Beiträge von klassikfreund

    Und sicher: Solche Bücher gab es schon immer. Ein "klassisches" Beispiel: Johann Gottfried Seume marschierte am 6. Dezember 1801 von Grimma in Sachsen los und kam am 1. April 1802 in Syrakus an. Nach Grimma kehrte er am 21. August 1802 zurück. Alles zu Fuss.war auch nicht "jeder". Nein, sicher nicht. Aber wer, haben sich wohl seine Zeitgenossen gefragt, ist denn dieser Seume, dass er uns mit solchen Lappalien kommt?


    Ich finde, dass beide Bücher gar nicht zu vergleichen sind. Zum einen ist solch ein Großprojekt nicht mit einem läppischen Jahr ohne Buchkauf gleich zu setzen. Zum anderen schafft Seume auch literarisch etwas Neues, wenn man Wikipedia glauben darf ("Der Spaziergang nach Syrakus im Jahre 1802 beschreibt in neuer Weise die Eindrücke des Schriftstellers als Reiseerlebnis: subjektiv, eigenwillig, politisch, kritisch, alltagsnah."). Mir fehlt beim Jahr ohne Buchkauf das "intelligente" Element wie man es beispielsweise bei Schmidts Bericht über seine Proust-Lektüre durchaus findet.


    Gruß, Thomas

    Im August 2010 erscheint ein erster Band der von Stéphane Heuet erstellten Marcel Proust Graphic-Novel Adaption auf Deutsch im Knesebeck Verlag.


    Die sehr schönen Bände gibt es bereits in anderen Sprachen: Es gibt fünf Bände auf französich (das Original), und 4 auf englisch, und auch welche in niederländisch.


    Vielleicht die schönste Proust Neuerscheinung in diesem Jahr.


    Kleine Nebenbemerkung zu einer ebenfalls sehr schönen Neuerscheinung: Die Lesung von Peter Matic im Hörverlag wurde auch abgeschlossen, jetzt kann man auf eine kostengünstigere Gesamtedition warten.


    Schöne Grüße,
    Thomas

    Die Seiten der Doderer-Gesellschaft sind wirklich empfehlenswert. Wer vorab in die seltsame Welt der "Heimitisten" eintauchen möchte, ist auch mit dem leider derzeit wohl nicht lieferbaren "Doderer ABC" gut bedient (http://www.amazon.de/Doderer-A…oks&qid=1265358986&sr=8-2).


    Viele Grüße


    Tom


    Nicht mehr lieferbar? Eine Schande. Man schaue auf zvab und kaufe alles auf! Nur ein Exemplar vorhanden - 30 EUR - unglaublich.


    Gruß, Thomas

    Hallo,


    ich war bis Seite 275 gekommen, wobei ich die ersten 100 Seiten bereits zweimal gelesen habe. Ich würde ihn wohl erneut von vorne beginnen (müssen). Gestern habe mit Begeisterung erneut den Anfang gelesen und recht viele Artikel aus dem Doderer-ABC. Es ist ein sprachlich faszinierender Roman, den ich aber nur lesen kann, wenn ich auch die nötige innere Ruhe habe. Ob das im März / April der Fall sein wird, kann ich noch nicht abschätzen, daher melde ich mich zunächst mal wieder ab.


    Gruß, Thomas

    Kannste haben: NIETZSCHE war auch sehr musikalisch und an Musik interessiert ... :zwinker: Mit Proust hatte er allerdings nichts zu tun (oder etwa doch?).


    So long


    Tom



    Hatte er nicht, Beethoven sollten wir aber noch erwähnen, er gehörte neben Wagner zu den Lieblingsmusikern Prousts. Er ist mehrfach in der Recherche erwähnt und es gibt auch eine längere Szene (Details müsste ich nachschlagen).


    Gruß, Thomas


    Kleiner Zwischenruf: Schumanns "Kinderszenen" werden wohl kaum als Vorbild für ein (fiktives) Septett genannt werden können, da es sich um einen reinen Klavierzyklus handelt und es mWn. keine Übertragungen für andere Instrumente oder Instrumentgruppen gibt.


    Im Artikel sind sogar die Stücke/Lieder (?) aus den Kinderszenen genannt, die relevant sein sollen. Bin überhaupt kein Fachmann auf dem Gebiet, kann nur die Literatur wiedergeben.


    Gruß, Thomas

    Hallo,


    ich habe nun mal ein wenig recherchiert.


    Benutzte Literatur:
    1. Michel-Thiriet: Das Marcel Proust Lexikon (abgekürzt: MPL)
    2. Keller: Marcel Proust Enzyklopädie (abgekürzt: MPE)


    1. Sonate von Vinteuil


    1.1. Proust hat gegenüber Bibesco folgende Vorlagen benannt (MPL S. 371):
    a) Vorspiel 1. Akt Lohengrin von Wagner
    b) Ballade von Fauré (für Klavier und Orchester, op. 19)


    1.2. Proust hat in einer Widmung folgende Vorlagen benannt (MPL S. 371, MPE S. 808f):
    a) Sonate für Violine und Klavier von Saint-Saens
    b) Karfreitagszauber
    c) Sonate von Franck
    d) Vorspiel zu Lohengrin
    e) etwas von Schubert
    f) Klavierstück von Fauré


    2. Septett


    Hier spielt Franck eine große Rolle. Zunächst hier eine Auflistung wichtiger Stücke zur leichteren Identifizierung:


    - Klavierquintett 1878/79
    - Sinfonische Variation 1895
    - Geigensonate 1886 (von Proust am 19.03.1913 gehört)
    - Sinfonie in d-moll 1886/87
    - Streichquartett 1890 (wurde Proust zu Hause vorgespielt)


    2.1 Proust weist selber (in verschiedenen Cahiers) auf folgende Vorlagen hin (MPE S. 791):
    a) Steichquartett von Franck
    b) Sinfonie von Franck
    c) Klavierquintett von Franck
    d) Präludium, Fugen und Variationen für Orgel von Franck


    zahlreiche weitere Modelle werden angenommen:
    Wagner
    Fauré
    Chabrier (Prousts Familie verkehrte mit den Chabriers, MPE S. 153)
    Debussy
    Ravel


    2.2. Im Eintrag "Musik I" in MPE S. 593 wird erwähnt:
    a) La Mer von Debussy (auch nach MPL S. 371: 1. Satz von La Mer für den Anfang des Septetts)
    b) Sinfonie in D-Dur von Franck
    c) "Kinderszenen" von Schumann


    2.3 nach Painter (MPL S. 371) sind folgende Stücke relevant:
    a) Quartett in D-Dur von Franck
    b) Quintett in f-Moll von Franck


    Schöne Grüße,
    Thomas

    Ein Nachteil dieses Handbuches ist, wenn man das denn als Nachteil anerkennen will, dass man interessante Informationen eher zufällig auffindet. Aber woher soll der Herausgeber auch wissen, welche Information ein Leser interessant findet und welche weniger interessant. So las ich mal wieder im besagten Handbuch über die Rolle der Musik in Prousts Werk. Sie spielt in der Recherche eine ebenso große Rolle wie die Malerei. Man wünscht sich das Gegenstück zu Karpeles "Paintings in Proust" auch für Musikstücke. Ein wenig verwirrend sind die Einträge dann schon, wenn man recherchieren will, auf wen die Sonate von Vinteuil zurückgeht. Ein großen Einfluss hatten jedoch die Kompositionen von Cesar Franck.


    Und wenn man sich so von Artikel zu Artikel hangelt, dann stößt man auch auf die Information, dass sich Proust zweimal indirekt in sein Werk selber "eingeschmuggelt" hat. Man kann natürlich darüber streiten, wie Ernst solche Deutungen zu nehmen sind. Aber nun: einmal findet man Proust bei den "Petite Madeleine", welches zugleich die Anfangsbuchstaben seines Namens sind, zum anderen wird an einer Stelle in der Recherche überraschenderweise ein Septett (frz. septour) aufgeführt und dieses Wort enthält nun alle Buchstaben seines Nachnamens.


    Man greife also zu diesem Buch und lasse sich weiter inspirieren.


    Schöne Grüße,
    Thomas