Beiträge von mombour

    Hallo,


    bin z.Zt. in einer Phase, in der ich russische Literatur lese.


    So las ich zwei Romane von Valentin Rasputin:


    1) "Abschied von Matroja" ( ein Staudamm wird gebaut, infolgedessen ein Dorf überflutet werden soll. Die alten Leute des Dorfes wehren sich, andere finden sich damit irgendwie ab und ziehen in eine neue Siedlung). Ein Roman über den Zusammenprall von alten Traditionen und dem modernen Leben).


    2) "In den Wäldern die Zuflucht": Ein Soldat desertiert von der Truppe, um zu seinem Dorf zu fahren, seine Frau wiederzusehen. Daraus entwickeln sich aber riesige Probleme und ein schicksalshafter Verlauf:


    Der Soldat kann sich im Dorf nicht blicken lassen, weil der desertiert ist, und bei einer mögl. Entdeckung mit dem Tod zu rechnen hat. So lebt er in Abgeschiedenheit, seine Frau versorgt ihn mit Lebensmitteln. Vor dem Krieg wurde die Frau nie schwanger, jetzt aber schon. Es darf aber niemand wissen, dass sie von ihrem Mann schwanger ist, den offiziell ist er ja noch im Krieg. Eine Schwangerschaft verheimlichen, oder lügen, sie habe das Kind von einem anderen? Was wäre das für ein Tratsch im Dorf? Nun bekommt sie ein Baby, kann aber nicht so leben, wie sie es sich erträumt hat. Der Mann, wäre wer nicht desertiert, im Krieg vielleicht erschossen, nun begeht er eine Straftat, ein Kind im Anflug, das normale Leben aber kaputt. Hier schlägt die sibirische Kälte ins Gesicht.


    Rasputin wird nächstes Jahr siebzig, gilt als Vertreter der sog. Dorfliteratur, im Dorf Ust-Uda (Gebiet Irkutsk, Sibirien) geboren, gehörte in den siebziger Jahren des letzten Jahrhunderts zu den bedeutendsten Schriftstellern Russlands. Man sollte ihn doch wieder lesen, meine ich.


    Und dann lese ich aktuell Tolstoi "Anna Karenina".



    Liebe Grüße
    mombour

    Ein Antiquar in de verkauft folgende Bände:



    Also um 1910


    Liebe Grüße
    mombour


    PS: gefunden beim zvab

    Hallo,



    Debussy steht in der Musikgeschichte am Beginn der "Moderne". Zemlinsky war übrigens Lehrer von Arnold Schönberg.


    Ulysses, du hast einen guten Musikgeschmack, der meinem ähnelt. :winken:


    Liebe Grüße
    mombour


    ps: Na, dem wiki-Autoren, der manch gute Popmusik und Chansons unter dem Deckel der E-Musik ablegt, dem würd' ich gern einen Husten :breitgrins:

    Hallo Alpha,


    Klaus Mann ging im März 1933 ins Exil, Thomas Mann kehrte in diesem Jahr nach einer Europareise zwar auch nicht mehr nach Deutschland zurück, äußerte sich aber erst 1936 öffentlich kritisch gegen die Nazionalsozialisten. Klaus Mann wurde 1934 ausgebürgert und Thomas Mann 1936. Thomas Mann lehnte es ab, in der Exilzeitschrift "Die Sammlung", die Klaus im niederländischen Exilverlag Querido herausgab, Texte zu veröffentlichen (1933), weil er befürchten musste, dass dann "Joseph und seine Brüder" (der erste Band) nicht mehr in Deutschland erscheinen konnte. Innerlich war TM also noch längst nicht emigriert, Klaus Mann aber schon.


    Liebe Grüße
    mombour

    Hallo,


    alpha schrieb:


    Zitat

    Nebenbei: Alexander ist ja nicht die einzige homosexuelle Figur in seinen Romanen, eine solche ist praktisch omnipräsent, wenn ich mich nicht täusche.


    Ja sicher, taucht immer wieder auf. In "Symphonie Pathétique" erzählt Klaus Mann von einem Künstler (Tschaikowskij), der aufgrund seiner Homosexualität zum Außenseiter wird. Tschaikowskij wird teilweise zum Alter Ego des Autors. Im "Wendepunkt" stellt Klaus Mann seine enge Geistesverwandtschaft zu dem russischen Komponisten fest:


    "Seine neurotische Unrast, seine Komplexe und seine Extasen, seine Ängste und seine Aufschwünge, die fast unerträgliche Einsamkeit, in der er leben mußste, der Schmerz, der immer wieder in Melodie, in Schönheit verwandelt sein wollte, ich konnte es alles beschreiben; nichts davon war mir fremd."


    In seinem ersten Roman "Der fromme Tanz" erzählt KM ganz offen über seine Homosexualität.


    "Symphonie Pathétique" ist auch Klaus Manns Antwort auf schärfere Gesetze gegen die Homosexualität in der Sowjetunion.


    Klaus Mann der Furchtlose? Mutig war er als die führende Stimme der Exilanten. Er verließ Deutschland früher als der Zögerer Thomas Mann.


    Liebe Grüße
    mombour

    Hallo,


    die letzten 10 Bücher meines Lebens auf einer einsamen Insel. Nun, die Liste würde sich vielleicht jedes Jahr ändern.


    1)Dostojewskij: Die Brüder Karamasow
    2)Tolstoi: Anna Karenina
    3) Tolstoi: Krieg und Frieden
    4) Stendhal: Die Karthause von Parma
    5) Gottfried Keller: Der grüne Heinrich
    6) Orhan Pamuk: Rot ist mein Name
    7) Henry de Montherlant: Die Knaben
    8) André Gide: Die Verliese des Vatikan
    9) Klaus Mann: Der Vulkan
    10)Hermann Hesse: Narziß und Goldmund


    Ich packe schon mal meine Koffer :breitgrins:


    mombour

    Hallo nikki,


    danke für das vollständige Zitat von MRR. Nun verstehe ich besser und und kann Reich-Ranickis Aussage richtig einordnen.


    Herzlichen Dank


    mombour

    Hallo,


    wenn sich das Zitat von MRR wirklich auf Pamuk bezieht, dann ist das auf einer Seite sehr traurig, andererseits kann sich ein 85 Jähriger alles erlauben. Orhan Pamuk will Harmonie zwischen Ost- und West anstreben. Er ist natürlich ein Türke, aber auch ein Kenner des Westens. Seine Bibliothek umfasst 12000 Bände (immerhin :smile:).


    Ich habe "Das schwarze Buch" von Pamuk gelesen. Vordergründig eine Kriminalhandlung, der Hauptprotagonist des Romans ist aber Istanbul, Pamuks Heimat. Pamuk erweist sich hier als grandioser Erzähler von weltliterarischem Rang. Nehmt euch Zeit für den Roman, es lohnt sich. Sehr geheimnisvoll der Roman, mit vielen Geschichten, orientalischisch, mystisch und Doppelgängermotiv. Es gibt nichts vergleichbares. Eines meiner Lieblingsbücher.
    "Schnee" ist wegen aktueller Thematik natürlich auch zu empfehlen, mir persönlich gefällt "Das schwarze Buch" noch mehr.


    Für mich gehört Pamuk zu den Topp überhaupt.


    Liebe Grüße
    mombour

    Hallo finsbury,


    für mich ist der Roman nur eine Enttäuschung, eine große Langeweile. Es stimmt, der Teil um Gundis Fernsehsendung ist noch etwas amüsant, obwohl ich meine, gerade auch hier hätte Walser noch mehr daraus machen können.


    Es geht u.a. um die Philosophie der Geldvermehrung als Ersatzreligion (vgl hierzu Seite 244). Dort heißt es z.B.:


    Zitat

    Wenn der Zins dann wieder verzinst wird, wenn also der Zinseszins erlebt wird, steigert sich die Vergeistigung ins Musikgemäße.


    Was hat das mit Musik zu tun? Hier wird Geldvermehrung als eine Ersatzreligion aufgebauscht.

    Zitat

    Spürbar wie Gott


    meint Walser.


    Es geht wohl darum, dass sich ein alter Herr (Karl von Kahn) an diesem Materialismus euphorisch anturnen lässt, wird aber durch einen Freund betrogen und von einer Dame auch, die ihn verführt.


    Peinlich ist die Sexszene auf Seite 249/250. Dort zeigt sich die Erbärmlichkeit, wie Martin Walser damit überhaupt nicht zurechtkommt. Peinlich nicht wegen der Szenerie, sondern, weil Walser banal und sehr unerotisch schreibt; das könnte jeder Gymnasiast.


    Ich habe den Roman nicht zu Ende gelesen.


    Liebe Grüße
    mombour

    Hallo,


    ich habe auch kein Verständnis dafür, Schriftstellerinen auszugrenzen. Es gibt dafür keine objektiven Gründe. Nur weil Männer in der Literatur mehr im Bewusssein vieler Menschen sind, ist das keine Begründung.
    Ich ergänze einige gute Schrifstellerinen: Marie Luise Kaschnitz, Herta Müller, Sappho, George Sand, Marlen Haushofer, Marguerite Yourcenar, Joyce Carol Oates, Doris Lessing uva.)


    Von Paul Coelho mag ich nichts mehr lesen. Fantasy las ich nie. Ich nehme mir keine Zeit für Trivialschinken :zwinker:


    Liebe Grüße
    mombour

    Ein guter Einblick und nicht zu schwer:


    1) Epochen der Musikgeschichte in Einzeldarstellungen. Mit einem Vorwort von Friedrich Blume
    München, Deutscher Taschenbuch Verlag (dtv), 1974

    467 S. Mit einigen Notenbeispielen. Original-Broschur.


    (antiquarisch zu bekommen)


    2) Ausgezeichnete Einführung in Musiktheorie, Notenkenntnisse erforderlich (es wird zu Beginn in die Notenschrift eingeführt, günstig aber, wenn man Vorkenntnisse hat):


    Allgemeine Musiklehre von Hermann Grabner, Diether de LaMotte Bärenreiter (Juli 2004)


    3) Philosophie der neuen Musik. von Theodor W. Adorno, Rolf Tiedemann Suhrkamp (Mai 2003) (schwerer Brocken, gebe ich zu; über Schönberg, Strawinsky)


    Liebe Grüße


    mombour

    Zitat von "Manjula"

    Sehr schön auch, wie Mann hier zum einen das Erlebnis mit Hippe als auch die naturwissenschaftlichen Gedanken in „Forschungen“ wiederaufleben lässt und verschmilzt.


    Ja, die Sache mit dem Bleistift, die Erinnerung an Hippe ist natürlich Programm. Hermann Kurzke in seiner T.M. Biographie: "Ausleihe und Rückgabe sind dort poetische Markierungen für einen Sexualakt." Den Bleistift soll es wirklich gegeben haben, und bezieht sich auf Thomas Manns Jugendliebe Williram Timpe. Kurzke zitiert aus T.M's Tagebuch vom 15. September 1950: "Der Bleistiftschnitzel W.T.'s".


    Warum hat Th. Mann gerade diese erotische Passage, die zum erotischsten gehört, was ich von Thomas Mann kenne, auf Französisch geschrieben?


    Nun, Th. Mann hat sich gescheut, solch körperliche Erotik in deutscher Sprache zu schreiben, ging er mit diesen Dingen sonst doch sehr gewählt und verschlüsselt um (abgesehen von manch Passage in der Erzählung "Die vertauschten Köpfe", aber das ist eine Umarbeitung einer indischen Legende, und in Indien war man nicht so zimperlich in Sachen Erotik).


    Ich habe früher mal erwähnt, Clawdia, Hippe und Williram Timpe seien im Grunde genommen eins. Ich stehe weiterhin dazu, dass Thomas Mann seine Homoerotik, was auch sein Problem war, worunter er laut seinen Tagebücher auch gelitten hat, im "Zauberberg" verarbeitet hat. Im Grunde geht es im sonst handlungsarmen "Zauberberg" bis zur "Walpurgisnacht" nur um diese Liebesgeschichte. Thomas Mann musste im Roman natürlich eine Frau gestalten. Sein Sohn Klaus Mann, jünger, moderner, hatte da keine Skrupel und schrieb im Gegensatz zu seinem Vater sehr offen über Homosexualität (vgl. Klaus Mann "Der fromme Tanz").


    Thomas Mann schreibt noch nicht mal, hatten Clawdia und HC nun ein Stelldichein od. nicht. Er sparte sich das aus zum Grübel des Lesers. Warscheinlich passierte doch was, genau zwischen "Walpurgisnacht" und dem Sechsten Kapitel. Schlau, nicht wahr?


    Übrigens verkörpert Settembrini die Vernunft und warnt HC vor Clawdia, die die Erotik verkörpert. Settembrini gefällt die Duzerei nicht, er findet das unkultiviert. Mit Clawdia duzt HC sich immer. Die Vernunft siegt nicht , HC läßt sich mit Clawdia ein.


    Liebe Grüße
    mombour

    Hallo,


    da können sich einige glücklich schätzen, was sie so alles im Deutschunterricht gelesen haben. Ich ging in die Realschule, in den siebziger Jahren des letzten Jahrhunderts.
    Dort haben wir gelesen:


    E.Th. Hofmann: Das Fräulein von Scuderi
    Edgar Allan Poe: Der Mord in der Rue Morgue
    Agatha Christie: Letztes Weekend (ja im Deutschunterricht :breitgrins: )
    Salinger: Der Fänger im Roggen
    und einiges weniges noch.


    Den "Erlkönig" hatten wir im Musikunterricht wegen den Vertonungen von Schubert und Zelter.


    Im Deutschunterricht gings eher darum, wie man einen Aufsatz schreibt, Rechtschreibung usw.


    Literatur erarbeite ich mir autodidaktisch. Die Schule konnte mir in dieser Beziehung nichts vermitteln.


    Liebe Grüße
    mombour

    Hallo,


    ich habe gerade mit Begeisterung "Wittgensteins Neffe" gelesen und schließe mich einer Leserunde zu "Heldenplatz" an.
    Würde mich freuen, wenn wir später auch mal ein Prosawerk gemeinsam lesen.


    Liebe Grüße
    mombour

    Hallo Germa und die anderen,


    wo seid ihr denn im Roman? Schon bei Naphta? Naphtas kommunistisch angehauchte Weltvorstellung eines Gottesstaates ist sicher keine leichte Zuckerbrotlektüre. Ich habe früher schon mich damit auseinandergesetzt.


    Aber gerade bei solch schweren Kapiteln lohnt es sich, darüber auszutauschen. Fragt doch wie die Balken biegen, auf jedenfall ist Naphta eine ziemlich dunkle Gestalt.


    Eine Frage/Überlegung die ich zu Naphta habe ist, läuft da im Hintergrund schon der erste Weltkrieg ab? Wäre ja denkbar.


    (aber wir haben ja noch nicht über den zentralen Teil "Walpurgisnacht" gesprochen; vielleicht war ich jetzt zu schnell).


    Was mir zur Struktur des Romans noch auffällt ist folgender: Die Kapitel werden immer länger. Hat vielleicht auch mit dem Zeitphänomen zu tun. Die Zeit erscheint uns langsamer, das ist nur Schein.


    Naja, Germa, soll man die Naturbeschreibung einfach kürzen, damit es der Leser hopp schnell schnell durchgelesen hat? Mir gefällt der lange Atem Thomas Manns. Eine herrliche Naturbeschreibung auch im Teil "Schnee".


    Liebe Grüße
    mombour

    Zitat von "Manjula"

    Ich muss leider gestehen, dass ich momentan etwas Probleme mit dem Zauberberg habe. Ich hänge gerade in dem Kapitel, in dem Hans über das Leben und den Körper nachdenkt und komme einfach nicht weiter.


    der Teil ist schwer zu lesen, wie wahr. Ich gehe davon aus, Thomas Mann hat Fachliteratur seiner Zeit durchstudiert, um diesen Abschnitt schreiben zu können.


    Etwas zum Verständnis dieser Passage:
    Zu Beginn wird gefragt was das Leben überhaupt sei. Dann wird, und das halte ich für wichtig, von Castorps Körper ausgehend, die Physiologie beschrieben und allg. über Fortpflanzung. Das Ende dieser Passage geht bewusst in einer erotischen Fantasie zu Mme Chauchat über. Das ist das Ziel, welches Th. Mann vor Augen hat. Das ist also das Leben, was Castorp sich wünscht: ein Stelldichein mit Clawdia.


    Bemerkenswert auch der Kontrast: Das nächste Kapitel heißt "Totentanz" und in der "Walpurgisnacht", am Ende dieses Abschnittes kommt es (warscheinlich, ich glaube ja) zu einem Geschlechtsakt zwischen HC und Clawdia.


    Thomas Mann hat nichts dem Zufall überlassen.


    Liebe Grüße :zwinker:


    mombour

    Hallo Germa,


    dass die Liegekuren auf Sarg/Tod anspielen, finde ich hier aber sehr logisch.
    Im ersten Kapitel des Romans werden die Leichen mit einem Bobschlitten ins Tal befördert. Das Sanatorium ist so etwas wie ein Totenreich.
    Der "Zauberberg" ist halt sehr morbid (und humorig).


    Übrigens, im "Tod von Venedig" sind die Gondeln die Särge.


    Liebe Grüße
    mombour

    Hallo,


    ein kleiner Blick auf Settembrini:


    Settembrinis Erwähnung einer Arie aus der „Zauberflöte“ weißt auf Anhängerschaft zu den Freimaurern hin (Satana). Auch sein Großvater Guiseppe war Humanist, der Mitglied in Geheimgesellschaften war.


    „....und war eifriges Mitglied gewisser, über Italien verbreiteter geheimer Gesellschaften gewesen...“(vgl.“Von den beiden Größvätern“).


    In der „Walpurgisnacht“ warnt Settembrini Castorp vor Clawdia:


    „Lilith ist das...Adams erste Frau. Nimm dich in acht...Diese Lilith ist zum Nachtspuk geworden geworden, gefährlich für junge Männer besonderes durch ihre schönen Haare.“ (vgl. Goethe, Faust I, Walpurgisnacht).


    Clawdias Haare sind übrigens rot. Der Teufel im „Doktor Faustus“ hatte auch rote Haare. Das Settembrini der Humanist mit Fasching, solch heidnischen Festen, nichts im Sinn hatte, kann man sich leicht denken.


    Liebe Grüße
    mombour