Hallo zusammen
Mein Lesestart hat sich leider etwas verzögert, aber seit gestern bin ich auch dabei. Eure Eindrücke decken sich großteils mit den meinen. Auch ich habe mir das Buch wesentlich "verstaubter" vorgestellt. Es ist allerdings von einer angenehmen Behäbigkeit, die mich dazu zwingt relativ langsam zu lesen.
Anfangs hat sich natürlich auch bei der Eindruck von den "Buddenbrooks auf britisch" eingestellt, aber gegenüber den Forsytes sind diese direkt ein Ausbund an Lebendigkeit während die Forsytes dermaßen in ihren Konventionen erstarrt sind, daß es fast schmerzt. Aber unter der Oberfläche brodelt es gewaltig. Eine ziemlich boshafte Sippe. So z. B. die Schilderung des Beginns eines Familienessens:
"Sobald sich alle niedergelassen haben, folgt ein stummes, fast mürrisches Nichtbeachten der anderen, das weit ins erste Entree hinein andauert."
Überhaupt gefällt mir dieser sarkastische Ton Galsworthys. Einfach köstlich. Ich bin zwar gehässige Personenbeschreibungen von Thomas Mann her gewöhnt, aber Galsworthy stellt ihn in den Schatten.
So z. B. die Beschreibung von Mrs. Septimus Small:
"...es sah fast so aus, als ob ihr Gesicht bis zu diesem Abend in eine Drahtmaske eingeschlossen war, die nun, nachdem man sie plötzlich entfernt hatte, überall rebellische Fleischwülstchen zurückgelassen hatte." :breitgrins:
Steffi hat schon darauf hingewiesen und ich finde auch, daß "Der Besitzmensch" die wesentlich bessere Übersetzung ist als "Der reiche Mann". Ich würde das aber nicht nur auf Soames beziehen. Die anderen (zumindest die männlichen) Familienmitglieder stehen ihm in diesem Punkt kaum nach.
Zitat aus dem 4. Kapitel:
"...für einen echten Forsyte waren Gefühle, auch wenn es um die gesellschaftliche Stellung ging, ein Luxus, den man sich nur leisten konnte, wenn der Appetit auf materielle Freuden gestillt war."
marin schrieb:
Zitat
Wir bekommen keine Informationen darüber, was Irene denkt. Wie sie genau zu Soames oder Bosinney steht, wissen wir nur aus den Gedanken und Beobachtungen anderer Charaktere. Bin mal gespannt, ob Galsworthy diesen Erzählstandpunkt beibehält. Würde mich aber wundern, wenn er es täte...
Da bin ich eher der gegenteiligen Ansicht. Bisher erzählte Galsworthy konsequent aus der Sicht der Forsytes und ich denke, daß er dies auch beibehalten wird. Aber wir werden sehen wer Recht hat. :smile:
Ich komme zum 7. Kapitel im 1. Teil (und werde versuchen, mich etwas zu sputen).
marin:
Auch ich wünsche dir einen schönen Urlaub. Ich war auch schon einmal in Lübeck. Leider war ich damals noch kein Thomas-Mann-Fan und habe deshalb das Buddenbrookhaus nicht besichtigt. Heute ärgert mich das natürlich sehr.[Blockierte Grafik: http://www.elliott-charts.de/smile/motz.gif]
Viele Grüße
ikarus