 4 Titel in guten Zustand übrigens in einen sozialen Kaufhaus. Bei einen Preis von 6 Euro für alle 4 Titel zusammen konnte ich nicht widerstehen. Es ist schon erstaunlich, was man in sozialen Kaufhäusern alles manchmal finden kann.

    Ich habe gerade angefangen "Mr. Polly steigt aus" von H.G. Wells zu lesen. Eigentlich ordnet man Wells ja oft der "Science-Ficton-Ecke" zu. Der Roman Mr. Polly steigt aus, ist aber etwas ganz anderes und zeigt, dass Wells recht vielseitig in seinem Gesamtwerk war. Der Roman hat auf jeden Fall Witz und eine ganz speziellen Humor.



    Hallo, welche Autoren bzw. Werke fallen euch zum Thema amerikanische Klassiker ein?

    Spontan würde mir Faulkner, Steinbeck, Carson McCullers, Updike sowie Upton Sinclair einfallen.

    Der Sieger nimmt Alles von Dieter Wellershoff.

    Inzwischen habe ich das Werk komplett gelesen. Mich erinnert der Roman an das Sprichwort Geld verdirbt den Charakter. Der Protagonist hat nur ein Ziel - Geld zu machen und immer reicher zu werden. Er heiratetet sich ein Unternehmen ein, steigt in die Geschäftsführung auf und expandiert. Der Protagonist entwickelt sich zum Ekel gegenüber den Schwiegervater, Schwager und den eigenen Sohn. Heimlich nimmt er sich auch noch eine Geliebte, die sich aushalten lässt. Irgendwann stirbt der Schwiegervater, es gibt niemanden mehr, der ihn bremsen kann. Im Rausch des Expansionsdrang übernimmt er ein deutlich größeres Unternehmen, das er zuvor als Lieferant beliefert hat. Er hat sich aber blenden lassen, die Investition ist der Anfang von Abstieg. Er hat die Rentabilität des Unternehmens überschätzt. Alles, was er noch an Vermögen noch mobilisieren kann, setzt er dann auf einer Karte und macht Wechselgeschäfte in Afrika mit Hilfe eines Finanzmaklers. Das Geschäft in Afrika geht aber komplett schief und er verliert sein komplettes Kapital und macht sogar noch weitere Schulden. Parallel dazu gerät sein Leben aus den Fugen und auch im privaten/familiären Umfeld geht es bergab. Am Ende stirbt der Protagonist auf eine Geschäftsreise in seinen Hotel, voraussichtlich aufgrund der psychischen Druck.

    Ich habe kürzlich mit Zeno Cosini (Italo Svevo) und Gefährliches Spiel (Moravia) zwei ganz interessante italienische Klassiker gelesen, die Lust machen sich noch näher mit italienischer Literatur zu beschäftigen. Von Moravia, Svevo und Pavese habe ich inzwischen einige Werke zu Hause und suche aktuell noch weitere Anregungen, welche Autoren interessant sein könnte. Welche Autoren/Werke aus der italienischen Literatur fallen euch ein?

    Ich lese aktuell "Die Gelbe Straße" von Veza Canetti. Die Autorin war übrigens die Ehefrau von Elias Canetti, der auch literarisch tätig war. Die Bezeichnung Roman passt m.E. nicht ganz für die gelbe Straße. Das ganze spielt um 1930 in Wien. Die ganze Charaktere wohnen zwar in diese gelben Straße, es hängt aber alles nur locker zusammen. Für mich sind das eher Miniaturen bzw. Erzählungen. Die Charaktere sind aber ganz nett beschreiben und die Kapitel sind recht kurzweilig und regen zum Weiterlesen an um noch mehr Charaktere zu entdecken.

    Mit dem Roman "Der schwarze Obelisk" hat Remarque einen hochinteressanten und tiefgründigen Roman geschaffen.

    Der Protagonist Ludwig Bodmer hat seine Jugend im ersten Weltkrieg verloren und versucht sich in der Generation zwischen den Kriegen zurechtzufinden. Nachdem er feststellt, dass er nicht mehr als Lehrer arbeiten möchte, steigt er als kaufmännischer Allrounder bei einem alten Bekannten aus dem Krieg in den Grabsteinhandel ein. Durch den Roman zieht sich das Thema der Inflation. Täglich steigt der Dollarkurs, es eine sehr schwierige Zeit zum Überleben. Remarque findet eine interessante Mischung aus Melancholie (Inflation, Armut, fehlende Perspektiven) und andererseits aber auch groteske/humoristische Szenen. Als eine Art "Running Gag" zieht sich das tägliche Essen in einen Hotel durch den Roman. Der Protagonist und sein Geschäftspartner besorgen sich im Anfangsstadium der Inflation Essensmarken für das Restaurant eines Hotels. Hiermit dinieren Sie monatelang täglich dort und der Hotelbesitzer wird durch die eigentlich wertlosen Essensmarken, die eingelöst werden, zur Weißglut getrieben. In der Liebe hat es der Protagonist schwer. Er bändelt mit einer Tänzerin an, die sich dann aber für den Hotelwirt entscheidet. Als Nebenjob spielt der Protagonist in einer Irrenanstalt die Orgel bei kirchlichen Veranstaltungen. Bedingt durch die Inflation verhandelt er statt eine finanziellen Vergütung eine Teilnahme an der Verpflegung aus, die in der Zeiten der Inflation Gold wert ist. Ferner gibt er für die Kinder eines Schuster und eines Buchhändlers Nachhilfestunde und tauscht diese gegen Schuhe oder Bücher ein. Der ökonomische Komplex und der private und geschäftliche Umgang mit der Inflation ist ein spannendes Thema des Romans.

    Bei seiner Nebentätigkeit lernt der Protagonist Isabelle kennen, eine Dame mit gespaltener Persönlichkeit. Er verliebt sich in Sie und sie führen bei seinen Besuchen philosophische Gespräche mit Tiefgang. Aber diese Beziehung zerbricht mit der Heilung von Isabelle, durch die Sie Ihre gespaltene Persönlichkeit ablegt und Ludwig nicht mehr erkennt.

    Sehr skurril ist der Klub der Dichter, zu den auch der Protagonist zählt. Der Klub beschließt einen Bordellbesuch um einen Mitglied die nötige Inspiration zum Schreiben zu verfassen. Die Person für den der Besuch vorgesehen ist, wirkt durch die Kameraden aus dem Klub bewusst falsch informiert und der Besuch auf den Zimmer läuft dann aus dem Ruder - das Ganze erinnert fast schon an grotesken Eingebungen eines Gogols.

    Ein weiterer Themenschwerpunkt ist das Aufkommen des Nationalsozialismus und die Auflösung der Gesellschaft. Die Spannung und erste Auflösungsprozesse sowie politische Grabenkämpfe werden sehr eindrucksvoll beschrieben, sodass der Roman auch aus historische Sicht interessante Facetten erhält.

    Letztendlich schafft es der Protagonist mit Hilfe eines Geschäftsfreundes bei einer Zeitung unterzukommen und sich nochmal beruflich und räumlich zu verändern. Mit seinen Wechsel nach Berlin endet dann der Roman und es wird noch kurz darauf hingewiesen, wie sich die einzelnen Personen im NS weiterentwickelt haben.

    Für mich persönlich ist das Werk ein absoluter Geheimtipp, in seiner Gesamtanlage meines Erachtens sogar noch ausgereifter und besser als "Im Westen nichts Neues".