Erich Maria Remarque - Der schwarze Obelisk

  • Mit dem Roman "Der schwarze Obelisk" hat Remarque einen hochinteressanten und tiefgründigen Roman geschaffen.

    Der Protagonist Ludwig Bodmer hat seine Jugend im ersten Weltkrieg verloren und versucht sich in der Generation zwischen den Kriegen zurechtzufinden. Nachdem er feststellt, dass er nicht mehr als Lehrer arbeiten möchte, steigt er als kaufmännischer Allrounder bei einem alten Bekannten aus dem Krieg in den Grabsteinhandel ein. Durch den Roman zieht sich das Thema der Inflation. Täglich steigt der Dollarkurs, es eine sehr schwierige Zeit zum Überleben. Remarque findet eine interessante Mischung aus Melancholie (Inflation, Armut, fehlende Perspektiven) und andererseits aber auch groteske/humoristische Szenen. Als eine Art "Running Gag" zieht sich das tägliche Essen in einen Hotel durch den Roman. Der Protagonist und sein Geschäftspartner besorgen sich im Anfangsstadium der Inflation Essensmarken für das Restaurant eines Hotels. Hiermit dinieren Sie monatelang täglich dort und der Hotelbesitzer wird durch die eigentlich wertlosen Essensmarken, die eingelöst werden, zur Weißglut getrieben. In der Liebe hat es der Protagonist schwer. Er bändelt mit einer Tänzerin an, die sich dann aber für den Hotelwirt entscheidet. Als Nebenjob spielt der Protagonist in einer Irrenanstalt die Orgel bei kirchlichen Veranstaltungen. Bedingt durch die Inflation verhandelt er statt eine finanziellen Vergütung eine Teilnahme an der Verpflegung aus, die in der Zeiten der Inflation Gold wert ist. Ferner gibt er für die Kinder eines Schuster und eines Buchhändlers Nachhilfestunde und tauscht diese gegen Schuhe oder Bücher ein. Der ökonomische Komplex und der private und geschäftliche Umgang mit der Inflation ist ein spannendes Thema des Romans.

    Bei seiner Nebentätigkeit lernt der Protagonist Isabelle kennen, eine Dame mit gespaltener Persönlichkeit. Er verliebt sich in Sie und sie führen bei seinen Besuchen philosophische Gespräche mit Tiefgang. Aber diese Beziehung zerbricht mit der Heilung von Isabelle, durch die Sie Ihre gespaltene Persönlichkeit ablegt und Ludwig nicht mehr erkennt.

    Sehr skurril ist der Klub der Dichter, zu den auch der Protagonist zählt. Der Klub beschließt einen Bordellbesuch um einen Mitglied die nötige Inspiration zum Schreiben zu verfassen. Die Person für den der Besuch vorgesehen ist, wirkt durch die Kameraden aus dem Klub bewusst falsch informiert und der Besuch auf den Zimmer läuft dann aus dem Ruder - das Ganze erinnert fast schon an grotesken Eingebungen eines Gogols.

    Ein weiterer Themenschwerpunkt ist das Aufkommen des Nationalsozialismus und die Auflösung der Gesellschaft. Die Spannung und erste Auflösungsprozesse sowie politische Grabenkämpfe werden sehr eindrucksvoll beschrieben, sodass der Roman auch aus historische Sicht interessante Facetten erhält.

    Letztendlich schafft es der Protagonist mit Hilfe eines Geschäftsfreundes bei einer Zeitung unterzukommen und sich nochmal beruflich und räumlich zu verändern. Mit seinen Wechsel nach Berlin endet dann der Roman und es wird noch kurz darauf hingewiesen, wie sich die einzelnen Personen im NS weiterentwickelt haben.

    Für mich persönlich ist das Werk ein absoluter Geheimtipp, in seiner Gesamtanlage meines Erachtens sogar noch ausgereifter und besser als "Im Westen nichts Neues".