Beiträge von ikarus

    Hallo zusammen


    Beim Weiterlesen des Don Quijote sind mir noch ein paar Gedanken gekommen.


    Nachdem ich das Buch die ersten Kapitel eher als Parodie auf Ritterromane
    gelesen habe, denke ich nun, daß doch etwas mehr dahinter steckt. Die
    Figuren gewinnen an Tiefe. Don Quijote erscheint mir nicht mehr nur als der
    tumbe Narr, sondern als Getriebener in Sachen Menschlichkeit. Er meint es ja
    nur gut und glaubt ständig, jemanden aus Gefahr befreien und überhaupt gegen
    das Böse in der Welt ankämpfen zu müssen. Seine Bemühungen enden jedoch alle
    in Enttäuschung. Eine eher tragische Figur.
    Sehr schön zu lesen finde ich auch, wie sich langsam eine Freundschaft
    zwischen Sancho Pansa und seinem "Herrn" entwickelt.


    Ich kann mir vorstellen, daß ein nicht unwichtiger Aspekt ist, daß Cervantes
    den Roman zu Zeiten der spanischen Inquisition geschrieben hat.
    Mitmenschlichkeit war damals keine sehr gefragte Tugend. Ob Cervantes seine
    Landsleute dazu aufrütteln wollte mehr Menschlichkeit zu üben und sich gegen
    die Inquisition zu stellen? Und auch wenn dieser Widerstand zu
    Enttäuschungen führt nicht aufzugeben?


    Vielleicht ist der Roman auch autobiographisch und Cervantes war jemand, der
    sich stets für das Gute eingesetzt hat und dabei ständig enttäuscht worden
    ist? Ich weiß nichts über die Lebensgeschichte Cervantes´. Vielleicht wäre
    eine Cervantes-Biographie zum besseren Verständnis des Buches hilfreich?


    Das Phänomen, daß Menschen nicht mehr zwischen Realität und Fiktion
    unterscheiden können finde ich auch ein zeitloses Thema und gerade wieder
    sehr aktuell. Was bei Don Quijote die Ritterromane bewirkt haben, schafft
    heute das Fernsehen, die Werbung, Computerspiele etc. Und auch heute treten
    wieder Zensoren auf, die meinen bestimmen zu können, was gut oder schlecht ist. (Wie der Pastor bei der Bücherverbrennungsszene im 6.
    Kapitel).


    Und: Steckt nicht in jedem von uns ein Don Quijote? Sieht nicht
    jeder die Welt so, wie er sie sehen möchte?


    Das Buch scheint jedenfalls vielschichtiger zu sein, als es zunächst den
    Anschein hatte.


    Nur so ein paar Gedanken vom
    ikarus

    Hallo Jessi


    Herzlich willkommen im Forum. Schön, daß Du hergefunden hast.


    Ich freue mich, daß Du mit uns den Don Quijote lesen willst und bin gespannt auf Deine Eindrücke.


    Viele Grüße
    ikarus

    Hallo ihr beiden


    @ JMaria: ich glaube, wir sind etwas "Thomas-Mann-geschädigt". Ich habe zu anfangs des Don Quijote auch immer nach einem " tieferen Sinn" gesucht, bis ich gemerkt habe, daß das bei diesem Buch fehl am Platz ist und man sich so den Spaß an dieser wirklich komischen Geschichte nimmt.


    Ich denke, daß Cervantes eine Satire auf die zu seiner Zeit überaus populären Ritterromane schreiben wollte. Er wollte seinen Landsleuten vorführen, was für einen Schund sie da lesen, indem er die typischen Attribute dieser Romane auf den Kopf stellt und satirisch überhöht. Und vielleicht wollte er anhand seines "Helden" sagen, daß das Lesen dieser Schundromane zum Realitätsverlust führen kann.


    Ich habe zwar nie einen solchen Ritterroman gelesen, denke mir aber, daß es darin meist um einen strahlenden, vor Männlichkeit strotzenden jugendlichen Ritter auf edlen Rosse geht, der sämtliche Gefahren bravourös meistert, aus allen Gefechten als strahlender Sieger hervorgeht und zum Schluß sein geliebtes Burgfräulein freit.
    Cervantes schuf dazu seinen Anti-Helden Don Quijote. Ein schon älteres hageres Männlein mit weicher Birne auf einem alten Klepper. Genausowenig wie Don Quijote etwas von einem edlen Ritter hat, hat sein Pferd etwas von einem stolzen Hengst. Sämtliche "Abenteuer" werden mit mehr oder minder großen gesundheitlichen Beschädigungen bezahlt und die große Liebe existiert nur in der Phantasie.


    Angélique, Deinen Vergleich mit den Zeichentrick-Cartoons finde ich sehr treffend. Und wenn man den Roman in diesem Sinn liest, hat man großen Spaß daran. Z. B. die Turbulenzen im Schlafraum der Schenke in Kapitel 16 ist reinster Slapstick.


    In meiner Ausgabe des Romans sind sehr hilfreiche Anmerkungen. Es wird oft darauf hingewiesen, daß Cervantes einige typische Merkmale aus anderen Ritterromanen wortwörtlich im Don Quijote eingearbeitet hat. Dort wird auch der Name "Rosinante" erklärt:


    Rosinante - von Rocin, Gaul und antes, vorher bzw. vorhergehend. Also hat das Wort die Doppelbedeutung: (vorher) ein gewöhnlicher Gaul, (jetzt) allen Gäulen vorangehend.


    Meine Devise ist jetzt: Weniger über einen tieferen Sinn nachdenken - einfach lesen und sich über diese tragikomische Geschichte amüsieren.


    Viele Grüße
    ikarus

    Hallo JMaria


    Ohje, hätte ich Dich bloß nicht gefragt! Das ist ja eine brandgefährliche Seite ;-) Allein aus der Rubrik "Klassiker" habe ich mir schon eine ganze Liste zusammengestellt. Die muß ich aber unbedingt wieder etwas zusammenstreichen. Zwei Bücher von Fontane werde ich aber auf jeden Fall bestellen: "Ach, es ist schlimm mit den Dichtern" und "Die Saison hat glänzend begonnen".


    Danke für den Tip!


    Du scheinst vom Joseph auch nicht loszukommen :) Ich habe auch noch etwas Probleme damit, meinen Kopf davon frei zu bekommen. War doch ein sehr intensives Leseerlebnis. Ich habe bis jetzt etwas über 100 Seiten "Don Quijote" gelesen, aber irgendwie werde ich mit dem Buch nicht richtig warm. Obwohl es mir sehr gut gefällt. Komisch. Vielleicht wird´s ja noch.


    Viele Grüße
    ikarus

    Hallo JMaria


    Nein, übertrieben hat Thomas Mann damit nicht. Auch ich finde Thamar das gelungenste und kraftvollste Kapitel des Joseph-Romans. Daß es separat angeboten wird unterstreicht noch die Qualität. Man kann die Thamar-Geschichte wirklich ohne weiteres aus dem Roman herausgelöst lesen.
    Was bitte ist aber "Jokers"? Das sagt mir jetzt nichts.


    Viele Grüße
    ikarus

    Hallo Martin


    Deine Frage, ob Schulromane autobiographisch sind, kann man, denke ich, überwiegend mit einem klaren Ja beantworten.
    Thomas Mann arbeitete z. B. in den "Buddenbrooks" (1901) seine Schulzeit auf, Hermann Hesse in "Unterm Rad" (1906) seine Erlebnisse im Kloster Maulbronn und Robert Musil im "Törleß" (1906) seine Ausbildung in den Kadettenanstalten von Eisenstadt und Mährisch-Weißkirchen.
    Diese Romane wurden von ihren Autoren alle in jungen Jahren geschrieben. Mann war 25, Hesse und Musil 26 Jahre alt. Friedrich Torberg war 22 als er 1930 den "Schüler Gerber" schrieb. Und worüber soll so ein junger angehender Schriftsteller in dem Alter auch anderes schreiben, als über eigene Erlebnisse? Da drängt sich die Schulzeit, als bis dahin wohl längsten und einschneidensten Lebensabschnitt, geradezu auf.
    Diese Schulromane erlebten um die vorletzte Jahrhundertwende einen regelrechten Boom als Kritik am verknöcherten wilhelminischen Schulsystem. Dazu kann man auch noch von Emil Strauß "Freund Hein" (1902) und von Conrad Ferdinand Meyer "Die Leiden eines Knaben" (1883) zählen.


    Viele Grüße
    ikarus

    Hallo Rodion


    Schön mal wieder von Dir zu hören :D


    Danke für Deine Tips zu Dostojewski. Ich habe auch mitbekommen, daß seit einigen Jahren neue Übersetzungen erscheinen. Ist der Unterschied wirklich so groß? Denn die Bücher, die Du aufgezählt hast, habe ich alle auf meinem SUB. Allerdings in der alten Übersetzung.


    An Thomas Mann habe ich mich auch sehr lange nicht herangetraut und dann festgestellt, daß es bei weitem nicht so schwierig ist ihn zu lesen, wie ich befürchtet habe. Vielleicht geht es mir mit Dostojewski ja genauso.
    Ich werde mich dann demnächst mal an ihn herantrauen. Und vielleicht traut sich ja hier im Forum noch jemand mit mir. :wink:


    Mit Konsalik muß ich Dir natürlich auch recht geben. Dessen Bücher unterbieten wirklich jegliches Niveau. Triviale Schundliteratur.


    Viele Grüße
    ikarus

    Hallo JMaria


    So ganz komme ich von Thomas Mann doch noch nicht los. Ich habe mal wieder in der Mann-Biographie von Hermann Kurzke geblättert und bin auf ein Kapitel gestoßen, das sich mit den menschlichen Vorbildern der Figuren im Joseph-Roman beschäftigt.
    Thomas Mann soll zwar gesagt haben, daß der "Joseph" seine erste Arbeit sei, die ohne menschliche "Modelle" auskomme, aber einige Personen im Umfeld Thomas Manns scheinen den literarischen Figuren sehr nahe zu kommen.


    Hermann Kurzke glaubt, daß sich Thomas Mann selbst im Joseph wiederfinden läßt. Eigentlich naheliegend. Auch Thomas Mann ging den Weg vom hochmütigen, träumerischen Künstler zum politisch denkenden Menschen.


    Benjamin = Michael Mann. Der jüngste Sohn von Thomas.


    Der Ismaeliter, der Joseph gekauft hat = Samuel Fischer. Manns Verleger. Er soll ein untrügliches Gespür für den Wert einer Ware, sprich Manuskriptes, gehabt haben.


    Dudu und Gottliebchen = Theodor Lessing und Samuel Lublinski. Zwei jüdische Kritiker. Der eine (Lessing) hat Thomas Mann immer heruntergemacht, der andere auf Händen getragen. Lessing soll von relativ kleinem Wuchs gewesen sein und mit einer großwüchsigen Frau verheiratet.


    Mai-Sachme = Martin Gumpert. Ein Hausfreund der Manns, der in Erika Mann verliebt war, die ihn aber abblitzen ließ.


    Thamar = Agnes Meyer. Thomas Manns reiche amerikanische Gönnerin. Sehr ergeizig. Sie wollte unbedingt ein Verhältnis mit Mann anfangen und soll ihm das auch relativ deutlich zu verstehen gegeben haben. Thomas Mann hat dieses Ansinnen jedoch erfolgreich abgeblockt. Ihre Zudringlichkeit soll ihm furchtbar auf die Nerven gegangen sein.


    Asnath = Katia Mann. Wie bei Joseph und Asnath war auch bei Thomas und Katia Mann zuerst der Entschluß zur Ehe da, bevor sich gegenseitige Zuneigung entwickelte.


    Viele Grüße
    ikarus

    Hallo Martin


    "Der Name der Rose" steht für mich wirklich exemplarisch für eine total mißlungene Romanverfilmung. Genau die Szene, die Du beschreibst, hat mich am meisten aufgeregt. Die Liebesgeschichte zwischen diesem Mädchen und Adson, die im Buch bestenfalls über drei Seiten (von über 600!!) eher am Rande abgehandelt wird, ist im Film ja fast das zentrale Thema.
    Daß sich der Film lediglich auf die Morde und deren Aufklärung beschränkt, war für mich noch eher verzeihlich. Film unterliegt nun mal anderen Gesetzen als Literatur. Von daher ist der Vergleich Film - literarische Vorlage eigentlich unlegitim. Wenn die Unterschiede allerdings dermaßen krass sind, allemal einen Aufreger wert. Dieser Film wird dem "Geist" des Buches jedenfalls in keiner Weise gerecht, sondern ist reine Effekthascherei.


    Viele Grüße
    ikarus

    Hallo JMaria


    In Deinem letzten Posting schriebst Du:


    Zitat

    Es gibt doch einiges zu überlegen, wenn man gemeinsam ein Buch liest.


    Glaubst Du, mir geht es anders? Das finde ich gerade das Spannende am gemeinsamen Lesen, daß man dazu gezwungen wird, auch andere Seiten der Lektüre zu betrachten. Es ist schon, so, daß, wenn zwei Leser das gleiche Buch lesen, es nicht dasselbe ist, sondern sie zwei verschiedene Bücher lesen. Z. B. aufgrund Deiner Einwände zum Kapitel "Thamar" habe ich mich gefragt, ob ich dieses Kapitel vielleicht zu sehr aus männlicher Sicht gelesen habe. Ich las es daraufhin nochmal und es haben sich ganz neue Perspektiven eröffnet. Da war ich Dir (mal wieder) richtig dankbar.


    Zum 6. und 7. Hauptstück noch kurz.
    Als es auf das Wiedersehen Jaakobs mit Joseph zuging, befürchtete ich schon ein Abgleiten der Geschichte in Rührseligkeit. Beim anstehenden Sterben Jaakobs erst recht. Aber nichts dergleichen! Thomas Mann hat alle Klippen drohenden Abgleitens ins Kitschige bravourös umschifft. Den Tod Jaakobs nutzt er sogar dazu, uns Lesern (merkwürdigerweise schreibt er aber immer von Hörern) die Technik der Einbalsamierung nahezubringen.
    Jaakob geht ja mit Ruben ganz schön ins Gericht. Dieser "Muskelturm" mit seinem kleinen Kopf war mir immer sehr sympathisch. Da hatte ich wirklich Schwierigkeiten mir vorzustellen, wie ein 78-jähriger am Sterbebett seines 106-jährigen Vaters steht und sich eine Standpauke abholt. Aber auch die anderen, bis auf Juda, Benjamin und natürlich Joseph, kommen nicht ungeschoren davon. Die Bezugnahme zu den Sternbildern ist mir allerdings nicht klar geworden.


    Anfangs des Kapitels "Pharao schreibt an Joseph" im 6. Haupstück schreibt Thomas Mann: "Die Geschichte kennen kann jeder. Dabei gewesen zu sein, das ist es." Das könnte man als Motto über das ganze Buch stellen. Ich war schon etwas skeptisch, als Du das Buch vorgeschlagen hast und dachte mir: "Eine Nacherzählung der Joseph-Geschichte? Na, ich weiß nicht. Die Handlung ist ja schon bekannt. Was soll das bringen?" Aber schon bald habe ich meine Zweifel abgelegt. Thomas Mann war einfach ein Genie! Wie er diese biblische Geschichte mit Farbe und Leben ausgefüllt hat, ist schier unglaublich. Diese geduldige Genauigkeit und gemächliche Ausführlichkeit des Buches habe ich als sehr wohltuend empfunden. Man erfährt beim Lesen eine richtige "Entschleunigung" seines Lebens. Und lernt nebenbei noch eine Menge über das Alltagsleben und die Gesellschaft im alten Ägypten.


    Ich werde jetzt erstmal ein paar Tage brauchen, um von diesem (nicht nur umfangmäßig) gewaltigen Werk Abstand zu gewinnen und mich langsam auf den Don Quijote vorbereiten.


    Viele Grüße
    ikarus

    Hallo Angélique


    Mit dem Thema Romanverfilmungen hast Du bei mir einen wunden Punkt getroffen. Meiner Meinung nach sind 90 % aller Literaturverfilmungen der größte Schrott. "Der Name der Rose" hast Du ja schon angesprochen. Ich habe mir den Film damals im Kino angeschaut und war nicht nur maßlos enttäuscht, sondern habe mich auch sehr darüber aufgeregt, wie man ein so tolles Buch so schlecht filmisch umsetzen kann. "Der englische Patient" ist für mich ein ähnlicher Fall.
    Ich schaue mir Literaturverfilmungen nur noch dann an, wenn ich das Buch schon gelesen habe. Und dann auch nur interessehalber und um mich (meist) darüber zu ärgern.
    Einigermaßen annehmbar sind die Verfilmungen von Volker Schlöndorff. Z. B. "Die Blechtrommel", "Homo Faber" oder "Der junge Törless". Aber eine richtig gute Literaturverfilmung, die mich restlos überzeugt hätte, fällt mir partout keine ein.


    Viele Grüße
    ikarus

    Hallo JMaria


    Ich muß Dir recht geben. "Thamar" ist mit Sicherheit eines der stärksten Kapitel des Buches. Allerdings mit einer, zumindest für mich, sehr unsympathischen Hauptfigur. Du nennst ihr Verhalten zielstrebig, aber auch skrupellos. Ich bezeichne es als religiösen Fanatismus und das war es, was mir etwas zuwider ging. Freilich waren ihre Handlungen Gott nicht zuwider. Gott lenkt die Geschicke der Menschen, auch wenn man es manchmal nicht gleich versteht. Das macht Thomas Mann dann sehr schön deutlich, als die Brüder geplagten Gewissens vor Joseph stehen und sich gegenseitig beschuldigen. (Kapitel "Zanket nicht!") Joseph beschwichtigt sie: "Das mußte alles so sein, und Gott hat´s getan, nicht ihr, El Shaddai hat mich abgesondert schon frühzeitig vom Vaterhaus und mich verfremdet nach seinem Plan. Er hat mich vor euch hergesandt, euch zum Ernährer,-". Mir hat Juda richtig leid getan. Immerhin ist er von Jaakob zum Erben eingesetzt worden. Völlig zu recht, wie die weiteren Kapitel zeigen als er sich zum Sprecher der Brüder macht und vor Joseph redet.
    Danke, daß Du mich darauf aufmerksam gemacht hast, daß mit Shiloh Jesus gemeint ist. Das habe ich nämlich mal wieder nicht kapiert. So habe ich den entsprechenden Abschnitt gerade nochmal gelesen. Spätestens bei den Bezeichnungen "Friedensfürst" und "Menschensohn" hätte der Groschen auch bei mir fallen müssen, wenn ich genauer gelesen hätte.


    Ist "Astarte" eigentlich eine Art "Liebesgöttin"? Das Wort ist mir beim Lesen schon aufgefallen, ich weiß aber nicht genau, was das sein könnte.


    Ganz durch bin ich noch nicht. Ich komme im 7. Hauptstück zum Kapitel "Die Bewirtung".


    Viele Grüße
    ikarus

    Hallo Martin


    Wow, wirklich beeindruckende Liste. Mich hat eher die Länge erschreckt und daß ich bisher das wenigste davon gelesen habe. Einiges befindet sich allerdings auf meinem SUB. Kennen tu ich das meiste, bis auf die afrikanischen, indischen oder persischen Bücher. Ich bezweifle aber auch, daß ich jemals "Masnavi-ye Ma'anavi" von Jalal ad-Din Rumi oder von Tusen og en natt "Kitab Alf layla wa layla" lesen werde.

    Daß dies keine Rangliste ist, sehe ich eher positiv. Denn wer wollte ernstlich darüber urteilen, ob z. B. "Der Zauberberg" besser ist als "Die Blechtrommel" oder ob Goethe über Shakespeare zu stellen sei?


    Vielen Dank und viele Grüße
    ikarus

    Hallo zusammen


    Hier noch ein weiterer Artikel, der etwas näher zu dieser Buchwahl und den gewählten Büchern eingeht:



    08.05.2002

    "Don Quijote" ist bestes Buch aller Zeiten

    Schriftsteller aus aller Welt haben "Don Quijote" von Miguel de Cervantes Saavedra zum besten Buch aller Zeiten gewählt. Der Norwegische Buchclub forderte 100 Autoren aus 54 Ländern auf, ihre zehn persönlichen Favoriten zu wählen und erstellten daraus eine Liste mit den 100 größten Romanen. "Don Quijote" habe dabei rund 50 Prozent mehr Stimmen erhalten als jedes andere Buch, erklärte der Club.


    Für die anderen Bücher auf der Liste gab der Club keine Platzierungen an. Erfolgreichster Schriftsteller war der Russe Fjodor Dostojewski, der gleich mit vier Werken vertreten war: "Schuld und Sühne", "Der Idiot", "Die Dämonen" und "Die Brüder Karamasow". Franz Kafka, William Shakespeare und Leo Tolstoi schafften es mit je drei Werken auf die Liste, Thomas Mann, William Faulkner und Virginia Woolf mit je zwei. Als bester deutscher Schriftsteller wurde Günter Grass gewählt.


    Zu den befragten Autoren gehörten John Irving, Salman Rushdie, John Le Carre, Carlos Fuentes und Fay Weldon. Die schwedische Kinderbuchautorin Astrid Lindgren gab noch vor ihrem Tod im Januar ihre Stimme ab. Ihre "Pippi Langstrumpf" war ebenfalls auf der Liste vertreten.

    http://www.dw-world.de © Deutsche Welle



    Dostojewski ist vier mal vertreten. Hat jemand von euch schon mal was von ihm gelesen? Ich habe mich bisher noch nicht an ihn herangetraut.



    Martin: Vielen Dank für den Link. Solche Wahlen scheinen ja schwer in Mode zu sein. Über deren Aussagekraft läßt sich sicher streiten, aber als Lese-Anregung können sie allemal dienen.


    Im alten Klassikerforum habe ich mal auf das "Lebensbücher"-Projekt aufmerksam gemacht, das ich auch ganz interessant finde, und hier im Forum auch eine Umfrage dazu gestartet.
    Da mittlerweile einige neue Forumsteilnehmer dazugekommen sind, hier nochmal der Link:


    http://www.lebensbuecher.net/


    Viele Grüße
    ikarus

    Hallo


    Gerade habe ich folgende Meldung gefunden:


    100 Autoren wählten "Don Quijote" zum besten Buch der Welt

    Oslo - 100 international bekannte Autoren haben den Roman "Don Quijote" des Spaniers Miguel de Cervantes zum besten Buch der Welt gewählt. Bei der vom Osloer Nobelinstitut zusammen mit norwegischen Buchclubs vorgenommenen Abstimmung erhielt der Anfang des 17. Jahrhunderts geschriebene Schelmenroman mit Abstand die meisten Stimmen. Auf dem zweiten Platz auf der Liste folgt "Madame Bovary" des Franzosen Gustave Flaubert. Als deutschsprachige Autoren gaben unter anderem Christoph Hein und Christa Wolf ihre Stimme ab.


    Das hat mich jetzt natürlich sehr auf das Buch neugierig gemacht. Heute habe ich mein Exemplar bekommen und freue mich schon sehr darauf es gemeinsam mit Euch zu lesen. Noch hat allerdings "Joseph" Vorrang.


    Vielleicht wird ja mal die komplette Rangliste dieser Wahl veröffentlicht. Die würde mich sehr interessieren.


    Viele Grüße
    ikarus

    Hallo JMaria


    Ich habe dieses "Lesewetter" auch genutzt und bin jetzt mitten im 6. Hauptstück.
    Mir hat auch sehr gut gefallen, wie Thomas Mann mittels Josephs Gedanken dem Leser wieder langsam die Erinnerung an das frühere Geschehen wieder ins Gedächtnis ruft und so auf die die kommenden Ereignisse vorbereitet.
    Im Kapitel "Thamar" sind wir dann zum ersten mal wieder ganz in Palästina. Ich hatte beim Lesen ein Gefühl, wie wenn man nach langer Zeit wieder alte Freunde trifft. :D
    Aber was für ein fanatisches, hinterlistiges Weib! Meine "Freunde" haben mir richtig leid getan und ich war froh, als das Kapitel zu Ende war.


    Viele Grüße
    ikarus

    Hallo Kang


    Antonio Pigafetta ist der Name des Begleiters von Ferdinand Magellan, der ab 1519 die erste Weltumsegelung unternahm. 1521 wurde Magellan und ein Großteil der Mannschaft auf den Philippinen ermordet. Pigafetta gehörte zu den wenigen Überlebenden, hat die Weltumsegelung fortgesetzt und später über diese Reise einen Bericht geschrieben (Magellans Voyage: A Narrative Of The First Circumnavigation).
    Felicitas Hoppe unternahm 1997 ebenfalls eine Reise um die Welt, und zwar auf einem Frachtschiff. Davon handelt ihr Roman.


    Viele Grüße
    ikarus

    Hallo JMaria


    Der Link zur Echnaton-Seite ist ja der Wahnsinn! Vielen Dank dafür. Das Suchen nach solchen Dingen hemmt zwar schon den Lesefluß, lohnt sich aber auch oft, wie Du mir mal wieder gezeigt hast. Ich bin in der Beziehung ja leider etwas faul. Bloß gut, daß ich Dich an meiner Seite habe :-)


    Zur zeitlichen Einordnung des Buches brauchen wir uns, glaube ich, wirklich keine weiteren Gedanken zu machen und können es unter schriftstellerischer Freiheit verbuchen. Thomas Mann hat einfach zeitlich verschiedene Ereignisse zusammengezogen und in EINER Zeit angesiedelt.


    Dazu schrieb er am 26. 4. 1928 im Berliner Tageblatt: "Ich schreibe an einem Schmöker, (...) Gegenstand des Buches ist die Fleischwerdung des Mythos; sein Held: Joseph, Jaakobs Elfter; seine Welt: der babylonisch-ägyptische Orient um 1400 vor Christo (...) seine Aufgabe: zu beweisen, daß man auf humoristische Weise mythisch sein kann."


    Das letzte ist Thomas Mann wirklich gelungen. Über dieses "Merci" mußte ich auch schmunzeln. Wie damals über das "So eine Hetz" der Torwachen. :-) Überhaupt empfinde ich das Buch als irgendwie augenzwinkernd und verschmitzt geschrieben.


    Du bist, glaube ich, noch im 3. Hauptstück, deshalb mache ich hier mal einen


    S
    P
    O
    I
    L
    E
    R


    denn gleich am Anfang des 4. Hauptstücks kommt ein Satz, der mir mal wieder die Genialität Thomas Manns gezeigt hat:
    "Und was sollte jetzt aus uns werden ohne jedes vernünftige Prinzip, da unser Schifflein, vom mäßig gehenden Strom der Erzählung dahingetrieben, wieder einmal an dem Rand eines Zeit-Katarakts bebt von sieben und sieben geweissagten Jahren?"


    Was für eine Metapher! "Katarakt" mußte ich nachschlagen. Es bedeutet sowohl "Stromschnelle" bzw. "Wasserfall" als auch "rasche Folge", "Flut von Ereignissen".
    Und tatsächlich habe ich den Eindruck, daß der Roman ab dem 4. Hauptstück ziemlich an Fahrt gewinnt. Ich merke auch an mir, daß ich auf einmal schneller lese. Josephs Hochzeit wird relativ schnell abgehandelt, seine Söhne werden geboren und die Jahre fliegen nur so dahin.
    Dazu paßt auch ein Satz, im Abschnitt über die Namen der Töchter Echnatons, über den ich richtig lachen mußte:
    "Die Namen der anderen, zum Teil sehr liebevoll erdacht, hätten wir ebenfalls am Schnürchen; aber indem wir eine leichte Verstimmung über die weibliche Einförmigkeit teilen, mit der sie sich aufreihten, haben wir keine Lust, sie herzusagen." *ggg*


    Das schreibt der detailversessene Thomas Mann!!! Da hätte ich eher erwartet, daß er uns am Lebenslauf jeder Tochter bis in die Enkelgeneration teilhaben läßt. :-)


    Ich komme nun zum 5. Hauptstück.


    Viele Grüße
    ikarus

    Hallo Nimue


    Ich würde sehr gerne nach dem "Joseph" bei Eurem "Cervantes" mitlesen. Das wird aber noch eine Weile dauern, denn ich habe noch gut 300 Seiten Thomas Mann vor mir. Da seit ihr wahrscheinlich schon zu weit.
    Andererseits hat mir JMarias Empfehlung "Der Lokus im Levkojenbeet" auch große Lust auf Fontane gemacht. Darum bin ich etwas unschlüssig.
    Ich werde es jetzt so machen, daß ich mich nach der Joseph-Lektüre mal nach Eurem Stand erkundigen werde und wenn ich eine Chance sehe Euch einzuholen, den Cervantes mitlesen. Wenn nicht - Fontane.


    Viele Grüße
    ikarus