Hallo!
Nach und nach in größeren Abständen möchte ich Euch - zumindest denen, die daran interessiert sind - alle überlieferten Tragödien von Sophokles vorstellen. Sophokles ist einer meiner "Literaturgötter" und auch sonst eine Persönlichkeit, die ich bewundere, er ziert auch mein Avatar-Bild.
Zunächstmal etwas zu seinem Leben:
SOPHOKLES:
Das folgende ist der wikipedia entnommen:
Sophokles (* 496 v. Chr. in Colonus Hippius (Athen); † 406/405 v. Chr. in Athen) war ein klassischer griechischer Dichter.
Sophokles ist der mittlere der bekannten antiken griechischen Tragödiendichter, zu denen neben ihm Aischylos und Euripides gezählt werden.
Sein Leben:
Sophokles stammt aus dem Demos Kolonos, Phyle Aigeis. Er war der Sohn des vermögenden Waffenfabrikanten Sophillos. Schon als Knabe gewann er in körperlichen und musischen Agonen. 480 v. Chr. war er Vorsänger beim Siegespaian nach der Schlacht bei Salamis und erregte durch seine Schönheit Aufsehen. Sein Musiklehrer war wahrscheinlich Lampros.
Er erlernte nach eigener Aussage bei Aischylos, ob nun persönlich oder als Zuschauer des tragischen Agons, das Handwerk des Stückeschreibens. 468 v. Chr. besiegte er den aus Sizilien zurückgekehrten Aischylos mit seiner ersten Tetralogie, deren erstes Stück Triptolemos war. Sophokles hat mindestens 20mal im tragischen Agon gesiegt und niemals den 3. Preis erhalten.
441/39 v. Chr. war er zusammen mit Perikles Stratege im samischen Krieg. Wahrscheinlich war Sophokles auch 428 v. Chr. Stratege im Krieg gegen die Anaier. 413-411 v. Chr. gehörte er dem oligarchischen Probulenkollegium an. Trotz zahlreicher ehrenvoller Berufungen ausländischer Könige hat Sophokles – anders als Aischylos und Euripides – Athen nicht verlassen.
Sophokles übte vielfältige kultische Funktionen aus. Als Priester des Heilheros Halon führte er aus Epidauros den Kult des Asklepios in Athen ein und nahm den Gott bis zur Errichtung eines eigenen Temenos in sein Haus auf. Deshalb wurde Sophokles nach dem Tod als Heros Dexion verehrt. Er war Gründer eines Musenthiasos. Offenbar fungierte er auch als Medium, durch das die Götter zu den Menschen sprachen. Es wird berichtet, dass ihn eine Traumerscheinung des Herakles einen von der Akropolis gestohlenen Goldenen Kranz hat finden lassen. Von der Belohnung soll er ein Heiligtum des Herakles Menytes gestiftet haben.
Sophokles war zweimal verheiratet. Seine erste Ehe schloss er mit Nikostrate; aus dieser Verbindung ging Iophon hervor, der als Tragödiendichter bekannt geworden ist. Aus der zweiten Ehe mit der Sikonierin Theoris entstammt der Sohn Ariston. Beide sind die Stammväter einer Dynastie von Tragödiendichter.
Etwa neunzigjährig ist Sophokles 406 oder 405 v. Chr. gestorben. Er wurde in der Familiengruft an der Straße nach Dekeleia, elf Meilen vor Athen, bestattet. Sein Grabmahl war mit einer Sirene oder mit Keledon geschmückt.
Schon den Zeitgenossen galt Sophokles als Liebling der Götter. Gesegnet mit Genie, Liebenswürdigkeit und Schönheit gilt er bis heute als einer der überragenden Menschen in der Menschheitsgeschichte.
Von seinen 123 Werken sind leider nur sieben Tragödien überliefert, nämlich:
Aias (455-450 v. Chr.), (deutsch: Ajax)
Trachiniai (vor 442 v. Chr.), (deutsch: Die Trachinierinnen)
Antigone (442 v. Chr.), (deutsch: Antigone)
Oidipus tyrannos (429-425 v. Chr.), (deutsch: König Ödipus)
Elektra (ca 420 v. Chr.), (deutsch: Elektra)
Philoktetes (409 v. Chr.), (deutsch: Philoktet)
Oedipus epi kolonoi (401 v. Chr. postum aufgeführt), (deutsch: Ödipus auf Kolonos)
Ich habe alle gelesen und meine Einschätzung der Werke reicht von "sehr lesenswert" bis "Meilenstein der abendländischen Literatur". In ein paar Tagen werde ich das erste Stück vorstellen, nämlich "Die Trachinierinnen".
Nun noch einige Zeilen aus Harenbergs Schauspielführer:
Seine Bedeutung für die Geschichte des Dramas:
Aristoteles hielt die Tragödien des Sophokles für modellhaft und entwickelte an ihnen in seiner "Poetika" eine Theorie des Tragischen. Drei eminent wichtige Neuerungen schrieb er ihm zu:
1. die Einführung eines dritten Schauspielers statt der bisher agierenden zwei Darsteller, wodurch lebendigere Dialoge ermöglicht wurden;
2. die Erweiterung des Chores von 12 auf 15 Personen und seine Umfunktionierung vom Begleiter der Handlung zum Sprachrohr individueller und differenzierter Kommentare;
3. die Einführung der Skenographie, der Malerei für den Bühnenhintergrund, weshalb man Sophokles als Erfinder des Bühnenbilds bezeichnen kann.
Einen weiteren großen Fortschritt für die Dramenkonzeption und die Theaterpraxis bedeutete die Abkehr des Dichters von der bis dahin üblichen Form der Tragödien-Trilogien oder -Tetralogien.
Durch die Konzentration auf eine im Mittelpunkt der Handlung stehende Einzelgestalt, statt - wie Aischylos - die Geschichte eines ganzen Geschlechts oder Volkes abzuhandeln, wurde Sophokles zum Schöpfer des Charakterdramas. Mit der minutiösen Ergründung der Ursachen einer tragischen Entwicklung führte er die analytische Technik in die Dramaturgie ein. Mit der Verlegung des Konflikts ins Innere des Individuums wies er den Weg zum psychologischen Drama und zur modernen Tragödie der Vereinsamung des einzelnen.
Abschließend ein Goethe-Zitat:
"Des Sophokles Charaktere besitzen alle eine solche Redegabe und wissen die Motive ihrer Handlungsweise so überzeugend darzulegen, daß der Zuhörer fast immer auf der Seite dessen ist, der zuletzt gesprochen hat."