die psychosomatik eben: körperliche krankheiten lassen sich auf seelische unstimmigkeiten zurückführen, was ja bei einigen fällen sogar stimmt. aber das "alle" ist mir dann doch auch zu radikal. aber der herr ist nun mal leidenschaftlich...
Februar 2006: Thomas Mann - Der Zauberberg
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Zitat von "alpha"
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Ich glaube auch, dass dem so ist - T. Mann musste ja viel, viel später, das Rauchen auch einstellen, aber wenn ich mich richtig erinnere, glaubte er nie, dass ihm die Zigarren schädlich sein könnten - gut, ausser dann, wenn er es merkte (was auch vorkam) - und das waren dann immer Trauertage (zumindest kam es mir so vor bei der Lektüre der Tagebücher).
...Hallo alpha,
dann hat er wohl Hans mit seiner Rede über das Rauchen (kam irgendwann am Anfang) für sich selbst sprechen lassen. Ich dachte mir schon beim Lesen, hier spricht ein leidenschaftlicher Raucher :zwinker:
Liebe Grüße
Manjula -
Zitat von "alpha"
Ich glaube auch, dass dem so ist - T. Mann musste ja viel, viel später, das Rauchen auch einstellen, aber wenn ich mich richtig erinnere, glaubte er nie, dass ihm die Zigarren schädlich sein könnten - gut, ausser dann, wenn er es merkte (was auch vorkam) - und das waren dann immer Trauertage (zumindest kam es mir so vor bei der Lektüre der Tagebücher).
Zu den Zeiten der Niederschrift des Zauberbergs war das jedoch bestimmt noch nicht der Fall und Mann durfte und konnte fröhlich und ubeschwehrt rauchen, ohne dass irgendjemand auf die Idee gekommen wäre, ihn zur Mässigung anzuhalten, da Rauchen nicht als schädlich betrachtet wurde...
Hat er das wirklich gemacht, alpha?
Soviel ich mich erinnern kann, hat er in Amerika einen Lungenflügel wegoperiert bekommen (Lungenkrebs), aber dennoch fleißig weitergeraucht. Vielleicht ganz zum Schluss in der Schweiz, das könnte sein.
Nein, die Verbindung zwischen Rauchen und Lugenkrebs hat man damals nicht gezogen, oder wollte es nicht wahrhaben :zwinker:
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Hallo,
ein kleiner Blick auf Settembrini:
Settembrinis Erwähnung einer Arie aus der „Zauberflöte“ weißt auf Anhängerschaft zu den Freimaurern hin (Satana). Auch sein Großvater Guiseppe war Humanist, der Mitglied in Geheimgesellschaften war.
„....und war eifriges Mitglied gewisser, über Italien verbreiteter geheimer Gesellschaften gewesen...“(vgl.“Von den beiden Größvätern“).
In der „Walpurgisnacht“ warnt Settembrini Castorp vor Clawdia:
„Lilith ist das...Adams erste Frau. Nimm dich in acht...Diese Lilith ist zum Nachtspuk geworden geworden, gefährlich für junge Männer besonderes durch ihre schönen Haare.“ (vgl. Goethe, Faust I, Walpurgisnacht).
Clawdias Haare sind übrigens rot. Der Teufel im „Doktor Faustus“ hatte auch rote Haare. Das Settembrini der Humanist mit Fasching, solch heidnischen Festen, nichts im Sinn hatte, kann man sich leicht denken.
Liebe Grüße
mombour -
Die Roten Haare sollen wohl auch die Versuchung die Clawdia für Hans darstellt zu unterstreichen. Ab und an klingt auch an das Hans nur bleiben möchte damit er mitbekommt wie sie wiederkommt. Zumindest scheint das ein Grund zu sein den er sich einredet. Es wird zwar nicht geschrieben aber es klingt ab und an zwischen den Zeilen durch.
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Ich bin inzwischen im Kapitel Totentanz angekommen.
Hier wird ziemlich deutlich, dass HC mit seinem Leben in Hamburg abgeschlossen hat. Er sagt der Witwe des Herrenreiters gegenüber, "er sei Techniker gewesen". Seine Interessen gehen jetzt eher in Richtung Medizin und Theologie.
HC konfrontiert die Sanatoriumsbewohner auch mit dem Tod, was gar nicht gerne gesehen wird. Besonders Fr Stöhr regt sich immens darüber auf. Kann es daran liegen, dass sie durch die Konfrontation mit dem Tod an ihren eigenen denken müssen? Dass der Verdrängungsmechanismus nicht mehr so reibungslos funktioniert?
In einer meiner Literaturgeschichten habe ich den Hinweis gefunden, dass die Liegekuren auf den Tod (man liegt im Sarg) anspielen. Ich finde diesen Gesichtspunkt allerdings etwas zuweit hergeholt und hinein interpretiert.Lg
Germa -
Hallo Germa,
dass die Liegekuren auf Sarg/Tod anspielen, finde ich hier aber sehr logisch.
Im ersten Kapitel des Romans werden die Leichen mit einem Bobschlitten ins Tal befördert. Das Sanatorium ist so etwas wie ein Totenreich.
Der "Zauberberg" ist halt sehr morbid (und humorig).Übrigens, im "Tod von Venedig" sind die Gondeln die Särge.
Liebe Grüße
mombour -
Zitat von "Heidi Hof"
Hat er das wirklich gemacht, alpha?
Hast wohl recht, Heidi, dass er es nie (bzw. erst in den letzten Tagen) wirklich eingestellt hat, denn noch am 15. 6. 1955, schrieb er :
ZitatRauche zuviel, fühle mich oft schwach auf den Beinen, spaziere aber doch mühelos.
Grüsse
alpha -
morbid-humoristisch auf jeden fall, man bedenke nur den "verein halbe lunge" und den pfeifenden pneumothorax...
und eine allgemeine gewöhnung an den tod ist auch sichtbar, wenn man bedenkt, wie gleichgültig jene wesen "da oben" mit dem tod diverser patienten umgehen. wahrscheinlich, weil die krankheit keine negative auf den tod hinführende sache ist, sondern vielmehr fast ein statussymbol nach dem motto: "ich bin kränker als du." vielleicht ist das auch ein aspekt der lebensunfähigmachung, diese schleichende gleichgültigkeit dem leben gegenüber... -
Zitat von "lebenszeichen"
und eine allgemeine gewöhnung an den tod ist auch sichtbar, wenn man bedenkt, wie gleichgültig jene wesen "da oben" mit dem tod diverser patienten umgehen.Ich glaube es ist keine Gleichgültigkeit, sondern ein Verdrängen. Krank ist von Denen da oben jeder gerne, aber mit dem Tod wollen sie dann doch nichts zu tun haben. Der Tod ereilt nur die anderen, aber nicht sie selbst.
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das ist auch wahr, ich denke aber, dass durch dieses verdrängen mit der zeit auch so viel gras über den tod gewachsen ist, dass man sagen kann, dass eine gleichgültigkeit anfängt.
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Ja aber wenn sie so gleichgültig wären würden sie ja auch eher normal darüber sprechen aber das Thema wird ja geradezu totgeschwiegen.
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wenn mir etwas gleichgültig ist, rede ich doch über andere themen... aber du hast recht, es gibt auch extreme totschweigaktionen, man schaue sich nur frau stör an. das sind eben die wesen, die noch um die gleichgültigkeit kämpfen. oder es ist taktgefühl denen gegenüber, denen es schon gleichgültig ist, damit sie nicht weider aus der verdrängung und somit aus der gleichgltigkeit herausgerissen werden.
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Ich möchte kurz etwas zu Th. Manns literarischem Stil schreiben. Ich finde, so einen Schreibstil findet man in der aktuellen Literatur gar nicht mehr. Die Autoren lassen sich gar nicht soviel Zeit bestimmte Stimmungen genau und feinfühlig zu beschreiben.
Mir gefällt eine Stelle ganz besonders, an der Th. Mann die Stille beschreibt, und zwar, dass es zwei verschiedene Sorten von Schweigen gibt." ...,und zwar eines Schweigens, das man sehr stark als Gegenteil und Widerspiel des Redens, als Verstummen also, keineswegs aber als inhaltsleer und ereignislos empfand." (in Totentanz)
Ich finde diesen Satz sehr beeindruckend. Wie geht es euch dabei? Habt ihr auch so Leseerlebnisse, dass ihr innehaltet und über einen Satz nachgedacht habt? Welche waren das?
Lg Germa
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Hallo,
Ich streiche mir oft ein paar Zeilen an, die durch diesen exakten Sprachstil so besonders hervorgehoben werden.
Gerade die Themenvielfalt des Herrn Settembrini ist mir besonders aufgefallen und ich bin darüber begeistert.
ZitatDenn das Wort sei die Ehre des Menschen, und nur dieses mache das Leben menschenwürdig. Nicht nur der Humanismus, - Humanität überhaupt, alte Menschenwürde, Menschenachtung und menschliche Selbstachtung sei untrennbar mit dem Worte, mit Literatur verbunden -
( Aus Tischgespräche - Viertes Kapitel))
Hier musste ich lange innehalten, so sehr gefiel mir das.
Gruß Fuu
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was mir als eindrücklichstes erlebnis in dieser richtung in erinnerung geblieben ist, war eine stelle im tod in venedig, als thomas mann über die kommunikation von flüchtig bekannten menschen, die sich jeden tag sehen und sich sonst nicht näher kennen, schreibt. ich werde die stelle bei gelegenheit posten, ich habe es gerade nicht hier... aber das war wirklich etwas, was mich aufgrund seines wahrheitsgehaltes und den verbindungen und assoziationen, die ich damit hatte, durchaus beinahe zum weinen brachte.
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Zitat von "Germa"
...Ich finde diesen Satz sehr beeindruckend. Wie geht es euch dabei? Habt ihr auch so Leseerlebnisse, dass ihr innehaltet und über einen Satz nachgedacht habt? Welche waren das?
Hallo Germa und alle anderen,
ja, da fällt mir spontan ein Absatz ein, in dem eine Winterlandschaft beschrieben wird, sehr schön und stimmungsvoll, und am Schluss kommt abrupt ein Verweis auf den Tod. Hat mir sehr gut gefallen, ich suche mal die Stelle raus (habe das Buch gerade nicht dabei).
Ich muss leider gestehen, dass ich momentan etwas Probleme mit dem Zauberberg habe. Ich hänge gerade in dem Kapitel, in dem Hans über das Leben und den Körper nachdenkt und komme einfach nicht weiter. Diese Beschreibungen über die Zellen, die Fortpflanzung usw. erscheinen mir zwar wichtig, aber ich finde sie mühselig zu lesen. Auch sind sie z.T. so absurd, wie z.B. als eine Tierart beschrieben wird, die den Samen mit dem Arm in den Schlund befördert, worauf dieser abgebissen wird - sollte das ein Fiebertraum sein? Naja, ich hoffe, dass ich bald wieder besser folgen kann.
Mal eine medizinische Frage: diese "feuchten Stellen" in der Lunge, die bei Hans entdeckt werden, sind das Entzündungsherde?
Liebe Grüße
Manjula -
Ich kenn mich jetzt mit Medizin nicht so aus aber ich glaube es soll Tuberkulose umschreiben.
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Zitat von "Manjula"
Ich muss leider gestehen, dass ich momentan etwas Probleme mit dem Zauberberg habe. Ich hänge gerade in dem Kapitel, in dem Hans über das Leben und den Körper nachdenkt und komme einfach nicht weiter.
der Teil ist schwer zu lesen, wie wahr. Ich gehe davon aus, Thomas Mann hat Fachliteratur seiner Zeit durchstudiert, um diesen Abschnitt schreiben zu können.
Etwas zum Verständnis dieser Passage:
Zu Beginn wird gefragt was das Leben überhaupt sei. Dann wird, und das halte ich für wichtig, von Castorps Körper ausgehend, die Physiologie beschrieben und allg. über Fortpflanzung. Das Ende dieser Passage geht bewusst in einer erotischen Fantasie zu Mme Chauchat über. Das ist das Ziel, welches Th. Mann vor Augen hat. Das ist also das Leben, was Castorp sich wünscht: ein Stelldichein mit Clawdia.Bemerkenswert auch der Kontrast: Das nächste Kapitel heißt "Totentanz" und in der "Walpurgisnacht", am Ende dieses Abschnittes kommt es (warscheinlich, ich glaube ja) zu einem Geschlechtsakt zwischen HC und Clawdia.
Thomas Mann hat nichts dem Zufall überlassen.
Liebe Grüße :zwinker:
mombour