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Beiträge von Hubert
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Hallo zusammen,
die in U.S.A eingefügten Biographien bedeutender amerikanischer Personen gehören m.M. nach zum poetischsten und eindrucksvollsten der Trilogie. So unparteilich wie Dos Passos die erzählenden Teile des Romans schildert, so parteilich ist er bei den Biographien. Genau das aber macht die Trilogie interessant. Bei den Biographien merkt man deutlich wo Dos Passos Herz schlägt ...und deshalb unterscheiden sich diese von üblichen „objektiven“ Biographien – ich habe manche der Biographien schon drei Mal gelesen und bin immer noch begeistert
Zu den in „The 42nd Parallel“ enthaltenen Biographien noch ein paar zusätzliche Informationen:
1. Gene Debs (S. 37 in der Penguin-Ausgabe), der Eisenbahnführer, 1918 von Woodrow Wilson ins Gefängnis geworfen, weil er gegen den Krieg redete.
Zitat: „Solange es eine unterdrückte Klasse gibt, gehöre ich zu ihr, ....,solange noch eine Menschenseele im Gefängnis sitzt, bin ich nicht frei.“ Gene Debs
Weitere Infos unter:
http://www.kentlaw.edu/ilhs/debstory.htmhttp://www.labornet.org/viewpoints/meister/debs.htm
2. Luther Burbank (S. 81), der Pflanzenzüchter, der mit Thomas Edison und Henry Ford befreundet war.
Zitat: „Wer nicht gerne denkt, sollte wenigstens von Zeit zu Zeit seine Vorurteile neu gruppieren.“ - Luther Burbank
Weitere Infos unter:
http://www.tobias-taeuber.de/K…nien/personen/burbank.htm3. Bill Heywood (S. 90), der Gewerkschaftsmann, der 1905 den Vorsitz der Konferenz führte, die in Chicago das Manifest entwarf, das die Gewerkschaft Industrial Workers of the World (I.W.W.) ins Leben rief; Mitbegründer der Kommunistischen Partei in USA.
http://www.local709.org/WILLIAM%20HAYWOOD.htm
http://www.pbs.org/joehill/faces/bill_haywood.html
4. Bryan William Jennings (S. 150),
William Jennings Bryan (1860 in Dayton, Tenn. geboren; gestorben 1925), dreifacher demokratischer Präsidentschaftskandidat (1896, 1900 und 1908), ab 1913 Außenminister unter Wilson, dessen Kandidatur er 1912 förderte, Sein pazifistischer. Kurs stieß jedoch zunehmend auf Widerstand, so dass Bryan 1915 nach dem Lusitania-Zwischenfall zurücktrat. Bryan war prominenter Anti-Evolutionist, prophezeite 1922 das Ende des Darwinismus, den er als eigentliche Ursache für den ersten Weltkrieg ausmachte.
5. Minor Cooper Keith (S. 207), Gründer der United Fruit Company
Die Geschichte des internationalen Fruchthandels begann 1870 mit dem Amerikaner Minor C. Keith. Er pachtete auf Costa Rica 3000 qkm Land, um dort eine Bananenplantage anzulegen, und baute eine Eisenbahnlinie zur Küste. 1899 gründete er gemeinsam mit dem Reeder L.D. Baker und dem Geschäftsmann A. Preston die United Fruit Company. In kürzester Zeit wurden nun Plantagen in ganz Mittelamerika errichtet und darüber die Entwicklung und Politik der meisten mittelamerikanischen Länder kontrolliert.
Quelle:
http://www.lis.uni-bremen.de/e…/ex_fruechte_sachinfo.htm6. Andrew Carnegie (S. 224), Stahlmagnat und Philanthrop, Namensgeber für die New York Carnegie Hall (1835 – 1919)
Zitat: „Den Beweis der Tüchtigkeit erbringt man nicht so sehr in dem,
was man selber leistet, als vielmehr durch die Leistungen derer,
mit denen man sich zu umgeben versteht..“Link (von EmmaPeel)
http://www.pbs.org/wgbh/amex/c…feature/meet_andrews.html7. Thomas Alva Edison (S. 249)
http://www.net-lexikon.de/Thomas-Alva-Edison.html
http://www.diabetes-world.net/de/26559
8. Charles Proteus Steinmetz (S. 272)
1865 in Breslau geboren, wanderte Steinmetz im Alter von 24 Jahren nach Amerika aus und erreichte New York im Jahre 1889. Bereits als Jugendlicher zeigte Steinmetz seine Begabung auf dem Gebiet der Naturwissenschaft und errichtete bald darauf sein eigenes Forschungslabor, in dem er bemerkenswerte Erfolge im Studium elektrischer Ströme erzielte. Einige Jahre später bekam er einen Auftrag der General Electric Company und setzte seine Forschungsarbeit bei der Hauptgeschäftsstelle der Firma, in Schenectady, New York fort. Bis zu seinem Tode im Jahre 1923, nach einer glänzenden Karriere, hatte Steinmetz mehr als 200 Erfindungen patentiert und war als "Zauberer von Schenectady" bekannt geworden.
Mit Bild
http://www.heinrich-beck-insti…scientific/steinmetz.htmlNur Bild:
http://www.becklaser.de/heinbeck/steinmetz-fotos1.htmlGeschichten über Rauchen und Selbstbewusstsein
http://www.yaws.de/dipling/witze/steinmetz.htm9. Robert La Follette (S. 303)
Seit 1856 dominierten die Republikaner das politische Geschehen in Wisconsin. Mit der Wahl von Robert M. La Follette zum Gouverneur im Jahr 1900 begann die Politik in Wisconsin, auf die wirtschaftlichen und sozialen Veränderungen zu reagieren
Zu Wisconsin (zur Info runterscrollen):
http://www.amerika-live.de/USA/Wisconsin/wisconsin.htm(Fortsetzung folgt)
Gruß von Hubert
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Hallo zusammen,
Zitat aus meinem Posting vom 30.12.2003:
Nach welchem System hat Dos Passos wohl die 26 Personen ausgesucht?Nun ich denke Dos Passos hat die historischen Biographien sehr bewusst ausgewählt. Die neun Biographien aus „the 42nd Parallel“ lassen sich z.B. in drei Gruppen à 3 Personen zusammenfassen:
1. Historische Figuren als Gegenpol zu den fiktiven Gestalten, die zeigen dass man es im Land der unbegrenzten Möglichkeiten mit Wille und Ehrgeiz tatsächlich zu etwas bringen kann:
die Erfinder Thomas Alva Edison und
Charles Proteus Steinmetz und
der Naturwissenschaftler Luther Burbank.2. Angeblich bedeutende Männer, die Dos Passos aber in ihrer Verlogenheit entlarvt. Bei diesen Biographien erreicht seine Ironie ihren Höhepunkt:
der redebegabte William Jennings Bryan, den Dos Passos als Demagogen und Phrasendrescher zeigt,
Minor Cooper Keith, in dessen Biographie Dos Passos deutlich ausspricht, dass viele Arbeiter sterben mussten um der United Fruit Company die Herrschaft über mittelamerikanischer Bananenrepubliken zu sichern und
Andrew Carnegie, dessen Image als Wohltäter und Stifter Dos Passos in Frage stellt, wenn er berichtet, dass sich Carnegie diese Wohltätigkeit nur leisten konnte, weil er von Kriegen profitierte.3. Männer, die gegen die Monopolisten und gegen die mit diesen verbündete Regierung kämpften und auf der Seite der Arbeiter standen wie
der Streikorganisator Gene Debs,
der Mitbegründer der I.W.W. Bill Haywoods und
der antimonopolistische Senator Robert La Follette.Im Forum „Gemeinsames Lesen – Chronik“ habe ich noch ein paar Links zu diesen neun historischen Figuren zusammengetragen.
Gruß von Hubert
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Hallo Heidi,
meine Englischkenntnisse würde ich nur als mittelmäßig einstufen (mich interessieren mehr exotische Sprachen wie Arabisch, Japanisch oder Suaheli), trotzdem ist James Joyce im Original nicht schwerer als in der Übersetzung. Ich hatte zumindest bei Ulysses und Dubliner keine Probleme. Auch Jane Austen oder die Brönte-Sisters kann man sehr gut im Original lesen, schwerer ist es dann z.B. bei Shakespeare.
Gruß von Hubert
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Hallo zusammen,
hallo Kang bondet,soeben komme ich von einer Veranstaltung im Literaturhaus Stuttgart. Felicitas Hoppe hat dort ihren Essay „Beichtkinder ....“(Über den Bekenntniszwang der Deutschen und die Schönheit der Diskretion) vorgetragen und anschließend mit Tim Schleider, dem Kulturchef der Stuttgarter Zeitung, darüber diskutiert. Dieser Essay wurde exlusiv für die Reihe „Betrifft:“ der Stuttgarter Zeitung (dort ist er morgen, bzw. inzwischen heute, oder genau am 29.1.2004, ganzseitig abgedruckt) und des Literaturhauses Stuttgart verfasst. Alle Essays dieser Reihe werden demnächst als Buch veröffentlicht.
Außerdem erscheint voraussichtlich im März ein neues Buch von Felicitas Hoppe: „Verbrecher und Versager – Fünf historische Porträts“ im Mare-Verlag.
Gruß von Hubert
PS: Hallo Kang bondet, gerade fällt mir ein, dass ich Deine letzte Mail noch nicht beantwortet habe. :redface: Wird schnellstens nachgeholt - Versprochen!
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Hallo Sandhofer,
Du hast gepostet:
Zu Anderson noch: Der Vergleich mit Pilcher war vielleicht gewagt. ("Vielleicht" deshalb, weil ich die Rosamunde ehrlich gesagt nur von den kitschigen Bildchen zu ihren Fernseh-Verfilmungen kenne.) Wer aber wirklich ähnlich melodramatisch geschrieben hat, war natürlich Hemingway. Auch bei ihm die von der Gesellschaft eingeengten Protagonisten (im Unterschied zu Dos Passos eigentlich nur Männer, die Gesellschaft dafür oft in Frauengestalt inkarniert ...), die sich unbewusst zu befreien suchen, in der Befreiung aber - nachgerade tragisch - scheitern.Zu Pilcher kann ich nichts sagen, da ich weder ihre Bücher noch die Fernseh-Verfilmungen kenne. Hemingway lese ich eigentlich gerne, aber Dos Passos steht m.M. nach weit über Hemingway, obwohl mich eure letzten Postings über Geisterbeschwörungen etc. doch etwas überrascht haben, aber so weit bin ich noch nicht. Also mein abschließendes Urteil steht noch aus.
Gruß von Hubert
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Hallo zusammen,
m.M. nach ist Patrick Süskind eher ein Könner auf dem Gebiet der Komödie, wie sein Ein-Personen-Stück „Der Kontrabass“ und sein Drehbuch zu „Rossini - Oder die mörderische Frage, wer mit wem schlief“ zeigt.
Gruß von Hubert
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Hallo zusammen,
es gibt auch einen Briefwechsel zwischen Hesse und Thomas Mann, die ja gute Freunde waren, obwohl Thomas Mann ansonsten von anderen Schriftstellern nicht sehr viel hielt. Kennt den jemand?
Gruß von Hubert
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Hallo zusammen,
Atomium hat gepostet:
Ich sehe es als das gemeinsame Problem aller Figuren an, dass sie nicht wissen, was sie wollenZumindest Ben Compton unterscheidet sich und zwar sowohl von den bürgerlichen Romangestalten als auch von seinen Klassenbrüdern Mac, Joe und Charley (wobei auch jeder dieser drei ein völlig anderes Schicksal erlebt, viel gemeinsames kann ich nicht erkennen). Ben denkt über die Gesellschaft in der er lebt nach und wird aktiv: erst streikt er allein, dann zusammen mit gleichgesinnten Arbeitern. Als I.W.W.-Organisator greift er ein und verändert das Denken und die Haltung anderer. In Ben Compton äußert sich jene demokratische Kraft, die 1919 in den USA tatsächlich Massenscharakter hatte und viele eine amerikanische Revolution (die damit nach der russischen wahrscheinlich zur Weltrevolution geworden wäre) erhoffen ließ. Dass die Monopole den Kampf gegen die Arbeiter gewannen, dafür kann Ben ja nichts.
Mac denkt, dass er die Revolution will, aber als sie kommt, flieht er und stellt fest, dass er eigentlich lieber Kleinbürger ist.
J.W. denkt, dass Status und beruflicher Erfolg das ist, was er will, er wird aber nicht glücklich in der aus ökonomischen Gründen eingegangenen Ehe.
Eveline meint, sie brauche Freiheit und einen Beruf, will dann aber doch einen bestimmten Mann und scheitert daran, ihn nicht zu bekommen.
Mary French kämpft für das Große und Gute und hätte vermutlich doch lieber ein kleines Haus mit Garten, Kinder und einen Mann, der nicht ständig mit einem Bein im Gefängnis steht.Ich denke, dass es Dos Passos mit diesen und den anderen Gestalten, den wechselnden Schauplätzen und den sozialen Abstufungen der Figuren gelungen ist, ein geschichtliches Panorama seines Landes, den USA zu zeigen und uns durch leitmotivisch wiederkehrende Begebenheiten (Suche nach einem Job; Reisen aus Lust, in Geschäften oder auf der Flucht; Kämpfen bei politischen Auseinandersetzungen oder bei Schlägereien im Suff) die Zeit vor, während und nach dem Ersten Weltkrieg, der doch für ihn, wie er 1928 in seinem Essay „My Life“ bekannte, die entscheidende Erfahrung war, die ihn zum Radikalen machte, realistisch vor Augen zu führen.
Sandhofer hat gepostet:
Hallo Harald!
Im übrigen wäre es wohl auch anders für mich, wenn Mac nicht ständig von der Revolution träumen und davon quakeln würde, im eintretenden Fall aber wegrennt.
Hallo Sandhofer,ich bin zwar nicht Harald, aber wahrscheinlich hast Du eh mich gemeint,
dass Mac ein toller Held ist, behaupte ich ja nicht und Aufgabe eines Romans ist es auch nicht Sympathieträger zu schaffen, aber ich kenne solche Gestalten auch aus dem wirklichen Leben und für mich war die Mac-Geschichte so interessant, dass ich sie auch gelesen hätte, wenn sie außerhalb der Trilogie und fortlaufend erzählt gewesen wäre.Gruß von Hubert
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Hallo Sandhofer,
Donna ist weiblich, Bret ist männlich. Mehr muß man über die beiden wahrscheinlich auch nicht wissen.
Gruß von Hubert
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Hallo Sandhofer,
Du hast gepostet:
Ja, meine Grundschullehrer verwendeten den deutschen Begriff 'Vorzukunft', den gab es also durchaus.Da ich den Begriff „Vorzukunft“ in der Schule nie gehört habe, sondern nur „Vollendete Zukunft“, habe ich mir heute Vormittag in einer Buchhandlung Grammatikbücher angesehen, vielleicht hat sich ja seit meiner Schulzeit die Bezeichnung geändert, - aber:
Die Grammatik-Lernhilfe von Mentor für die 5. Klasse enthält in der aktuellen Ausgabe für Futur II: „Vollendete Zukunft“.
Na, hab’ ich mir gedacht, vielleicht galt der Begriff „Vorzukunft“ vor meiner Schulzeit und habe gerade mit meiner Mutter telefoniert, ob ihr ein deutscher Begriff für Futur II bekannt sei: die Antwort: „Vollendete Zukunft“
Also ein zeitliches Problem kann es nicht sein, vielleicht ist es ja ein räumliches?
Erich Fried ist meines Wissens in Wien in die Schule gegangen. Frage: Hast Du, Sandhofer, in Österreich die Grundschule besucht?
Gruß von Hubert und schönes Wochenende
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Hallo zusammen,
hallo nimue,neben "300 Bücher im Überblick" !? enthält das Magazin „Bücher“ auch Rubriken, die recht interessant sein könnten:
Schon gewusst? Folge 2: Die Rückkehr des Schund: Groschenromane erleben eine Renaissance
Wiederentdeckte Klassiker – Folge 2: E.T.A.Hoffmann „Prinzessin Brambilla“
Verhinderte Bestseller – Folge 2: Wodehouse „SOS, Jeeves“
Was war eigentlich: Folge 2 Aufklärung
Die schönsten Liebesromane – Folge 2: Nabokov „Lolita“
Überschätzte Bücher – Folge 2 Houellebecq „Plattform“
Allerdings frage ich mich, seit wann sind Groschenromane Bücher?, wieso musste Hoffmann wiederentdeckt werden?, ist Lolita wirklich ein schöner Liebesroman? und wer überschätzt Houellebecq?
Nun soll man ein Magazin nicht nach einer Ausgabe beurteilen und das erste Heft habe ich verpasst, da Du nimue Dir das erste Heft gekauft hast, wäre ich Dir dankbar, wenn Du mir die dort vorgestellten „wiederentdeckten Klassiker“, „verhinderte Bestseller“, „schönsten Liebesroman“ und „überschätztes Buch“ nennen könntest.
Vielen Dank im voraus und ein schönes Wochenende
Hubert
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Hallo Maria,
„Thomas Manns Sekretär, Eine Spurensuche in Florida“
hat jemand von euch das Heft gekauft und kann mir sagen wie ausführlich der Artikel ist?Der Artikel besteht aus zwei Seiten, eine davon ist ein ganzseitiges Foto von Konrad Kellen, die andere Seite Werbung für sein Buch „Katzenellenbogen“. Mit diesem Buch hat Kellen den ersten Teil seiner Lebensgeschichte vorgelegt. Auf die Zeit mit Thomas Mann will er erst in der Fortsetzung eingehen. Zu Thomas Mann erfährt man in dem Artikel aber schon, dass Kellen die 1.800 handgeschriebene Manuskriptseiten von „Joseph der Ernährer“ in die Maschine getippt hat. Das war’s aber auch schon, m.M. nach eine echte Mogelpackung.
Liebe Grüße von Hubert
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Hallo Daniela,
Lessing hat keine Romane geschrieben, sondern viele theaterkritische Schriften (Hamburgische Dramaturgie) sowie theologische und geschichtsphilosophische Schriften (z.B. Die Erziehung des Menschengeschlechts). Bekannt ist er heute aber vor allem durch seine Dramen, die man aber m.M. nach sehen soll, nicht lesen.
Das wichtigste: "Nathan der Weise", ein Blankversdrama, das die Frage nach der richtigen Religion mit dem Postulat von Humanität und Toleranz beantwortet.
Daneben gibt es noch:
- Miß Sara Sampson, ein bürgerliches Trauerspiel
- Minna von Barnhelm, eine der wenigen guten deutschen Komödien
- Emilia Galotti, ein Trauerspiel (Das Buch wurde bei Werther nach seinem Selbstmord gefunden)Gruß von Hubert
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Hallo Daniela,
Du hast gepostet:
Auch jemand, der kein "Dostojewski-Kenner" ist, der nur 20 Seiten aus beinahe egal welchem Buch von Dostojewski liest, wird ohne Schwierigkeiten erkennen, dass dieser Mann tief religiös und gläubig war, meinetwegen auch ein christlicher Eiferer.Da hast Du m.M. nach Recht und ich wundere mich immer wieder, dass viele Leser das nicht erkennen. Frage: Hängt das Deiner Meinung nach an den Lesern oder an Dostojewskiuj?
Nur kann das ja aber wohl keine Begründung für eine ernstgemeinte negative Kritik sein ...
Für einige wohl doch, für mich allerdings nicht. Ich persönlich halte seine tiefe Religiosität für das positivste an Dostojewskij.
Heidi hat gepostet:
Ich erinnere mich dunkel an einen Eintrag, in dem ich kurz zu umreißen versuche, was ich sonst noch lese. Nun zerbrecht IHR Euch den Kopf, weil ich "Schuld und Sühne" nicht als Liebesroman eingestuft habe.Hallo Heidi,
Das zeigt doch welch hohe Qualität unser Forum hat, wenn wir aus einer eher simplen Frage, wie „Was lest ihr eigentlich sonst noch?“ (auf die es eigentlich nur eine Antwort gibt: : „wieso sonst noch? – außer guten Büchern lesen wir nichts!“) doch noch eine spannende Diskussion machen. :breitgrins: :breitgrins:
So fangen Kriege an
Hmm, glaube ich nicht. Ich komme gerade aus einer Theateraufführung von Euripides „Troerinnen“ und in der anschließenden Diskussion mit dem Regisseur (welch Zufall) wurde auch die Frage: „Wann fängt Krieg eigentlich an?“ diskutiert. Dabei war allgemeiner Konsens, dass Kriege lange vor den Kampfhandlungen in den Köpfen der Menschen anfangen und zwar durch mangelnde Diskussion bei gegensätzlicher Meinung. Nun würde ich dem nicht ganz zustimmen, aber dass das Gegenteil der Fall sein soll, kann ich auch nicht glauben.
Ein schönes Wochenende
Hubert
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Hallo zusammen,
hallo Rodion,Du hast gepostet:
Seit dieser Erkenntnis habe ich nichts mehr von Nabokov gelesen; zu billig erscheinen mir seine didaktischen Versuche, Dostojewskij als christlichen Eiferer darzustellen.Dazu zunächst ein paar Fakten:
Im März 1854 schreibt Dostojewskij an Frau Fonwisin: „Wenn mir jemand bewiesen hätte, dass Christus außerhalb der Wahrheit steht, und wenn die Wahrheit tatsächlich außerhalb Christi stünde, so würde ich vorziehen, mit Christus und nicht mit der Wahrheit zu bleiben.“
Im April 1864 schreibt Dostojewskij am Sterbebett seiner ersten Frau „Meditationen an der Bahre“, deren Hauptthema „Über Christus“ heißt. Christus ist hier das Urbild der Menschheit, dabei beruft sich Dostojewskij auf das Johannesevangelium 1,14: die Epiphanie Jesu Christi ist „das Erscheinen des Ideals des Menschen im Fleische“, also im biblischen Sinne die Menschwerdung des Wortes.
Diesen Gedanken nimmt Dostojewskij bei den Vorstudien zu den „Dämonen“ fünf Jahre später wieder auf. Jetzt nimmt sein an Johannes 1,14 normiertes Christusverständnis eine scharf polemische Wendung gegen die Irrlehre (Dostojewskij meint damit die „Lutherische“), Jesus sei als ein bloßer Mensch zu verstehen: Dieser "Irrlehre" stellt Dostojewskij den Glauben an die Menschwerdung Gottes gegenüber: Ist Jesus nichts als ein Mensch, so „kann er nicht mehr ein Erlöser, nicht der Quell des lebendigen Lebens“ sein.
Im Roman „Die Dämonen“, also 16 Jahre nach dem Brief an Frau Fonwisin, wird Stawrogin von seinem Jünger Schatow an ein einstiges Christusbekenntnis erinnert, das mit Dostojewskijs Paradoxformel vom März 1854 fast wörtlich übereinstimmt, so gut hatte sich der Dichter dieses Bekenntnis eingeprägt, es drückt also ein beharrendes Urmotiv seines Denkens aus.
Ich denke, Nabokov, der ein großer Dostojewskij-Kenner war, brauchte nicht viel Phantasie, um Dostojewskij als christlichen Eiferer darzustellen.
Gruß von Hubert
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Hallo Atomium,
Du hast gepostet:
Wahrscheinlich brauchen wir nach dem Grimmelshausen auch einen Blick ins 20. Jahrhundert.Da hast Du sicher Recht. Ich habe schon mal in den Grimmelshausen geschaut, - das wird schwerer als ich dachte. Aber wer Dos Passos geschafft hat, sollte auch Grimmelshausen bezwingen. :zwinker:
Gruß von Hubert
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Hallo Atomium,
schön, dass Du mit Antonio und mir Arno Schmidt lesen willst. Also ab Februar Grimmelshausen und gleich anschliessend "Das steinerne Herz"?.
Gruß von Hubert
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Hallo zusammen,
hallo Hafis,Du hast gepostet:
Mit tanz meine ich nicht soetwas , sondern den tanz, der auf den bühnen der "hochkultur" aufgeführt wird! Die musik zu diesen tänzen ist natürlich die abendländische klassische musik bzw. deren moderne fortsetzung, also e-musik.Wenn du klassisches Ballett meinst und nicht Tanz, warum schreibst Du dann nicht klassisches Ballett sondern Tanz. Außerdem hattest du gepostet:
Die wettbewerbe für ....... tanz zeigen zahlreiche teilnehmer aus ländern wie china
und mir ist nicht bekannt, dass klassisches Ballett wettbewerbsmäßig aufgeführt wird.Außerdem kann ich Dir nicht zustimmen in der Aussage, dass Tänze auf Bühnen der Hochkultur natürlich von abendländischer klassischer Musik begleitet wird. Es gibt zwar immer noch Tschaikowskys Nussknacker in der Weihnachtszeit, aber Kresniks Tanztheater (Volksbühne Berlin) wird ebenso wenig von klassischer abendländischer Musik begleitet wie z.B. Aufführungen der „American Dance Group“ und die letzte Tanz-Aufführung auf einer Bühne der Hochkultur die ich sah, erinnerte zwar vom Tanz her an klassisches Ballett (im Gegensatz zu den zwei vorgenannten) – das Stück hieß „Zion“ und wurde vom Ballett des Mannheimer Nationaltheater aufgeführt – aber die Musik war von Xavier Naidoo und den Söhnen Mannheims und die ist m.M. nach noch nicht klassisch. :zwinker:
Welches werk der u-musik aus der frühzeit wird heute noch als u-musik aufgeführt? Wenn überhaupt eines, dann sehr wenige. Und wieviel wird aus dem bereich der e-musik aufgeführt. Viel
Auch die heute aufgeführte E-Musik stammt nicht aus den letzten 120 Jahren, sondern aus der Zeit des Barocks, der Wiener Klassik und der Romantik. Die meisten Werke der E-Musik der letzten 120 Jahren wurden nach der Uraufführung so gut wie nicht mehr gespielt.
Andererseits bin ich überzeugt, dass die meisten Menschen das jährliche Neujahrskonzert der Wiener Philharmoniker, das in alle Welt übertragen wird, als einen Höhepunkt der klassischen Musik bezeichnen würden, obwohl dabei doch ausschließlich Musik gespielt wird, die vor 120 bis 150 Jahren als reine U-Musik komponiert wurde. Zur Erinnerung: der Kaiserwalzer entstand 1888 und „An der schönen, blauen Donau“ 1867.Btw: Gestern Abend war ich auf einer Veranstaltung mit dem „fünften Beatle“ Klaus Voormann (Grafiker –er entwarf z.B. das Plattencover des Beatles-Album „Revolver“- und Musiker –er spielte u.a. bei Manfred Mann, John Lennons Plastic Ono Band und zusammen mit George Harrison und Bob Dylan beim legendären „Concert for Bangla Desh“ und 2002 zusammen mit Paul McCartney in der Royal Albert Hall das Gedenkkonzert for George), der sein Buch „Warum spielst du Imagine nicht auf dem weißen Klavier, John“ vorstellte und Frank Laufenberg (den Leuten aus dem Wilden Süden als ehemaliger SWF3-Moderator bekannt), der die passende Musik dazu auflegte und dabei wurden zwei meiner in diesem Thread gemachten Aussagen fast wörtlich bestätigt:
vor allem ist es Dylan als Vorbild zu verdanken, dass es in der Rock- & Popmusik heute zum Teil doch anspruchsvolle Texte gibt. Die Beatles hatten auch mit "She loves you, yeah, yeah, yeah" angefangen und da sind wir dank Dylan heute doch ein Stück weiter.
„Erst durch Dylan wurde den Beatles und durch diese den nachfolgenden Bands klar, dass man in Songtexten mehr ausdrücken kann, als „Love me do“ oder „She loves you“, bestätigte Frank Laufenberg.
Nach der Trennung hat John mit der „Plastic Ono Band“ in Toronto ein Konzert gegeben, dass wie man heute sagt, künstlerisch seiner Zeit um viele Jahre voraus war.
Klaus Voormann erzählte wie John Lennon ihn und Eric Clapton auf dem Flug nach Toronto in das Mysterium Plastic Ono Band einweihte: „Wisst ihr, dieser Auftritt wird nicht nur ein Rock’n Roll Gig sein. Unser Anliegen ist, unsere Message (Kampf gegen Sinnlosigkeit des Vietnamkrieges, gegen Machtgier und Korruption) unter das Volk zu bringen, was wir machen hat auch etwas sehr Avantgardistisches, ja es wird ein Anti-Kriegs-Happening, wir wollen die Menschen bewegen, provozieren ...“.
„... Aber an den hilflosen Gesichtern der Zuschauer konnte ich deutlich erkennen, dass sie sich von Johns Auftritt etwas anderes erwartet hatten“, schreibt Klaus Voormann in seinem Buch und „ich habe mir später oft die Schallplatte angehört und war immer wieder gerührt von dieser ehrlichen und mutigen Aktion“.Gruß von Hubert