Beiträge von Pius

    Hallo!


    Also, am sympathischsten ist mir Elisabeth, die ausgeglichenste Peron im Drama mit einem "vorbildlichen" Charakter. Sie ist Realist, treu zu sich selbst und hat eine gesunde Vorstellung von Moral.


    Am wenigsten sympathisch ist mir der König, zumindest als König. Er hat mehrere Eigenschaftetn, die ihn als Staatsoberhaupt disqualifizieren: Er ist unsicher über seine Ansichten, er ist relativ leicht beeinflußbar, er hat keinen Bezug zu seinen Untertanen und auch nicht zu seinem Sohn und Thronfolger.


    Viele Grüße,
    Pius.

    Hallo!


    Schade, schade, daß hier keine weitere Diskussion stattfindet! :sauer:


    Dabei gibt es noch so viel zu sagen...
    Ich irre mich vielleicht, aber für mich sieht es nach dem "Romanleser-Verhalten" aus: fertiggelesen- zack - nächstes Buch.
    Mir zumindest geht es so, daß sich die großen Dramen erst mal setzen müssen, daß vieles mir erst nach der kompletten Lektüre klar wird bzw. ich mich dann erst mit gewissen Fragestellungen auseinandersetze.
    Bei Romanen ist das anders. Da klärt sich (meist) alles während des Lesens.


    Das soll jetzt keine Kritik sein, nur eine Anmerkung.
    Ich bin froh, daß so viele bei der Leserunde mitgemacht haben (ob schreibend oder nur lesend) und hoffe, daß es noch zu einigen Dramen-Leserunden hier kommt. :smile:


    Viele Grüße,
    Pius.

    Hallo!


    Ts, ts, ts, diese Ignoranz...
    Sandhofers Argumente kann ich schon nachvollziehen, dennoch...
    Aber ich will darüber nicht streiten. Goethe braucht zudem keine Verteidiger. Mir bedeutet Faust II sehr viel, und ich bin glücklich, daß es diese "Fortsetzung" gibt. :sonne:


    Viele Grüße,
    Pius.

    Hallo!


    Ich bringe mal folgende Frage aufs Tapet:


    Faust, der Tragödie erster Teil, wird von sehr vielen gelesen - na gut, etliche gezwungenermaßen in der Schule.
    Aber von denen, die Faust I gerne gelesen haben bzw. denen dieses Werk gefallen hat, lesen viele nicht eine Zeile aus Faust II.
    Das finde ich kaum nachvollziehbar, da die Handlungsstränge aus Faust I dort doch nicht aufhören. Man fragt sich doch: Wie geht der Pakt zwischen Faust und Mephisto aus? Was läßt sich zweiterer noch alles einfallen? Wie kommt Faust über die Gretchen-Tragödie hinweg? Und was ist mit der "Wette" zwischen Mephisto und Gott? Oder fragt man sich das nicht?


    Ist es denn statthaft, nur Teil 1 zu lesen und Teil 2 links liegen zu lassen?


    Viele Grüße,
    Pius.

    Hallo!


    Ich lese gerade "Die Brücke von San Luis Rey", bin bald fertig.
    Mir gefällt das Werk eher so mittelprächtig.
    Was mich interessiert: Wieviel von dem geschriebenen ist den historisch und wieviel fiktiv?


    Viele Grüße,
    Pius.

    Hallo, Steffi!


    Zitat

    Ja, aber de Posa scheitert doch am mangelnden Vertrauen Karlos'.


    Nun ja, aus Don Carlos' Perpektive gesehen, schien er Anlaß zu haben, ihm das Vertrauen zu entziehen. Man muß ja beachten, daß Don Carlos in einer emotionalen Extremlage war, und dann schon kleine Anlässe große Auswirkungen haben können.


    De Posa hätte Don Carlos informieren müssen. Seine Vorgehensweise (ich regele alles, die anderen kriegen schon irgendwann mit, was ich gemacht habe) lädt zu Mißverständnissen und zum Scheitern ein. Es ist kein großer Charakterfehler, vielleicht nur eine momentane Überheblichkeit (auch De Posa ist der Verführung seiner neuen Befugnisse nicht völlig resistent), vielleicht hätte er sich nur mal in Don Carlos' Lage versetzen sollen - seis drum, es war ein Fehler.


    Viele Grüße,
    Pius.

    Hallo!


    Mein Avatarbild ziert Sophokles. Warum, muß ich glaube ich nicht erläutern...


    Meine Signatur wechsele ich im anderen Forum hin und wieder, hier bis jetzt noch nicht. Es sind stets Zitate, die mir viel bedeuten.


    Ich denke, ich verwende nun in beiden Foren die gleiche Signatur - das Avatarbild ist schließlich auch stets Sophokles.


    Viele Grüße,
    Pius.

    Hallo!


    Zu Lebzeiten war J.S. Bach lediglich ein Komponist von regionaler Bedeutung. Es ist richtig, daß er nie wirklich in Vergessenheit geriet und daß großen Bekanntheitsgrad damals nur zeitgenössische Komponisten hatten.
    Aber die Stellung von J.S. Bach als überragender Komponist der Barockzeit (wenn nicht gar aller Zeiten), die er heute bei vielen (bei mir auch!) genießt, ist Resultat einer Entwicklung, die mit Mendelssohns "Wiederentdeckung" begann. Denn ein solches Ansehen hatte Bach zu Lebzeiten sicher nicht.


    Viele Grüße,
    Pius.

    Hallo, Freidrich-Arthur!


    Vor etwa einem Jahr hatte ich diese Mörike-Novelle gelesen und war weder enttäuscht noch begeistert.
    Wenn Dir die Literatur dieser Epoche liegt, dann kann ich die Lektüre sicher empfehlen. Tiefgründiges über die Person Mozart oder über seine Musik offenbart sie allerdings nicht.
    Zum Dabeihören eignet sich natürlich die "Don Giovanni"-Oper (am besten in der Prager Fassung) und die "Prager" Symphonie D-dur KV 504.


    An dieser Stelle sei auch auf die beiden Theaterstücke über Mozart und Salieri hingewiesen:
    "Mozart und Salieri" von Alexander Puschkin
    und
    "Amadeus" von Peter Shaffer


    Viele Grüße,
    Pius.

    Hallo zusammen!


    Zitat

    Du wirst doch aber nicht bestreiten, dass Posa den König richtiggehend für seine politischen Ziele zu instrumentalisieren, zu manipulieren beabsichtigt?


    In der letzten Szene des dritten Aktes steckt mehr. Für de Posas flammende Rede für mehr Gerechtigkeit, Frieden und Freiheit ("Geben sie Gedankenfreiheit!") im Reich hätte er genauso gut vor der Inquisition landen können. Dem war er sich auch vorher bewußt ("Sein oder nicht-"). Er trägt (nachdem der König nach ihm verlangte, nicht umgekehrt) seine wahren Ideale vor und hofft, den König damit zum Umdenken zu bringen ("auch eine Feuerflocke Wahrheit nur, in des Despoten Seele kühn geworfen..."). Schließlich gelingt es, und der König ist von de Posa spontan begeistert. Wie schon gesagt, der König ist sehr unsicher über sein eigenes politisches Konzept und daher beeinflußbar.


    Dies bemerkt de Posa und macht es sich zu nutze; hier entsteht ein moralischer Zwiespalt. Er mißbraucht das Vertrauen des Königs zugunsten von etwas, das er als moralisch höherstehend ansieht.
    De Posa handelt weiter im Sinne derselben Ideale, die er dem König so flammend vorgetragen hat. Felipe II versteht die Konsequenz eines so idealistischen Handelns nicht (persönliche Beziehungen sind zweitrangig) und wähnt de Posa auf seiner Seite und ist so natürlich der Betrogene.


    Auch da Schiller seine eigenen politischen und ideellen Vorstellungen durch de Posa verkünden läßt, bin ich überzeugt, daß der Charakter de Posas nicht als so negativ bewertet werden sollte, wie viele ihn sehen. Aber letztlich muß jeder selbst aus diesem Werk das seinige lernen.


    Ich habe viel aus de Posas größtem Fehler gelernt. Eine der Eigenschaften, die nach Konfuzius einen edlen Menschen auszeichnen, ist die folgende: "Er handelt erst, bevor er spricht, und danach spricht er so, wie er gehandelt."
    Meine Begeisterung nach der Konfuzius-Lektüre relativiert sich allmählich. Wie man an de Posa sieht, ist gerade dieses zitierte Verhalten gegenüber Don Carlos das, was de Posa scheitern läßt.


    Im ganzen Stück ist der einzige, der stets sicher in seinem Verhalten ist und den Durchblick behält, bezeichnenderweise der Inquisitor.


    Viele Grüße,
    Pius.

    Hallo!


    Thomas:

    Zitat

    Einen Ausweg aus dieser isolierten Lage versucht Karlos durch seine Beziehung zu Posa zu erreichen, dem es allerdings weniger um die Freundschaft, denn vielmehr um die Durchsetzung seiner politischen Ideen und Ideale geht. Den Prinzen aber auch Elisabeth von Valois betrachtet er gewissermaßen als ´Marionetten´, die ihm bei der Erreichung seiner freiheitlichen Ideale und Ziele (vor allem im Hinblick auf die Niederlande) dienlich sein sollen.


    Ein so negatives Bild von de Posa kann ich nicht nachvollziehen. Klar, er ist Idealist und sein (abstraktes) Ideal bedeutet ihm im Zweifelsfall mehr als persönliche Beziehungen. Aber er ist auch ein moralischer Mensch (im Gegensatz zu Alba oder Domingo) - daß er andere willentlich als Marionette benutzt, sehe ich nicht ein.


    @ Steffi:

    Zitat

    Gut gefällt mir, wie die Charaktere nur mit wenigen Dialogen schon so vielschichtig gezeichnet sind und mir fällt wieder ein, warum ich Schiller so gerne mag. Da gibt es nicht soo viel herumzudeuteln sondern vieles liegt einfach klar auf der Hand.


    Jawohl! Aber diskussionshemmend ist es anscheinend (glücklicherweise) doch nicht...


    Imrahil:

    Zitat

    Überhaupt scheinen mir Philipp II. (von Domingo und Herzog von Alba stark beeinflusst) und sein Kronprinz Karlos (von Marquis Posa stark beeinflusst) eher an den Rand gedrängt zu werden, und immer mehr als Marionetten zu fungieren. Oder wie seht ihr das?


    Don Carlos ist jung, ambitioniert, voller Energie...und unerfahren. Daß er sich nach einer Mentorfigur oder eher einem Gournamond sehnt, ist klar. Sein Vater kann/will diese Rolle, aus verschiedenen schon erwähnten Gründen, nicht ausfüllen - somit "klammert" er sich an de Posa. Marionettenhaft finde ich es, wie gesagt, aber ganz klar nicht.
    Anders sieht es beim König aus. Dieser Mensch scheint keine Intuition zu besitzen, seine Menschenkenntnis und sein Gespühr für (politische) Entwicklungen sind mangelhaft - und so läßt er sich leicht von Einflüsterern und "Beweisen" überzeugen.


    Steffi:

    Zitat

    Muss man sich selbst aufgeben um gute Politik zu machen, wieviel von sich selbst muss man dem System überlassen und lohnt sich das ? Gibt es überhaupt einen Einfluss des Einzelnen und sei er auch König ? Wird nicht auch jedes Individuum durch die Umstände (Einflüsterer) geprägt oder flüstern diese nur, was der Mächtigste hören will usw. ... Das sind die Gedanken, die ich dazu im Kopf habe.


    Ich bin sicher, Schiller hatte ähnliche Gedanken...


    Manjula:

    Zitat

    "Die schönen Tage von Aranjuez sind nun zu Ende":


    Das hat mich etwas verwirrt: Der Beichtvater spricht ja ein paar Sätze später über Karlos´ Traurigkeit - ist dieser Widerspruch gewollt?


    Ja. Weitere Zeilen:
    "Die schönen Tage von Aranjuez sind nun zu Ende. Eure Königliche Hoheit verlassen es nicht heiterer. Wir sind vergebens hiergewesen."
    Aranjuez war die Landresidenz der Könige, ein Ort zum Ausspannen sozusagen. Daher verbindet man mit Tagen in Aranjuez eigentlich schöne Tage. Doch auf den Prinzen wirkte die Umgebung nicht erheiternd.
    Zudem hat die erste Zeile, wie gesagt, auch Symbolcharakter: Ein lebensabschnitt geht für Don Carlos zu Ende, nämlich die Tage der "Unschuld", des Heranreifens, um als Mann seine Aufgaben zu bewältigen.
    Diese Botschaft trägt aber nicht Domingos Rede an Don Carlos, sondern Schillers Rede an den Leser.


    Viele Grüße,
    Pius.

    Hallo!


    Ein paar Gedanken zum ersten Akt:


    "Die schönen Tage von Aranjuez sind nun zu Ende": Für Don Carlos ist die Kind- und Jugendzeit nun vorbei, er muß sich nun den großen Problemen des Lebens stellen, "sich als Mann beweisen".


    Don Carlos ist hier wie eine idealistische "Sturm und Drang"-Figur gezeichnet, als Gefühlsmensch isoliert in einem gefühlskalten patriarchalischen Königshof. Seine Liebe zu Elisabeth wird zu seinem Lebensinhalt: "Ein Augenblick, gelebt im Paradiese, wird nicht zu teuer mit dem Tod gebüßt." / "Sie zu erkämpfen hab ich Riesenkraft, Sie zu verlieren, keine." Elisabeth versucht im Guten, seine Gefühle in das Notwendige, Realistische zu leiten: "Elisabeth war ihre erste Liebe, ihre zweite sein Spanien!"


    Schiller hat als Vorbild des Dramas Shakespeares Hamlet angegeben. In der Tat erinnert mich das vertrauensvolle Verhältnis zwischen Don Carlos und Marquis de Posa an das zwischen Hamlet und Horatio.


    Was meint Ihr? Was sind Eure ersten Eindrücke?


    Viele Grüße,
    Pius.

    Hallo an alle! :winken:


    Ich lese das Drama in Band I der dreiteiligen Schiller-Gesamtausgabe des Hanser-Verlags.
    Ehrlichgesagt bin ich schon recht weit beim Lesen, habe sozusagen heimlich vorgearbeitet. :redface:
    Das soll der Diskussion hier aber keinen Abbruch tun und hat auch mit meiner Dramen-lese-Erfahrung zu tun: So richtig zusammen fügt sich alles erst am Schluß, dann werden viele interessante Details des Dramenaufbaus erst klar. Und erst dann kommt der wichtigste Moment für den Leser: die Katharsis. :rollen:
    Grundsatzdiskussionen über Struktur und Inhalt des Dramas sind ohnehin erst nach dem vollständugen Lesen sinnvoll - zumindest ist dies meine Meinung.
    Über die (Entwicklung von) Charakteren, über einzelne Akte, Szenen, Zitate kann man natürlich auch diskutieren, ohne das Ende zu kennen.


    Ich werde nochmal im ersten Akt etwas herumstöbern und morgen (hoffentlich) etwas dazu schreiben.


    Viele Grüße,
    Pius.

    Hallo!


    Hinzufügen möcht ich den Wikipedia-link zu Schiller und zu seinem Drama Don Carlos.


    Wer sich den Buchkauf sparen will und gerne am Computer liest, kann das Werk hier beim Projekt Gutenberg lesen, wo man auch Schillers Briefe über Don Carlos findet.


    Dann habe ich noch etwas aus dem Reclam-Schauspielführer herausgeschrieben:


    Der „Don Carlos“ stellt den Übergang von Schillers revolutionären Jugendwerken zu den ausgereiften historischen Dramen der späteren Zeit dar. Auch in der Sprache zeigt sich die Entwicklung von realistischer Prosa zur dichterisch-überhöhten Verssprache. Mit seinen 5370 Versen ist es eines der längsten Dramen der deutschen Bühnenliteratur.
    Ursprünglich als fürstliche Familientragödie gedacht, zu der eine Novelle Saint-Reals den Stoff bot, weitete sich das Werk im Laufe der langen Abfassungszeit mehr und mehr zur großen historischen Tragödie mit weltgeschichtlichen Perspektiven aus. Das „ungeheure Schicksal der Provinzen“ klingt ebenso an wie der Untergang der Armada.
    Schiller selbst war sich bewusst, dass er sich zu lange mit dem Stück getragen hatte und dass es zu weitläufig angelegt war. Seine sehr lesenswerten „Briefe über den Don Carlos“ geben hierüber, wie überhaupt über die Probleme des Werkes wichtige Aufschlüsse. Hiervon abgesehen bleibt der „Don Carlos“ mit seinem Gedankenreichtum, seinen plastisch gearbeiteten Gestalten und seinem mitreißenden Pathos eines der bedeutsamsten Werke der deutschen Bühnenliteratur.
    Schiller selbst lieferte zwei Bühnenbearbeitungen, eine in Jamben und eine in Prosa. Heute dient die Ausgabe letzter Hand (1805) zur Grundlage der Inszenierung. Es bleibt die Aufgabe des Regisseurs, mit sinngemäßen Strichen den Grundcharakter der historisch-politischen Idee-Dichtung herauszuarbeiten, der vom 3. Akt an immer stärker in Erscheinung tritt.
    Eine späte, den metaphysischen Gehalt der Dichtung und der Charaktere erschöpfende und erweiternde Umwandlung des „Don Carlos“ zur Oper vollzog Giuseppe Verdi.




    Auch ich wünsche allen viel Spaß beim Lesen!
    Viele Grüße,
    Pius.

    Hallo, Friedrich-Arthur!


    Ich beantworte Deine Frage mal positiv: Es lohnt sich sehr das Lesen von:


    Die Räuber
    Don Carlos
    Wallenstein (II+III)
    Wilhelm Tell


    Wenn Du magst, kannst Du Dich zu unserer gerade begonnenen "Don Carlos"-Leserunde dazugesellen! :winken:



    xenophanes:


    Zitat

    Allerdings sollte man von jedem Autor auch die schlechteren Stücke kennen ...


    Das hieße ja, man sollte von JEDEM Autor ALLE Stücke kennen! :entsetzt:
    (davon ausgehend, daß Dich nicht nur die schlechten Werke, sondern auch alle besseren umso mehr interessieren)
    Das ist ja wohl kaum möglich!


    Die "Jungfrau von Orleans" fand ich auch nicht so toll, die "Braut von Messina" kenne ich nicht.


    Viele Grüße,
    Pius.