Beiträge von DerFuchs

    Hallo zusammen, ihr kennt es ja sicherlich, dass man mal das eine oder andere Buch kauft, es aber noch nicht sofort liest oder nicht gleich ein Bericht darüber schreibt. Deshalb dachte ich, dass vielleicht ein Thread ganz nett wäre, in den ihr immer mal wieder Bücher eintragen könnt, die ihr gekauft habe. So ein Thread kann ja sicherlich zusätzliche Anregungen schaffen.


    Ich fange einfach mal mit meinen letzten Besuch im Antiquariat an, bei dem ich diese beiden Titel gesehen und gekauft habe:


    1) Leo Perutz und Paul Frank: Das Mangobaumwunder

    2) Eduard von Keyserling: Wellen


    Was sind eure letzten Neuzugänge?

    Die Lektüre von Lavants Aufzeichnungen aus dem Irrenhaus ist abgeschlossen, hier meine Eindrücke:


    Lavant Aufzeichnungen aus einem Irrenhaus

    Ich habe die Aufzeichnungen aus einen Irrenhaus von Christine Lavant gelesen. Das Werk war ursprünglich nicht zu Veröffentlichung vorgesehen, da es ein sehr persönliches Werk der Autorin war. Nora Wydenbruck, Übersetzerin und Bekannte der Autorin, hat ein Manuskript von Christine Lavant für Übersetzungszwecke und der Publikation in England erhalten. Lavant hatte sich dann aber nachträglich darum gebeten, von einer Veröffentlichung abzusehen und das Manuskript zu vernichten. Zum Glück wurde das Werk nicht vernichtet. So schrieb Nora Wydenbruck in einen Brief am Lavant „Sie sollen das Manuskript aber nicht vernichten, sondern eventuell im Nachlaß mit dem Vermerk „erst nach 30 (oder 50 Jahren) veröffentlichen einordnen. Denn – ich wiederhole – es ist die beste Ihrer Prosaarbeiten“ Über den Nachlass von Nora Wydenbruck hat Werk dann letztendlich dann doch noch Weg an die Öffentlichkeit gefunden.


    Es handelt sich um eine Erzählung, die ca. 10 Jahre nach einem Aufenthalt in einen Landeskrankenhaus entstanden ist und viele autobiographische Züge trägt. Die Autorin hat sich nach einem Selbstmordversuch, der nicht vom Erfolg gekrönt war, „freiwillig“ einliefern lassen und 6 Wochen in einen Landeskrankenhaus verbracht. Wie sie noch erwähnt übrigens auf Kosten der Gemeinde.


    Das Werk ist vielschichtig. Ich möchte hier einfach mal ein Gespräch zwischen den Ärzten zitieren, das so einige über soziale Klassen und das Frauenbild der Zeit (um 1935) aussagt. Bei dem Gespräch geht es um die Einordnung des Falls von Christine Lavant:

    „Der Kleine fragte zu ihm hin: Aber warum arbeitet sie eigentlich nicht? Wenn sie auch etwas schwächlich zu sein scheint, so könnte sie immerhin einen leichteren Posten ausfülllen, und Arbeit vertreibt Dummheiten, die diese jungen Damen im gewissen Alter manchmal ankommen. Von der Schule heraus auf einen ordentlichen, strengen Dienstplatz ist immer noch das beste Mittel gegen Hysterie. Na vielleicht haben Sie sie in einem Jahr so weit, dass man sie dann wo unterbringen kann.“ … „Sie will ja nur dichten“ sagte da die spitze Zimmer vom Fenster her. Alle lachten, warum hätte ich nicht auch lachen sollen? Ja, meine Teure – „ sagte da der Kleine, „diese Gewohnheiten wirst du dir freilich abgewöhnen müssen. Düchten mit Umlaut Ü, gelt, wahrscheinlich kann sie nicht einmal ordentlich rechtschreiben, aber dichten will Sie. Sehen Sie, Kollege, solche Geschichten kommen dabei heraus, wenn jeder Bergarbeiter schon glaubt, seine Sprößlinge in Hauptschulen und so schicken zu müssen“… „Wieder ein abschreckendes Beispiel dafür, wohin es komm, wenn Arbeiterkinder Romane lesen, anstatt zur ordentlichen Arbeit herangezogen werden“.


    Zentrale Motive sind neben Armut, Standesbewusstsein, gesellschaftliche Stellungen, Einbeziehung und Ausgrenzung innerhalb der Gesellschaft noch Gruppendynamik und Machtgefälle im Innenleben des Landeskrankenhauses. Lavant kennzeichnet sich als gute Beobachterin aus. Sie reflektiert die eigene und Fremdwahrnehmung, analysiert Situationen und leuchtet Handlungsmöglichkeiten aus. Die Grenzen zwischen „normal“ und „unnormal“ verschwimmen bei den anderen Patienten mitunter. Analysiert werden neben den Ticks der Patienten die Beziehungs- und Gruppenkonflikte zwischen Patienten, Personal, Ärzten und Besuchern. Es gibt innerhalb der Gruppe der Patienten ein Machtgefälle und jede Patientin nimmt ihren eigenen Platz in der Gruppe ein. Lavant, die anfangs versucht sich zu integrieren, merkt recht schnell, dass Sie nicht wirklich akzeptiert wird in dieser Mikrogesellschaft.


    Das Pflegepersonal nutzt regelmäßig die Androhung der Zwangsjacke, vor der sich nahezu alle Patienten fürchten, und schafft so ein Klima der Angst. Das Pflegepersonal kommt sehr abgebrüht und autoritär rüber und nimmt wenig Anteil an der Lebenssituation der Patienten.


    Für Lavant scheint das Schreiben während ihrer Aufenthalt auch eine Art Therapie zu sein bzw. ist es ihr zumindest sehr wichtig. Hierbei wird Sie ständig vom Pflegepersonal oder anderen Patienten aufgehalten und gestört. Es fehlt letztendlich der Raum für Privatheit und Ruhe. Die Privatspähre geht in einen Irrenhaus komplett verloren. Um ein Patientin loszuwerden, die vom Buddhismus besessen ist, erfindet Lavant die Notlüge, dass ein Gott mit ihr in Kontakt treten will und Sie Ruhe benötigt.


    Lavant schafft es eine recht beklemmende Atmosphäre zu schaffen. Es tun sich in der Erzählung diverse Abgründe der menschlichen Psyche auf und man erfährt viele zeithistorische Hintergründe. Ich kann das Werk absolut empfehlen.

    Dann würde ich mich auch mal mit einer Liste anmelden, die ich im Laufe des Jahres noch lesen möchte.


    Fünf Klassiker aus fünf Ländern


    Christine Lavant, Aufzeichnungen aus einem Irrenhaus

    Erich Maria Remarque, Der schwarze Obelisk

    John Fowles, Des Sammler

    Cesare Pavese, Die einsamen Frauen

    Blaise Cendrars, Moloch. Das Leben des Moravagine

    Hat jemand von euch schon mal ein Buchregal selbst gebaut? Wenn ja, wie geht man am besten vor? Welche Holzarten sind geeignet, was eher nicht? Was braucht man so alles um ein Regal zu bauen?

    Hallo zusammen, ich würde aus Neugier gerne mal in die Runde fragen, wie viel Bücher sich in euren Besitz befinden? Wie behaltet ihr den Überblick über eure Bestände? Gibt es unter euch zufällig auch jemanden, der seine Bestände sogar dokumentiert? Wenn ja, wie dokumentiert/verwaltet ihr eure Bücherbestände? Führt ihr Listen in Excel? Nutzt ihr eventuell ein Literaturverwaltungsprogramm, eine Art Datenbank oder irgendein spezielles Programm? Wenn ja, welches? Dokumentiert ihr auch eure Eindrücke beim lesen?

    Bei mir persönlich gibt es (noch) keine systematische Dokumentation. Aber ich hatte neulich mal drüber nachgedacht, ob es mit größer werden Beständen irgendwann mal sinnvoll wäre so eine Dokumentation zu führen um den Überblick zu behalten, was man schon hat, welche Bücher eventuell noch fehlen, welche Eindrücke man irgendwann beim Lesen der Bücher vor längerer Zeit mal hatte, falls man ein Buch irgendwann nochmal ein zweites Mal liest. Ich bin gespannt auf eure Rückmeldungen. Schönes Wochenende.

    Gibt es eigentlich auch "vergessene" bzw. "nicht so bekannte" Klassiker bzw. irgendwelche "Geheimtipps", die erst noch entdeckt werden müssen und nicht automatisch auf irgendwelchen Listen von Zeitschriften auftauchen oder in Umfragen genannt werden? Ich kann es nicht ganz exakt definieren, ich meine Autoren, die schon irgendwie den klassischen Bereich zuzuschreiben sind, die aber vielleicht nicht so breit diskutiert werden und nicht jeden Leser auf Anhieb bekannt sind oder in irgendwelchen Bestenlisten auftauchen, die aber trotzdem literarisch hochwertig und anspruchsvoll sind. Kennt ihr das, wenn man z.B. in einen Antiquariat bzw. eine Buchhandlung stöbern geht und plötzlich Autoren entdeckt, die man eher zufällig findet und so gar nicht auf den Zettel hatte aber die Beschreibungen von bestimmten Werken spricht euch direkt an?

    Ich denke bei mir an Autoren wie Albert Drach, Friedrich Spielhagen, Nina Berberova, Alexej Pissemski, Gert Hoffmann, Emmanuell Bove, Martin Kessel, Itala Svevo, Laszlo Nemeth, Alain Robbe-Grillet, Aharon Appelfeld u.a.

    Was für Autoren würden euch so spontan einfallen?

    Von Dostojewski fand ich den Roman Arme Leute noch erwähnenswert. Es handelt sich um eine spezielle Form - einen Roman in Briefen. In der Korrespondenz zwischen einen verarmten Beamten und seiner verarmten Bekannten erfährt man sehr viel über Menschen, die sich in einen Armenviertel durch den Alltag schlagen müssen. Die beiden scheinen befreundet zu sein, der Beamten empfindet sogar etwas mehr als Freundschaft für seine Bekannte. Am Ende heirat seine Bekannte einen anderen Mann um der Armut zu entfliehen und der Beamte muss seine Freundin auch noch bei den Hochzeitsvorbereitungen unterstützen. Neben Alltagsproblemen tauschen sich die beiden auch über Literatur in der Korrespondenz aus. Der Roman hat irgendwie etwas ganz Originelles.

    Es ist erstaunlich, dass ein Buch von 1909 bereits eine Art Facebook vorausgesehen hat. Ist das fehlende Wissen eine Maschine zu reparieren eine Interpretation für den Fachkräftemangel? Das Buch ist auf jeden Fall spannend und lesenswert. Vom gleichen Autor habe ich auch ein Zimmer mit Aussicht im Regal stehen, dieses Buch habe ich aber bisher noch nicht gelesen. Wie schätzt ihr die anderen Romane von Forster ein?

    Kennt jemand von euch noch weitere Werke und Autoren der russischen Literatur, die empfehlenswert sind?


    Mir fällt spontan noch der Autor Fjodor Sologub mit seinen Roman "Der kleine Teufel" ein, den ich gerne ausdrücklich empfehlen möchte. Der Roman hat gewisse Parallelen zu den Werken von Gogol und Dostojewskij, setzt aber natürlich eigene Akzente und ist etwas ganz Besonderes. Solugub lebte von 1863-1927, der Roman ist im Original 1905 erschienen. Ich habe eine Übersetzung von 1969 vom Winkler-Verlag (Reihe Die Fundgrube) vorliegen. Ich fand den Roman genial. Es geht um einen Lehrer, der nach und nach in den Wahnsinn verfällt. Hierbei leidet der Protagonist an der ein oder anderen grotesken Einbildung und es steigert sich im Laufe des Roman bis hin in den kompletten Verfall in den Wahnsinn. Begleitet wird der Verfall in den Wahnsinn durch eine Gesellschaft voller realer und eingebildeter Intrigen. Am Ende zündet der Protagonist ein Gebäude an und begeht einen Mord. Vielleicht ist der Roman ja für den einen oder anderen im Forum auch etwas. Viel Spaß beim lesen.

    Hallo zusammen, bisher habe ich noch keine Erfahrungen mit Hörbüchern und lese eigentlich nur gedruckte Publikationen. Neulich habe ich beim Stöbern im Netz gesehen, dass es ein Portal mit den Namen LibriVox gibt und man dort Hörbücher kostenlos herunterladen kann. Kennt und nutzt jemand von euch zufällig das Portal und könnt ihr es empfehlen? Sind Downloads von den Portal komplett legal oder muss man auf irgendetwas besonderes achten? Ich freue mich über eure Erfahrungen zum Portal. Besten Dank vorab.