Beiträge von Leibgeber


    Ich kenne bisher nur "Mutmassungen über Jakob" und war deshalb überrascht wie wenig avanciert die "Jahrestage" vergleichsweise geschrieben sind. Offenbar setzt Johnson die Erzählmittel der Moderne nur sehr dosiert ein.


    Unter dem noch recht frischen Eindruck der "Mutmassungen" kann ich auch sagen, dass dieser Stil über 1900 Seiten etwas schwer durchzuhalten wäre. Vielleicht war dem Autor das ja klar.
    :wink:
    Mag sein, es fällt bei den "Mutmassungen" auch mehr auf, weil der Roman kurz und sehr komprimiert geschrieben ist.


    Weiteres bleibt abzuwarten, bis ich genug gelesen habe, um über die Monolog- und Dialogtechnik, die in den "Mutmassungen" ja eine wesentlich Rolle spielt, einen Überblick zu haben.


    Zumindest arbeitet er aber in beiden Werken mit einer Montagetechnik, wobei in den "Jahrestagen" aktuelle Tagesquellen mit einbezogen sind.
    Neumann schreibt einiges über Johnsons sehr großes Archiv und seine umfänglichen Recherchen.
    Da dürfte ja wohl der Online-Kommentar erhellend sein, den ich mir noch nicht weiter angeschaut hab.


    Ich hab seit gestern 30 Seiten, und bin verführt, wesentlich mehr am Stück zu lesen. Weil es sich sehr flüssig liest.
    Werde aber versuchen, ein wenig an mich zu halten.


    Übrigens, weil es ja hier andiskutiert wurde, es steht ß , nicht Doppel-s.
    ( Außer in "Cresspahl" :wink: )


    Die Leserunde ist eröffnet. Wer ist jetzt aller fix dabei?


    Lebst du jenseits der Tagesgrenze? Es ist erst der 19. :breitgrins:
    Ich bin dabei, aber wohl nicht regelmäßig von Tag zu Tag. :wink:
    Will heißen, ich urlaube ab Mittwoch ein wenig, u.a. mit Band 1 im Gepäck, und werde wohl ab und zu auch an einem PC sitzen.
    Nur dieser Leserunde wegen natürlich.
    :winken:


    Hallo zusammen,
    das Thema scheint doch einen wunden Punkt zu treffen! Dass die Wogen der Erregung da derart hochschlagen! :breitgrins:


    Eventuell ist für die Forumsbeiträge anzuraten, was für den Roman gilt:
    lies zwischen den Zeilen, lies den Subtext. :wink:


    Zitat


    Meine Kenntnis bezieht sich bisher nur auf die ersten zwei Bücher und die unbestimmte Erwähnung der Leistengegend sowie Onkel Tobys ständigen Beteuerungen seines Unwissens bezüglich Frauen.


    Schön, dass da ein Nachwuchstristramit zwar noch nicht ist, aber eventuell heranwächst.
    Lies du erstmal alle Neune.
    Und dann lass sacken, und dann lies nochmal.


    Zitat


    Ansonsten findet man die von mir vorgetragene Interpretation in einschlägigen literarischen Nachschlagewerken wie z.B. dem Kindler.


    Öch, du hast also vorher nachgelesen, wie es dir gefallen wird? :breitgrins:


    Zitat


    Nun, ich denke, Sir Toby möchte hiermit zeigen, wo er geografisch und nicht anatomisch genau verletzt wurde: Das wäre ja zum Beispiel ein Hinweis auf Sublimierung.


    Wir müssen immer auch eine SubSublimierung in Betracht ziehen.


    Zitat


    So weit bin ich - wie gesagt - noch nicht, aber das scheint mir das bis dato einzig angeführte schlagkräftige Argument gegen die mögliche Annahme einer Kastration. Mich wundert allerdings, dass sich Sterne bei aller Deftigkeit zur Schilderung einer solch eindeutigen Tätigkeit hinreißen lässt.


    ?? DeSublimierung ??
    Und übrigens ist das da ja Trim. Nicht Toby.
    Vielleicht neigt er zu eindeutigeren Verhaltensweisen.


    Zitat


    Wie auch immer es um Sir Tobys sexuellen Status bestellt ist, er bleibt samt seinem Burschen Trim höchst liebenswert.


    Sie sind tatsächlich zwei der liebenswertesten Personen und Persönlichkeiten, die mir je zwischengekommen sind.


    Also - pass auf was du schreibst. :breitgrins:


    Ich muss mich aufs Schärfste gegen solche Verdächtigungen verwahren! Onkel Toby war zu jeder zeit bereit, jedem und jeder (!), die es wissen wollten, ganz genau die Stelle zu zeigen, an der er verletzt wurde. Nicht zuletzt deshalb hat er mit Trim zusammen das Modell der belagerten Stadt Namur naturgetreu aufgebaut. – Von einer Kastrierung kann keinerlei Rede sein!


    Ich schließe mich dem vorbehaltlos an.
    Und überhaupt kann ja Onkel Toby nichts dafür, wenn es in den leider nur IX vorliegenden Bänden des Werkes nicht zu einer Klärung kommt.
    Zumal denen, die derartige Verdächtigungen aussprechen, eine fehlgeleitete Prüderie zur Hilfe kommt, welche dem guten Toby eine Klärung des Falles versagt und den Verfasser zwingt, was deutlich gesagt werden müsste, nicht deutlich zu sagen.
    Was, zugegeben, dem Roman sehr zugute kommt.
    :belehr:

    Ich hab noch mal zugelangt.
    Zur Zeit gibts bei 2001, Bestellnummer 104361, den Briefwechsel Frisch/Johnson. st 3235.
    Diese Briefe sind aber nur die Hälfte, andere Häfte ist Johnsons Lektorat zu Max Frisch, Tagebuch 1966-1970. Mit unveröffentlichten Entwürfen.
    In die Briefe schau ich die Tage mal rein.

    Ich hab die "Mutmassungen" ausgelesen.
    Bin sehr beeindruckt, das ist stilistisch einfach ausgereift, und das, obwohl es erst das zweite Buch des Verfassers ist, nach der in den 50ern ungedruckt gebliebenen "Ingrid Babendererde".
    Hätte glatt Lust, mich neben den "Jahrestagen" noch an Weiteres zu begeben, aber liegt so viel Ungelesenes herum ... :zwinker:


    Erwähnenswert ist in diesem Zusammenhang Dashiell Hammett, der bereits 1930 den Detektiv Sam Spade ("Der Malteser Falke") erfunden hat - einen Vorläufer Philip Marlowes.


    Nix mit Vorläufer.
    Hammett war der große Neuerer. Und Chandler kam nach.
    :wink:


    Wir hätten außerdem noch W.R. Burnett (Asphaltdschungel, High Sierra u.a.) und David Goodis.
    Und, nur unter sehr erweitertem Begriff Kriminalliteratur, eher Roman Noir, oder was auch immer:
    Cornell Woolrich.


    erwähnst Patricia Highsmith - eine sehr interessante Autorin, die ich allerdings eher der europäischen "Tradition" zuordne. Mit den Detektivstories Chandlers, Hammetts und MacDonalds haben ihre Krimis meiner Meinung nach nicht viel zu tun. Mehr Psychologie, mehr Eintauchen in die Welt der Handelnden etc. sind Stilmittel, die heute noch von Krimiautoren wie Henning Mankell u.a. benutzt werden (Mankell und sein Kommissar Wallander sind übrigens nicht mein Fall).


    Das kann ich gut verstehn.


    Aber wenn wir schon in der Ecke sind, Margaret Millar nicht vergessen, deren Romane weit rausreichen sowohl über den Hardboiled Detective, wie auch insgesamt über das meiste an Kriminalliteratur ihrer Zeit.
    Wir können sie als amerikanische Autorin bezeichnen, obwohl in Kanada geboren.


    Die älteren Romane, die ich von ihr kenn, sind klassische Darstellungen amerikanischen Mittelstandslebens, subtil inszenierte Vorstadtdramen voll böser Ironie.
    Sie war übrigens die Frau von Ross MacDonald.
    Der eigentlich Kenneth Millar hieß.


    Hallo Leibgeber,
    Welch interessanter Name :breitgrins:


    Den hab nicht ich erfunden. :zwinker:


    Zitat


    Mein Wissen über das "Nichts" kam von Nietzsches Denken und dies stachelt mich widerrum


    ... widerrum ... echt? :breitgrins:


    Zitat


    ständig dazu auf, alles über das "Nichts" zu lesen.


    Dann sollte dich Lütkehaus über Nietzsche natürlich sehr interessieren.
    Denn wie LH klarmacht ist das Nichts von FN natürlich gar kein Richtiges, das von AS übrigens auch nicht, und überhaupt. :belehr:


    Zitat


    In erster Linie muss ich deswegen noch Wittgenstein lesen, aber Primärliteratur. :zwinker: :redface:


    Ich auch. :redface: :zwinker:


    Interessiere mich für das "Nichts", deswegen ist meine Neugier so groß. :zwinker:


    Lies mal hier nach.
    Bzw. hier findest du es als PDF zum Download.


    Auch ich kann dir das Werk sehr empfehlen, auch und gerade als Nietzscheanerin.
    Ich fand es streckenweise nicht ganz einfach, aber absolut lohnend.


    Auch heut wird gelegentlich gute Philosophie (statt Philosophiegeschichte) betrieben.


    Und wer Schopenhauer lesen will, möge eben einfach mit "Die Welt als Wille und Vorstellung" I loslegen.
    Viel Vorkenntnisse brauchts im Grunde nicht.
    Ein bisschen Vertrautheit mit Platon und Kant kann allerdings nix schaden.
    Ich kenn die übrigens beide überwiegend aus Sekundärliteratur.
    :redface:


    Der Titel des SZ-Ausgabe lautet "Mutmaßungen über Jakob".
    Hat mich gewundert, weil es in der Biographie heißt, dass Uwe Johnson die Schreibweise "ss" benutzte.


    Ich hab ein altes Fischer-Taschenbuch. Titel mit ß .
    Und auch sonst sind ß drin.
    Wenn es so war, dass Johnson ab einem relativ frühen Zeitpunkt, so steht es, glaub ich, in der Biographie, nur noch ss geschrieben hat, wurde da reinlektoriert. Das kommt vor, verwunderlich ist es an sich nicht.


    Ich behalte das beim Lesen im Hinterkopf.


    In die "Jahrestage", Edition Suhrkamp, 4 Bände, hab ich schon mal reingeschaut, aber nicht darauf geachtet.


    Hab mir die "Begleitumstände" zugelegt, das in der Biographie am häufigsten zitierte Werk.
    Ist interessant, das direkt anzuschließen.
    Es ist ES 1820, NF 820, diese Ausgabe:


    Johnson, Uwe
    Begleitumstände
    Frankfurter Vorlesungen
    Verlag : Suhrkamp
    ISBN : 978-3-518-11820-7
    Einband : Paperback
    Preisinfo : 3,45 Eur[D] fPr / 3,60 Eur[A] / 6,40 sFr
    Seiten/Umfang : 455 S., 11 Fotos
    Erschienen : 2. Aufl. 16.09.1996
    Gewicht : 259 g
    Aus der Reihe : edition suhrkamp


    Das ist kein Fehler, die kostet wirklich Euro 3,45, für 455 Seiten mit einigen Fotos.
    Als alter DM-Preis steht 14,80 drauf.
    Eine andere von 2003 ist mit Euro 7,00 ausgewiesen.


    Soweit ich drauf geachtet habe, steht da drin ss anstatt ß .


    Wie man an meinem Nick unschwer erkennen kann, so ist einer meiner Lieblingsautoren Jean Paul.


    Ich hatte seinerzeit überlegt, das Bild als Avatar zu nehmen, aber wenn mir die Haare weiter ausfallen und ich weiter zunehm, seh ich bald wirklich so aus. :grmpf:
    Und das Jugendbildnis mit der Puderfrisur sieht noch grämlicher aus.


    Zitat


    Liebe Grüße von der Ostseeküste


    Einen Gruß zurück aus dem Rheinland.
    In Wunsiedel, Bayreuth und Hof war ich übrigens noch nie ...
    :winken:


    Wolfgang Koeppen, 3 Romane. Tauben im Gras / Das Treibhaus / Der Tod in Rom.


    Ich hab die drei Romane inzwischen ausgelesen. War gut, die am Stück vorgenommen zu haben.
    Weiter schreib ich nichts dazu, denn es gibt hier einen Thread und eine Leserunde zum "Treibhaus".
    Nehm ich mir gelegentlich vor, damit ich auch weiß, ob und wie es mir gefallen hat. :breitgrins:


    Kommt auf die Größe der Tasche an. :breitgrins:


    Auf die Taschengröße und die Tatzengröße. :breitgrins:
    Auch ich hab es die 4bändige sein lassen.


    Ich hänge nach wie vor in den "Mutmaßungen".
    Der Text ist interessant, gefällt mir wirklich sehr gut, aber viel am Stück lesen kann ich das nicht.
    Es ist im Grunde verständnismäßig nicht so schwer, weil in der Neumann-Biographie Vieles erklärt ist.
    Ein sperriger Roman, sag ich mal, der hohe Aufmerksamkeit erfordert.
    Ähh, die Jahrestage scheinen nicht so schwer zu sein -
    ich hab natürlich mal reingeguckt. :redface:


    Die Biographie ist gut, nicht nur als Ergebnis großen Fleißes, sondern auch in der Schreibart.
    Sie bringt einem den Menschen Johnson wirklich nahe.


    Ich habe das Buch nun ausgeborgt und werde es mir in meinem Urlaub zu Gemüte führen. :winken:


    Ja, aber du machst es doch wohl wie ich und nimmst NIE nur EIN Buch mit in Urlaub, oder?
    Nur dass du nicht enttäuscht bist und ich bin es schuld.
    Und ansonsten schau dabei manchmal in den gestirnten Himmel über dir und denk dabei an das Moralische Gesetz in dir.
    :belehr:

    Ich bin bei Eltern zu Besuch, setz mich jetzt auf die Terrasse (muss ich ausnutzen, denn zuhaus is keine) und beginne mit:
    Wolfgang Koeppen, 3 Romane. Tauben im Gras / Das Treibhaus / Der Tod in Rom.
    Hab außerdem eingepackt den hier letztens erwähnten Romane-Doppelband von E. de Goncourt.
    Und noch ein wenig mehr .....