Beiträge von Hubert

    Hallo Maria und Steffi,


    da Steffi in "Gemeinsames Lesen" einen neuen Thread begonnen hat, habe ich den Lesevorschlag jetzt in die "Chronik" verschoben. Anbei noch ein paar Links zu Virginia-Woolf und viel Spaß beim Lesen:


    Biographie
    http://www.dhm.de/lemo/html/biografien/WoolfVirginia/


    Biographie mit Foto:
    http://www.fembio.org/frauen-biographie/virginia-woolf.shtml


    Artikel der Uni Essen
    http://www.uni-essen.de/litera…gen/poetik/virg_woolf.htm


    Linksammlung zu Virginia-Woolf
    http://www.feministische-sf.de…n/fsf_virginia-woolf.html

    Hallo zusammen,
    hallo Sandhofer,


    Du hast gepostet:
    Hmm. Mac habe ich noch nicht so gesehen. Mag sein, Du hast reich. Mag sein, nicht. Wenn ich die anderen Figuren so betrachte, glaube ich es ehrlich gesagt, nicht.


    Zuerst von den anderen Figuren auf Mac zu schließen und dann zu sagen Mac ist wie die anderen, halte ich für unfair. Mac unterscheidet sich schon dadurch von den anderen, dass er nach Mexiko gegangen ist, er hat sich dort aus eigener Kraft selbständig gemacht und er führt als Buchhändler ein zufriedenes Leben. Ich sehe da schon gewaltige Unterschiede zu den anderen, wobei ich auch bei den anderen Figuren keine gleichgestrickten Geschichten sehe, sondern jeder geht einen eigenen Weg.


    Vielleicht ist es das, was mich am meisten 'stört' bei "U.S.A.": Nicht nur, dass alle das gleiche Schicksal erleiden, sie erleiden es auch alle immer und immer wieder. Wirklich: Ob eine Entwicklung stattfindet, ist für mich, nach der neuesten Bruchlandung (wörtlich und übertragen) von Anderson einmal mehr unklar.


    Ich bin noch nicht bei Andersons Bruchlandung, ansonsten kann ich diese Aussage nicht nachvollziehen. Zu Dos Passos Figuren in U.S.A. schreibt Marshall McLuhan in „Die innere Landschaft“:
    Die Heimatlosigkeit seiner Charaktere ist, zusammen mit ihrer individuellen und kollektiven Unfähigkeit zu Selbstkritik und Distanzierung, ihr auffallendser Zug. Das Zuhause ist der positive, wenngleich nicht ausgesprochene Traum Dos Passos’. Er erkennt das Hauptübel der Welt, als er sich von Thomas Jeffersons Ideal einer Farmer- und Handwerkerökonomie ab- und dem Hamiltonschen Zentralismus, der Macht und Größe zuwendet. .... Denjenigen die ein kritisches Bewusstsein haben, verschreibt Dos Passos die Pflicht der selbstlosen Ergebenheit den Verbesserungen der Zivilisation gegenüber. ,,, -Es kann sein, dass Dos Passos seinen künstlerischen Schwung eben durch den Erfolg jener sozialen Anliegen verloren hat, die das militante Thema seines Werkes USA bilden. Es scheint dem Künstler in ihm Elan gegeben zu haben, eine Sache gegen eine blinde und gleichgültige Welt verteidigen zu müssen. Seitdem verdeckt der Reporter Dos Passos den Künstler. Wenn das der Fall ist, ist niemand glücklicher als Dos Passos, eine Künstlerschaft für eine so hervorragende Sache eingebüßt zu haben.“


    Gruß von Hubert

    Hallo Harald,
    hallo alle,


    Harald hat gepostet:
    Für mich ist die Liebesgeschichte ein Teil von Rodions geistiger/seelischer Entwicklung, nicht umgekehrt


    Ob die Liebesgeschichte ein Teil von Rodjas Entwicklung ist, oder umgekehrt, kann ja jeder sehen wie er will, die Tatsache, dass es eine Liebesgeschichte gibt, hast Du damit aber zugegeben, und mehr wollte ich auch nicht beweisen.


    Deshalb kann man keineswegs sagen, dass der Roman irgendetwas beweist, so etwa wie "Jeder Verbrecher wird von seinem Gewissen eingeholt" - das kann kein Roman darstellen, und beweisen schon gar nicht


    Da hast Du mich wohl mit Daniela verwechselt. Nicht ich habe geschrieben, dass „Jeder Verbrecher wird von seinem Gewissen eingeholt“ Thema des Romans ist, sondern Daniela. Ich hatte eigentlich die gleiche Meinung vertreten, die Du jetzt gegen mich stellst.


    Dass diese Geschichte mystisch-religiös sein soll, kann ich nun gar nicht nachvollziehen. Sie ist für mich psychologisch überzeugend, d.h. vollkokmmen realistisch.


    Der Mörder, der wochenlang plant und nach dem Mord vergisst die Tür abzusperren, die Zwei, die nach den Morden an der Tür klopfen, merken dass jemand in der Wohnung ist, aber kurz mal davon laufen, damit der Mörder fliehen kann, der Inspektor, der den Mörder überführt hat, ihn aber laufen lässt, damit der sich selbst stellt – da habe ich eine andere Vorstellung von Realität.
    Dass die Geschichte religiös sein soll, war eigentlich auch eine These von Daniela, aber da hat sie auch recht. Weil ich keine Lust auf eine Dostojewskij-Diskussion habe, gebe ich jetzt nicht meine Interpretation von „Schuld und Sühne“ wieder, sondern zitiere aus „Gott und Mensch in Dostojewskijs Werk“ von Prof. Martin Doerne:
    „In „Schuld und Sühne“, dem Raskolnikow-Roman, ist Dostojewskijs anthropologischer Grundentwurf mit dem christlichen Wesensbilde des Menschen zur Einheit zusammengewachsen. Die religiöse Integration, die sich hier vollzogen hat, steht im Zeichen des christlichen Gottesglaubens, und die Humanität, die sie bezeugten, bewahren und erneuern will, ist eine Humanität von Christus her. - ... – Als Raskolnikow zum erstenmal Sonja aufsucht, sieht er auf dem Tisch ein Buch liegen, es ist das Neue Testament, dasselbe, das der ermordeten Lisaweta gehörte. Gegen ihr heftiges Wiederstreben muß Sonja ihm aus diesem Neuen Testament die Geschichte von der Auferweckung des Lazarus vorlesen Denn am Nachmittag hat Petrowitsch ihn gefragt, ob er an diese Geschichte buchstäblich glaube, unmittelbar nach der Frage: „Glauben Sie an Gott?“ ... Für Dostojewskij kommt es eben auf diesen Zusammenhang an: Wirklicher Glaube an Gott ist Glaube an die Auferstehung. ... Weder der Tod noch die Sünde, .. können der Lebensgewissheit des Glaubenden
    Abbruch tun.... Mit der Geschichte zwischen Rodion und Sonja stellt der Dichter uns vor ein Gleichnis hin. Die schöpferische Liebeserkenntnis, Gottes Reservat, bildet sich selbst ab in Sonjas Liebe.... Sonjas Handeln ist „Nachahmung“ des schöpferischen Handelns Gottes. Darum ist die Geschichte zwischen Sonja und Rodion aus dem Bereich des Eros herausgenommen ... von der Lektion der Lazarusgeschichte her ist auch ihrer beider Geschichte unter das Zeichen des biblischen Wortes gestellt.“


    Vor allem in Russland wird Dostojewskij als religiöser Autor gesehen. Der russische Schriftsteller Dimitri Mereschkowski bezeichnete z.B. die fünf großen Romane Dostojewskijs, zu denen auch „Schuld und Sühne“ gehört, als „russischen Pentateuch“, wobei er auf die fünf Bücher Moses anspielt, für die Juden der wichtigste Teil der Heiligen Schrift. Wer Dostojewskijs religiöse Botschaft nicht erkannt hat, hat m.M. nach "Schuld und Sühne" umsonst gelesen.


    Sagt Dir auch Miss Marple nichts? 16.50 Uhr ab Paddington? Der Orient-Express? Hast Du mal den Namen Agatha Christie gehört? Die meistgelesene Schriftstellerin (und das schließt Schriftsteller ein) in englischer Sprache, und wahrscheinlich in jeder Sprache? Das ist natürlich kein Qualitätsmerkmal, aber wer Agatha Christie als "Trivial"-Schriftstellerin abtut, macht es sich etwas zu einfach. Das ist aber ein anderes Thema


    Von der Figur Miss Marple habe ich schon gehört, ich habe sogar die Filme „Death on the Nile“ und „Murder on the Orient Expres“ sowie in London das Theaterstück „Die Mausefalle“ gesehen, alles hat mich aber so gelangweilt, dass ich nicht auch noch ein Buch dazu lesen wollte. Dass Agatha Christie eine Trivial-Schriftstellerin ist, habe ich nie gesagt, ich denke sie ist eine gute Kriminalschriftstellerin, trotzdem interessieren mich ihre Bücher nicht. Das ein Schriftsteller viel oder sogar meistgelesen ist, ist für mich kein Argument ihn zu lesen, eher eins ihn nicht zu lesen. Sonst müsste ich ja auch noch Konsalik lesen. . Wer war jetzt eigentlich Hercule Poirot?


    Gruß von Hubert

    Hallo zusammen,


    leider kann ich auch keine tiefschürfenden Interpretationen zu Erich Frieds Gedicht geben, zumal ich schon die Bezeichnung „Vorzukunft“ nicht verstehe. Fried verwendet sie wohl gleichbedeutend für Futur II. Ich kenne aber als deutsche Bezeichnung aus (beinahe hätte ich gesagt Vorschulzeiten) Grundschulzeiten nur den Begriff „Vollendete Zukunft“, wobei mir diese Bezeichnung (im Gegensatz zu „Vorzukunft“) auch einleuchtet, den „ich werde gelebt haben“ ist doch nicht vor der Zukunft sondern dann ist die Zukunft vorbei/vollendet.


    Kennt ihr (außer aus Frieds Gedicht) den Begriff „Vorzukunft“ oder habt ihn in der Schule verwendet?


    Hafis hat gepostet:
    Mit scheint es um das unterschiedliche erleben von zeit bei kindern und erwachsenen zu gehen: vielleicht, daß der erwachsene im gegensatz zum kind die aussagen in den letzten beiden zeilen nicht denken kann?


    Wenn, dann müsste es umgekehrt sein: ich als Erwachsener kann die Zeilen „ich werde gelebt haben, ich werde gegangen sein“ durchaus denken, ob das ein Kind auch kann und ab welchen Alter? Fragt doch mal (eure) Kinder und berichtet.


    Gruß von Hubert

    Hallo Daniela und Harald,


    Harald hat gepostet:
    ein Liebesroman ist nicht etwa ein Roman, dessen Thema die Liebe ist, sondern ein Roman, der eine Liebesgeschichte erzählt. Das ist nicht ganz dasselbe...


    Da gebe ich Dir absolut recht – aber m.M. nach wird in ПРЕСТУПЛЕНИЕ И НАКАЗАНИЕ (Verbrechen und Strafe) eine Liebesgeschichte erzählt, und zwar die zwischen Sonja und Rodja.


    Eine ähnliche Unterscheidung würde ich für den Begriff "Kriminalroman" machen wollen: Im landläufigen Sinne bezeichnet "Kriminalroman" nicht einen Roman, der die Geschichte eines Verbrechens beschreibt, sondern einen Roman, der die Geschichte der Aufklärung eines Verbrechens beschreibt. Das ist wieder nicht dasselbe...


    Auch da hast Du recht. Die Unterscheidung zwischen Krimi und Verbrechensliteratur ist allerdings nicht landläufig (da wird sie öfter mal verwechselt) sondern literaturwissenschaftlich.
    Im Thread „Gibt es auch klassische Kriminalliteratur“
    http://www.klassikerforum.de/f…ewtopic.php?t=323&start=0
    habe ich am 25 Mai 2003 geschrieben:
    „Es gibt einen Unterschied zwischen Kriminalliteratur und Verbrechensliteratur: während erstere sich mit der Aufklärung eines Verbrechens beschäftigt, geht es bei der Verbrechensliteratur hauptsächlich um das Motiv der Tat. Bei „Schuld und Sühne“ steht, meiner Meinung nach, das letztere im Vordergrund, zumal zumindest für den Leser der Mörder von Anfang an fest steht.“


    Der Teil des Romans, der sich mit dem Motiv der Tat befasst, ist m.M. nach aber am wenigsten gelungen, ebenso wenig kann ich eine Entwicklung bei Rodja feststellen, wenn man mal von dem Einfluß der ihn liebenden Sonja absieht. Dagegen beginnt die Liebesgeschichte ja schon vor der Tat, Rodja kennt zwar Sonja noch nicht, ist aber schon durch die Erzählung ihres Vaters in der Kneipe, von ihr verzaubert und die Liebesgeschichte geht auch nachdem Rodja seine Strafe angetreten hat, also im Straflager, weiter, ist also bei weitem umfangreicher als die Verbrechensgeschichte.



    Elahub hat gepostet:
    Wenn jemand zu mir sagt, dass er gern Krimis liest, meint er aller Wahrscheinlichkeit nach so etwas wie Hercule Poirot (im günstigsten Fall ) und bei Liebesromanen denke ich sofort an die Julia Romane/Heftchen meiner ausgehenden Kindheit, was natürlich ein Irrtum sein mag.


    Ich habe weder den Namen Hercule Poirot je gehört, noch je einen Julia Roman/Heftchen gelesen, wenn ich von Romanen spreche, meine ich immer Literatur (und zwar Literatur ohne Zusatz wie Trivial- usw.)


    Meiner Meinung nach wird in Schuld und Sühne dargestellt, dass es kein Verbrechen gibt, welches harmlos ist und auch wenn der Täter sich vorher genau seine Gründe für dieses Verbrechen überlegt hat und denkt, dass er schließlich niemandem schadet, im Gegenteil sogar vielen Menschen in gewisser Weise hilft (und ja auch nicht unbedingt zu seinem eigenen Profit handelt) er letztendlich immer wieder von seinem Gewissen eingeholt wird.


    Ein Roman mit dem Thema „Kein Verbrechen ist harmlos“ fände ich ziemlich überflüssig; ich glaube auch nicht, dass sich Rodja seine Gründe vor der Tat sehr genau überlegt hat, und dass ein Verbrecher immer wieder von seinem Gewissen eingeholt wird, wäre einfach falsch, - das Gegenteil kann man fast jeden Tag in der Zeitung nachlesen. Also ohne die Liebesgeschichte wäre "ПРЕСТУПЛЕНИЕ И НАКАЗАНИЕ" ein ziemlich schlechter Roman.


    deshalb reicht für mich dieses Buch sehr tief in den mystischen/religiösen Bereich hinein


    Vladimir Nabokov, dessen literarischem Urteil ich zwar nicht immer zustimme, den ich bei russischer Literatur aber doch für eine/die Kapazität halte, hat im Zusammenhang mit „Schuld und Sühne“ von religiösem Kitsch gesprochen, - wenn die Liebesgeschichte nicht wäre, müsste man ihm zustimmen. Gerade die Liebesgeschichte (erinnert sei wieder mal an das Pauluswort: "...und hättet die Liebe nicht, ..."), macht aber tatsächlich aus "ПРЕСТУПЛЕНИЕ И НАКАЗАНИЕ" ein mystisch/religiöses Buch.


    Gruß von Hubert

    Hallo zusammen,
    hallo Sandhofer,


    He was beginning to think it was silly to give up his bookstore like that. He went to the Ward Line office and took his ticket back.


    Für mich heißt das nicht: Er gab sein Ticket zurück und stand jetzt ohne Job und Buchladen da, sondern er dachte darüber nach, dass es dumm sei, seinen Buchladen aufzugeben um nach USA zurück zu gehen (ob mit oder ohne Concha?) und als Folge dieses Nachdenkens gibt er sein Ticket zurück, - er geht also zurück nach Mexiko-City (den Buchladen hatte er ja nicht verkauft, sondern nur gegen einen 60-Tage-Schuldschein verpfändet) und in Mexiko-City hat er auch nichts mit der Sippe (wie Du sagst) von Concha, die ja in Vera Cruz lebt, zu tun, sondern lebt wieder als glücklicher Buchhändler (Mac got to like the life of a storekeeper. He got up when he wanted to and walked up the sunny streets …), mit seiner ihn liebenden Concha (die ihm ja -was ihre Liebe beweist- bedingunslos nach USA gefolgt wäre).


    Also Mac hat sich verändert. Er läuft nicht mehr davon wie z.B. in Frisco, sondern er denkt nach und trifft eine richtige Entscheidung!!!


    Gruß von Hubert




    Hallo zusammen,
    Hallo Sandhofer,


    Du hast gepostet:
    Ist vielleicht persönliches Ressentiment. Dos Passos, dort, wo er nur erzählt, ist mir zu bieder. Aber mag sein, ich bin von Proust und Musil allzu verwöhnt ...


    Das hatte ich ja gesagt, das Proust der größere Erzähler ist, aber wenn ich nur noch Romane lese, die mit der „Recherche ...“ mithalten können, wäre meine Lesekarriere vermutlich leider schon zu Ende, auch Musil bekäme dann wahrscheinlich keine zweite Chance.



    Als ich Mac zum letzten Mal sah, war er in Vera Cruz ohne Job und ohne Buchhandlung gestrandet, hatte soeben sein Ticket nach USA wieder storniert und sah sich eigentlich auf Gedeih und Verderb der Sippe seiner Conchita ausgeliefert.


    In meiner amerikanischen Ausgabe (Signet Classic) endet die Mac-Story so:
    „Next morning Mac woke up early with a slight headache. He slipped out of the house alone and walked out along the breakwater. He was beginning to think it was silly to give up his bookstore like that. He went to the Ward Line office and took his ticket back. The clerk refunded him the money and he got back to Concha’s sister’s house in time to have chocolate and pastry with them for breakfast.”


    Gruß von Hubert

    Hallo Daniela,


    Du hast gepostet:
    In Schuld und Sühne/Verbrechen und Strafe werden sehr viele Facetten menschlichen Lebens behandelt, dieses Buch aber wegen der komplizierten Geschichte zwischen Sonja und dem Helden als Liebesroman bezeichnen zu wollen, finde ich doch etwas gewagt!! ...


    Du weißt ja: Wer nichts wagt, ...., oder wie wir im Schwarzwald sagen: „no risk, no fun“.
    Nein, im Ernst, für mich ist das Hauptthema von „Schuld und Sühne“ die Liebe (Wenn es einen Menschen gibt, der uns liebt, sagt Dostojewskij, dann können wir alles (Schuld zweier Morde, Straflager in Sibirien) ertragen und überstehen, wenn nicht (Swidrigailow) dann können wir uns gleich erschießen). Manche Leser bezeichnen „Schuld und Sühne“ als Kriminalroman, das halte ich nicht nur für gewagter, sondern für falsch. Selbstverständlich können in einem Liebesroman der Literatur viele Facetten menschlichen Lebens behandelt werden, gerade das unterscheidet ja Literatur von Nackenbeißerromanen.


    MRR, den ich übrigens sehr schätze, wenn ich auch nicht immer mit ihm übereinstimme, hat einmal gesagt: „Ein guter Roman handelt immer entweder von der Liebe oder vom Tod“. Ich würde dem mit einem kleinen Zusatz zustimmen: Manchmal/meistens handelt er auch von beidem. Also auch die „Odyssee“ oder „Ulysses“ (um mal ein ganz altes und ein neueres Buch zu nennen) sind für mich letztendlich Liebesromane, obwohl selbstverständlich in diesen Büchern auch andere Themen vorkommen.


    Gruß von Hubert .

    Hallo zusammen,


    Sandhofer hat geschrieben:

    Zitat

    Hallo!


    Hallo Sandhofer


    Zitat

    Proust ist natürlich der größere Romancier, aber Dos Passos war auf jeden Fall innovativer. ?
    Das wäre einen eigenen Thread wert. Nur schon die Frage: "Was ist innovativ in der Literatur?"


    Gute Idee, das wird sicher eine interessante Diskussion. Also starte einfach einen neuen Thread


    Zitat

    Die fiktiv-erzählenden Passagen in "U.S.A." sind m.E. zu wenig psychologisch oder handlungsmässig durchgestaltet, als dass sie alleine stehen könnten. Deshalb auch meine Frage in Bezug auf 'innovativ' - Proust ist sehr innovativ, wenn es um introspektive psychologische Darstellung geht. Dos Passos' Figuren ändern zwar ständig den Ort - sie selber verändern sich nie.


    Verstehe ich nicht ganz: Die Innovationen eines Autors schlagen sich doch nicht in der Veränderung seiner Figuren nieder, oder? Außerdem sehe ich bei den meisten/allen? Veränderungen, die gut motiviert sind.


    Atomium hat gepostet:
    In JW Moorehouses Büro arbeiten viele Sekretärinnen, Janey berichtet davon doch, als sie nach der Mexiko-Reise endlich in New York ankommt. So wohnt sie beispielsweise bei einer jüdischen Kollegin, deren Bruder Ben Compton später noch öfter vorkommt.
    In dem oben erwähnten Gespräch ist also nicht der Reporter sondern Ben Compton der Sprecher.


    Ich hab’s jetzt noch mal nachgelesen und Du hast recht, der Sprecher ist Ben Compton und dessen Schwester Gladys ist die Stenotypistin von J.W.s Assistent. Danke für Deine Hilfe.


    Vielleicht ist das ja eine von Dos Passos' Botschaften - der amerikanische Traum ist NICHT zu verwirklichen


    Ja, da hast Du wieder einmal recht, der einzige der „es“ schafft ist meiner Meinung nach Mac (auch wenn Sandhofer das anders sieht), aber der schafft es nicht in U.S.A., sondern in Mexiko. War es nicht am Ende von „Manhattan Transfer“ auch so: der Hauptprotagonist verlässt New York, weil er dort sein Glück nicht finden konnte. Jetzt also das ganze von der Stadt auf den Staat umgesetzt?


    Gruß von Hubert



    Atomium hat gepstet:
    Hallo Hubert!
    Mein Hamburger Leseheft ist anscheinend ungekürzt und enthält ausführliche Kommentare. Ich habe den Kommentarteil mit Insel TB verglichen und hatte den Eindruck, er ist besser.


    Hallo Atomium,


    vielen Dank, für den Hinweis. Ich habe mir das Hamburger Leseheft bestellt.


    Gruß von Hubert

    Hallo zusammen,


    am Sonntag, 25. Jan. 2004 um 18.30 Uhr auf SWR2:


    "Ach mich zu lieben bringt Zwiespalt und Bedrängnis!", ein RadioArt-Feature über die Frauen in Leben und Werk von Hermann Hesse, der als 20-jähriger gesagt hat: "Vor allem, was nach etwas Bindendem aussieht, habe ich heillos Angst" und dann doch drei Ehen einging.


    Viel Spaß beim Hören


    Hubert

    Hallo alpha,


    Du hast gepostet:
    Was bliebe zu sagen übrig? Ich weiss nichts mehr, beantworte aber gerne Fragen oder nehme an Diskussionen teil


    1. Frage: Wo liegt den Pfefferland?


    2. Frage: Hast Du auch mal Lust zu einem gemeinsamen Lesen? Anfang Februar beginnen wir hier gemeinsam Grimmelshausens „Abenteuerlichen Simplicissimus“ zu lesen. Wäre das was für Dich?


    Gruß von Hubert

    Hallo Heidi,


    Du hast gepostet:
    NIE lese ich Liebes- und Heimatromane


    Nun ich lese z.B. sehr gerne Liebesromane, und wenn ich mich recht erinnere hast Du mir vor kurzem noch gepostet, dass Du „Schuld und Sühne“ gelesen hast, für mich ein toller Liebesroman, sogar mit Happy End, oder wie würdest Du es nennen, wenn ein Mädchen (Sonja) einem Mörder in die Verbannung folgt? Ich nenn's Liebe.


    Gruß von Hubert


    PS: Alles eine Frage der Definition. „Nackenbeißer“ lese ich allerdings auch nicht, die zähle ich aber auch nicht zur Literatur.

    Hallo zusammen,
    hallo Sandhofer,


    Der Vergleich kam mir in den Sinn, weil ein anderer Thread in diesem Forum Proust wieder in mein Gedächtnis rückte.


    Dos Passos mit Proust zu vergleichen ist sicher erlaubt, haben doch beide in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts bedeutende Werke geschrieben. Proust ist natürlich der größere Romancier, aber Dos Passos war auf jeden Fall innovativer. –


    Das macht die Lektüre doch so interessant, oder?


    Doch, doch – finde ich auch.


    Einfacher? Sicher. Aber - nicht nur, dass ich nicht glaube, dass es Dos Passos' Intention war, einen einfachen Text zu schreiben - auch für mich persönlich muss ich festhalten, dass ohne die Verwebung der 4 Textarten die Trilogie schon längst auf dem Misthaufen gelandet wäre. Um ehrlich zu sein: der fiktive Teil besitzt zu wenig erzählerische Qualitäten, um über Hunderte von Seiten ohne Abwechslung durchgezogen zu werden


    Sicher sind die Unterbrechungen willkommen (wie auch Atomium schon bemerkte) um die 1184 Seiten der Penguin-Ausgabe durchzustehen, aber ich könnte mir auch vorstellen, den fiktiven Teil zu lesen, wenn er in 6 bis 7 Einzelromane aufgeteilt wäre, und diese Kurzromane jeweils nur das Leben von 1 bis 3 Protagonisten beschreiben würden. Z.B. „Mac, ein Mann geht seinen Weg“ oder „Joe, bis zur bitteren Neige“


    Nun, ein Leser, wie ihn dieser Text benötigt, wird das einfach müssen!


    Na ja, man kann die fiktiven Teile auch lesen, ohne alle Zusammenhänge zu sehen, aber man wird sich vielleicht am Ende fragen, wozu waren eigentlich die historischen Biografien da.
    Du hast die Zitate mit Fragezeichen versehen. Heißt das, dass Du sie auch überlesen hast? Das erste (Mac) findest Du in der Penguin-Ausgabe auf Seite 110, das zweite auf Seite 338. Die Biografie von Debs auf Seite 37-39, also genau 300 Seiten vor dem zweiten Zitat.


    Bei dieser Gelegenheit bin ich nochmals auf eine Unstimmigkeit gestoßen am Ende des ersten Buches. Auf Seite 339 in der Penguin-Ausgabe unterhalten sich Charley und Benny mit einem nicht namentlich genannten Mann aus Minnesota. Dieser sagt: „... My sister, see, she’s a stenographer ... She works for J. Ward Moorehouse ….” Und auf Seite 338 hatten wir erfahren, das dieser Sprecher “….was from Minnesota and who was a reporter on ‘The Call’.
    ?????
    J.Wards Stenotypistin war aber doch Janey und deren Bruder Joe Williams war niemals Reporter? An dieser Stelle, Ende des ersten Buches dachte ich noch, vielleicht klärt sich das in „1919“ (J.W. wechselt die Stenotypistin oder Joe wird noch Reporter), aber jetzt am Ende des zweiten Buches weiß ich: entweder ich habe nicht aufgepasst oder Dos Passos?


    Oder seht ihr eine andere Lösung?


    Gruß von Hubert

    Hallo Daniela,


    ja, Dylan schreibt nicht nur die Lieder die er singt selbst, sondern seine Texte werden auch von vielen anderen Interpreten gesungen:


    Jimi Hendrix, The Rolling Stones, The Byrds, Eric Clapton um nur mal ein paar der bekanntesten zu nennen.


    Aber vor allem ist es Dylan als Vorbild zu verdanken, dass es in der Rock- & Popmusik heute zum Teil doch anspruchsvolle Texte gibt. Die Beatles hatten auch mit "She loves you, yeah, yeah, yeah" angefangen und da sind wir dank Dylan heute doch ein Stück weiter.


    Liebe Grüße


    Hubert

    Elahub hat gepostet:
    Ich habe jetzt ein ähnliches Forum in Frankreich entdeckt und mich zu dem Thema gleich mal schlaugefragt und kopiere für Euch jetzt mal, was mir ein französischer Leser, Interviewer und Kritiker gesagt hat:
    (Tut mir Leid, aber ich bin nun mal so ein Vogel, solche Sachen lassen mir keine Ruhe) also
    :


    Hallo Daniela,


    schön, dass Du am Thema dran bleibst. Vielleicht kannst Du mal recherchieren, ob Céline außer in Frankreich und neuerdings in Deutschland auch in anderen Ländern gelesen wird?


    1998 unter die fünf größten Romane des 20. Jhdts gewählt. 100 vorgeschlagene Bücher sollten bewertet werden.


    Weiß man welches die anderen vier großen Romane waren?


    Gruß von Hubert

    Hallo zusammen,
    hallo Maria,


    ich habe spontan getippt und eine Übereinstimmung erzielt. Für Baden-Württemberg der letzten 50 Jahren sind mir folgende erfolgreichen Schriftsteller eingefallen:


    Martin Walser
    Peter Härtling
    Arnold Stadler


    Warum sind mir Hesse und Schlink nicht eingefallen?:


    Hesse war in der Zeit in der er erfolgreich war, wie Sandhofer schon feststellte: Schweizer und zählt auch als Nobelpreisträger für die Schweiz, aber vorallem: wenn Demian 1919 und Steppenwolf 1927 erschien, kann man auch bei großzügiger Rechnerei im Jahr 2004 nicht mehr von den letzten 50 Jahren sprechen.


    Bernhard Schlink wurde bei Bielefeld geboren und ist heute Prof. in Berlin und Richter in Münster, m.M. nach liegt keine der drei Städte in Baden-Württemberg. Gut er hat mal in Heidelberg studiert, aber sind alle die in Heidelberg studiert haben gleich Schwaben? Auch richtig, dass seine Krimis in Mannheim oder Ladenburg spielen aber der Autor des Zauberbergs zählt ja auch nicht als Schweizer?


    Martin Walser: Ja, war mein Treffer


    Wieso kennt das Radio Peter Härtling und Arnold Stadler nicht?


    Okay, Härtling ist in Chemnitz geboren, aber er lebte ab seinem 13. Lebensjahr in Nürtingen und dort sowie in Heidenheim und Stuttgart war er lange als Redakteur tätig.


    Der Büchner-Preisträger Arnold Stadler stammt eindeutig aus dem schwäbischen Meßkirch und ist wie Walser ein bodenständiger Schwabe.


    Gruß von Hubert

    Hallo zusammen,
    hallo Daniela,


    Du hast gepostet:
    Ganz neu für mich: Was hat bitte Bob Dylan denn geschrieben?


    Zuerst habe ich die Frage nicht verstanden und überlegt ob Du Bob Dylan oder seine Lieder (die ja nicht nur aus Musik, sondern auch aus Text bestehen) nicht kennst.


    Aber ich will anders anfangen:
    1963 bereits, Dylan hatte sein erstes Album 1962? veröffentlicht, war aber noch nicht berühmt, schrieb Bob Dylan „Eleven Outlined Epitaphs“ ein in elf Komplexe unterteiltes Langgedicht, das dieser Tage von Wolf Biermann übersetzt (Elf Entwürfe für meinen Grabspruch) und bei Kiepenheuer & Witsch herausgebracht wurde (€ 16,90). Es zeigt Dylan als einen „angry young man“, voller Verzweiflung über eine traurige Gegenwart und ein moralisch heruntergekommenes Land. Nun für ein Gedicht wird man keinen Nobelpreis bekommen, aber vor mir liegt ein Buch: „Bob Dylan: Lyrics – Songtexte 1962 – 1985“ mit 1236 Seiten (habe ich letztes Jahr bei Zweitausendeins gekauft) und zwischenzeitlich sind wieder fast 20 Jahre vergangen und Bob Dylan schreibt fleißig weiter ....
    was ich sagen will, zum letzten Mal wurde der Literaturnobelpreis 1995 für ein lyrisches Werk verliehen (an den irischen Dichter Seamus Heaney), danach kam noch der ital. Dramatiker Dario Fo, sonst waren alles Preisträger mit epischen Werken, d.h. demnächst ist mal wieder ein Lyriker dran und warum sollte es nicht Bob Dylan sein?


    Gruß von Hubert

    Hallo Knightley,


    da hast Du mich jetzt aber falsch verstanden, natürlich sind sie alle unverzichtbar und großartig auch, keine Frage, trotzdem kann einem ja eine Autorin wichtiger erscheinen als eine andere. Aber Du hast recht, sie sind zu unterschiedlich um sie vergleichen zu können.


    Gruß von Hubert


    Zitat

    P.S. Hoffentlich bin ich nicht zu geschwätzig!?


    Nein, ist doch schön wenn man was zu sagen weiß – und bei Literatur kommen wir hier alle ins Erzählen, aber dafür ist das Forum ja da.